Weiße Streifen auf schwarzem Hintergrund sehen wir in Saul Bass’ legendärem Vorspann für Der Mann mit dem goldenen Arm. Elmer Bernsteins treibender Score bereitet den Zuschauer in diesen Minuten vor auf die trostlose Welt, in die Frankie Machine (Frank Sinatra) nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis getrieben wird. Der Berufsspieler Frankie war im Knast dank eines Arztes clean geworden und nun warten in der Freiheit die alten Gauner-Freunde und die Versuchung des Heroins.
Auch über die Titelsequenz hinaus war Otto Premingers Drogendrama bahnbrechend. Nach einem Buch von Nelson Algren erzählt Der Mann mit dem goldenen Arm von der Sucht aus Sicht eines Süchtigen und treibt sich dafür in den weniger gut betuchten Schichten der amerikanischen Nachkriegsgesellschaft herum. So umstritten und realistisch war die Thematisierung von Drogenkonsum im Film, dass die Motion Picture Association of America (MPAA) eine Empfehlung zur Altersfreigabe des Films verweigerte. Der Mann mit dem goldenen Arm widersprach den Bestimmungen des Production Codes im damaligen Hollywood, der festlegte, was gezeigt werden durfte und was nicht. Anstatt klein beizugeben, kam Premingers Klassiker in die amerikanischen Kinos und spielte über 4 Millionen Dollar ein. Die Kritiker waren begeistert und ein erster Schritt getan in der langsamen Aufweichung und Beseitigung des Productions Codes über zehn Jahre später.
In der an Höhepunkten nicht mangelnden Karriere Frank Sinatras wurde die oscarnominierte Darstellung des (Ex-)Junkies Frankie Machine zu einer seiner ikonischsten Rollen. Zwei Jahre zuvor hatte er den Filmpreis für Verdammt in alle Ewigkeit gewonnen. Otto Preminger wiederum scheute weder vor noch nach Der Mann mit dem goldenen Arm vor der Darstellung kontroverser Themen zurück. Mit den expliziten Gesprächen über Sex und Vergewaltigung in Anatomie eines Mordes sollte er die MPAA wieder herausfordern.
Heute im TV: Der Mann mit dem goldenen Arm
Wann: 23:15 Uhr
Wo: HR