Hilflos auf die spannende Art

25.01.2010 - 07:00 Uhr
Kappl und Deininger ermitteln in einer Gesamtschule.
ARD
Kappl und Deininger ermitteln in einer Gesamtschule.
Es war nicht viel Handlung zu sehen im neuen Tatort, dafür aber tolle Bilder und ein Thema, das Spannung und Glaubwürdigkeit rüberbrachte. Echte Konflikte und begabte Nebendarsteller machten diesen Tatort zum echten Psychothriller.

Der Saarbrücker Tatort: Hilflos mit dem Ermittlerteam Stefan Deininger (Gregor Weber) und Franz Kappl (Maximilian Brückner) über Gewalt unter Jugendlichen war nicht gerade actionreich, bot dafür aber mehr als genug Spannung. Glücklicherweise wurden keine Kinderleichen als billiger Tränendrüsen-Faktor missbraucht, das Thema ging dem Zuschauer auf ganz andere Art an die Nieren. Der Psychoterror entwickelte sich langsam, und die Gewalt zwischen Jugendlichen wurde sehr real dargestellt: subtil, unterschwellig und hundsgemein.

Foto-Show: die Bilder zum Tatort : Hilflos

Psychoterror auf die gute Art
Der erfahrene Tatort-Regisseur Hannu Salonen folgte dem gängigen Thriller-Motto, dass das Monster nur so lange unheimlich ist, bis man es sieht: Das Unbekannte ist immer interessanter als ein ans Licht gezerrter Bösewicht. So blieb der Tatort: Hilflos bis zum Ende doppeldeutig und rätselhaft. Dabei spielte das Drehbuch geschickt mit dem Mitgefühl der Zuschauer. Am Anfang schien der bemitleidenswerte Außenseiter noch die uneingeschränkte Sympathiefigur zu sein. Später aber entpuppte sich das reiche und beliebte Schnöselchen als genauso gequält und ebenso grausam. Der am Ende gezeigte Mord-Akt auf einem pixeligen Handy-Video brachte keine Erkenntnis und ließ alle Beteiligten hilflos zurück. Der Zuschauer fühlte dasselbe: Jene spezielle Hilflosigkeit, die für die scheinbar aus dem Nichts kommende Brutalität reserviert ist.

Vielschichtigkeit statt Stereotypen
Die Last der schauspielerischen Glaubwürdigkeit wog zumeist auf den schmalen Schultern von Sergej Moya, der den Hauptverdächtigen Schüler Tobias spielte. Hinter Rauchschwaden die wenigen Dialogzeilen murmelnd, wirkte er allein durch seine Blicke gleichzeitig wie ein armes Opfer und ein rachsüchtiger Mörder. Locker spielte er die beiden Kommissare in den Einzelszenen an die Wand. Überhaupt waren die Jugendlichen in diesem Tatort nicht nur unschuldige Lämmchen oder Monster mit Kindsgesichtern. Sie gaben verunsicherte Heranwachsende ab, die eher zufällig in eine Spirale der Grausamkeit geraten waren.

Der Konflikt zwischen den angepassten Erfolgreichen und den schrägen Außenseitern wurde zwischen Deininger und Kappl wiedergespiegelt. Vor allem Deiningers bittere Vorwürfe trafen zuweilen ins Herz. Insgesamt jedoch doch fielen die Rangeleien zwischen den Kommissaren deutlich uninteressanter aus als die Probleme zwischen den Schülern.

Ein Lob gilt schließlich der Optik vom Tatort: Hilflos. Langsame Einstellungen und eine tolle Belichtung halfen, die bedrückende Stimmung genau wiederzugeben. Die Enge der Klassenhierarchie und die Hilflosigkeit der Hauptfiguren spiegelten sich in beeindruckenden Bildern wieder. Ein Tatort mit einer packenden Thematik, der den Zuschauer auch lange nach dem Abspann nicht losließ.

Was ist eure Meinung? Fandet ihr den Tatort: Hilflos spannend und glaubwürdig, oder hat euch das Thema nicht von den Sesseln gerissen? Wir sind gespannt auf eure Kommentare und Bewertungen.

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