11 Minuten. Das ist die Laufzeit des Werks, dem ich heute mein Herz für Klassiker schenke. Wie ein Film, der so kurz ist (mit der Einleitung in der deutschen Version, gesprochen von Heinz Piper, aber immerhin 18 Minuten lang), es zu Klassiker-Ehren bringen konnte? Es ist die Kombination einer Geschichte um einen Butler, eine betagte Dame, die ihren 90. Geburtstag feiert, einem Tigerfell, einer Menge Alkohol und einer Tradition, die Silvester für Silvester zelebriert wird. Es ist die Geschichte von Der 90. Geburtstag oder Dinner for One.
Warum ich Der 90. Geburtstag oder Dinner for One mein Herz schenkte
Es ist nicht so, als ob ich eine große Wahl gehabt hätte: Das Jahr neigt sich dem Ende zu, im Fernsehen läuft Der 90. Geburtstag oder Dinner for One. Das war schon immer so und ist bis heute der Fall. Es ist eine Tradition, eine Art Reflex, beinahe ein Zwang, sich an Silvester Der 90. Geburtstag oder Dinner for One anzugucken. Es muss einfach sein, sonst hört das Jahr beschissen auf und fängt auch gleich noch beschissen an. Doch nicht nur dieser manifestierte Ablauf bringt mich dazu, Der 90. Geburtstag oder Dinner for One wieder zu schauen, sondern auch die Tatsache, dass ich jedes Mal darüber lachen kann, wenn Freddie Frinton als Butler James aus der Blumenvase trinkt, seine Privatfede mit dem Tigerfell ausfechtet oder voller Inbrunst “Cheerio, Miss Sophie!” sagt.
Warum auch andere Der 90. Geburtstag oder Dinner for One lieben werden
Es ist „the same procedure as every year", aber ebendiese Konstanz hat etwas Feierliches. Kurz bevor das alte Jahr mit reichlich Alkohol aus- und das neue Jahr mit nicht weniger Alkohol eingeläutet wird, beschert Der 90. Geburtstag oder Dinner for One einem ein wohlig warmes Gefühl von Geborgenheit und Vertrautheit. Dieses kleine Filmchen fühlt sich einfach an wie Linus’ Schmusedecke. Und diese Emotionen sind sicherlich für jedermann ein Anreiz, Der 90. Geburtstag oder Dinner for One ins Herz zu schließen. Und nicht zu vergessen: Saukomisch ist dieser Dauerbrenner natürlich auch. Da ist Liebe vorprogrammiert.
Warum Der 90. Geburtstag oder Dinner for One einzigartig ist
Klein, fein, liebenswert – wieviele Werke können behaupten, mit dieser Rezeptur auf Dauer Erfolg zu haben? Dass ein 2-Personen-Bühnenstück zur am häufigsten wiederholten Sendung des deutschen Fernsehens werden würde, hätte wohl niemand gedacht – aber nachvollziehbar ist es: Der Humor ist zeitlos, Freddie Frinton als James und May Warden als Miss Sophie sind ein wunderbares Duo und die Sprüche haben einen unheimlichen Erinnerungswert. Dazu die Story des Sketches, die so schlicht wie schlau ist: Eine alte Dame lädt wie jedes Jahr ihre besten Freunde ein, um mit ihnen ihren Geburtstag zu feiern. Ihre Weggefährten Sir Toby, Admiral von Schneider, Mr. Pommeroy und Mr. Winterbottom sind jedoch schon verstorben, weshalb Butler James deren Stellvertreter ist. Und mit jedem Gläschen, dass der Butler austrinken muss, steigt der chaotische Anteil und die Stimmung.
Warum Der 90. Geburtstag oder Dinner for One die Jahrzehnte überdauert
Ganz einfach: Weil sehr wahrscheinlich auch künftig noch Silvester gefeiert wird. Es gibt ja zu Weihnachten auch immer einen Baum. Manche Dinge gehören einfach zusammen und Der 90. Geburtstag oder Dinner for One ist mittlerweile ja mehr als ein Sketch. Das Werk von Regisseur Heinz Dunkhase ist Kulturgut, ein Teil deutscher Tradition, und das obwohl ausschließlich Englisch gesprochen wird. Auf Silvester, auf Der 90. Geburtstag oder Dinner for One! Skål!