Jennys Cannes-Liebling - Uncle Boonmee

23.05.2012 - 08:50 UhrVor 12 Jahren aktualisiert
Ein Waldgeist made in Thailand
movienet
Ein Waldgeist made in Thailand
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Anlässlich des Filmfestivals in Cannes stellen wir euch unsere liebsten Cannes-Gewinner vor. Heute versinken wir mit Uncle Boonmee im geheimnisvollen thailändischen Dschungel.

Als Apichatpong Weerasethakul beim Festival in Cannes 2010 die Goldene Palme gewann, war er längst kein Unbekannter mehr… Halt! Stopp! Apichgsnfglö… Wer? Der Einfachheit halber zur Einführung: Apichatpong Weerasethakul ist ein thailändischer Regisseur, der von Kennern einfach nur Joe genannt wird. Für Uncle Boonmee erinnert sich an seine früheren Leben erhielt er, wie schon geschrieben, die Goldene Palme, doch das war kein Überraschungserfolg eines unbekannten asiatischen Jungspunds. Blissfully Yours wurde 2002 mit den Hauptpreis der Reihe Un Certain Regard ausgezeichnet und mit Tropical Malady gewann der 1970 geborene Regisseur zwei Jahre später den Jury-Preis des Festivals. Die Goldene Palme war für den Cannes-erpobten Joe im Grunde der logische nächste Schritt und der Preis bekräftigte seinen Status als einer der bedeutendsten Autorenfilmer, die das Weltkino zur Zeit zu bieten hat.

Uncle Boonmee wurde als Teil des Kunstprojekts Primitive konzipiert, das auch Kurzfilme umfasst. Dem Genuss des Films tut es allerdings keinen Abbruch, wenn ihr die anderen Werke nich kennt. Der alternde Titelheld leidet an Nierenversagen und reist ins thailändische Grenzgebiet von Laos, in dem seine Schwester lebt. Boonmee ahnt, dass er bald sterben wird und so ist der Film eine Meditation über das Leben, dessen Ende sowie das Verhältnis des Menschen zur Natur, aber auch die thailändische Geschichte. Durchdrungen von buddhistischen Vorstellungen wie dem Samsara, also dem Kreislauf der Wiedergeburten, lässt Joe seinen Protagonisten auf die Geister toter Verwandter treffen, die von ihren früheren Leben erzählen und ihn auf seinem letzten Weg begleiten.

Dass dabei kein esoterischer Schmarrn herauskommt, liegt an der ganz natürlichen, selbstverständlichen Art, in der Joe seinen Uncle Boonmee durch den Fluss des Lebens gleiten lässt und mit ihm die Kamera. Geruhsam und losgelöst von konventionellen Erzählstrukturen ist Uncle Boonmee erinnert sich an seine früheren Leben für die einen eine audiovisuelle Besinnung, für andere ein filmischer letzter Lebenshauch, der noch einmal in vollem Zug genossen wird. Inszenatorisch bringt Apichatpong Weerasethakul seinen zuvor schon im Meisterwerk Syndromes and a Century erpobten magischen Realismus in einer reduzierten, nicht weniger schönen Form zu neuer Blüte.

Schlussendlich ist Uncle Boonmee kein Film, der sich bis ins Kleinste intellektuell zerfasern lässt, kein Film, der eine in sich geschlossene Welt präsentiert, aus der es nur einen sinnigen Ausweg gibt. Die verschiedenen Pfade durch den thailändischen Dschungel gilt es mit dem sterbenden Onkel zu erforschen und dazu dürfte womöglich mehr als nur eine Sichtung nötig sein. Aber das ist alles andere als ein schlechtes Zeichen.

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