Die animierte Deadpool-Serie des Atlanta-Schöpfers Donald Glover ist zumindest vorerst Geschichte, wie wir vor wenigen Tagen berichteten. Eigentlich sollte der Atlanta-Schöpfer gemeinsam mit seinem Bruder Stephen als Showrunner, ausführende Produzenten sowie Autoren das Projekt stemmen, doch offiziell cancelte das verantwortliche Network FX das Vorhaben wegen "kreativer Differenzen". Bei Twitter legte Glover nun mit der Veröffentlichung von Seiten des Drehbuchs aus der geplanten Episode "Finale" nach. Zwar sind die Einträge nicht mehr auf dem Kurznachrichtendienst zu finden, doch Slash Film konnte die mit popkulturellen Referenzen und potenziell viel Subtext durchzogenen Seiten sicherstellen.
Donald Glovers Tirade gegen Marvel lässt darauf schließen, dass es sich hierbei um frisch geschriebene Zeilen handelt, zumal er mit rechtlichen Konsequenzen rechnen müsste, wenn er tatsächliches Material aus der Deadpool-Serie veröffentlicht hätte. So sagt der Titelheld, der das letzte lebende Nashorn namens Sudan in der "Folge" beschützen muss, zu dem Tier verwundert ob seines Fernsehaus': "Was? Das Marvel-Zeug, dass ich darin gesagt habe? Alles, was ich sagte, war, dass Marvel versucht, Spielzeuge an 7-jährige Jungen und 50-jährige Pädophile zu verkaufen." Ein weiterer Rundumschlag gegen das Comic-Haus an späterer Stelle im Skript klingt so:
Es fühlt sich einfach so an, als ob jeder etwas anderes will, aber niemand will etwas dafür tun, um es zu bekommen. Hat Marvel nicht genug Feel-Good-Minderheiten-Serien, die jeder unterstützt, aber niemand ansieht? Ich meine, ich denke, unsere Serien wäre spaßig gewesen. Ich wollte nur einen Ort, um ehrlich zu sein. Und ich glaube, dieser Ort ist Freeform.
Dabei spielt Glover auf den familienfreundlichen Tochter-Sender von ABC an, einer Disney-Tochter. In einem weiteren Teil des Drehbuchs verstehen zwei afrikanische Beschützer von Sudan die von Deadpool getätigten Referenzen nicht. Es scheint, als rechne Donald Glover auch hier mit den Verantwortlichen bei Marvel oder des Senders ab: "Wow. Nichts sitzt. Unsere Kulturen sind so verschieden. Wir müssen uns einander so viel beibringen." Womöglich selbstreflektiv legt Glover seinem Antihelden folgende Worte in den Mund, nachdem dieser eine Nachricht um die abgebrochene Serie erhält und daraufhin ein einseitiges Gespräch mit Sudan führt: "Ich denke, der Autor ist einfach wütend. Oder gelangweilt", dem sich einige Zeilen später anschließt:
Weißt du, ich bin nicht wütend wegen dieser ganzen 'gecancelten' Sache. Tatsächlich denke ich, dass es etwas Gutes ist. Ich meine, ist es überhaupt die richtige Zeit, um einen gewalttätigen, Waffen-liebenden, weißen, schimpfenden Mann im Fernsehen zu haben? Einen anderen, als den PRÄSIDENTEN!
Glovers gefeierte Serie Atlanta, die er ebenfalls für FX umsetzt, läuft zur Zeit in den USA. Die 2. Staffel wird in Deutschland zeitnah bei FOX ausgestrahlt und ist über Sky Ticket abrufbar.
Was sagt ihr zu Donald Glovers Drehbuchpassagen der bzw. zur gecancelten Deadpool-Serie?