Oliver Stone & der nette iranische Diktator

08.09.2011 - 08:59 Uhr
Oliver Stone und Hugo Chávez
Wikimedia/nicolas genin
Oliver Stone und Hugo Chávez
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Oliver Stone ist dafür bekannt, dass er ein politischer Mensch ist, der politische Filme macht. Ob er sich dabei weit aus dem Fenster lehnt, ist ihm schon immer egal gewesen. Das beweist auch sein neues Projekt.

Politik und Politiker haben auf Oliver Stone schon immer etwas Magische ausgeübt. Ob Platoon, Wall Street oder JFK – Tatort Dallas, alle diese Filme setzten sich mit politischen Themen auseinander. Ein Blatt hat Oliver Stone nie vor den Mund genommen, Neutralität ist nicht das Seine, eine klare Positionierung dagegen schon. Nicht selten wurden ihm deswegen Vorwürfe gemacht, zum Beispiel wurde ihm anlässlich von 12 Uhr nachts – Midnight Express Rassismus unterstellt.

Vor allem aber seine Dokumentationen über Machthaber brachten ihm Kritik ein. In Comandante begleitete er den Máximo Líder Fidel Castro, in South of the Border den venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez, in beiden Fällen wurde Oliver Stone Idealisierung vorgeworfen, er selber gab an, das Bild linker Politiker Lateinamerikas gerade rücken zu wollen. Nun wagt der Regisseur sich wieder an ein Projekt heran, das ihm um die Ohren geschlagen werden könnte: Eine Dokumentaion über den iranischen Herrscher Mahmud Ahmadinedschad. Die Planungen sind schon so weit vorangeschritten, dass sein Sohn Sean Stone in den Iran gereist ist, um geeignete Drehorte zu finden.

Schon 2007 wollte Oliver Stone diese Doku angehen, was ihm damals von iranischer Seite aber noch untersagt wurde. Die Bedenken haben sich nun aber offenbar zerstreut, vor allem nachdem Oliver Stone zugesichert haben soll, dass der Islam und Mahmud Ahmadinedschad in einem besseren Licht dargestellt werden sollen, es keine fiktionalen Szenen geben wird und das Drehbuch vorab kontrolliert werden darf. Inwieweit dabei noch eine wirkliche Dokumentation herauskommen soll, bleibt schleierhaft, läuft doch irgendwie alles scheinbar auf eine Art “netten Diktator” heraus: ein Widerspruch in sich.

Wir dürfen gespannt sein, ob sich Oliver Stone mit dem Despoten tatsächlich nur über Bartrasur und Sonnenstand unterhält, oder ob es ihn doch noch packt, er investigativen Journalismus betreibt und Mahmud Ahmadinedschad fragt, warum das iranische Volk keine Rechte hat und unterdrückt wird.

Oliver Stone dreht eine Dokumenation über Mahmud Ahmadinedschad: Wie lautet eure Meinung dazu?

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