Oscarpreisträgerin Luise Rainer mit 104 Jahren gestorben

31.12.2014 - 12:42 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Luise Rainer mit William Powell in Der große Ziegfeld
MGM
Luise Rainer mit William Powell in Der große Ziegfeld
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Die in Deutschland geborene Schauspielerin Luise Rainer gewann als erste Filmschaffende zwei Oscars hintereinander. Nun ist sie im stattlichen Alter von 104 Jahren verstorben.

Nur wenige Biografien können so viele Rekorde und Meilensteine vorweisen wie die von Luise Rainer. Dabei dürfte dieser aus Deutschland und Österreich stammende Star des Hollywood-Kinos heute den wenigsten Filmfans ein Begriff sein. Die Schauspielerin war die erste Person, die mehrere Oscars ihr Eigen nannte und die erste Filmschaffende, die zwei der begehrten Preise hintereinander gewann. Bis heute haben ihr letzteres unter den Schauspielern nur Spencer Tracy, Katharine Hepburn, Jason Robards und Tom Hanks nachgemacht. Wie die New York Times  berichtet, ist die älteste lebende Oscarpreisträgerin gestern mit 104 Jahren gestorben.

Geboren 1910 in Düsseldorf wuchs Luise Rainer im Deutschland und Österreich der Nachkriegsjahre auf. Schon als Teenager entschied sie sich für eine Karriere auf der Bühne und studierte daraufhin Schauspiel bei Max Reinhardt in Wien. Ihren Vorsatz, sich auf eine Theaterkarriere zu konzentrieren, brach Rainer, als ihr 1934 ein Talent-Scout von MGM einen Vertrag anbot. Mit 24 Jahren verließ die Tochter jüdischer Eltern ihre deutschsprachige Heimat, ging nach Hollywood, lernte Englisch und erregte erstes Aufsehen an der Seite von William Powell in Seitensprung. Doch selten entschied sich eine ganze Karriere innerhalb einer vergleichbar kurzen Zeit. Für ihren zweiten Hollywood-Film Der große Ziegfeld gewann Luise Rainer bereits den Oscar für die Beste Hauptdarstellerin. Noch heute beeindruckt ihr emotionaler Ausbruch in jener berühmten Szene, in der sie ihrem Film-Ex-Mann Ziegfeld (Powell) am Telefon zu seiner neuen Ehe gratuliert.

Ein Jahr später, 1938, folgte der zweite Academy Award als Beste Hauptdarstellerin, diesmal für ihre Darbietung einer wortkargen chinesischen Bäuerin in der Pearl Buck-Verfilmung Die gute Erde. Im Nachhinein bezeichnete Luise Rainer diesen Doppelschlag als das schlimmste, was ihrer Karriere widerfahren konnte. Weitere Filme bei MGM konnten weder Kritiker noch Rainer selbst überzeugen, was die Schauspielerin übersteigerten Erwartungen und auch dem Studiochef Louis B. Mayer anlastete. Noch vor ihrem 30. Geburtstag war die Hollywood-Karriere im Grunde vorüber. Rainer wurde aus dem Vertrag bei MGM entlassen und drehte 1943 noch einen Film bei Paramount. Während des Krieges engagierte sie sich für den Kauf von Kriegsanleihen auf Seiten der Amerikaner und danach war sie vor allem auf europäischen Bühnen oder im Fernsehen zu sehen. Ihre letzte bedeutende Filmrolle spielte Luise Rainer 1997 in Dunkle Tage in St. Petersburg mit Michael Gambon.

Vergessen wurde Luise Rainer jedoch nicht, zumindest in den USA. Dort wurde sie nach ihrem 100. Geburtstag mit einem Stern auf dem Walk of Fame geehrt. Beim Boulevard der Stars in Berlin war hingegen mehr Druck nötig. Die einzige Schauspielerin mit deutscher Staatsbürgerschaft, die je einen Oscar gewonnen hat, wurde von der Jury um Dieter Kosslick und Senta Berger bei der Erstauswahl der Geehrten übergangen. Erst eine Brief- und Facebook-Kampagne bewirkte, dass Rainer im September 2011 in Berlin ihren Stern erhielt. Am 30. Dezember 2014 ist die zweifache Oscarpreisträgerin an den Folgen einer Lungenentzündung gestorben.

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