Auch wenn eigentlich gesellschaftlicher Konsens darüber besteht, dass Vergewaltigung ein drückendes Problem darstellt, brauchen wir solche Spiele wie Pregnancy . Denn wenn Filme wie Fifty Shades of Grey vor einem Millionen-Publikum missbräuchliche Beziehungen verharmlosen und Politiker Frauen zu ihrer Körbchengröße beglückwünschen, scheint es mit dem Bewusstsein um persönliche Grenzen und Sexualität noch nicht so weit her zu sein, wie wir uns das wünschen. Auch wenn dieses Spiel wohl eher für diejenigen geeignet ist, die der Meinung sind, dass Abtreibungen nicht gottgewollt sind. Selbst wenn die Schwangerschaft aus einer (gottgewollten?) Vergewaltigung entstanden ist.
Aber Pregnancy stellt noch mehr dar als 'nur' einen Pro-Abtreibungs-Titel. Als innere Stimme tauchen wir plötzlich im Kopf der 14-jährigen Teenagerin Lilla auf. Damit hat sie schon mal einen Vorteil gegenüber unzähligen Frauen in der echten Welt: Lilla ist nicht allein und hat jemanden, mit dem sie über ihr furchtbares Erlebnis und die daraus resultierenden Folgen reden kann. Zum Glück gibt es da auch noch ihre Tante, ihre Schwester und einige Freunde. Pregnancy verschont uns Spieler nicht mit Eindrücken der Vergewaltigung und den Gedanken, die Lilla beschäftigen, als sie die Schwangerschaft bemerkt. Wir können mit ihr über alles reden und uns entscheiden, welche Ratschläge wir ihr erteilen wollen - wenn überhaupt.
Pregnancy präsentiert uns das Innenleben seiner Protagonistin in Bildern, Musik und Text - ein Grafik-Feuerwerk braucht es hierfür nicht. Mit der Zeit und vielen, langen Gesprächen lernen sich Spieler und Lilla immer näher kennen. Es sind auch vielmehr diese persönlichen Unterhaltungen, die den ganz eigenen und sehr einnehmenden Reiz von Pregnancy ausmachen. Ob wir dabei Lillas Gewissen verkörpern oder einfach nur ihre mentalen Probleme darstellen, spielt eine untergeordnete Rolle. Es geht darum, zu versuchen, die Person auf der anderen Seite kennen zu lernen und zu verstehen. Ihr könnt Pregnancy für knapp 2 Euro im Steam Store herunterladen.
Probiert ihr es aus?