Das blöde Erwachsenwerden bemisst sich vor allem an der Erkenntnis, dass es doch irgendwann zu spät sein könnte, sich zu ändern. Die schnuckeligen Kids aus Riverdale mit den Köpfen voll unverwirklichter Ideen und Schabernack kennen solche Gedanken natürlich nicht. Dort wird der James Franco-Way-of-Life kultiviert, der jedem erlaubt immer alles zu werden, was er will. Archie (K.J. Apa) etwa möchte nicht mehr nur Footballspieler mit Zukunft im kleinstädtisch-dynastischen Entrepreneurwesen sein, sondern auch Songwriter. Die nicht wirklich sympathischer werdende Veronica (Camila Mendes) indes will die Identität der oberflächlichen Zicke ablegen und einfach ein guter Mensch sein. Als sie gegen den Vorsatz verstößt und den "Kennedy-Spross von Riverdale" (Footballstar und Footballcoach-Sohn muss man dafür sein) datet, wird ihr dies mit ekelhaftem Cybermobbing vergolten.

Aber sie ist nicht die einzige von digitalem Slut-shaming betroffene Riverdale-Schülerin, und so schwingt sich Betty (Lili Reinhart) zur Nachwuchspublizistin mit politischer Haltung auf, reaktiviert eine ganz analoge Schülerzeitung, für die sie direkt den Vielschreiber Jughead (Cole Sprouse) als Reporter engagiert, der nun also auch offiziell seine In Cold Blood-Reportage schreibt und zielstrebig im Fall Jason Blossom ermittelt. Zusammen geben Jughead und Betty eine recht passable Veronica Mars ab, bohren ganz highschool-noir bei verschlagenen Schülern nach und schleichen mit Taschenlampen (!) durch nächtliche Schulkorridore.

Aber das ist erst der Anfang. Verkleidet mit brünetter Pagenkopfperücke zieht Betty den Slut-shaming-Drahtzieher der Highschool (Der Kennedy-Spross) zur Rechenschaft und übertreibt dabei ein wenig, kocht den Bully nämlich in einem Whirlpool buchstäblich und etwas zu lange weich. "Du warst ne andere Person", sagt Veronica besorgt zu ihrer dann wieder wieder blonden und gewohnt pferdeschwänzigen Freundin, die sich anschließend an nichts mehr erinnern mag. Das erinnert nur entfernt an Patricia Arquettes Doppelinkarnation Alice Wakefield in Lost Highway, aber was tut man nicht alles, um in Riverdale eine David Lynch-Referenz unterzubringen.

Je schöner von außen desto scheußlicher von innen, raunt die tief (auch in ihrem Stolz, vor allem aber als Frau) verletzte Veronica ihrer Mutter zu. Ja, die Schönheit. Nun, man gewöhnt sich allmählich an die Schönheit Riverdales und ihrer Bewohner und dass es unter deren Hülle ein wenig fault, das war ja klar. Es kommen weitere Dinge auf den Tisch: Archies erdbeerbowlenrote Haare sind gefärbt, Scoutmaster Dilton Doiley hat den mysteriösen Schuss am 4. Juli abgefeuert, gesteht er, genau wie Archie, der vor Polizei und Schulleitung zugibt, den Schuss gehört zu haben, also vor Ort gewesen zu sein, und Cheryl behauptet, den Tod ihres Bruders zunächst nur inszeniert zu haben. Dilton hat den Detektiven Betty und Jughead aber noch anderes Interessantes zu berichten: Er sah Ms. Grundys Auto am 4. Juli am See. Eine Partei weiß nun, dass Archie dort weilte, die andere, dass Ms. Grundy sich dort aufhielt. Das wird noch heiß für den armen Kerl.

Anmerkungen:

Wir warten immer noch auf Molly Ringwald.
Shannon Purser, die die Barb in Stranger Things spielte, ist jetzt bei Riverdale dabei und eine große Bereicherung.
Cheryl verspricht Archie alles zur Entlohnung seiner Unterstützung, ihr wisst schon... Alles. Nur ihren Körper nicht. Schön diese Brechung in einer sehr körperlichen Episode.

Zitat der Episode:

Leute, wollen wir heute abend nicht nochmal Making a Murderer auf Netflix gucken.

Alle Folgen des Riverdale-Serientagebuchs:

Staffel 1, Kapitel 2: Touch of Evil
Staffel 1, Kapitel 1: The River's Edge

Riverdale - Staffel 1, Episode 3 im Serientagebuch

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