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Berlinale 2015 - 4. Tag

11.02.2015 - 09:41 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
"Under Electric Clouds" - russisch-ukrainisch-polnische Co-Produktion
Metrafilms/Linked Films
"Under Electric Clouds" - russisch-ukrainisch-polnische Co-Produktion
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Die Depression eines ganzen Landes macht Angst

Im Mittelpunkt meines 4. Tages auf der Berlinale stand die Weltpremiere des russischen Films Under Electric Clouds. Ein sperriger Brocken von Film. Es ist sehr einfach, diesen Film nicht zu mögen. Der Film packte mich zwar nicht, aber er hielt meine Konzentration über zwei Stunden lang auf mündlichem Abschlußprüfungsniveau, wobei Professor German immer wieder Fragen stellte, auf die der Prüfling sich nicht vorbereitet hat. Dennoch war es für mich eine sehenswerte Erfahrung. Regisseur German versucht die Stimmung der russichen Gesellschaft in Bilder und Worte zu kleiden. Diese Herangehensweise haben wir bei so vielen russischen Filmautoren bereits erlebt. Jede Zeit hat da ihre eigenen Protagonisten. Denken wir nur an Andrei Tarkovsky. Ich will German damit nicht in diese Höhe der Kunst hieven, dennoch steht er in dieser Tradition. Deshalb steht ein solcher Film immer am Rande des Scheiterns. Aber steht nicht auch die russiche Gesellschaft am Randes des Scheiterns? Genau dies transportiert der Film. Er geht sogar noch weiter. Er zeigt ein Russland, das am Rande der Klippe den nächsten Schritt macht und setzt die Handlung, die keine ist, sondern ein Seelenzustand, in das Jahr 2017 - "die Welt steht kurz vor einem Krieg". Der Film zeigt die Depression eines ganzen Landes und wenn es sich bei dem Land um Russland handelt, dann macht das Angst. Wer sich auf diesen Film einlässt und nicht sofort ablehnt, kann mehr über den Seelenzustand Russlands erfahren, als in sämtlichen Reportagen zur aktuellen Krise. Bleibt noch zu erwähnen, dass der Film für mich deshalb funktioniert, weil er von einem großartigen Schauspielerensemble getragen wird. Allen voran Merab Ninidze, den wir natürlich vor allem aus Nirgendwo in Afrika kennen. Und, fast hätte ich es vergessen - der Film ist eine russisch-ukrainisch-polnische Co-Produktion. Wünschen wir uns, dass es nicht die letzte Co-Produktion in dieser Konstellation sein wird.

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