Die Welt ist ein Hort für alle möglichen Arten von Menschen. Leider gibt es unter der Erdbevölkerung auch einige, die einen bis zur Weißglut reizen, halsstarrige, ewiggestrige und unbelehrbare Dummköpfe, die Beleidigungen mit Humor verwechseln. Da ist es nur natürlich, sich deswegen auskotzen zu wollen.
Diese Woche gab es eine Nachricht, die wie geschaffen ist für den Aufreger der Woche: “Komiker” Tracy Morgan und seine schwulenfeindlichen Witze.
Mund auf, Kot raus
Zuerst einmal: Wer ist eigentlich Tracy Morgan? Manch einem wird der Name wohl nichts sagen. Er hat in so bedeutenden Filmen wie Little Man, Sterben will gelernt sein oder Cop Out – Geladen und entsichert mitgespielt (woran wir schon recht deutlich erkennen können, wie witzig Tracy Morgan ist) und ist seit 2006 Teil der Besetzung der Serie 30 Rock. Aber eigentlich ist Tracy Morgan Stand-Up-Comedian, ein Beruf, den mittlerweile jeder Depp ausüben kann, der sich für lustig hält und es schafft, auf eine Bühne zu krabbeln. Während eines Auftritts dachte sich Tracy Morgan, es wäre besonders witzig zu erwähnen, dass niemand homosexuell geboren werden würde, dass schwul sein eine persönliche Wahl ist, dass Gott niemanden schwul erschafft, da der Herr ja keine Fehler macht (womit Tracy Morgan deutlich zum Ausdruck bringt, dass für ihn Homosexualität falsch ist), Kinder solche Dinge aus den Medien lernen und er seinen Sohn abstechen würde, wenn dieser “schwul” mit ihm reden würde. So so, Tracy Morgan, aber wenn nur Dünnpfiff aus der Klappe fällt wie bei dir, dann wäre das ok, oder wie?
Liegt das Kind erst im Brunnen, ist die Reue groß
Natürlich war Tracy Morgan anschließend untröstlich wegen seiner Äußerungen und bat tausendfach um Entschuldigung. Heul, schluchz, heul. Und er hatte natürlich auch gleich die Erkenntnis parat, dass „von allen Krankheiten keine so verletzend ist wie die Homophobie.“ Das ist so falsch wie heuchlerisch. Homophobie ist keine Krankheit, es gibt keine Medizin dagegen. Das einzige, was gegen dieses verengte Bild hilft, ist die Öffnung des eigenen Geistes. Aber mittlerweile ist es ja Gang und Gäbe, dass niemand mehr für seine Verfehlungen verantwortlich ist. Tiger Woods pimpert mit dutzenden Frauen und belügt seine Gattin, aber hey, er kann nichts dafür, er ist schließlich sexsüchtig und braucht eine Therapie. Kiefer Sutherland fährt besoffen Auto. Ach, entschuldigt, der Mann braucht einfach eine Entzugskur. David Duchovny guckt sich stundenlang Pornos im Internet an? Ganz klar, der Mann muss therapiert werden. Mag sein, dass der ein oder andere dieser Menschen tatsächlich ernste Probleme hat, aber zuvorderst sind das Erwachsene, die sich ihrer Entscheidungen bewusst sein müssen. Plumpe Ausreden und der reumütige 24 Stunden-Aufenthalt in einer Promi-Spezialklinik sind jedoch nicht mehr als Futter für die Öffentlichkeit.
Canossa calling
Tracy Morgan hat sich noch nicht einliefern lassen, aber er trat den Gang nach Canossa an, indem er verkündete, dass er manchmal „wirklich blöde Scheiße“ rede, er total für die gleichgeschlechtliche Ehe sei und sich außerdem noch mit Angehörigen und Opfern homophober Gewalttaten treffen wolle. Die große Wiedergutmachungstournee hat also begonnen. Was Tracy Morgan aber vermutlich nie kapiert, ist die Tatsache, dass es nicht der Randgruppenwitz an sich war, der die Emotionen hochkochen ließ, sondern die Art des Gags. Minderheiten zum Zentrum von humorigen Einlagen zu machen, ist nicht unbedingt etwas Verwerfliches, sondern kann ein Ausdruck dafür sein, dass diese Gruppe mittlerweile als fester Bestandteil der Gesellschaft akzeptiert wird. Witze werden schließlich über alles und jeden gerissen, und keiner muss päpstlicher sein als der Papst. Aber wenn Tracy Morgan davon spricht, dass es ihn nicht störe, wenn Schwule sich dadurch angegriffen fühlen, da sie harte Witze abkönnen müssen, da sie auch anale Penetration vertragen und er ein Kind abstechen würde, sollte es eine schwule Redeweise haben (was an sich schon ein selten dämliches Klischee ist), dann überschreitet er damit meilenweit eine Grenze.
Tracy Morgan sollte vielleicht grundsätzlich seine Einstellung zu Homosexualität überprüfen. Ein misslungener Witz: kann passieren. Etwas über das Ziel hinausschießen: shit happens. Aber er kann ja wohl kaum angenommen haben, dass das, was da aus seinem Mund kommt, wirklich lustig ist. Vielleicht sollten sich Personen, die so stark im öffentlichen Fokus stehen, mal darüber im Klaren sein, dass sie eine gewisse Verantwortung haben. Ach, Moment: das gilt für jeden Menschen! Auch Otto Normalverbraucher muss sich selber kontrollieren und kann Verfehlungen nicht mit einem als Therapie getarnten Wellness-Urlaub wiedergutmachen oder mit fadenscheinigen Aktionen versuchen, die Wogen zu glätten. Die Äußerungen von Tracy Morgan und die grundsätzliche Haltung einiger Stars bei gemachten Fehlern sind zusammengenommen ein echter Aufreger der Woche!