Sexistische Marvel Fanboys From Outer Webspace

02.08.2014 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Sexistische Marvel Fanboys From Inner Webspace
Marvel/moviepilot
Sexistische Marvel Fanboys From Inner Webspace
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Die Marvelfilme sprechen unser inneres Kind an. Manche Fanboys scheinen jedoch zu weit in die Kindheit geschleudert zu werden. Zum Leidwesen der Guardians of the Galaxy und Filmkritiker_Innen.

Wer kennt sie nicht: Die Fanboys, die ihre Liebe zu ihren Babys darin ausdrücken, in dem sie sie lange vor Kinostart ungesehen mit vollen Punkten bewerten und auf die Frage, warum sie das tun mit “muss man den Film nicht gesehen haben, um zu wissen, dass der Film spitze wird” erwidern. Eine Sorte Mensch – artverwandt mit denjenigen, die Filme vor Kinostart mit 1er Ratings abstrafen (die Twilight – Bis(s) zum Morgengrauen Reihe lässt grüßen) – die auch moviepilot nicht gänzlich unbekannt ist. Irgendwie bewundernswert, schließlich bleibt im Alter leider zu oft zu viel Begeisterung auf der Strecke. Aber wie wir wissen, trennt nur eine dünne Linie Begeisterung von Fanatismus und kann bis zu einem Punkt führen, an dem Nerds – einst selbst Zielscheibe sozialer Ungerechtigkeit – zu evident latenten Sexismus und Mobbing greifen mit abscheulichen Ausmaßen. Ein Aufreger der Woche über Fanboys (bewusst maskulin), die entweder die Botschaften ihrer Lieblingsfilme konsequent ignorieren oder zu vergesslich sind, sich zu erinnern, wie es sich angefühlt hatte, auf dem Schulhof selbst aufgemischt zu werden.

Von Schafsköpfen und Hintertürchen
Woran mag es wohl liegen, dass ausgerechnet die Fans von Marvels Cinematic Universe in trauriger Regelmäßigkeit mit trolliger Dorfproletenattitüten auf sich aufmerksam machen? Bereits vor Start von Marvel’s The Avengers sahen sich Kritiker mit einem Internetmob konfrontiert, weil sie sich herausnahmen, den Film nicht als Meisterwerk oder mindestens als Film des Jahrzehnts auszurufen. Oder sich erdreisteten, den bis dato makellosen Metascore auf Rotten Tomatoes mit halbfaulen Rezension zu besudeln. Ein Kritiker trieb es besonders bunt, weil dieser sich die Frechheit erlaubte, den Film und das RT-Rating zu besudeln – als Frau! Entsprechend fielen die Reaktionen aus:

Auszug 1: We’re in at 32 fresh reviews versus your one pathetically pointless review, you soulless drone. Hope you end working at a McDonalds.
Auszug 2: She asked her boyfriend what score she should give. Just stick to rom-coms, bitch.
Auszug 3: No she liked Green Lantern because Ryan Reynolds, rom-com mainstay, was shirtless in that film. That’s why she liked it. Numbskulls like you give REAL female journalists a bad name.
Auszug 4: Bitch what the fuck is wrong with you, I knew there would be bad reviews from some people but not from spiteful assholes who bash shit for attention.

Amy Nicholson ist ihr Name und mittlerweile Chef-Filmkritikerin der LA Weekly. Soviel zum Thema “McDonalds” und “echte Filmjournalistin”. Es war nicht unbedingt eine Glanzstunde für das Marvel Fandom, aber welche Community ist schon perfekt? Nur bewahrheitete sich eine alte Weisheit, die wir nicht erst seit Vokuhilas und Arnold Schwarzenegger kennen: Irgendwann kommt alles wieder zurück…

Von Trollen, Bordsteinschwalben und Torten
Auch die Guardians of the Galaxy von James Gunn legten einen makellosen Kritikerscore hin, gingen mit der Buzzrakete durch die Decke und steigerten die Erwartungen der Fans ins Unermessliche. Als plötzlich – Oh Schreck! – die ersten Kritiken ohne Superlative erschienen und lösten erneut ein Trollfeuerwerk aus. Wieder gab eine Filmkritikerin den Stein des Anstoßes (Stephanie Zacharek) und wieder legten die (scheinbar) ausnahmslos männlichen Trolle ihren von Gott gegebenen und von Michael Bay in Form gepressten Charme in die Waagschale, nahmen eine positive, aber dennoch kritische Filmkritik zum Anlass, sich in der Anonymität des Internets so richtig gehen zu lassen:

Auszug 1: Go kill yourself troll. bash the movie just for attention. die fucker.
Auszug 2: She’s just pissed because she lives in the Village full of gay men and no one wants any of her old, dried out pie.
Auszug 3: We live in a world where 1000s of people are being beheaded and murdered throughout the world each and every day and this harlot has the nerve to knock it because it’s too fun?

Diese ganz spezifische Form der Artikulation erstaunt mich immer wieder, die stets in Begleitung mit der Feigheit DERjenigen einhergeht, die nicht MANNS genug sind, ihre Worte mit ihren Klarnamen zu schmücken. Tatsächlich frage ich mich, wie sich ein Mensch von einem Text, der rein gar nichts mit der eigenen Person zu tun hat, zu solch persönlichen Reaktionen ausufern kann? Die oben abgebildeten Kommentare sind Reaktionen, die in der Realität (dem wirklichen Leben das rechts, links, ober- und unterhalb des Monitors stattfindet, Anmerkung des Autors) so selten anzutreffen sind, wie Morddrohungen und wenn, meist nur, wenn die eigenen Persönlichkeitsrechte angegriffen werden. Kurzum, in Extremsituationen.

Im Internet dagegen finden sich unter jedem zweiten YouTube Video solche Entgleisungen. Wohl die Defizite einer heranwachsenden Generation, entstanden durch veraltete Erziehungsmethoden von Eltern, die der zügig fortschreitenden Onlinewelt inklusive ihrer Technologien und Kommunikationsformen nicht gewahr sind. Die Trolle von heute waren einst Kinder, die gelernt hatten, nicht mit vollem Mund zu reden, anderen Menschen in die Augen zu schauen, aber nie beigebracht bekamen, sich im Netz nicht wie chauvinistischen Wildsäue zu benehmen. Übrigens, diese Antwort auf den GOTG-Trollzirkus kann ich euch nur empfehlen. So wird mit Kleinkindern umgegangen!

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