Starkult und Drogenmissbrauch

01.05.2014 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
My Own Private Idaho
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Die Liste an Schauspielern, die regelmäßig Drogen konsumieren, ist lang. Ihre Abstürze, Rückfälle und im schlimmsten Fall verfrühten Tode, die die Medien gern für Skandalhäppchen ausschlachten, haben ihren Ursprung jedoch oftmals in der übersteigerten Erwartungshaltung der Öffentlichkeit.

In der Nacht des 31. Oktobers 1993 starb der Jungschauspieler River Phoenix in den Armen seines Bruders Joaquin Phoenix vor einem Nachtclub in Hollywood. Die anschließende Obduktion ergab, dass er große Mengen Heroin und Kokain konsumiert und einen Herzstillstand erlitten hatte. River Phoenix wurde nur 23 Jahre alt. Sein letzter Spielfilm Dark Blood, in dessen Dreharbeiten er damals involviert war, wurde erst 2012 fertiggestellt.

Die Geschichte von River Phoenix ist kein Einzelfall. Anfang des Jahres ist Philip Seymour Hoffman an einer versehentlichen Überdosis gestorben, 2008 war es sein Schauspielkollege Heath Ledger. Im gleichen Jahr erlag der 25-jährige Nachwuchsstar Brad Renfro, der im Kindesalter seinen Durchbruch mit einer Hauptrolle in Der Klient erlebte, seiner Heroinsucht. Renfro war schon seit seinem 18. Lebensjahr drogensüchtig und hatte mehrere Therapieversuche hinter sich. Das mediale Echo kommentiert solche tragischen Fälle meist bestürzt und ratlos. Gern wird dabei übersehen, dass der Drogentod eines Stars häufig mit seiner öffentlichen Rezeption und Vermarktung in direktem Zusammenhang steht.

Das perfekte Image
Welche Verbindung besteht also konkret zwischen Drogen und Ruhm? Warum scheint der Rausch der eigenen Popularität in einigen Fällen erst durch den Rausch von Amphetaminen, Halluzinogenen oder Beruhigungsmitteln ertragbar? Und warum nehmen manche Stars Drogen und andere nicht?

Die Erklärung, dass bekannte Schauspieler oder auch Musiker Rauschmittel konsumieren, um mit ihrem eigenen Erfolg zurechtzukommen, ist im Grunde zwar richtig, allerdings nicht sonderlich spezifisch. Schließlich ist der Vorstellung von einem ruhmreichen Leben die Annahme vorgeschaltet, dass Erfolg nicht nur reicher und beliebter, sondern vor allem glücklicher macht. Ein Star muss folglich glücklich sein. Er muss für die Kameras lächeln, charismatisch, aber dennoch bodenständig auftreten, loyal und freundlich sein und darf vor allem niemals durch Skandale auffallen. Die mediale Öffentlichkeit erwartet diese Art der Selbstpräsentation nicht nur, sie ahndet auch umgehend jedweden Verstoß durch entsprechende Schlagzeilen.

Der Zwang zur Extraversion
Die Forderung nach einer schmerzfreien und schillernden Präsenz widerstrebt dabei jedoch häufig dem wahren Persönlichkeitsprofil der Betreffenden. Ernst zu nehmende Leinwand- und Bühnenakteure sind in erster Linie Künstler, die innerhalb eines bestimmten Rollenmodus ihr Talent und ihre Leidenschaft ausleben. Diesem Modus der Extraversion steht allerdings oftmals eine sensiblere, stillere Seite gegenüber, ohne die die hochgelobten Schauspielleistungen eines Darstellers gar nicht möglich wären. Viele Stars gelten nicht umsonst im wahren Leben als introvertiert, zurückhaltend und kamerascheu.

Mehr: Drogen zwischen Popkultur und Gesellschaft

Wiederkehrende Rollen, strahlende Selbstdarstellungen auf dem Roten Teppich und unterhaltsame Auftritte in Fernsehsendungen züchten folglich den Trugschluss heran, dass der betreffende Star auch im Privatleben eine einnehmende und selbstsichere Persönlichkeit hat. Damit wächst der Druck, der Stress und die Angst vor dem Verlust des Erfolges. Drogen, Tabletten und Alkohol betäuben diese Unsicherheiten und sorgen kurzfristig dafür, dass der Mensch im Rampenlicht genau so funktionieren kann, wie es von ihm erwartet wird. Das Phänomen, dass einige Stars häufig zu Rauschmitteln greifen, ist demnach kein individuelles Problem, sondern steht in permanenter Wechselwirkung mit der öffentlichen Erwartungshaltung und der hohen medialen Aufmerksamkeit. Ein Ausdruck der Schattenseiten innerhalb der hollywood’schen Persönlichkeitskultur.

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