Still Walking rührt mit leisen Tönen

18.11.2010 - 08:50 Uhr
Still Walking
Kool Filmdistribution
Still Walking
Das japanische Familiendrama Still Walking erzählt von einer Familie, die sich jedes Jahr trifft, um ihres früh verstorbenen Sohnes und Bruder zu gedenken. Der Film berührt auf subtile Weise existenzielle Fragen.

Ab dem 18. November ist Still Walking in den deutschen Kinos zu sehen, ein melancholischer, schmerzlich-schöner Film über eine Familie, die nur noch die Trauer um einen verlorenen Angehörigen vereint. Die Hauptthemen des Regisseurs Hirokazu Koreeda sind seit jeher der Tod und die Frage, was im Leben wirklich zählt. Er gilt als einer der wenigen japanischen Filmemacher, die die Tradition des klassischen japanischen Kinos fortsetzen und seine Filme wie Nobody Knows oder After Life werden häufig mit denen von Großmeister Yasujiro Ozu verglichen.

In Still Walking wohnen wir dem Familientreffen der Yokoyamas bei, die sich jedes Jahr im Elternhaus versammeln, um gemeinsam das Grab des früh verstorbenen ältesten Sohns Junpei zu besuchen. Der Film schildert in ruhigen, fast meditativen Bildern die Totenfeier und lässt auf subtile Weise die diversen Konflikte innerhalb der Familie zu Tage treten. Der verschlossene alte Patriarch Kyohei kann sich mit dem Tod seines Ältesten nicht abfinden, der als Erbe für seine Klinik vorgesehen war. Seinem jüngeren Sohn Ryota, einem arbeitslosen Kunstrestaurator, bringt er nur kühles Ressentiment entgegen. Ryota wird in seinen Augen nie den Platz ausfüllen, den Junpei vor 15 Jahren hinterließ, als er bei der Rettung eines Jungen aus dem Wasser selbst ertrank. Toshiko, die greise Mutter, lädt den einst Geretteten zu der familiären Gedenkfeier ein, doch nur, um ihm zu vermitteln, dass lieber er tot sein sollte, als ihr geliebter Sohn. Junpei, der Tote, ist die eigentliche Hauptfigur in Still Walking, die nie in Erscheinung tritt, doch um die sich alle Gespräche der Familie Yokoyama drehen.

Wie schon Ozus Meisterwerk Die Reise nach Tokio handelt Still Walking vom Konflikt der Generationen, von Entfremdung und unausgesprochenen Vorwürfen. Doch genau wie in dem großen Klassiker, gibt es auch bei Koreeda versöhnliche Momente, etwa wenn die greise Toshiko einen Schmetterling jagt und ihr dabei plötzlich eine kindliche Freude ins Gesicht geschrieben steht. Still Walking ist bei all seiner ernsten Thematik doch auch ein heiterer und sanfter Film. Er findet Bilder, die die Schönheit des Alltags offenbaren und eine fast meditative Ruhe ausstrahlen: der Wind, der durch die Bäume streicht, die Sorgfalt, mit der die Frauen das Essen zubereiten, ein Spaziergang im Sonnenschein. Still Walking erzählt seine Geschichte unaufgeregt und leise, aber vielleicht vermag er gerade deshalb, den Zuschauer tief zu berühren.

Hier könnt ihr euch den Trailer des Films anschauen:

Was meint ihr dazu? Seht ihr euch den Film im Kino an? Welche japanischen Filme gefallen euch am Besten?

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