Das Duell: Männer vs. Frauen im Tatort

25.05.2008 - 08:37 UhrVor 12 Jahren aktualisiert
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Wer sind die besseren Tatort-Ermittler? Ines & Oliver sind verschiedener Meinung: Ring frei!

700 Folgen Tatort: Das ist 700facher Mord und Totschlag. Viel wurde darüber diskutiert, welches Team das Beste sei. Schimanski & Thanner oder doch Stoever & Brockmüller? Eine wichtige Frage wurde bisher jedoch völlig vernachlässigt: Wer stellt eigentlich die besseren Ermittler? Sind es Männer oder Frauen?

Da nichts soviel Spaß macht, wie ein zünftiger Kampf der Geschlechter, starten wir unsere Reihe “Duell” mit genau dieser zugespitzen Frage.

Klar geht es ums Klischee, deshalb macht sich Oliver für seine Geschlechtsgenossen stark, während sich Ines für die Frauen ins Zeug legt. Ring Frei zur Runde 1! Los geht’s.

Ines meint: Frauen sind die besseren Kommissare

“Ab an den Herd, statt an die Leiche!” hieß es vor fast genau 30 Jahren, als die erste Tatort-Kommissarin Marianne Buchmüller (Nicole Heesters) ihren Fall löste. Anstoß erregte, dass sie nicht nur nicht kochen konnte bzw. wollte, sondern auch noch zwei Männer als Untergebene hatte, die ihr zuarbeiten mussten. Die Männer-Welt schrie auf: Das gehört sich nicht! Kein Wunder, dass sie nur drei Fälle lösen durfte und dann von eben jenen Männern ins Niemandsland versetzt wurde. Die Angst, angestammte Pfründe und Enklaven zu verlieren, sorgte lange Zeit dafür, dass eher blässliche, ohne große Eigenschaften, eben für die Männerwelt ungefährliche Kommissarinnen wie Hanna Wiegand (Karin Anselm) ausgewählt wurden. Emma Peel in Deutschland? Unmöglich!

Aber dann kam endlich – erst 1989, dafür haben die männlichen Verantwortlichen fast 20 Jahre gebraucht – Lena Odenthal (Ulrike Folkerts). Eine Frau, die sich nichts vormachen lässt, eine Amazone. Wie Penthesilea greift sie wenn nötig zur Waffe, steht den Opfern und ihrem Kollegen bei, löst ihre Fälle mit logischer Brillanz. Gottlob ist das Genre seitdem nicht mehr nur die Sache der harter Kerls (die gar nicht so hart sind … mehr Schein als Sein) oder ehrwürdig ergrauter Herrn wie einstmals ZDF-Kommissar Erik Ode, der sich noch hoheitsvoll von Emely Reuer, von seiner Vorzimmer-Assistentin bedienen ließen. Neun Frauen haben bisher in höheren Tatort-Funktionen ermittelt, sechs sind es aktuell. Eine geringe Zahl gegen die Übermacht der Männer – insgesamt gab es bisher 73 verschiedene Ermittler.

Keine der Kommissarinnen ist verheiratet, eine hat gerade ein Kind bekommen, ansonsten sind es wie ihre männlichen Kollegen Singles, Geschiedene oder Verwitwete, für die ihr Beruf alles ist. Ihnen ihre Beziehungen vorwerfen? Leitmayr hat mehr Zeuginnen geküsst und umarmt, als je alle Kommissarinnen zusammen Männer hatten; der Choleriker Paul Trimmel (Walter Richter) war ein grantigen Eigenbrötler; der grummelnde Klaus Borowski (Axel Milberg) ist völlig beziehungsgestört; Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) haust seit Jahren einsam in einer Pension; Till Ritter (Dominic Raacke) will der ewige Frauenheld sein. Wenn Männer ihre Fälle lösen, droht bei jeder attraktiven Frau, die auftaucht, gleich die ganze Ermittlung zur romantischen Schmonzette zu verkommen. Und Action eine Domän der Männer? Von wegen: Es gibt nicht nur Schimanski (Götz George) sondern ein ganzes Rudel langweiliger Kommissare und lahmarschiger Sesselfurzer, an die sich heute niemand mehr erinnert. Für den Stuttgarter Bienzle (Dietz-Werner Steck) ist es schon Action, wenn er hastig vom Stuhl aufsteht. Kommissar Veigl (Gustl Bayrhammer) lässt in seiner bayerischen Behäbigkeit nur noch den Gastauftritt vom Pumuckl vermissen und Kommissar Bülow aus Berlin (Heinz Drache) schafft es, noch langweiliger und spießiger daher zu kommen als jeder Kontaktbereichsbeamte.

Um Quoten zu machen müssen Kommissare singen wie Paul Stoever und Peter Brockmöller (Manfred Krug und Charles Brauer) oder völlig rumalbern wie Frank Thiel und Prof. Börne (Axel Prahl und Jan Josef Liefers), Freddy Schenk (Dietmar Bär) muss sein Enkel-Baby sitten oder gemeinsam mit seinem Kollegen ständig die gleiche eklige Bockwurst am immer gleichen Imbiss-Stand essen. Ernsthafte Ermittlungen sehen anders aus, da heißt es sich in Personen hineinzuversetzen, in ihre Seele schauen. Wer kann das besser als Charlotte Sänger (Andrea Sawatzki) mit ihrem psychologischen Scharfsinn (statt bayrischem Holzhammer) und ihrer Kombinationsgabe (statt Münsteraner Zufälligkeiten). Es heißt, Tätern ihre Geheimnisse zu entlocken. Und wer kann besser in die nordischen, kühlen und verschwiegenen Gemüter dringen als Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler). Ohne die weiblichen Kommissare wäre der Tatort einfach langweilig wie Essen ohne Würze, oder öde wie die Krimi-Szene ohne Agatha Christie, P.D. James, Sue Grafton, Patricia Cornwell, Joy Fielding, Anna Kalman usw. usf.


Oliver meint: Männer bringen Action, Frauen nerven!

Nennt mich Chauvi oder Macho, aber die weiblichen Kommissare bringen es einfach nicht. Okay, vielleicht wie beim Kölner-Team zum Akten sortieren und Telefonlisten abarbeiten, also die Sachen die Ballauf und Schenk nicht machen wollen, dafür taugt eine Assistentin. Oder um Borowski im Weg herumzustehen. Aber wenn es ans Ermitteln geht, sind Frauen doch nur fürs Weichgespülte zuständig.
Überhaupt: Ermitteln ist schon fast euphemistisch formuliert. Charlotte Sänger verbringt ja mehr Zeit damit wehleidig dreinzuschauen, als tatsächlich kriminalistisch zu arbeiten. Es soll Täter geben, die sich aus reiner Langeweile oder Mitleid selbst gestellt haben, damit sie sich Frau Sängers Weltschmerz-Visage nicht mehr ansehen mussten. Und ein Tampon als Mordwaffe ? Sowas kann nur in einem weiblichen Tatort vorkommen.

Ach ja: Frau Odenthal? Die darf doch auch nur die ganzen _sensiblen Sozialthemen: abarbeiten, weil die Drehbuchautoren glauben: Frauen können nur Gefühl. Die denken nicht logisch analytisch, die haben ein Bauchgefühl, wer denn der Bösewicht sein könnte. Aber um es mit Loriot zu sagen: Ich will kein zufällig, nach Gefühl ermittelten Mörder, ich will einen Krimi. Und da darf auch bei aller sozialer Relevanz gerne mal ein bisschen Action vorkommen.

Und was Action angeht sieht es bei den Frau Kommissarinnen ja wohl gleich ganz finster aus. Auf Stöckeln kann man nicht laufen und Autoverfolgungsjagden, nunja… Frauen sind vielleicht als die sichereren Autofahrer bekannt, aber garantiert nicht für rasante Action. Auch wenn Frau Odenthal gern mal in Lederjacke herumrennt – so cool wie Schimmi wird sie nie aussehen.

Kein Wunder, dass ein männlicher Kommissar damals den Sprung ins Kino schaffte. Faust auf Faust, Zahn um Zahn. Hart ganz hart. Die Herren haben Kult-Krimis abgeliefert. Trimmel, Schimmi, Brockmüller, Ballauf, Batic – alleine die Namen klingen markant – bei den werten Damen muß man froh sein, wenn man sich noch erinnern kann wie sie heißen. Wer war denn bitte Frau Wiegand? Frau Buchmüller? Klara Blum?
Ehrlich gesagt: Keine Ahnung, wahrscheinlich waren das welche von den verständnisvollen Sozialkrimis, in denen die Täter durch Nörgeln überführt wurden oder ganz schick und modern rauskam, dass “die Gesellschaft” der wahre Täter war.

Doch ein Tatort ist keine Schulstunde, es geht auch um Unterhaltung. Keiner weiß das besser, als die Münchner, die wirkliche Klassiker abgeliefert haben. Batic und Leitmayr haben nicht nur eine Dynamik wie sie nur männliche Teams bieten, sondern obendrein noch Humor – für die Damenwelt ja oft ein schwieriges Thema. Mord ist eine ernste Sache, da wird nicht gelacht, da haben die Komissarinnen auch gar keine Zeit zu, die müssen ´ja auch ständig ihr Liebesleben sortieren. Ich hab schon aufgehört zu zählen, wie viele gescheiterte Beziehungen Frau Lindholm schon hinter sich hat. Nicht auszudenken, wie viele Verbrecher sie in der der Zeit hätte hopps nehmen können, in der sie mit ihrem Privatleben zu tun hatte. Kerle saufen sich einen und schnappen trotzdem noch jeden Täter, Frauen verlieben sich in den Mörder und müssen am Ende noch vor ihm gerettet werden.

Sorry, aber Kommissarinnen haben es einfach nicht drauf. Gern als Assistentin, vergrätzte Pathologin, Affäre oder lustige Nebenrolle – aber bitte, bitte verschont mich mit eurer intuitiven Ermittlungen.

Und was denkt ihr?







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