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Übersteigerter Pathos oder doch nur die Engstirnigkeit unserer anti-amerikanisierten Gesellschaft?

09.12.2014 - 02:18 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Legendäre Szene eines epochalen Kriegfilms: Die Schlacht am Omaha-Beach in "Der Soldat James Ryan"
United International Pictures GmbH
Legendäre Szene eines epochalen Kriegfilms: Die Schlacht am Omaha-Beach in "Der Soldat James Ryan"
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"Patriotismus ist Liebe zu den Seinen, Nationalismus ist Hass auf die anderen." - Roman Gary

"Zu pathetisch", "undifferenziert", "kriegsverherrlichend" - Kritikpunkte, die bei einem Film wie "Der Soldat James Ryan" öfter fallen als das Amen in der Kirche. Nun ist Filmgeschmack natürlich etwas Individuelles und getreu dem Motto "Jeder, wie er es für richtig hält" sollte keinem vorgeschrieben werden, was ein guter und was ein schlechter Streifen ist. Doch liegen mir solche Spitzfindigkeiten immer schwer im Magen, weswegen ich hier einfach einmal meine Sicht erläutern will:

Zuerst einmal muss man sich die Frage stellen: Warum sieht man sich einen Film an? Weil man etwas daraus lernen will? Weil man intellektuell gefordert werden will? Oder doch nur, weil man sich einfach unterhalten lassen will? Für den gemeinen Ottonormalbürger trifft wohl eher Letzteres zu. Und darauf ist die Filmindustrie auch ausgelegt. Es ist eine reine Unterhaltungsindustrie. Wenn dabei noch moralische Werte suggeriert werden, ist das ein schöner Nebeneffekt, aber sicherlich nicht zwingend. Nun zähle auch ich mich zu eben jener Sorte von Filmliebhabern, die ihr Hauptaugenmerk in erster Linie auf den Unterhaltungswert eines Streifens legen. Das heißt nicht, dass ich mir täglich Blockbuster zu Gemüte führe. Ganz im Gegenteil: Tiefgründigere und sozialkritische Filme wie beispielsweise "American Beauty" oder anspruchsvollere Filme à la "Memento" sind grandios.

Doch es scheint einige zu geben, die nur so nach einer Möglichkeit suchen, einen Film auseinanderzunehmen, womit ich wiederum auf das anfangs erwähnte Beispiel "Der Soldat James Ryan" zurückkommen will: Wenn ich in diesem Zusammenhang die Bezeichnung "Pro-Kriegsfilm" lese oder den Einwurf, dass Steven Spielbergs Werk eine reine Militärpropaganda mit viel zu viel Pathos sei und das ganze auch noch mit einer Bewertung von 2 oder 3 Punkten hinterlegt ist, neige ich ehrlich gesagt immer öfter dazu, zur Kotztüte zu greifen.

Ein Pro-Kriegsfilm also? Vom Juden Spielberg? Gerade die Anfangsszene und auch die restlichen blutigen und ungeschönten Bilder des Krieges müssten eigentlich Beweis genug dafür sein, dass "Saving Private Ryan" keineswegs Kriegsführung verherrlicht. Überhaupt wehre ich mich gegen die simple Bezeichnung Anti- und Pro-Kriegsfilm. Das ist eindimensional und ein wirklich schmaler Grat, auf dem man wandert. Ein Regisseur wird wohl kaum einen Streifen mit der Prämisse drehen, dass er Krieg als Allheilmittel in Szene setzen will. Krieg ist etwas Schreckliches, manchmal aber notwendig, um Unterdrückung und Diktatur (wie eben im 3. Reich oder auch zur heutigen Zeit in Syrien) zu vermeiden. Wie dabei vorgegangen wird, ist ein anderes Thema, das ich nicht zu diskutieren vermag.

Sicherlich ist angesprochener Kriegsfilm sehr einseitig und subjektiv - patriotisch eben. Er zeichnet den 2. Weltkrieg aus rein amerikanischer Sicht, was logischerweise ein "Gut-Böse-Schema" nach sich zieht. Um nun wieder auf die anfänglich erwähnte Frage einzugehen: Muss ein Film denn differenziert sein? Nein, er muss es nicht - er ist ja schließlich keine Doku und hat deshalb auch gar nicht den Anspruch, auch nur in irgendeiner Art und Weise unparteiisch und nüchtern zu sein. Filme dürfen objektiv, dürfen undifferenziert, dürfen schlichtweg patriotisch und einseitig sein. Es wäre doch viel eher befremdlich und unnahbar, wenn ein Streifen keine Seite einnimmt, seine Geschichte vollkommen emotionslos und trocken erzählt. Vielmehr ist dieser Patiotismus, die Glorifizierung und Heroisierung von James Ryan, Sergeant Miller und seiner Kompanie für mich genau das, was den Film ausmacht. Das emotionale Zünglein an der Waage, das einen mitreißt. Wer sich blenden lässt und nach Betrachtung des Streifens wirklich glaubt, alle Deutschen waren Nazis und somit böse Menschen, ist schlichtweg selbst Schuld und zu unreflektiert.

Des Weiteren wüsste ich nicht, was an Patriotismus und Vaterlandsliebe verwerflich sein sollte? Sind wir aufgrund unserer Vergangenheit derart verklemmt, dass wir Pathos immer mit etwas Negativem behaften? Sicherlich kann übersteigerter Nationalismus schnell in Rassismus und Nationalismus ausarten, aber in gewissem Maße ist Patriotismus etwas ganz Wichtiges. Man sollte wissen, wo man her kommt. Man sollte stolz sein auf sein Land - ungeachtet dessen, was andere davon halten.

Ein Film bleibt ein Film. Und als solchen sollte man ihn auch betrachten und dementsprechend bewerten. Welche Rolle spielt denn die amerikanische Außenpolitik, wenn man sich den Film "Lone Survivor" ansieht? Man kann vom Irakkrieg und dem amerikanischen Exzeptionalismus halten, was man will. Mit dem Film an sich sollte das letztendlich aber nichts zu tun haben. Anti-Amerikanismus ist doch genau das, was die Ausübenden immer kritisieren: undifferenziert, subjekiv und propagandistisch.

Genauso steht es um die Voreingenommenheit bei Werken von/mit Mel Gibson, Tom Cruise oder Will Smith. Nur weil sie persönlich vielleicht in der Gesellschaft nicht immer akzeptierte Weltansichten haben, macht das ihre Filme doch nicht automatisch schlechter. Noch schlimmer wird es dann, wenn "Kritiker" mit Verschwörungstheorien ankommen und Gibson beispielsweise das Suggerieren seines konservativ-christlichen Weltbildes in "Apocalypto" unterstellen. Interpretation scheint bei vielen ein sehr dehnbarer Begriff zu sein.

Ich will mit diesem Blogeintrag keineswegs jemanden persönlich angreifen. Mir war es nur wichtig, meine eigene Sicht der Dinge zu erläutern und mir so ein wenig den Frust von der Seele zu schreiben (weswegen das jetzt auch kein literarisches Meisterwerk ist). Die Pathos-Kritiker und Verschwörungstheoretiker lade ich hiermit kräfig zum "Haten" ein. Ich bin dann mal Kotzen :)

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