Uwe Boll salzt die Suppe besser als Michael Bay

09.07.2011 - 08:20 Uhr
Was will uns Uwe Boll mit dieser Geste sagen?
Concorde Filmverleih/moviepilot
Was will uns Uwe Boll mit dieser Geste sagen?
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Ende der Woche ist die Zeit gekommen, mal wieder vom Leder zu ziehen. Zu viel Ärger hat sich angestaut, zu viele dämliche News haben einem den Kamm anschwellen lassen.

“Eier, wir brauchen Eier!” Oliver Kahn hat mit diesem Satz seinem Biobauern keinen Hinweis gegeben, sondern den Mut angesprochen, den es manchmal braucht. Zugegeben, diese Äußerung des Titanen ist keine hübsche Poesie, aber sie macht deutlich, was ab und an doch fehlt. Aber es gibt Männer, die trauen sich noch, ihre Meinung zu sagen – auch wenn diese nicht unbedingt höheren Ansprüchen genügt.

Im Mittelpunkt des Aufregers der Woche steht Dr. Uwe Boll, der mit seinen Aussagen zu The Tree of Life, Michael Bay und Lars von Trier mal wieder mächtig auf den Putz gehauen hat.

Langweilig, aggressiv, behindert
Uwe Boll gilt als Mensch, der deutlich seine Meinung zu Themen sagt. Dabei ist es auch relativ egal, ob er dazu befragt wurde oder nicht. Uns Uwe hat jetzt wieder die große Keule geschwungen und ordentlich die Filmlandschaft zusammengefaltet. In einem Interview mit Screen Junkies und einem mit movieline hat er gegen The Tree of Life gewettert, Michael Bay kritisiert und Lars von Trier beleidigt. Den Film von Terrence Malick nannte er sterbenslangweilig, Michael Bay attestierte er, “dass hinter seinen Streifen etwas sehr aggressives und patriotisches steht”, und dass Michael Bays Filme stets suggerieren, die USA seien immer im Recht. Und Lars von Trier sprach er gleich sein Talent ab und nannte ihn einen “Behinderten”. Ein Diplomat wird Uwe Boll in diesem Leben nicht mehr, das steht fest.

Der doppelte Aufreger
Ganz klar, Uwe Boll ist in diesem Interview über das Ziel hinausgeschossen. Mag sein, dass The Tree of Life langweilig und überbewertet ist. Auch Michael Bays Hang zu äußerst patriotischen Streifen ist bekannt und kritikwürdig. Und Lars von Trier nicht zu mögen, ist nun wahrlich keine Besonderheit. Aber mit Beleidigungen kommt niemand besonders weit. Das ist klar ein Aufreger. Aber damit hat es sich nicht. Denn eines muss Uwe Boll zugesprochen werden: Er hat faustdicke Klöten. Und ganz ehrlich, ohne einen solchen Mann wie den Wemelskirchener Ed Wood wäre die Welt in etwa so, wie Uwe Boll den Film The Tree of Life empfunden hat: sterbenslangweilig. Denn sind wir ehrlich, Typen gibt es ja kaum noch, nirgendwo. Die Nationalmannschaft besteht aus Müller Milch-Trinkern und BiFi-Essern, die Politik aus Philipp Röslern und Kristina Schrödern, und selbst der Filmlandschaft fehlen Leute, die anecken, die unorthodox sind, die eine Meinung haben.

Uwe Boll mag überheblich sein, hat vielleicht sogar den Blick für kritische Selbstreflexion verloren, aber er ist zumindest genau so ein Typ, die es sonst kaum noch gibt. Wir regen uns über ihn auf, oft sogar mit Recht, aber irgendwo bewundern wir ihn auch, dass er sich seine eigene Meinung leistet.

Gegen den Strom
Sollen jetzt alle wie Uwe Boll werden? Bloß nicht! Aber es könnte nicht schaden, wenn nicht alle auf einer Linie sind, ihre eigene Ansicht im Verborgenen halten und lieber auf dem Mainstream mitschwimmen. In der Filmwelt gibt es viele nette Menschen, aber wir wissen ja, mit wem “nett” verwandt ist. Eigentlich brauchen wir Uwe Boll. Er geht nicht den Umweg über nett, sondern ist gleich scheiße – aber das mit Verve. Dass er Sean Penn und Brad Pitt als schlechte Schauspieler bezeichnet, Terrence Malick und Lars von Trier für überschätzt hält und Michael Bay zum wiederholten Male basht, das ist weltfremd bis kindisch. Aber unter all den faden Sonny Boys ist ein böser Bube wie Uwe Boll einfach das Salz in der Suppe.

Leider ist Uwe Boll das einzige Körnchen, das sich in die Konsommee verirrt, denn viele andere streitbare Persönlichkeiten gibt es ja nicht mehr. Diese Armut an Anderssein ist der eigentlich Aufreger der Woche.

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