Was die Primadonna ins Kino trieb...

17.12.2009 - 09:52 Uhr
NFP
Anna Netrebko und Rolando Villazón erzählen im Interview von ihrem Opernfilm La Bohème, der am 18. Dezember im ZDF deutsche TV-Premiere hat.

Puccinis Oper La Bohème aus dem Jahr 1896 wurde letztes Jahr von Regisseur Robert Dornhelm auf die Kinoleinwand gebracht. Mit Anna Netrebko, einer der größten Opernsängerinnen der Gegenwart, und Rolando Villazón könnte diese Verfilmung wohl kaum besser besetzt sein. Im Interview erzählen die beiden Stars, die ihre Rollen bereits in der Bühnenfassung sangen, von der Arbeit am Film, den Unterschieden zwischen Bühne und Studio und ihrer Beziehung zu der Oper, die die Vorlage für diesen Film war: La Bohème!

Was ist Ihrer Erfahrung nach der Hauptunterschied zwischen einer Operninszenierung und Film-Dreharbeiten?

Anna Netrebko : Die Art und Weise, wie man sich vor der Kamera bewegt, ist vollkommen anders als auf der Bühne. Die Bewegungen müssen auf Grund der Intimität der Kamera viel kleiner sein, und der Ausdruck der Emotionen ist, im Vergleich zur Bühne, auf das Kleinste reduziert. Emotionen werden nicht mit großen körperlichen Gesten ausgedrückt, sondern man muss sie in sich aufnehmen und sie dann durch die Augen hindurch scheinen lassen. Ein weiterer Unterschied war es, vor der Kamera zu singen. Zwar war alles schon vorher aufgenommen worden, aber wir haben trotzdem während der Dreharbeiten live mitgesungen, damit es natürlicher und echter aussieht. Das Ganze war eine neue und tolle Erfahrung!

Rolando Villazón : Diese Kunstform war völlig neu für mich, und ich habe realisiert, dass sie eine ganz andere Qualität an sich hat als die Oper. Ich musste mich umgewöhnen und meine Art zu schauspielern verändern, aber ich habe es nicht wie reines Theater gespielt, weil es das ja auch nicht ist. Die kleinen Details zählen zwar viel am Set, aber ich wollte trotzdem nicht meine großen Operngesten fallen lassen und verleugnen, dass ich ein Opernschauspieler bin – wir haben ja schließlich immer noch eine Oper gemacht. Ansonsten war ich gespannt zu sehen, wie dieser Film mich überraschen würde (…)Es war eine neue Welt für mich und es war wundervoll, Teil der Entwicklung eines Films zu sein.

Wie war es, mit einem Hollywood-Regisseur zu arbeiten?

Anna Netrebko : Es war eine schmerzfreie, schnelle und wunderbare Erfahrung! Dank der sehr engagierten und hart arbeitenden Crew haben wir den Ablaufplan eingehalten und es tatsächlich geschafft, die Dreharbeiten in drei Wochen abzuschließen. Gleichzeitig war die Atmosphäre am Set sehr gut und meiner Meinung nach haben wir das Robert Dornhelm zu verdanken. Es war toll, mit ihm zusammenzuarbeiten!

Rolando Villazón : Das Tolle an Robert ist, dass er ein fantastisch präzises Auge hat und genau weiß, was er will. Gleichzeitig ist er offen für jegliche Vorschläge and arbeitet sehr eng mit einem zusammen. Ich konnte meine Ideen mit einbringen und vorschlagen, wie wir welche Szene gestalten könnten. Das gibt einem Vertrauen; du fühlst, dass da jemand ist, dem du vertrauen kannst und der wiederum dir vertraut.

Wie würden Sie die Atmosphäre am Set beschreiben?

Rolando Villazón : Lustig! Wir hatten viel Gelächter, Fisch und Ente! Die Sache ist die: Man isst nicht alles, womit man eine Szene dreht, ansonsten bekommt man ziemliche Magenprobleme. Ich habe diesen Fehler zwei Mal gemacht, einmal mit Fisch und einmal mit Ente. Nun gut, das war der Preis, den ich für meine Unerfahrenheit beim Film zahlen musste!

Welchen Teil der Oper finden Sie am ergreifendsten?

Anna Netrebko : Die Musik im dritten Akt ist meiner Meinung nach die bewegendste und auch charaktervollste. Er ist außerdem der schwierigste Teil zu spielen und singen, aber hat eben auch eine umwerfende Energie.

La Bohème läuft am 18. Dezember 2009 um 22:30 Uhr als TV-Premiere im ZDF. Wer so gar nichts mit Oper anfangen kann, kann ja mal einen Blick in unser Fernsehprogramm werfen – da findet sich auf jeden Fall eine Alternative!

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News