Die 2. Staffel von Wednesday ist mit ihren ersten vier Folgen bei Netflix gestartet und hat Jenna Ortegas titelgebende Antiheldin für ein neues Schuljahr an die Nevermore Academy zurückgebracht. Während sie sich dort mit neuen Bedrohungen und Mysterien herumschlagen muss, ist Wednesdays treibende Motivation eine Vision, die den Tod ihrer Mitbewohnerin Enid Sinclair (Emma Myers) zeigt, was sie mit allen Mitteln zu verhindern versucht.
Auch wenn Wednesdays und Enids Verbindung damit unmissverständlich untermauert wird, überträgt sich das nicht in die Geschichte von Staffel 2 selbst: Denn die bisher erschienenen Folgen reißen die beiden Freundinnen auseinander. Dabei war die Wenclair-Dynamik, wie viele Fans sie nennen, eine der großen Stärken von Staffel 1.
Wednesday Staffel 2 reißt Wednesday und Enid auseinander – und Enid geht unter
Als Wednesday nach Nevermore zurückkehrt, hat sie sofort alle Hände voll zu tun: Sie wird von einem Fanclub und einer Stalkerin verfolgt, ihre Eltern Morticia (Catherine Zeta-Jones) und Gomez (Luis Guzmán) samt Bruder Pugsley (Isaac Ordonez) schwirren an der Schule herum und ein einäugiger Rabe bringt eine unheilvolle Mordserie mit sich.
Enid treibt es gleichzeitig in eine ganz andere Richtung: Sie ist ein beliebtes Mitglied des Werwolfrudels geworden, wo sie Neuzugang Bruno (Noah B. Taylor) kennenlernt, zu dem sie sich gleich hingezogen fühlt. Ajax (Georgie Farmer), mit dem sich in Staffel 1 noch eine Beziehung anbahnte, versucht Enid dagegen aus dem Weg zu gehen, was die Entwicklungen mit Bruno noch verkompliziert.Das Liebesdreieck, in dem sich Wednesday in Staffel 1 mit Tyler (Hunter Doohan) und Xavier (Percy Hynes White) wiedergefunden hat, überträgt Staffel 2 somit auf Enid. Dabei gibt es jedoch ein Problem: Das Liebesdrama war schon bei Wednesday fehlplatziert und wird auch Enid als Figur nicht gerecht. So droht sie zwischen all den neuen Gesichtern und Mysterien in Wednesdays Leben – und der übergeordneten Geschichte der Serie – völlig unterzugehen.
Anstatt Enid mehr zu tun zu geben, werden andernorts Spendengalas organisiert, neue Lehrkräfte kennengelernt, die Geschichte des Willow Hill Krankenhauses ergründet, ein Zombie auf freien Fuß gesetzt und jede Menge Addams Family-Witze gemacht. Dass Wednesday von der Vision um Enids Tod geplagt wird und fortan versucht, ihr Leben zu retten, ohne Enid in Panik zu versetzen, treibt einen weiteren erzählerischen Keil zwischen die beiden. Denn das führt Wednesday zu noch mehr Alleingängen.
Obwohl diese vielen miteinander in Verbindung stehenden Handlungsstränge samt Wednesdays Verhalten nachvollziehbar sind, stellt das, was unterm Strich herauskommt, nicht zufrieden: Zwei füreinander wichtige Figuren, die sich voneinander isolieren, anstatt ihre Probleme gemeinsam anzugehen – für den Preis vieler Neuerungen, die den Kern der Serie hinten anstellen.
Dabei hatten Wednesday und Enid am Ende von Staffel 1 ihre Unterschiede begraben und gemerkt, wie viel weiter sie im Leben kommen, wenn sie zusammenhalten und füreinander da sind. Sie jetzt künstlich auseinanderzureißen, wirkt einerseits wie eine billige Kopie der 1. Staffel, in der sich Wednesday und Enid zuerst füreinander erwärmen mussten. Andererseits drängt sich der Verdacht auf, dass die Serie das Interesse an einer ihrer wichtigsten Figuren – Enid – verloren hat.
Teil 2 von Staffel 2 muss Wednesday und Enid wieder zusammenbringen
In Folge 4 ist Enid wieder ein kleiner Teil von Wednesdays Ermittlungsstreifzug geworden, indem sie Enid vor dem Willow Hill Krankenhaus als Wächterin positioniert hat. In einer besseren Welt hätte Enid Wednesday und Fester (Fred Armisen) womöglich in die Einrichtung begleitet und zumindest ein Stück weit mit ihnen hinter das Mysterium um LOIS geblickt.
Stattdessen wirkt Enid auf der Relevanzskala hier kaum wichtiger als Neuzugang Agnes (Evie Templeton), die sich kurz zuvor als Wednesdays Stalkerin entpuppt und Enid sogar selbst in Lebensgefahr gebracht hat. Mit ihr "darf" sich Enid nun den Wachposten teilen.Womöglich steckt hinter dieser Entwicklung ein übergeordneter Plan des Autorenteams, durch den das Publikum einer großen Wiedervereinigung in Teil 2 noch mehr entgegenfiebern soll. Oder Wednesdays Vision soll sich letztendlich als selbsterfüllende Prophezeiung ausführen, indem Wednesday durch den Versuch Enid zu schützen und sich von ihr zu isolieren, ihre Freundin nur noch mehr in Gefahr bringt.
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Doch welche Gründe auch immer dahinterstecken: Teil 2 muss liefern und Enid endlich wieder zu einer Hauptfigur erheben, die einen integralen Teil zur Geschichte der Staffel beiträgt – und dafür mit Wednesday gemeinsame Sache macht. Denn genauso sehr wie Wednesday eine Horror-Mysteryserie über übernatürliche Mordermittlungen ist, ist sie eine Coming-of-Age-Serie über die Kraft der Freundschaft.
Staffel 2 von Wednesday kehrt am 3. September 2025 mit Teil 2 bei Netflix zurück.