Welcher Bad Lieutenant sitzt tiefer im Dreck?

20.07.2011 - 08:50 UhrVor 12 Jahren aktualisiert
Bad Lieutenant vs. Bad Lieutenant - Cop ohne Gewissen
Amazonas/20th Century Fox/moviepilot
Bad Lieutenant vs. Bad Lieutenant - Cop ohne Gewissen
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Ein Name, zwei unterschiedliche Filme: Bad Lieutenant. Doch welches dieser Werke ist besser? Das von Abel Ferrara oder das von Werner Herzog? Ihr entscheidet!

Wir machen es von Anfang an klar: Ja, wir wissen, dass Bad Lieutenant – Cop ohne Gewissen von Werner Herzog kein klassisches Remake des Films von Abel Ferrara (der heute übrigens 60. Jahre alt wird!) ist. Ist also nur der Titel gleich? Nein, das nun nicht. Die Theamtik von Bad Lieutenant aus dem Jahr 1992 und Bad Lieutenant – Cop ohne Gewissen aus dem Jahr 2009 weist doch Parallelen auf. Zwei gebrochene Gesetzeshüter, auf oder auch über der Schwelle des Übergangs in das Millieu, vor dem sie die Gesellschaft schützen sollen. Gefressen vom Moloch, ausgespuckt in die Welt, die nicht mehr zu bieten scheint als Tristesse, Kriminalität und sinnbetäubendem Chaos. Und auch was die Symbolkraft angeht, sind Abel Ferrara und Werner Herzog Brüder im Geiste. Es gibt also genügend Gründe, die eine Gretchenfrage angemessen erscheinen lassen.

Hintergrund
Harvey Keitel spielt in Abel Ferraras Film einen drogen- und wettsüchtigen Lieutenant, der bei der Mafia in der Kreide steht. Seine psychische Konstitution ist schlecht, New York kriegt ihn richtig klein. Seine letzte Chance, um aus dem Schuldensumpf zu gelangen, scheint die Aufklärung des Falls einer brutal vergewaltigten Nonne, für dessen Lösung er 50.000 Dollar einsacken könnte. In Werner Herzogs Film geht es um den korrupten Cop Terence McDonagh (Nicolas Cage), der ebenso ein Drogenproblem hat. Die Rettung eines Häftlings während des Hurrikans Katrina brachte ihm die Beförderung zum Lieutenant ein, aber auch eine Verletzung, die ihn dazu zwingt, Schmerzmittel zu nehmen. Fokussiert wird neben McDonaghs obsessivem Lebensstil ein kaltblütiges Verbrechen, verübt von Drogendealer Big Fate (Xzibit).

Pro Bad Lieutenant (1992)
Wir bekommen den entblössten Penis von Harvey Keitel zu sehen – das ist aber nicht wirklich ein Argument für den Film von Abel Ferrara. Vielmehr scheint sich diese Szene den Meisten ins Gedächtnis gebrannt zu haben. Da kann Harvey Keitel sich was drauf einbilden, aber Bad Lieutenant besitzt vielmehr andere Qualitäten, als das Glied des Hauptdarstellers. Das Spiel ebendieses Hauptdarstellers zum Beispiel. Harvey Keitel performt sich die Seele aus dem Leib, sein abgeranzter Polizist reißt einen mit in den Abgrund. Bad Lieutenant aus dem Jahr 1992 ist krank, dreckig, pervers, aber auch auf eine faszinierende Weise mit einer Sogwirkung ausgestattet, die es dem Zuschauer unmöglich macht, sich ihr zu entziehen. Abel Ferraras Werk ist hässlich – aber auf eine geniale Art.

Pro Bad Lieutenant – Cop ohne Gewissen (2009)
Auch hier haben wir ein Paradebeispiel dafür, wie die Qualität eines Films mit seinem Star steigt oder fällt. Wesentlich beeindruckender ist jedoch, dass Nicolas Cage es geschafft hat, Bad Lieutenant – Cop ohne Gewissen qualitativ ansteigen zu lassen. Nicolas Cage? Ist das nicht der, der die Karriereleiter so rasant hinabgestiegen ist? Ja, Nicolas Cage hat mittlerweile einige Scharten in seiner Vita, aber in Bad Lieutenant – Cop ohne Gewissen dreht er als Arschloch-Cop noch einmal voll auf! Aber er hat es auch nicht schwer, in diesem Werk von Werner Herzog zu brillieren. Der deutsche Regisseur drehte hier einen Film, der wohl ein eigenes Genre bräuchte, bewegt er sich doch gekonnt zwischen Thriller, Drama und Charakterstudie, und entfaltet dabei eine ganz eigene Faszination.

Abel Ferrara oder Werner Herzog, welcher dieser beiden Regisseure hat das Thema besser umgesetzt? Jetzt müsst ihr entscheiden, welcher amoralische Bad Lieutenant euch mehr gibt.

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