Wer hat Angst vor Liz Taylor & Richard Burton?

25.07.2011 - 08:50 Uhr
Aktion Lieblingsfilm: Wer hat Angst vor Virginia Woolf?
Warner Bros./moviepilot
Aktion Lieblingsfilm: Wer hat Angst vor Virginia Woolf?
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Wer hat Angst vor Virginia Woolf? Du? Oder vielleicht du? Einer unserer User jedenfalls nicht. Er hat auch keinen Grund dazu, denn der Film mit Liz Taylor und Richard Burton beängstigt ihn nicht, sondern gehört zu seinen Lieblingen.

Ein Gewinnspiel, in dem ich etwas über einen Lieblingsfilm von mir schreiben soll?
Da ist die größte Herausforderung sicherlich schon zu Beginn die Auswahl.
Wie soll ich aus all den vielen Filmen wählen, die mich berührt oder auch nur bewegt haben? Nun, ich habe mich nun entschlossen, etwas über Wer hat Angst vor Virginia Woolf? (1966) zu schreiben.

Warum genau dieser Film? Vielleicht, weil er mir mehr Angst gemacht hat, als so ziemlich jeder Horrorfilm, den ich je gesehen habe. Denn ganz ehrlich: So wie George und Martha (nicht ganz zufällig nach dem Gründerpaar der USA, Mr. und Ms. Washington benannt) möchte wohl keiner enden.

Der Plot spielt nur an einem Abend: Ein altes, sich ständig anzeterndes Paar, eben George (Richard Burton) und Martha (Elizabeth Taylor), kommen betrunken von einer Party. George ist Professor für Geschichte am College, das Marthas Vater leitet. Martha erklärt lapidar, sie habe das jüngere Paar Nick und Honey zu späterer Stunde zu sich eingeladen. George ist alles andere als begeistert. Doch kurze Zeit später stehen der Biologielehrer Nick (George Segal) und seine Frau Honey (Sandy Dennis) bereits vor der Tür.
Martha erniedrigt ihren Mann vor ihren Gästen immer wieder als Versager und Feigling. Schnell wird klar, dass das junge, erfolgreiche Pärchen im verbalen Ringkampf wenig Chancen hat. Sie fühlen sich unwohl und wollen gehen – Der Streit eskaliert, als Martha – um George zu düpieren – sich mit Nick ins Schlafzimmer “zurückzieht”, wo es allerdings dank des Alkohols nicht zum “Vollzug” kommt. Um sich zu rächen, erzählt George daraufhin von einem (erfundenen) Telegramm, in dem der Unfalltod des gemeinsamen Sohnes mitgeteilt wird…

Mit steigendem Alkohol fallen bei den vier Protagonisten die Hemmungen – und vor allem zerbrechen sämtliche Lebenslügen. Es wird klar, dass die scheinbar so perfekte Ehe zwischen Nick und Honey noch mehr auf Lügen aufgebaut ist, als der alte Hass, der George und Martha zusammenhält. Spätestens, wenn George das Spiel “Get the Guests” beginnt, wird klar, dass niemand diesen Abend vergessen wird.

Die Verfilmung des Edward Albee-Skandalstücks erzeugt bei mir schon beim darüber schreiben eine Gänsehaut. Ein solches Feuerwerk von einem Ehekrieg war vorher im Kino noch nicht zu erleben.
Nie war ein Film passender besetzt, als bei dem notorischen Paar Elizabeth Taylor und Richard Burton. Die Amour Fou der beiden, die zu diesem Zeitpunkt bereits einige Jahre anhielt, war ähnlich vom Alkohol geprägt, wie das der Charaktere. Taylor nahm für die Rolle fast 14 Kilo zu, um ihrem Image als schönste Frau der Welt für die Rolle zu entgehen.
Wenn George und Martha sich den totalen Krieg erklären, vermag man nicht mehr zu sagen, was dieses Paar jemals zusammenhielt – Bis George die Entscheidung trifft, ihren Sohn zu töten. Im Produktionsjahr wurde der Film von vielen Kontroversen begleitet. Nicht zuletzt wegen der harten und fluchenden Sprache. Er wurde richtungweisend für die Abschaffung der rigiden amerikanischen Zensur der 50er Jahre, und schaffte den Weg zur neuen, noch heute gültigen Jugendschutzregelung in den Staaten.

Nicht zu unrecht wurde dieser Film als einer der einzigen in jeder wichtigen Kategorie für den Oscar nominiert, und gewann 5 der begehrten Trophäen, inklusive der besten Hauptrolle für Liz Taylor! Schließen möchte ich mit einem Zitat:

Martha: “I disgust me. You know, there’s only been one man in my whole life who’s ever made me happy. Do you know that?”
[pause]
Martha: “George, my husband… George, who is out somewhere there in the dark, who is good to me – whom I revile, who can keep learning the games we play as quickly as I can change them. Who can make me happy and I do not wish to be happy. Yes, I do wish to be happy. George and Martha: Sad, sad, sad. Whom I will not forgive for having come to rest; for having seen me and having said: yes, this will do.”

Dieser Film ist sicher nichts für einen gemütlichen Abend zu zweit, jedoch ein Höhepunkt des amerikanischen Dramas und vermutlich auch des Amerikanischen Films der 60er Jahre.


Sollte der Text euer Gefallen finden und ihr möchtet ihn gern in der weiteren Auswahl für die Jury sehen, dann drückt bitte auf den Button “News gefällt mir” unter diesem Text. Wir zählen am Ende der Aktion Lieblingsfilm alle moviepilot-Likes zusammen.

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