Feuerherz – Die Reise der jungen Awet ist der erste Spielfilm von Regisseur Luigi Falorni. Wie es dazu kam, dass der Kameramann seine Position wechselte, berichtet er in einem Interview.
Feuerherz ist Ihr erster Spielfilm und ist auch gleich im Wettbewerb der Berlinale gelaufen – haben Sie damit gerechnet?
Ich habe es mir sehr gewünscht, aber rechnen kann man damit natürlich nicht. Feuerherz – Die Reise der jungen Awet ist für mich eine echte Feuertaufe gewesen. Dem Projekt standen viele Hindernisse im Weg. Als wir beim Dreh im Norden Kenias waren, Hitze und Staub um uns herum, bewacht von schwer bewaffneten Soldaten, wegen der schwierigen Sicherheitslage, da habe ich an alles gedacht, nur nicht daran, dass ich ein paar Monate später erholt und aufgeputzt den Berlinale Palast betreten würde.
Inspirationsquelle war ein Buch, das sehr umstritten ist. Was sagen Sie zu den Vorwürfen?
Es gibt Passagen im Buch, deren Wahrheitsgehalt sich in der Tat nicht nachweisen lassen. Aber die Kernaussage dieses Buchs bleibt unberührt: Es ist eine historische Tatsache, dass Kinder und Jugendliche am eritreischen Befreiungskrieg beteiligt waren. Die Autorin Mehari hat dieses Thema als erste Eritreerin an die Öffentlichkeit gebracht und damit viel Zorn von der eritreischen Gemeinde auf sich gezogen. Das hat bisher kein Eritreer gewagt. Ich habe selbst beim Dreh zu spüren bekommen, wie dort Einschüchterung funktioniert. Deshalb wollte ich, dass der Film genauso wie das Buch Feuerherz heißt, auch wenn er im Grunde nur davon inspiriert ist. Der Filmtitel drückt meine Anerkennung für den Mut der Autorin aus.
Was verbindet Sie mit Eritrea?
Ich bin 2004 das erste Mal aus Interesse dorthin gereist. Ich bin Italiener, Eritrea war 50 Jahre lang eine italienische Kolonie. Die Vorstellung von Italien als Kolonialmacht schien mir ausgesprochen absurd. Ich wollte sehen, welche Spuren davon geblieben sind und was Eritrea heute für ein Land ist. Ich war begeistert von Asmara, von der wunderschönen Art Deco Architektur. Aber das war nur der erste Eindruck. Die eritreische Seele hat mich dann Tag für Tag mehr eingenommen. Es ist ein tolles Land mit unglaublich stolzen Menschen.
Wie sind Sie dann auf Feuerherz gestoßen?
Ein paar Monate nach meiner Reise fragte mich dann der Produzent Andreas Bareiss, ob ich Interesse an der Biographie Feuerherz hätte und ob ich darin Potenzial für einen Film sehen würde. Das war einer von diesen seltsamen Zufällen: Er wollte mit mir arbeiten, nachdem er meinen Film Die Geschichte vom weinenden Kamel gesehen hatte – er wusste allerdings nicht, dass ich in Eritrea gewesen war und mich für das Land interessierte.
In Eritrea hatte ich natürlich viel über den 30-jährigen Krieg für die Unabhängigkeit von Äthiopien gehört. Dieser Krieg wird heute noch als Gründungsmythos der Nation gefeiert. Ich hatte mir in Gesprächen mit älteren Eritreer ein heroisches Bild von den Freiheitskämpfern gemacht, die für ihre Ideale alles aufgeopfert und mit einer unvorstellbaren Effizienz 30 Jahre lang gegen einen viel mächtigeren Feind gekämpft haben. Aber auch in manchen deutschen sowie ausländischen Eritrea-Reportagen aus jener Zeit wird mit enthusiastischen Tönen über die sozialistisch geprägten Freiheitskämpfer berichtet. Man merkt aus heutiger Sicht, wie viel Begeisterung und auch Blauäugigkeit dahinter steckt, wenn man eine solche Freiheitsbewegung heroisiert. Natürlich wurden während des Krieges auch Schulen gebaut, Themen wie Gesundheitsversorgung für alle und die Gleichheit von Mann und Frau wurden von den Revolutionären angegangen, aber nach dem Lesen von Feuerherz musste ich das heroische Bild noch mal überdenken. Viele Eritreer bestreiten noch heute, dass Kinder während des 30-jährigen Krieges Waffen getragen hätten. Es reicht ein Blick in die deutschen Eritrea-Berichte von damals, um zu sehen, wie Kinder und Jugendliche an der Waffe ausgebildet wurden und wie noch jüngere mit Stöcken statt Waffen trainierten.
Quelle: Mit Material von Senator