In diesem Artikel geht es nicht um Sympathie - man muss keinen ähnlichen Filmgeschmack haben, um sich zu mögen oder wenigstens zu respektieren, obwohl er hilft. Ein Minimum an Respekt sollte es jedem ermöglichen, auch mit einer gegenteiligen Auffassung fair umzugehen: der erste Schritt, um Nähe und Sympathie aufzubauen, doch wir sind hier bereits einen Schritt weiter. Wer einen Freund auf MP hat, bekommt die „Nähe“ in der Regel mit einer nackten Prozentzahl in der Freundesliste angezeigt. Diese Zahl ist auch auf der Profilseite von jedem anderen User zu sehen.
Eine nackte Zahl verwundert zunächst. Was sagt sie mir? Wie kommt sie überhaupt zustande? Ihr liegt natürlich ein Algorithmus zugrunde, der die gemeinsam bewerteten Filme nach der vergebenen Punktzahl abgleicht und damit die Nähe im Filmgeschmack angibt. Was genau hier einfließt und wie das gewichtet wird, steckt in der Formel, die nur MP bekannt ist, doch das Ergebnis spricht für sich und erlaubt interessante Schlussfolgerungen. Wichtig ist dazu der einsehbare Teil, die Grundlage dieser Berechnung: „Gemeinsamkeiten“.
Hat diese Zahl überhaupt einen Nutzen? Anfangs nicht, doch nach 2-3 Jahren erkannte ich, dass die Bewertungen der Freunde am Rand der Seite eines Films bei der Filmauswahl helfen - viel mehr als die MP-Vorhersage, die zu häufig zu weit daneben liegt (auch nach über 2000 Bewertungen). Dagegen sind die Bewertungen von "geschmacksnahen" Freunden wesentlich zutreffender, und das gilt auch im reziproken Fall: Filme, die Freunde mit geringer Prozent-Übereinstimmung (<50 %) gut finden, sind häufig mit Vorsicht zu genießen. Aus dieser Sicht sind Freunde ideal, mit denen man eine hohe oder niedrige Übereinstimmung hat und die sehr viele Filme bewertet haben - ein gutes Argument dafür, dass man nicht nur Freunde suchen sollte, die einem "MP-nah" sind.
Um
die Gemeinsamkeiten betrachten zu können, muss eine technische Voraussetzung
erfüllt sein: auf der Profilseite, unter „Einstellungen“ und „Privatsphäre“
reicht es nicht, das Häkchen neben „Meine Bewertungen in meinem Profil
öffentlich zeigen“ zu setzen, sondern man muss auch „Meine Vormerkungen in
meinem Profil öffentlich zeigen“ aktivieren. Ein Fehler in der Programmierung
- zumindest war das noch bis 2016 so. Da ich das nicht wusste und
die Vormerkungseinsicht nicht aktiviert hatte, konnte niemand die Liste der mit
mir gemeinsam bewerteten Filme sehen. Das ist ärgerlich, zumal ich das
niemandem vorenthalten wollte, und trat erst zutage, nachdem mich ein MP-Freund
gefragt hatte, weshalb ich meine Bewertungen nicht zeigen möchte(!).
Es werden 20 Filme pro Seite gezeigt
- wenn man unten auf „LETZTE“ klickt, sieht man, wie viele Seiten
es gibt und kann sich so die Anzahl der gemeinsam bewerteten Filme ausrechnen
(die letzte Seite müsste ausgezählt werden, da sie meist weniger als 20
Einträge hat).
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Die
Anzahl der gemeinsam bewerteten Filme ist wichtig, denn sie bestimmt die
Relevanz der angezeigten Prozent-Nähe im Filmgeschmack. Wie sich herausstellte,
stabilisiert sich die Prozentzahl erst ab etwa 100 gemeinsam bewerteten Filmen.
Das heißt, wenn man bei jemandem eine Nähe von 81 % angezeigt bekommt und diese
nur auf 20 Filmen beruht, könnte sich das dramatisch verändern. Bei genügend
gemeinsam bewerteten Filmen pendelt sich die Geschmacksnähe unter den meisten Usern
zwischen 50 % und 70 % ein, wobei auch einige darunter und darüber liegen.
Interessanterweise drückt MP
die Prozent-Nähe der User auch in Kategorien aus:
60-79
%
- Nah
40-59
%
- So
lala
20-39
%
- Verschieden
0-19
%
- Autsch
Die Kategorie
sieht man nur beim jeweiligen User auf der Profilseite. Ich habe für diesen
Artikel keinen mit weniger als 20 % gefunden, meine aber, früher einen gesehen
zu haben, wobei ich mich über das „Autsch“ amüsierte. Ähnlich ist mir
unbekannt, was sich ab 90 % in der MP-Kategorisierung
abspielt, da ich das noch nie gesehen habe.
Aus meiner Erfahrung greift diese Benennung nur bedingt. Zum
einen, weil vermutlich über 95 % der User-Paare in ihrer Geschmacksnähe lediglich
zwischen „So lala“ und „Nah“ pendeln, zum anderen, weil viele als „So lala“
eingeordnete tatsächlich einen eher verschiedenen Geschmack haben. Daher würde
ich die Einteilung folgendermaßen vornehmen:
80-100 %
- Perfekt
70-79
%
- Sehr
nah
60-69
%
- Nah
50-59
%
- So
lala
40-49
%
- Verschieden
0-39
%
- Autsch
Einen wichtigen Punkt lässt die Statistik jedoch außer Acht:
es ist ein großer Unterschied, ob man mittelmäßige, eher bedeutungslose Filme
betrachtet (bei denen sich die meisten User über die Mittelmäßigkeit
erstaunlich einig sind), oder ob es sich um bekannte, bedeutende Filme handelt,
die die Meinung polarisieren. Es gibt in meinem Freundeskreis User, die mit
einer Nähe um 50 % angezeigt werden, deren Geschmack jedoch gefühlt sogar sehr verschieden ist
- ich schätze, das beruht auf Gegenseitigkeit ;-) Letztendlich
müsste es darauf ankommen, was man an einem gemeinsamen Filmabend schauen würde
oder könnte, doch wenn das trotz 50 % Übereinstimmung in der großen Mehrheit
unbedeutende, mittelmäßige Filme sind, die man nach einmaligem Anschauen
eigentlich abgehakt hat, dann ist das ausbaufähig. Um dem in der Statistik
entgegenzuwirken, könnten Filme ab einer bestimmten Gesamtbewertungszahl ein
höheres Gewicht in der Berechnung der Prozent-Nähe erhalten. Das wären so definiert
die „bedeutenden“ Filme (z.B.
ab 3000 Bewertungen).
Was steckt also in einer Übereinstimmung von 50 %? Das
sollte sinngemäß aussagen, dass man zu jedem zweiten gemeinsam bewerteten Film
grundsätzlich eine ähnliche Meinung hat. Das ist im Groben gegeben, wenn man
„ähnliche Meinung“ mit einer Abweichung von max. 1,5 Punkten gleichsetzt. Wer
sich die Liste mit den gemeinsam bewerteten Filme bei einem User anschaut, wird
sehen, dass grob die erste Hälfte tatsächlich aus Filmen mit einer
Abweichung von 0-1,5
Punkten gebildet wird (dies ist kein Kriterium für die Berechnungsgrundlage der Nähe,
ergibt sich aber daraus).
Die Features „Gemeinsamkeiten“ und „Prozent-Nähe“ sind sehr gute Einfälle für
das Forum. Über die wahre Geschmacksnähe zu einem User sagen sie jedoch wegen
der zu groben Kategorisierung in 20 %-Blöcke
und der Gleichbehandlung „bedeutender“ und „unbedeutender“ Filme nur bedingt
etwas aus. Hier lohnt es sich für User, die wirklich die Geschmacksnähe eines
anderen erkunden wollen, die Gemeinsamkeiten Seite für Seite zu checken
- nur das zeigt, wo man im Vergleich zum anderen User wirklich
steht.
Das in einer Zahl adäquat auszudrücken, ist ein Ding der
Unmöglichkeit. Man könnte jedoch die Möglichkeit anbieten, darüber hinaus nur
die Gemeinsamkeiten oberhalb und unterhalb von Filmen ab 3000 Bewertungen zu
sehen.
Noch aussagekräftiger wären evtl. die Gemeinsamkeiten bei
Filmen in bestimmten MP-Bewertungskategorien,
d.h.:
wo liegt die gemeinsame Sichtweise bei Filmen, die in der Community als
schlecht (0-4,9), mittel (5-6,9) oder gut (7-10) eingestuft werden? Hier dürften
nicht unerhebliche Unterschiede in der Geschmacksnähe zu tage kommen, vor allem
bei Filmen, die allgemein gut bewertet sind.