Dachsman - Kommentare

Alle Kommentare von Dachsman

  • "Am unbeliebtesten sind die beiden TV-Formate filmoSophie sieht fern (3,12) sowie Mr. Vincent Vega sieht fern (3,25) – und damit sind sie auch die Formate, die 24 bzw. 30 Prozent der Umfrageteilnehmer abschaffen würden."
    Damit machen beide Autoren also immer noch alles richtig. Daumen hoch.

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    • 5 .5

      Ein Drehbuch von Sylvester Stallone, basierend auf einer autobiographisch angehauchten Vorlage eines Vietnam-Veteranen, wird zu einem Film namens "Homefront" mit Jason Statham in der Hauptrolle. Genre und damit auch Ideologien sind damit weitestgehend abgesteckt. Klar, nichts Neues, aber ich hatte meinen Spaß. Die Schauspieler machen aus Reißbrettfiguren das Beste und spannend bleibt es bis zum Schluss. Dass die Actionszenen eher rar sind kommt dem sogar zu Gute, blöd nur, dass wenn sie mal kommen, sie ziemlich kaputt geschnitten sind. Und ein angemessener Gegenpart fehlt gleich komplett. Egal, kann man machen. Ordnen sich in Stathams Output im oberen Mittelfeld ein.

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      • 7 .5

        Emotionen kochen bei keinem Thema so schnell und unaufhaltsam hoch wie bei Kindesmissbrauch. Ein emotionales Thema erzeugt daher auch folgerichtig einen emotionalen Film. Statt Wut und Zorn erzeugt „Die Jagd“ aber etwas anderes: Unbehagen, Angst, Entsetzen, Trauer. Denn Thomas Vinterbergs Film wissen wir, die Zuschauer, dass nichts geschehen ist. Der nagende Zweifel, die Ungewissheit, ob Theos „allerbester Freund“ Lucas sich wirklich an seiner kleinen Tochter Klara vergangen hat, besteht für uns nicht. Er besteht aber für Eltern, Freunde, Erzieher. Dass diese Gemeinschaft dem jungen Mädchen bald Glauben schenkt, wurde von einigen, offenbar – mit Verlaub – etwas weltfremden Rezensenten als überzogen, oder gar Satire bezeichnet. Wer den im Kontext des Filmes gerne propagierten „gesunden Menschenverstand“ besitzt, versteht die Gefühle und Reaktionen (nicht unbedingt Handlungen) der Dorfgemeinschaft. Auch wenn die Hysterie der Frauen und Gewaltbereitschaft der Männer sicher als Mittel zum Zweck betrachtet werden muss. Meine Vermutung ist, dass es vornehmlich junge, jugendliche „Kritiker“ sind (und ja, meine Hand ist gleichzeitig an der eigenen Nase), bei denen das eigentliche Drama und die unerträgliche moralische Ambivalenz auf taube Ohren stößt. Was als überzogen, starrköpfig oder manipulativ angesehen wird, sind im Grunde die einzig möglichen Reaktionen auf so einen Verdacht. Eine Erzieherin, die ein Kind, welches solche Aussagen tätig, mit einem „kleiner Spinner“ hinausschickt? Eltern, die ihm nicht glauben? Bitte. „Die Jagd“ macht deutlich, um was für ein delikates Thema es sich handelt. Welche Gratwanderung zwischen (elterlichem) Schutz, Vertrauen und Zusammenhalt vollbracht werden muss. Natürlich erzählt Vinterberg auch vom Scheitern eben dieser. Von emotional aufgeladenen Reaktionen, von Gruppendynamik und fehlgeleitetem Recht bzw. Gerechtigkeitsempfinden. Eine Katharsis wird verwehrt. Bemerkenswert an „Die Jagd“ ist daher gerade, dass Vinterberg nicht ein emotionales Thema nutzt, um einen emotionalen Film zu erzeugen, sondern ein Drama, welches jede Szene mit voller Wucht auf den Zuschauer zurück wirft und die Nadel des moralischen Kompass rotieren lässt.

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        • 6 .5

          Tendenziell der schwächste bisherige Mittelerde-Beitrag. Das liegt hauptsächlich daran, dass in „Smaugs Einöde“ am deutlichsten wird, dass ein 300-Seiten Abenteuer für Kinder (um sicher zu gehen: keine Wertung enthalten, so war „Der Hobbit“ von Tolkien intendiert und so funktioniert er auch) nicht den selben Stoff bietet, wie ein sechsbändiges Epos. Überraschend ist in dieser Hinsicht, dass die Nebenhandlung um Dol Guldur und ähnliche Anleihen aus dem „Silmarillion“ scheinbar doch geringer sind, als ursprünglich erwartet. Buchkenner merken, dass es – mutmaßlich – auf ein weiteres Ereignis, welches nicht im Buch „Der kleine Hobbit“ verhandelt wurde, hinauslaufen dürfte. Der Rest ist ausführlichere Hintergrundgeschichte für das große Finale in „Hin und Zurück“. Überhaupt ist das die große Schwäche von „Smaugs Einöde“. Mehr noch als in „Die Zwei Türme“ leidet der Film darunter, dass er ein Interludium ist – ohne wirklichen Anfang aber vor allem ohne befriedigendes Ende. „What have we done?“ ist schon ein sehr dreister Cliffhanger. Auch vieles was im Film tatsächlich passiert – das Treffen mit Beorn, den Waldeben, Thal, Brand, usw. – hat eher ordnenden, beziehungsweise vorbereitenden Charakter. Als Buchkenner ist das besser nachzuvollziehen, man weiß ja, wann, wo und wie diese Figuren am Ende wieder aufeinander prallen werden. An dieser Stelle kann ich aber wieder nur mutmaßen, wie diese Szenen auf Unkundige oder auch nicht so große Mittelerde-Fans wirken. Allerdings hat gerade Beorn, in der vorliegenden Fassung, schon Tom Bombadil-Qualitäten. Auf der anderen Seite, Radaghast kehrt in diesem Film auch zurück und ist für die Handlung sehr viel relevanter, als noch im Vorgänger. Das dürfte exemplarisch für vieles aus „Smaugs Einöde“ sein. Was darüber hinaus etwas sauer aufstößt sind zwei Punkte: Zum einen, dass man sich ein ums andere mal arg im Ton vergreift, was die Darstellung von teils erstaunlich expliziter Gewalt angeht. „Der Hobbit“ war und ist, siehe oben, immer schon eher eine kindliche Abenteuer-Geschichte. Da muss die Frage schon erlaubt sein, ob es wirklich notwendig ist, dass Legolas Ork-Köpfe erntet und diese, teils mit betont grazilen und coolen Posen, teils aber auch mit billigem Slapstick unterstreicht. Am beachtlichsten in dieser Hinsicht das Boot-Katapult gegen Ende. Bei Laurel und Hardy wäre das sehr lustig gewesen. Aber die haben sich dabei nicht keck enthauptet. Der andere Punkt, der damit einher geht, ist die verstärkte Fokussierung auf Action, beziehungsweise Spektakel. Es mag müßig sein, bei einem Millionen Dollar schweren Projekt darauf rumzureiten, dennoch ist es schade, dass viele Szenen zu wahren Achterbahnfahrten gemacht wurden. Bilbos, im Buch sehr gewitzte, Rettungsaktion der Zwerge aus den Hallen das Waldkönigs verliert dadurch etwas von ihrem Charme. Auch sein Rededuell mit Smaug wird am Ende zum launigen Endkampf gemacht. Das ist nicht per se schlecht und funktioniert in der Dramaturgie eines Filmes auch. Etwas schade ist es aber schon, zumal Bilbo dadurch eher etwas vom aufmüpfigen Indiana Jones mit behaarten Füßen wird, als vom cleveren Asterix-Verschnitt aus den Büchern. Die Veränderungen, eher: Ausführungen, von Figuren im Gegensatz zur Vorlage sind Fluch und Segen zugleich. Positiv ist, was „Eine unerwartete Reise“ schmerzlich hat missen lassen, dass die anderen Mitglieder der Zwergen-Expedition etwas zu tun bekommen. Wo im Buch nur Thorin und Balin (und vielleicht noch Gloin als Vater von Gimli) als Namen hängen geblieben sind, bekommen hier auch Bofur, Bombur, Nori, Dwalin, etc., etc. zumindest etwas zu tun. Gerade Bombur bleibt natürlich eher eine Comic-Relief-Figur, aber man bekommt in seinen wenigen Momenten zumindest einen Eindruck, wieso er auf diese Reise ging. Und dann wären da natürlich Fili und Kili. Auch hier, Bücherleser wissen mehr. Es wird sicherlich noch spannend, auch wenn manche Dialoge zwischen Kili und Tauriel gefährlich nahe in „Episode II“-Schmalz abzugleiten drohen. Allerdings ist auch diese Entwicklung bezeichnend dafür, warum die „Hobbit“-Trilogie etwas schlechter funktioniert als die „Herr der Ringe“-Trilogie. Diese persönlichen Konflikte und Schicksale der Figuren mögen gut gemacht sein, es gibt ist aber nicht unbedingt nötig diese auf drei Filme mit Überlänge zu schicken. Wer schon die Enden von „Die Rückkehr des Königs“ sitzfleischstrapazierend fand, sollte eine Rückkehr nach Mittelerde überdenken. Um das ganze Gemeckere zu einem versöhnlichen Abschluss zu bringen: Für Mittelerde-Fans und auch Sympathisanten birgt selbstverständlich auf „Smaugs Einöde“ genug, was ihn (knapp) sehenswert macht. Schöne Landschaft, phantasievolle Kreaturen, mythische Orte, Abenteuer und Action. Alternativen gibt es im Fantasy-Genre eh nicht wirklich und schon gar nicht auf diesem Niveau. In diesem Sinne, bis nächstes Jahr. Ich freue mich immer noch.

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          • 7

            On The Road Again. Ein Payne durch und durch, mit herausragenden Darstellern und dem richtigen Gespür aus skurriler Komik bittere Tragik und einem verwirrten Egomanen einen vom Leben überrumpelten, alten Mann zu machen. "Am Ende wird alles gut und wenn es nicht gut ist, dann kann es auch nicht das Ende sein", zumindestens bei Alexander Payne stimmt das noch.

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            • 8

              Da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich.
              - Erich Kästner

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              • Über die Sendung mag man denken, was man will. Aber das hier in den Kommentare wieder die selben Floskel mit gespielter Empörung und/oder Fassungslosigkeit vorgetragen werden, natürlich mit dem obligatorischen Verweis darauf, wie uninteressant das doch ist, wie vergangenes Jahr vorgetragen werden ist schon arg einfallslos und auch ein bisschen lästig.
                Kritisieren kann und darf man das Format ja gerne. Aber daran scheint hier keiner Interesse zu haben. Statt dessen wird sich auf einen scheinbaren Common-Sense der Zielgruppe ausgeruht. Finde ich langweilig und weil vergangenes Jahr GENAU das selbe Lied gesungen wurde auch reichlich nervig. Als hätte sich nicht jeder ausmalen können, dass der Text kommt.
                Davon abgesehen und egal was ich vom Camp halte, finde ich den Text ziemlich mager. Einen "Ausblick" oder einen wirklichen "Kandidatencheck" sehe ich da zumindest nicht. Das sind doch nun wirklich nur allseits bekannte Infos neu zusammen getragen - die Kandidaten und ihre Herkunft finde ich auch auf der RTL-Seite -, nichts Neues (wie die Sendung aufgebaut ist und funktioniert ist bekannt, wir sind immerhin in der achten Staffel; ob da jetzt ein Sportler dabei ist oder nicht) oder reine Mutmaßung (Wer könnte schon jetzt mit Sicherheit sagen, dass...?).

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                • 7

                  „Will the circle be unbroken
                  By and by, Lord, by and by
                  There's a better home a-waiting
                  In the sky, Lord, in the sky“

                  Für den mittellosen Folksänger Llewyn Davis allerdings eine eher magere Aussicht. Davis (Oscar Isaac) fristet sein reichlich trostloses Dasein im Greenwich Village Anfang der 1960er. Zahllose Auftritt in der immer selben Szenebar haben aus dem begabten Musiker einen verbitterten, desillusionierten und auch etwas selbstgefälligen Einzelgänger gemacht. Der große Traum, den wohl alle jungen Kreativen haben, nämlich mit und mittels der Kunst ein Leben zu gestalten, anstatt einfach nur zu existieren, hat sich schon lange als Luftschloss entpuppt. So schleppt Davis seine Dämonen – die Erinnerungen an seinen ehemaligen Partner Mike – und schließlich sogar eine Katze Tag um Tag von einer Coach zur anderen.
                  Zeitportrait, Quasi-Biopic, Tragikomödie; die Coens haben mit „Inside Llewyn Davis“ eine ganz spezielle Mischung angerührt. Davis bewegt sich, wie auch schon Lebowski oder Barton Fink vor ihm, durch einen Kosmos aus skurrilen Gestalten. Heroinsüchtige Neureiche, großväterliche Manager, spießige Rollkragenträger und gesichtslose „Freunde“ in Hinterhöfen. Das ist oft komisch, manchmal absurd, teils aber auch aufrichtig tragisch. Seine emotionalsten Momente offenbart Davis dann aber folgerichtig auch nie im Gespräch mit einer der anderen Figuren, sondern im Zusammenspiel mit seiner Gitarre – oder im stummen Dialog mit einer namenlosen Katze. Ein Coen-Film bleibt am Ende immer ein Coen-Film. Die, zuweilen nicht ganz homogene Mixtur schmeckt nicht jedem, aber das tat Lebowskis spezieller „White Russian“ ja auch nicht.
                  Obwohl der Blick der Brüder auf diese Folkszene ein ernüchternder ist, verliert dieses Luftschloss nicht alles von seinem Glanz. Nicht nur die Bilder sind malerisch weich gezeichnet, am Ende gewähren sie dem glücklosen Musiker, der im Verlauf des Filmes immer zielgerichtet die falschen Entscheidungen trifft, zumindest eine persönliche Katharsis. Und auf der Bühne der immer selben Szenebar tritt zwischen vier Katholiken und Methusalems Großmutter dann doch noch die heimliche Hoffnung des Folk auf.

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                  • 6

                    Der Film läuft über vor Kitsch und ist ungefähr halb so subtil wie eine Aktion von Femmen. Walter Mitty (selbst mit 40 Jahren immer noch Dackelblick-Garant: Ben Stiller) ist der Durchschnittstyp, die erste Einstellung zeigt ihn in (s)einer sterilen, grau-weißen Wohnung, wie er neben einer Schüssel Cornflakes Ein- und Ausgaben in einen Taschenrechner tippt.
                    Weitere Bilder: Ein anonymer, karger Flur mit zahllosen, identischen Türen; eine Plattenbausiedlung; Mitty im hellen Anzug, an dem viele andere Anzugträger vorbei eilen. In dem Moment, in dem Mitty sich entschließt aus- beziehungsweise aufzubrechen erklingt Arcade Fires „Wake Up“ (braucht man nicht erklären), später im Film David Bowies „Space Oddity“ (wird einem von Kristen Wiig erklärt). Außerdem arbeitet er beim „LIFE“-Magazin und sucht demnach „the quintessence of life“, die ein Photograph (anwesend: Sean Penn) jetzt angeblich auf Bild gebannt hat. Wie gesagt, halb so subtil – dafür aber doppelt so durchdacht.
                    Aber, wenn man darüber hinweg sehen kann, funktioniert Stillers mittlerweile fünfte Regiearbeit bei einem Spielfilm, als grandios bebildertes Hollywood-Entertainment wunderbar. Auch wenn die Aufnahmen in der Mitte des Filmes etwas vom typischen Jack-Wolfskin-Werbespot haben, macht das die Bilder nicht weniger beeindruckend. Ansonsten zupft Stiller genau die richtigen Saite auf der Emotions-Orgel – eben wie im sich langsam steigernden Pathos von Arcade Fires „Wake Up“. Ein wenig hilflos wirkt es zwar schon, wenn Stiller am Ende Bürojobs und Gemeindeaufführungen von „Grease“ auf eine Stufe mit Fußballspielen auf dem Himalaya stellen will, aber „was soll ein armes Kind mit einem Reisetagebuch?“
                    Zyniker finden's doof (und haben damit sicher nicht Unrecht), ich hatte eine gute Zeit. Passt.

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                    • 6

                      Ein fernes Königreich, zwei bildhübsche, junge Prinzessinnen, Märchenschlösser und Traumprinzen – so weit, so Disney. „Frozen“ basiert, wenn überhaupt, nur sehr, sehr lose auf Hans-Christian Andersens Märchen „Die Schneekönigin“. Es geht um zwei Schwestern; um wahre Liebe und falsche Freunde; um putzige Popsongs und quirrlige Sidekicks. „Frozen“ ist nicht die Neuerfindung des Disney-Kosmos, reiht sich dafür in das konventionelle, aber trotzdem liebgewonnene Portfolio des Studios ein. Leicht durchschaubar und leicht verdaulich, im Rahmen seiner Möglichkeiten aber doch ein bisschen smart und wunderbar anzuschauen. Wer bisher mit dem Output des großen Ds nicht warm geworden ist, sollte auch um „Frozen“ einen großen Bogen machen. Alle anderen greifen bedenkenlos zu. Schöne Sache.

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                      • 7

                        Schmatzen, Schlürfen, Schniefen, Schluchzen, Stöhnen, es geht betont laut zu, in Abdellatif Kechiches viel gepriesener aber auch heiß diskutierter Literaturverfilmung. Ob das jetzt der „male gaze“ auf weibliche Körper in Ekstase, oder gar Porno, ist möchte ich nicht urteilen. Fakt ist, zwei – mutmaßlich – heterosexuelle Frauen tun so als hätten sie homosexuellen Sex und ein – mutmaßlich – heterosexueller Regisseur filmt das. Das Interesse der Kamera sind in diesem Moment explizit die (weiblichen) Körper, etwas was vorher implizit, als das Geschehen den Alltag von Protagonistin Adèle (Exarchopoulos) im Blickfeld hatte, immer mitschwang. Es geht um ein junges Mädchen, kurz vor dem Abitur, es geht um erwachende Sexualität, die Frage nach der eigenen Identität und eine Beziehung zwischen einem pubertierenden Mädchen und einer deutlich älteren, in gewisser Hinsicht auch reiferen, Frau. Geht es wirklich um „Liebe“? Am Rande, ja, aber, und das dürfte einer der Hauptgründe für die Irritation so mancher Kritiker sein (mutmaße ich), weniger um ein romantisches Bild von „Liebe“. Adèle ist jung, unerfahren und unsicher. Sie weiß was sie im Leben will (Lehrerin, Kinder, Sicherheit), aber nicht was vom Leben will. Ihre Beziehung zu Emma (Léa Seydoux) beruht auf starker Zuneigung, aber auch mystisch überhöhter Faszination für die Ältere. „Das Leben der Adèle – Kapitel 1 & 2“ heißt der Film im Französischen (wobei man sich vom Originaltitel der Graphic Novel entfernt), in Anlehnung an „Vie de Marianne“, welches am Anfang des Filmes eine zentrale Rolle spielt und ganze 12 Kapitel umfasst. Es wäre der treffendere Titel. Denn Kechiches Film ist im Grunde eine Coming-of-Age-Geschichte mit offenem Ende. Adèle geht ihren Weg, der Zuschauer kann entschieden, wie es weitergeht. Die Handlung des Filmes, die Beziehung, ist viel mehr Emmas Geschichte. Sie verarbeitet diese besser und entwickelt sich weiter, wohin gegen Adèle tief im Inneren immer noch das junge Mädchen ist – manchmal ist trotz neuem Look und anderer Frisur schon eine Strähne verräterisch.
                        Eine Geschichte direkt aus dem Leben gegriffen, slice of life sozusagen, mit allem, was dazu gehört: Sex haben, Rotz und Wasser heulen, die Finger abschlecken. Man kann es durchaus gezwungen finden, dass Kameramann Sofian El Fani jedes Zwinkern und Kratzen noch einfangen muss, aber im Grunde ist es bei einem so intimen Thema angebracht auf Tuchfühlung zu gehen. Trotz beachtlicher, wenn auch selten spürbarer Länge, elliptisch erzählt und wunderbar authentisch gespielt. Etwas wirklich Neues hat Kechiche nicht unbedingt zu erzählen. Junge und Mädchen, Mädchen und Mädchen, kennen lernen, verliebt sein, sich lieben, streiten und zwischendurch immer wieder das banal Rein-Raus-Spielchen. Zum Glück kann Kechiche das wesentlich feinfühliger und treffender erzählen, als ich.
                        Herausragend? Meh, nicht unbedingt. Sehenswert? Allemal.

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                        • 5

                          Von Noah Gordons Bestseller bleibt in Stölzls Film wenig über. Waisenknabe mit übersinnlichen Fähigkeiten reist nach Persien, wird Mediziner, während um ihn herum religiöse Unruhen wüten, mehr hat es nicht vom Gedruckten auf die Leinwand geschafft. Die Reise, die im Buch einen großen und spannenden Teil der Geschichte ausmacht, wird in ein paar Minuten abgehandelt. Robbs (ganz anständig: Tom Payne) Gabe den nahenden Tod zu fühlen, wirkt eher pflichtschuldig in den Film eingeflochten und wird denkbar banal mit Slow-Mo visualisiert. Überhaupt ist „pflichtschuldig“ das Wort der Wahl. Ohne wirklich Höhepunkte oder dramatische Spitzen schlendert „Der Medicus“ durch seine 155 Filmminuten. Fairerweise, ohne wirkliche Länge, aber alles in allem arg gleichförmig. Wirklich Herausforderungen gibt es so gut wie keine. Ein eigentlich dramatischer Todesmarsch durch die Wüste endet, wie durch Zauberhand, damit dass die Hauptfigur in den sengenden Sonne einschläft...und in Sehweite ihres langersehnten Ziels aufwacht. Ein Epos ist „Der Medicus“ zu keiner Sekunden, eine spannendes Abenteuer (was die Geschichte, selbst in dieser Filmform sicher noch hergegeben hätte) aber auch nicht. „Der Medicus“ ist halt einfach. Störend wirkt einzig die Heilssymbolik, die Stölzl seiner Figur aufbürdet, inklusive finalem Auszug „seines Volkes“ aus dem frevelhaften Sitz religiösem Fanatismus. Ein als Jude getarnter Christ, der eine Minderheit und die erste Ansätze freier Wissenschaft vor dem Islam rettet. Nunja.

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                          • 4

                            Oh Girl

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                            • 4 .5

                              Eine gute Idee macht noch keinen guten Film, aber eine gute Idee macht einen ziemlich doofen Film zumindest akzeptabel.

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                              • 8

                                Das Low-Budget-Projekt des Regie-Hauptdarsteller-Produzenten-Teams um Belvaux und Poelvoord ist nicht perfekt. Der Film ist, trotz seiner ohne schon kurzen Laufzeit, etwas zu lang und nutzt das Format der Mockumentary nicht ganz konsequent und die Notwendigkeit diese Groteske in dieser Form zu realisieren kann auch angezweifelt werden. Aber trotzdem ist „Mann beißt Hund“ ein bedrückendes Erlebnis, welches auch lange nachdem der Abspann in vollkommener Stille über die Leinwand gelaufen ist, lange nachhallt.

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                                • 6 .5

                                  Muss man das jetzt zwingend unter "Guilty Pleasure" verbuchen? "Catching Fire" plagt grundsätzlich eine ähnliche Grundproblematik wie "The Hunger Games". Dass man den Weltentwurf nicht bis ins kleinste Detail auserklärt ist löblich, ein paar mehr Grundinfos bräuchte es aber schon. Regelrecht ärgerlich ist, wie leicht es sich der Film macht die eigentlich vollkommen barbarische und tragische Prämisse zu entschärfen und sich aus der Affäre zu ziehen. Ansätze sind da, bleiben aber eben das: Ansätze. Katniss hat ihre posttraumatische Belastungsstörung ein, zwei Szenen lang, und ist dann wieder die gute, alte Lara Croft. Das beiseite gelassen, macht auch der zweite Ausflug nach Panem ordentlich Laune. Es gibt viel zu gucken, sowohl optisch als auch bei den schauspielerschen Leistungen, es wird in der Arena oft spannend, wenn man nicht allzu viel darüber nachdenkt passt das schon. Der Teenie-Trivial-Roman verhebt sich (natürlich?) arg an seinen 1984/Brave New World-Ansprüchen, aber wir loben einfach mal die Ambitionen.
                                  Einzig der finale Twist müffelt ein wenig. Kein Wunder, den hat man sich schließlich auch im letzten Moment aus dem Arsch gezogen.
                                  Also, meinetwegen, "Guilty Pleasure". Ich bleibe aber trotzdem dabei.

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                                  • 3
                                    über Carrie

                                    Gutmütig wie man ja nun einmal ist, möchte man dem Ganzen nur die besten Absichten unterstellen. Eine Neuauflage des Stoffes, eine Modernisierung der Vorlage vielleicht oder zumindest das Anpassen an aktuelle Sehgewohnheiten (wie notwendig das überhaupt wäre, steht erstmal auf einem anderen Blatt). Statt dessen ist „Carrie“ in der Version 2013 bestenfalls ziemlich egal, schlimmstenfalls einfach nur peinlich. Klare S/W-Figurenkonstellationen, inhomogenes Vermengen von Elementen einer Geschichte aus den 70ern und der Jetzt-Zeit, geleckte Bilder und unterirdische CGI-Effekte machen den Film primär zur Geduldsprobe. Spätestens bei Carries „Cool Guys Don't Look At Explosions“ nimmt man den Film eh nicht mehr ernst. Die Verflachung des Stoffes, ohne in einen allzu melodramatisch-kulturpessimistischen Gestus verfallen zu wollen, zeigt sich in der letzten Szene, wenn ein Voice-Over der Protagonistin nochmal die Moral von der Geschicht' für die Zuschauer zusammen fasst, die die vergangenen zwei Stunden „Angry Birds“ gespielt haben. Wirklich verübeln kann man es ihnen aber nicht.

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                                    • 2

                                      Vor über zehn Jahren war „Der Schuh des Manitu“, die vom Boulevard verkündete Rettung der deutschsprachigen Komödie. Nachdem Michael „Bully“ Herbig dann mit „(T)Raumschiff Surprise: Periode 1“ erst leicht und mit „Lissi und der wilde Kaiser“ dann merklich abbaute (nicht nur qualitativ sondern auch was den kommerziellen Erfolg der Filme anging) schickten sich unter anderem Matthias Schweighöfer, Oliver Ziegenbalg und, zuerst im Fernsehen, Bora Dagtekin das Erbe anzutreten. Otto Waalkes war natürlich auch nicht weit. Mit „Türkisch für Anfänger – Der Film“ und jetzt „Fack Ju Göthe“ scheint Dagtekin das jetzt gelungen zu sein. Der Film ist immens erfolgreich, die Fortsetzung schon angekündigt und selbst Herbig ließ Sunnyboy und Hauptdarsteller Elias M'Barek in seiner neuen Sitcom auftreten. Nun bleibt aber das Problem mit der Mainstream-Komödie im allgemeinen und der deutschen Mainstream-Komödie im Speziellen: Sie sind meistens nicht wirklich gelungen. „Fack ju Göthe“ ist sexistisch bis zum Anschlag, voller Klischees und erzählt durch kitschige Rührseligkeiten auch nichts was über eine handelsüblich Samstag-Abend-Schnulze auf ARD und ZDF hinaus gehen würde (und sieht, btw., auch ganz arg danach aus). Prolet mit Herz aus Gold, Kinder an die nur jemand glauben müsse und Frauen, die einfach ein schönes Kleid anziehen und etwas Make-Up auftragen müssen, um ihr Leben auf die Reihe zu bekommen. „Ziemlich beste Freunde“ durch den „Glee“-Fleischwolf gedreht. Am Ende wahrscheinlich sogar gut gemeint und von allen Beteiligten zumindest mit ordentlich Elan über die Bühne gebracht, aber mehr auch nicht.

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                                      • 4

                                        [...] Grosses Adaption der Geschichte von Schlink ist biederes, deutsches Befindlichkeitskino. Die spannenden moralischen Konflikte und Fragen, die man aus den Taten der RAF ableiten könnte, werden auf simple Schwarz/Weiß-Darstellungen heruntergebrochen. Die RAF hat Leute getötet, und das ist nicht in Ordnung. Aber die RAF wollte ja was verändern, und das ist schon in Ordnung. Mehr Facetten gewinnt Grosses Drehbuch dem Szenario nicht ab. [...]

                                        http://www.filmfutter.com/das-wochenende/

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                                        • 5

                                          Der allerorts beschriebene Totalschaden ist die Kollaboration von Ridley Scott und Cormac McCarthy nicht. Der zynisch, beinahe nihilistische Grundton der Handlung, die Gnadenlosigkeit mit der fast alle Figuren in ihr bitteres Ende steuern, das unterschwellig Gefühl von ständiger Bedrohung, welches in den staubigen Bildern der Wüste der Südstaaten und den sterilen Designerhäusern zu spüren ist und sich langsam wie eine Schlinge um den Hals zuzieht, das gelungene Produktionsdesign und die hochkarätigen Schauspieler machen den Film in seinen besten Momenten sehenswert, in seinen schlimmsten erträglich. Wo diese Mischung aus Western und Film Noir aber verliert ist, ausgerechnet, das Drehbuch. Die Dialoge – eher philosophische Abhandlung über Schicksal, Entscheidungen, Konsequenzen und Kontrollverlust – die McCarthy seine klischeehaften Figuren aufsagen lässt, regen oft zum Lachen an. Bei manchen möchte man sich in die Entschuldigung retten, dass sie in Buchform vielleicht (besser) funktionieren würden. Andere hingegen sind schlicht völlig missglückt. „I believe truth has no temperature“, Worte eines Pulitzer-Preisträgers. Die Schauspieler Mühen sich redlich ab, die meisten Figuren bleiben aber hauptsächlich wegen ihrer physischen Präsenz in Erinnerung. Die anfänglichen Verknüpfungen von Macht, Liebe und Sex versprechen sogar interessante Ansätze, diese verlaufen sich aber nach Diaz reichlich albernem Spagat auf einem Auto im Blutbad einer schrecklich trivialen Räuberpistole.

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                                            Am Ende fallen die entscheidenden Schüsse und kurz darauf drei Piraten. Es ist das blutige Ende eines tagelangen Ringens ums Überleben. „Alles wird gut, Ire“, wiederholt Seeräuber-Anführer Muse (heimlicher Star: Barkhad Abdi) stets wieder, „wir kriegen unser Geld und da darfst nach Hause“. Das Mantra eines Verlorenen, aber „ich bin schon zu weit gekommen, um aufzugeben.“ „Der Ire“ ist Richard Phillips – Kapitän des Frachtschiffes „Maersk Alabama“ und für vier Tage Geisel von der Piraten. 2009 war sein Schiff, wie gesagt wird, das erste unter amerikanischer Flagge fahrende, welches seit dem 19. Jahrhundert Opfer eines Piratenangriffs wurde. Vor der Küste Somalia entern Muse und seine drei Crew-Mitglieder das Schiff. Der Raubzug erweist sich als schwerer als gedacht. Kapitän und Crew verteidigen ihr Schiff verzweifelt, zwingen die Eindringlinge zum Verhandeln. Phillips begibt sich halb-freiwillig in die Gewalt der Piraten, die mit einem Rettungsboot versuchen das Festland zu erreichen und Lösegeld zu fordern. Doch bald schon sehen sie sich der U.S.-Navy gegenüber. Seals, Kampfhubschrauber, Maschinengewehre und Scharfschützen gegen ein Rettungsboot mit vier somalischen Fischern mit alten Kalaschnikows, geschundenen Körpern und bis zum zerreißen gespannten Nerven. Die Erinnerungen an diese Zeit hat Phillips Jahre später zu einem Buch gemacht und Regisseur Paul Greengrass 2013 zu einem zweistündigen Spielfilm mit Tom Hanks (eigentlicher Star) in der Hauptrolle. Obwohl „Captain Phillips“ primär ein spannender Action-Thriller für die großen Cinemaxx-Säle ist, wird er in der Hand des ehemaligen Dokumentarfilmers Greengrass und durch die Kamera Barry Ackroyds zum ambivalenten Tagebuch eines Martyriums. Die tatsächlichen, echtweltlichen Hintergründe und Motivationen der Seeräuber werden nur am Rande gestriffen. Viel mehr geht es um Machtverhältnisse, Kontrolle und das nackte Überleben. „Alles wird gut, Ire“, betont Muse auch noch, als er schon längst weiß, dass (für ihn) nichts gut. Verwundet, ausgehungert und ohne Aussicht auf Erfolg treiben er und seine Crew in einer Nussschale auf dem Meer, umstellt von einer der größten Seemächte der Welt, der es vor allem darum geht das Gesicht zu wahren. Mit Piraten verhandelt man nicht. Man löst das Problem, holt das Paket (Phillips) sicher ab, wartet auf drei grüne Punkt (die Piraten im Fadenkreuz) und stellt sie kalt. Nach der erfolgreichen Operation wird in der Kommandozentrale applaudiert; Phillips kreischt er könne nicht mehr; Muse fragt emotionslos und in Handschellen: „Ihr habt meine Freunde erschossen?“. Greengrass liefert keine Erklärung für die Ursprünge moderner Piraterie. Auch wenn an einer Stelle erwähnt wird, dass die Meere leer gefischt seien und die Menschen an Somalias Küste keine Wahl hätten. Dem entgegnet Phillips mit der Waffe am Kopf: „Ihr seid keine Fischer!“ Auf engstem Raum – in den verwinkelten Gängen des Frachters, in der stickigen Enge des Rettungsbootes – beobachtet die charakteristische Handkamera die schweißnassen Gesichter der Akteure. Kommuniziert wird über Blicke und Gesichtsausdrücke. „Dein Gesicht hat Angst“, erklärt Muse dem sonst so souverän auftretenden Phillips an Bord seines schwimmenden Gefängnis. Wenn die Trailer noch den Anschein holzschnittartiger Gut-Böse-Verteilungen und küchenpsychologischer Deutungsversuche erweckt haben, belehrt der Film eines besseren. Unter der Oberfläche von hollywood-typischem Spannungskino geht es um puren Existentialismus. Wenn die finalen Schüsse gefallen sind und der Applaus in der Kommandozentralen des Kriegsschiffes erklingt, bleibt es still im Kinosaal. Er wolle nach Amerika, gesteht Muse wehmütig. Am Ende gelangt er zwar dorthin, doch betreten wird er es als freier Mann für die kommenden 33 Jahre voraussichtlich nicht.

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                                            • Ein guter Text zwar und ein immer noch wichtiges Thema. Seltsam finde ich nur dass er ein paar Tage, nach dem Ende von "FilmoSophies Welt" erscheint.

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                                                George Lazenby vor der Aufgabe der neue Sean Connery zu sein, ohne zu sehr Connery zu sein. Peter Hunt ist sichtlich bemüht möglichst viel 007 in den Film zu holen, zugleich Lazenby einen möglichst eigenen Anstrich zu geben und zusätzlich die Figur weg vom Spektakel hin zu mehr Nähe zum Charakter zu bringen. Ambitioniert beschreibt "Im Geheimdienst Ihrer Majestät" am besten. Viele Aspekte sind für sich genommen auch sehr gelungen (Diana Riggs als toughes Cinderella-Bond-Girl, Ilse Steppat als resolute rechte Hand, Louis Armstrongs Song, die Ski-Verfolgung), als Gesamtpaket funktioniert OhMSS aber selten. Ein Bond der unentschlossen zwischen "Sherlock Holmes", "Goldfinger" und Melodram mäandert. Unter diesem Aspekt sehenswert. Sonst eher weniger.

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                                                • Lobenswertes Projekt, sollte man allein wegen der Intention einmal anschauen.
                                                  Off-Topic: Die beiden Kreuze im Header sind doch vom ersten Album von "The XX" übernommen?

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                                                  • Die Liste halte ich für ziemlich daneben. Pokemon und Yu-Gi-Oh! waren Werbung für andere Produkt und selbst unter diesen Maßstäben war letzteres miserabel gemacht (Pokemon kann man als harmlosen "Monster of the Week"-Quatsch gerade noch durchgehen lassen).
                                                    Das viel erwähnte "One Piece" fehlt, "Heidi" oder "Anne mit den roten Haaren", "Inu Yasha", selbst "Trigun" könnte man unter gewissen Maßstäben noch als "für Kids" fassen. Nur weil der Werbekram von weiter oben es als einziger ins deutsche Fernsehen geschafft hat, sollte man es nicht als repräsentativ für ein ganzes Gerne nehmen.

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