Der Witte - Kommentare
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Alle Kommentare von Der Witte
Ein Italo-Groschen-Abenteuer in Kolumbien spielend, welches ganz unansprechend anfängt, als hätte Franco Nero einfach mal im Urlaub nebenbei einen Film gedreht, dann aber nach 20 Minuten in obskur-spaßige Gefilde vordringt, die bis hin zu den unfassbaren letzten 30 Minuten das Herz jedes Trash-Liebhabers begeistern dürften. Dabei bleibt es inszenatorisch konstant dilettantisch-entspannt und schnarchig-flach, dass man neben der abstrusen Handlung mit ihrem unfähigen Helden vorallem das schöne Setting genießen kann. Das allein macht den ganz-low-budgierten Film schon recht sympathisch, aber in der schon oben erwähnten letzten halben Stunde gelingt dem Film eine aberwitzige Wende ins unbeholfen-pulpige Italo-Sci-Fi, dass man als Genrefan schon allzu gut aus Filmen wie MIAMI GOLEM oder ASTARON kennt. Dass der Film dann an Tempo zulegt, kann ich zwar guten Gewissens verleugnen, aber unterhaltsam bekloppt bleibt er trotzdem. Ich mag ihn :)
Wieder mal ein verschmähtes Kuriosum aus den 80er Jahren und von vielen Seiten als einer schlechtesten Filme aller Zeiten bezeichnet (die lahmste Phrase ever...) - dieses Schicksal ereilte dem von mir nun erstmals gesichteten "APPLE" oder "STAR ROCK", wie er in Deutschland heißt. Der Ruf, der diesem Werk vorauseilt, ist an sich wie so oft ungerechtfertigt und übertrieben, aber wollen wir doch mal kurz erforschen, wie es dazu kommen konnte...
Mitte/Ende der 70er Jahre lösten Film-Musicals wie GREASE, ROCKY HORROR PICTURE SHOW und HAIR einen regelrechten, weltweit-erfolgsträchtigen Boom ihres erneut zum Leben erweckten Genres aus (welches in jenen Jahren höchstens nur noch von Jacques Demy innigst geliebt wurde). Auf so eine Welle des symbiotischen Box-Office- & Musik-Charts-Goldregens wollten natürlich gleich eine ganze Reihe mehr oder weniger talentierter Surfer aufspringen und so kam es zu zahlreichen weiteren Auswüchsen der choreographiert-besungenen Kult-Garanten, wie 'THE WIZ', 'THE GREAT ROCK 'N' ROLL SWINDLE', 'GOTTSEIDANK, ES IST FREITAG' und 'ROCK 'N' ROLL HIGH SCHOOL'. Selbst Bob Fosse meldete sich 1979 mit seinem autobiographischen Mammut-Musical 'ALL THAT JAZZ' zurück.
Zudem wurde diese Filmrichtung dann noch mit modernen Trends, wie Disco, Punk und sogar dem Jesus-Kult vermengt (siehe 'JESUS CHRIST SUPERSTAR' und Celentano's Meisterwerk 'JOAN LUI'). So kam es im Jahre 1980 dann, dass ganze 3 Musical-Movies international starteten und (mal abgesehen vom Punk) genau jene oben genannten Elemente bedienten: 'XANADU' (mit Olivia-Newton John aus GREASE), 'CAN'T STOP THE MUSIC' (mit den Village People, übrigens gar nicht mal so schlecht, wenn auch ultra-albern) und natürlich unser heutiges Subjekt, 'STAR ROCK'.
Und herrje, der Film pumpt geradezu vor flotten Discobeats am laufenden Band und ungestüm-durchsprengenden Anspielungen aufs alte Testament, mithilfe des Adam-&-Eva-Ersatz-Duos Alphie & Bibi, ein unschuldiges Kitschlied-Team, das vom Teufel der Musikindustrie, Mr. Boogalow, dazu verführt wird, komplett ohne Subtext vom berüchtigten 'Apple' zu naschen und sich dadurch ins Verderben zu stürzen - allerdings nach ihrer Läuterung wortwörtlich wieder ins Himmelreich hineingelassen werden, aber dazu später mehr.
Zunächst mal was zum Setting: wir befinden uns in einer dystopischen Zukunft, genauer gesagt, 1994. Die Musik befindet sich noch auf dem Stand der Drehzeit des Films, die Vision in Sachen Mode ist allerdings inzwischen so grotesk überladen, verschminkt und offensichtlich knallhart-'tuntig', dass man aus den Wolken fällt (und in fast jedem Bild des Films immer IRGENDWAS funkelt). Doch unterstützend dabei ist nicht nur die wunderbar verspielte und rasante Inszenierung, die sich ohne Schnörkel von einem Song zum Anderen hangelt, sondern auch die krachigen Songs an sich, immer irgendwie zwischen Disco, Rocky Horror, Blues Brothers und auch ein bisschen Moroder.
Das zischt gut rein, soll aber als Musik der 'Bösen' stehen. Tut mir Leid, aber wenn ich dann den austauschbaren Langweiler-Schmalz von Alphie & Bibi höre, wundere ich mich kein Stück, dass die zunächst ausgebuht werden. Allerdings vermittelt ihr Liedgut beinahe vergessene Werte wie Liebe und Freude - sind deshalb dem Obermogul Boogalow im Weg, der sie aber unter Vertrag nehmen und kontrollieren will, mit guter Miene zum bösen Spiel, versteht sich. Ja, daraus entwickelt sich sodann der Hauptplot als ganz naive, karikaturenhafte Satire auf das korrumpierende Show-Business. Mir egal, solange die Bösen ordentlich die Beats fetzen lassen.
Alphie bekommt bei der Vertragsunterzeichnung in deren HQ sogar eine stilecht-klobige Vision von der Hölle, wo Monstren wohnen, die aus den Privatgemächern von CALIGULA stammen könnten und eine starke Hymne auf die Verführung anstimmen, während Bibi sofort frohlockend diesem Vertrag zustimmt, zum Starlett aufgedröselt wird und Alphie, dem Songwriter mit einem Herz aus Gold und einem Konto voller Luft, in die Armut seiner jüdischen Vermieterin hinausgewiesen wird.
Mit dem neu erbauten Ruhm Bibis machen sich auch neue Zwangsmaßnahmen von Boogalows Plattenfirma in der Bevölkerung bemerkbar: So muss jeder Bürger einen patentierten Sticker im Gesicht tragen (wenn nicht: Strafzettel) und zu einer bestimmten Tageszeit müssen ALLE streng choreographiert mit einem Lächeln in der Schnauze aus Zwang tanzen - selbst Ärzte, die gerade eine Operation vollführen sowie auch die Patienten. Werte Leser, verbindet diese Umstände mit Gestapo-ähnlichen Polizeiklamotten und der sofort ins Auge springenden Tatsache, dass der Film trotz US-Lokalisierung im guten, alten Berlin gedreht wurde - Voila: schon kommen die Nazi-Allegorien zu Tage.
Sowieso, wenn man die kalten, dreckigen und äußerst passenden Beton-Monolithen, Garagen und Wohnblöcke Berlins (sowie einige stilechte NDW-ige Props) wiedererkennt, während im Plot die manipulierte Karriere eines unschuldigen Starletts durch einen durchgeknallten Teufel vorangetrieben wird, erinnert das schon verblüffend an Roland Klicks 'WHITE STAR' von '83. Hat er sich an 'STAR ROCK' ein Vorbild genommen und ist deshalb mit seinem Film irgendwie fast genauso hart auf die Fresse gefallen? Näh, pure Spekulation! ;)
Unserem Alphie geht es mit stetigerem Misserfolg jedenfalls mindestens genauso dreckig wie Moody in Klicks Film und drängt sich selbst dazu, seine Bibi aus den Fängen der Bösen zu befreien. Dafür geht er in die 100-%-transsexuelle, hedonistische Clubosphäre ihrer Plattenfirma und wird so hart mit sexuellen Klischees vollgedröhnt, bis er der Verführung einer äußerst heißen, afroamerikanischen Maus erliegt und mit ihr eine kaum noch suggestive Sex-Szene inkl. Gruppenorgie vollführt, während auf der Tonspur frech von Donna Summers 'I FEEL LOVE' geklaut wird, nur eben mit eindeutig-gehauchten Phrasen wie 'Get harder!' und 'Comin' to you...'.
Nach dieser delirisch-lustvollen Nacht wird er dann von einem weisen, bärtigen Supertypen in eine aufrichtige, unverdorbene Höhle von - explizit als solche benannten - 'Hippies aus den 60ern' eingeführt, wo Frieden, 'kein Eigentum!' und Liebe die Herzen der Gammler regieren. Jedenfalls sieht auch Bibi ihren Fehler irgendwann ein, landet ebenso in jener Höhle und innerhalb eines kurzen Liedes hat sie ein Kind und Alphie einen Vollbart (mit dem er volle Kanne wie Will Ferrell ausschaut). Doch ihre Plattenfirma kommt vorbei und verlangt einige Millionen Dollar aus den finanziellen Schulden ihres Vertragsbruches. Doch Alphie ist voller Zuversicht, dass sich jemand um sie kümmern wird.
*SPOILER* Denn genau auf der selben Wiese im Berliner Stadtpark, auf der die letzten 10 Minuten Film antiklimatisch stattfinden, landet dank einem äußerst missglückten Spezialeffekt die fliegende Limousine eines sogenannten Mr. Topps, der seine gutgläubigen Hippie-Schäfchen in den Himmel fliegen lässt und sich ein kleines, feines Streitgespräch mit Boogalow liefert. Mr. Topps hat nämlich vor, eine neue Welt aufzubauen, diesmal ohne Boogalow, der allerdings bezweifelt, dass diese ohne ihn funktionieren wird. Topps/Gott will es darauf ankommen lassen und fliegt sodann davon. ENDE! *AUCH SPOILER ENDE*
Ziemlich aberwitzige Geschichte, nicht wahr? Und dann noch unter 90 Minuten Laufzeit, mit einer guten Menge schicker Songs (inkl. ein paar richtig grausigen) im sauflotten, vollgepackten Tempo und einem durchweg durchgeknalltem Spielspaß, auf hitzigen Disco-Pomp und halbwegs-gewitzt vermittelter - vorallem naiv gefärbter - dystopischer Groteske eingestellt. Lediglich der 3. Akt wirkt recht schludrig zusammengeschustert und biedert sich an schwachsinnige Hippie-Fantasien alà HAIR an (hätte eher was von der Apokalypse eines JOAN LUI vertragen können), mit einem dusselig-platten und gehörig-verballerten Schuss religiöser Esoterik, wie es Oliver Stone nicht Holzhammer-artiger, aber erst recht mit einem derartig niedlich-kindlichem Geist hinkriegen könnte.
Ganz klar das herzhafte Ergebnis des energiegeladenen Hollywood-Tagträumers Menahem Golan (späterer Regisseur von 'DELTA FORCE' & 'OVER THE TOP'), dessen Produktionsfirma Cannon Films sowohl in den ersten als auch in den letzten Tagen ihrer Existenz enorme, finanzielle Anlaufschwierigkeiten zu überwinden hatten. Und sein 'APPLE' war leider einer von diesen katastrophalen Misserfolgen beim Publikum und an der Kasse. Der Film wurde sogar so kritisch aufgenommen, dass Golan, wie er selbst zugab, bei einem Screening anlässlich des Montreal Film Festivals, wo sein Werk durchweg ausgebuht wurde, nach der Hälfte des Films aufgestanden sei und sich vom Balkon seines Hotelzimmers in den Tod stürzen wollte, wovon ihn sein Co-Produzent Yoram Globus gerade noch abhalten konnte. Hard business!
Solch einen Hass hat 'THE APPLE' aka 'STAR ROCK' keinesfalls verdient und hält trotz deutlicher Budget-Engpässe (und Übertreibungen) eine ganze Menge psychotronischen Zauber bereit, erst recht in seinem vollends aufgedunsenen 80's Design auf Endstufe. Da mag der Narrativ noch so schimpansig-simpel aufgebaut sein und eine zweckmäßige, wirre Ablagestelle für zelebrierenden, potenziellen Mainstream-Pop jener Zeit darstellen: eine Unterhaltungs-Energieeinheit sondergleichen wird in dieser kindisch-überm-Rand-gemalten Zeitkapsel, die es einfach nicht besser wusste, beherbergt. Ach ja, außerdem sieht Catherine Mary Stewart hier in ihrer Debütrolle äußerst zuckersüß aus. Traumhafter und lustvoller Mini-Kult, dieser 'STAR ROCK'. Sowieso: wer möchte denn nicht gerne einmal ein Star sein? Da kann man doch erst mit dem Golan und seinem ambitionierten Film sympathisieren. Gebt euch einen Ruck, wird's bald?!
Wer braucht schon Urlaub, wenn man sich auch einfach Dino Risi's klassische Komödie reinziehen kann, in der wir eine gemütlich-abenteuerliche Reise durch das vom Sonnenglanz erstrahlte Italien per Zelluloid erleben? Was wir dort nämlich zu sehen kriegen, erweckt mit geschickter Beiläufigkeit die Erinnerung an mediterraner Wärme und herrlich-salziger Meeresluft. Zudem springen überall lachende, dralle Mädels zum Greifen nahe herum, während der smoothe Soundtrack über die Tonspur gleitet - ein Fest für die Sinne.
Dass wir diese 7-tägige Reise als junger Kadett Giovanni mit dem liebenswerten, blinden Ekel Fausto (ein fantastischer Vittorio Gassman) teilen, reizt die Lust aufs Entdecken erst recht an. Auch wenn der uns permanent triezt und aufgegeilt den Weibern hinterherläuft, so lernen wir doch von ihm, dass der Genuss der Atmosphäre nicht bloß übers Auge abgeht - Risi als Regisseur vermittelt uns Stimmung, Euphorie und Sehnsucht dieses Ambientes ja auch kongenial, ohne uns persönlich anfassen zu müssen, da werden wir schon von alleine 'sinnlich' aufs Dargestellte. Nicht mal 3D ist hier von Nöten.
Und dennoch, hinter all der luftigen Lockerheit (auch im Narrativ), dem sonnigen Narzismus und der neckisch-fummeligen Verspieltheit steht immer noch die tief sitzende Tragik des Blinden - vom Leben frustriert und abweisend der Liebe gegenüber - die kein Mitleid erlaubt, sich aber dennoch endlos frustriert nach Etwas sehnt, was es nicht bekommen kann, sich deshalb vollends ergeben will. Und wir Zuschauer genießen jenes 'Objekt' der Begierde ständig, erst recht am Schönsten in den letzten 90 Minuten, wo wir zudem noch mit stetiger Faszination Agostina Bellis Sara begegnen, die mit Fausto eine tragisch-romantische Vergangenheit verbindet.
Ich möchte nicht darüber urteilen, ob der Film nach unserem Mitleid angelt, dafür drückt er einerseits nicht auf die Tränendrüse und andererseits steht unserem stets saftigen Fausto die Welt trotz fehlendem Augenlicht quasi zu Füßen - aber zumindest Verständnis und ein bissl Sturm & Drang dürften durchaus drin sein. So oder so, eine Lektion können sowohl wir als auch Fausto von dieser Voyage mitnehmen: Life is good. Vergisst man ja manchmal leicht.
Holt euch mal ein bisschen Proviant herbei, liebe Leser, das hier wird eine etwas längere, aber hoffentlich lohnende, Besprechung.
Vor kurzem habe ich mir, nachdem ich den Nachfolger hiervon, 'Ein Satansbraten kommt selten allein', relativ stark abfeierte, die 'Satansbraten'-Trilogie auf 3er-DVD aus Australien bestellt, da diese als günstige PAL-Variante sogar deutschen Ton bereithält. Im Endeffekt beherbergt Teil 1 zwar nicht dieselbe Radikalität der überzeichneten, plakativen Cartoonhaftigkeit seiner Fortsetzung, stellt aber eine noch tiefergreifende Erfahrung bereit. Und das obwohl 'So ein Satansbraten' der Debütfilm von Regisseur Dennis Dugan ist, der in den letzten Jahren mit seinen immer dröger werdenden Adam Sandler-Komödien scheinbar an Ambition nachgelassen, stattdessen an Kommerzgeilheit dazugewonnen hat. Mit diesem Film allerdings, den er nach einem Drehbuch von den 'Ed Wood' & 'Mondmann'-(sowie Burton's nächster BIG EYES)-Autoren Larry Karaszweski und Scott Alexander (deren Feder und Geist man im Verlauf des Films immer stärker bemerkt) inszenierte, beweist er, dass er einstmals durchaus mehr in seine Werke zu packen vermochte, als schludrig umgesetzten Random-Humor-Zynismus.
Sein Stil wirkt hier nämlich geradezu frisch und ausgezeichnet pointiert, behilft er sich doch bereits in der Eingangssequenz - wo unser SATANSBRATEN Junior in seinen Windeljahren aufgrund seiner anarchischen Handlungen von einer Pflegefamilie zur nächsten gereicht wird, dabei immer wieder im selben Korb vor die Türschwelle unbedarfter, stetig desolater erscheinender Familienhäuser ausgesetzt wird - einer visuellen Konzentration, die mit geschicktem Timing vermittelten Bildern nicht nur kongenial einen bloßen Joke erzählen, sondern auch warum dieses Kind solche Sachen überhaupt macht und zum Satansbraten deklariert wird: die 'Eltern' kümmern sich kein Stück darum und behandeln es als belastend-überforderndes Anhängsel, welches keine Gegenliebe verdient hat und infolgedessen um Aufmerksamkeit buhlt/sich rächt - ganz einfache Psychologie und ein treffender Seitenhieb auf die Foster-Child-Mentalität Amerikas: "Let the problem solve itself!"
Kein Wunder also, dass dieses Kind, welches letztendlich im Waisenhaus landet, dadurch zum frechen, Streiche-spielenden Soziopathen 'aufgezogen' wird, sich sodann auf eine Brieffreundschaft mit einem Serienmörder einlässt, da es glaubt, nur von jenem verstanden werden zu können - auch insofern, was den Faktor des Gefangenseins betrifft, was sowohl für den Serienmörder im Gefängnis als auch für Junior im Waisenhaus gilt. Diese Parallelität tritt zudem nicht nur dadurch in Erscheinung, dass beide Individuen von ihren Mithäftlingen und Aufsehern gefürchtet werden, sondern auch in dem stets eingebläuten Mantra, gefälligst artig zu sein oder sich zum Besseren zu wandeln, wenn sie denn rauskommen wollen.
Dieser Punkt greift in das größte Thema des Films ein: es herrscht in der Bevölkerung eine deutliche Faszination für das Bösartige, den Outlaw, das Misanthropische - sich damit zu befassen, wo die Wurzel des Übels liegt und dem mit Verständnis entgegen zu kommen, dazu hat keiner den Mut. Erst John Ritter als bemühte, gutmeinende Vaterfigur Ben Healy, welcher schon selbst nur niederblickend von seinem eigenen Vater 'Big Ben' Healy behandelt wird und - so wird es suggeriert - seit der Kindheit von ihm keinerlei Aufmerksamkeit oder Anerkennung bekommt, will versuchen dieses Kind in sein Herz aufzunehmen und es wie einen echten Sohn zu lieben.
Im Gegensatz dazu steht dessen Ehefrau, die sich in ihrer all-amerikanischen Nachbarschaft (welche Ben immer wieder mit ihrem forciert-stolzen Familiensinn unterbuttert) mit einem Kind profilieren will, zwar unfruchtbar ist, aber auch gerne darauf verzichten kann, die Qualen des Umgangs mit Babies zu erfahren, weshalb sie der Adaption des Satansbratens zustimmt - auch weil sie in ihrer hohlen Konsum-Abhängigkeit vom 'Kinderhändler' Gilbert Gottfried insofern hinters Licht geführt wird, so schmackhaft er Junior für sie (und natürlich auch für Ben) macht. Der gutmütige Ben sieht zwar nach wenigen Augenblicken in der neuen Wohnung schon, dass der Inhalt nicht ganz das ist, was die Verpackung verspricht, bleibt dennoch (im Vergleich zu seiner Frau) voller Zuversicht. Erst als 'Big Ben' zu Besuch kommt und das Kind zum ersten Mal nach einem feurigen Streich erblickt, weist dieser es sofort als 'Satansbraten' und 'Teufel' aus.
Er muss es ja wissen, schließlich führt er eine große Baumarktkette, steht kurz davor dieses Franchise an die Japaner zu verhökern anstatt seinem Sohn eine Art Erbe zu hinterlassen und drängt zudem mit guter Miene seine Mitbürger dazu, ihn zum Bürgermeister zu wählen. Als er dann das nächste Mal unseren Junior bei einer Geburtstagsparty begegnet, wo dieser sich als Teufel verkleidet hat, behandelt ihn Big Ben ganz wohlwollend, wie einen alten Kumpel und bittet ihn darum, Kampagnen-Sticker und -Aufkleber an seine Freunde zu verteilen. So läuft der Hase...
Doch nicht mal die Kids haben ein Herz für Junior übrig, beschimpfen ihn, kein echtes Kind zu sein, weil er ja adoptiert ist und lassen ihn nicht an ihren Spielchen teilhaben. Sein Adoptivdaddy erkennt die Situation und versucht ihm gut zuzusprechen, überreicht ihm ein Geschenk von seinem Großvater - eine vertrocknete Pflaume die für den senilen Opi wie Roosevelt aussah - als Zeichen der Verbundenheit. In solchen Augenblicken merkt man dann, dass sich was in Junior wandelt und auch wenn diese herzerweichenden Sequenzen in ihrer Dauer recht konzentriert und flott bleiben wie der Rest des Films, so erschaffen sie dennoch eine beachtliche, emotionale Resonanz, die sie sich im Kontext des Narrativs und der Charakterentwicklung redlich verdient haben. Aber da der Film jetzt noch nicht zuende sein kann, rächt sich Junior an seinen Kiddie-Peinigern und vermiest mit gewitzt-durchtriebenen Streichen sodann die Party des kleinen, ihn hänselnden Geburtstagsmädchens - in einer Montage zu 'IT'S MY PARTY' von Lesley Gore, die in ihrem anarchisch-kathartischen Rebellen-Humor und 'Replay'-Spielereien an die erhebende 'Everytime'-Sequenz im letztjährigen SPRING BREAKERS erinnert.
Als es Junior jedoch durch diese Aktion und einem chaotischen Baseballspiel übertreibt, steht Ben vor einer Glaubensprobe und entschließt sich, das Kind ans Waisenhaus zurückzugeben. Dort beschwert er sich zunächst zusammen mit seiner Frau, dass sie dieser Plage in Menschenform ausgesetzt wurden, wird aber vom sich ertappt fühlenden, defensiven Gilbert Gottfried darauf hingewiesen, dass es dem Waisenhaus scheißegal ist, wo das Kind als Nächstes hinkommt, schließlich wurde es schon knapp 30-mal herumgereicht. Diese Information schockiert Ben so dermaßen, dass er endlich erkennt, warum Junior solche Verhaltensstörungen hat und schwört daraufhin, ihn bedingungslos zu lieben, denn nur so kann man ihm helfen.
Doch auch das gestaltet sich schwer, sobald nämlich jener Serienmörder von Junior's Brieffreundschaft plötzlich vor der Haustür steht, Ben's Ehefrau verführt (Faszination mit Soziopathen wieder mal) - welche das gerne mit sich machen lässt, weil sie glaubt dadurch das Kind los zu werden - sie & Junior kidnappt und Ben sodann um 100.000 $ für die Freilassung erpresst. Da rastet Ben vollends aus und will am Liebsten alles hinschmeißen, erkennt aber dann in Juniors Zeichnungen seiner neuen Familie, dass er als treusorgender Vater doch der einzige Lichtblick für ihn war - schließlich macht er sich auf die Suche nach seinem Sohn, konfrontiert dabei auch seinen eigenen Dad, der nicht bereit ist, das Geld für die Freilassung bereitzustellen, weshalb er ihm die Meinung geigt, das 'Sohn-Sein' kündigt (!) und Big Ben vor der Bevölkerung bloß stellt.
Es kommt sodann passenderweise zum Showdown auf einem Rummel, voller Clowns und Freaks, Ausgestoßene und Gespött der Unterhaltungs-dürstigen Gesellschaft, wo Junior vor die Wahl zwischen zwei Dads, zwei Ideologien, zwei Lebenswegen gestellt wird. *SPOILER* Er entscheidet sich für Ben, doch nach einer heißen Verfolgungsjagd, die schon mittleren Action-Standard jener Entstehungszeit erfüllt, muss er mitansehen, wie sein abgewiesener Dad, sobald dieser von der Polizei abgeführt wird, zur Waffe greift und Ben erschießt. Nach dem tränenreichen Flehen Juniors, Ben solle weiterleben, stellt sich heraus, dass die Kugel doch noch von einem Wahlkampf-Button seines Vaters und der vertrockneten Pflaume des Opas abgeprallt war. Somit gibt's ein Happy-End für die Healy-Boys. Die Mutter hingegen landet auf einem Truck zusammen mit einer Gruppe Schweine und wird von denen angeschissen, weil sie ja auch eine ganz selbstsüchtige Sau war. Es ist ja schließlich immer noch eine Komödie! *SPOILER ENDE*
Man merkt schon, die Story bietet so einiges an gehobener, dramatischer Tiefe und auch wenn sie im Endeffekt als freche Komödie mit etwaigen, unbedarft-kindischem Totlachfaktor aufgelöst wurde, zeigt sie hinter ihrer unterhaltsamen, Familien-freundlichen Fassade ein furchterregendes Bild vom modernen Amerika, welches in seiner aufgetragenen Nettigkeit und Perfektion eine Bösartigkeit gegenüber dem Fremdartigen verbirgt, sich zwar irgendwo dafür begeistert und Unterschwellig-Abgefucktes wie Big Ben's Kampagne als unschuldige Volksnähe zelebriert, dem Problem und seinen Konsequenzen aber dabei starrköpfig aus dem Weg geht, lediglich sofort 'verdammt'. Da stört es mich kaum noch, dass dieser Erstling im Vergleich zu seinem Nachfolger weniger überzeichnet bunt daherkommt - je trister und aufgesetzt-lächelnder die US-Idylle auf Junior einwirkt, desto eher wird deutlich, wie bitter und Zerstörungs-würdig dieses Umfeld für ihn sein muss.
Lediglich der einzige aufrichtige Mensch in dieser konservativen Misere, Ben Healy, kann ihn allmählich davon überzeugen, dass er nicht von allen als Feind dieses Umfelds angesehen, sogar irgendwo akzeptiert wird und sich erst recht nicht alles gefallen lassen muss (in Teil 2 ist letzteres sogar die omnipräsente Hauptmotivation). Und selbst wenn das alles einen gewissen, christlichen Schmalz ausdrückt, so ist die Botschaft an sich doch eine äußerst vorbildliche - wird auch noch von einer guten Menge fantastisch gesetzter Pointen mit satirischer Ader (u.a. die 'Dad' & 'Super-Dad'-Mützen und der immer deftiger werdende Gehalt von 'Erziehungshandbüchern', die Ben als frischer Vater liest) und einem stets fühlbaren, knallig-verschmitzten Streben nach einem Ausbruch aus dem Regelbuch begleitet, selbst in der gefälligen, doch punktgenauen, fettfreien Inszenierung. Eine überraschend harte Familienkomödie!
Ok, Cuarón kriegt den Directors GG für Gravity, aber was meint Armond White zu dieser ganzen Sache? Immer wieder schön zu lesen, hier seine jährliche Better-Than-Liste :D http://www.nyfcc.com/2014/01/armond-whites-better-than-list-for-cityarts/
Da wir es hier mit einem Godfrey-Ho-Film zu tun haben, gilt wieder mal: ZODIAC AMERICA 3 - KICKBOXER FROM HELL ist eine recht ernüchternd zweigeteilte Affäre. Während Ho selbst erneut eine wunderbar irrwitzige, actionreiche Rahmenhandlung - um einen Gwailo-Kickboxer, der ein Mädel vor der Satansbruderschaft (andere Gwailos, die sich eingekleidet haben wie eine Karikatur von Indianern) und deren wie ein Wrestler geschminkter Anführer Luzifer beschützen UND für das große Kickboxing-Turnier in den Bergen trainieren will - besteht der Hauptpart des Films wieder mal aus einem anderen, älteren Film, den sich die IFD-Schmiede von Joseph Lai im Vornherein eingekauft hat.
In diesem Fall gestaltet sich dieser als biederer HK-Grusel, der schon recht weit vom CAT-III-Standard entfernt ist, um ein junges Ehepaar, dass in seinem neuen Haushalt von spukend-mörderischen Gespenstern und einer schwarzen Katze (mit weißem Hemd unterm schwarzem Frack, also nicht komplett stilecht) heimgesucht wird, aufgrund einer schlimmen, intriganten Vergangenheit etc., etc.
Das Zusammenspiel beider Parts wirkt wie gewohnt kaum stimmig, wie in anderen Werken des Ho & Lai-Duos geschieht dies einerseits durch ein zusammengeschnittenes Gespräch aus beiden Filmen, andererseits wird ab und an suggeriert, dass Luzifer selbst einen bösen Zauber über das Ehepaar auferlegt (auch wenn es sich in jenem Plot eindeutig um den Geist der Ex-Frau handelt, der all dies geschehen lässt).
Auch die Tonspur bringt eine einigermaßen verbindende Komponente, mit einem zusammengeklauten Soundtrack aus Stücken von populären Horrorfilmen wie Halloween, A Nightmare on Elm Street, Hellraiser, Re-Animator und sogar Feuerteufel (Tangerine Dream kommen sogar noch öfter zum Einsatz), der sich über die gesamte Laufzeit verteilt. Visuell passen die Geschichten allerdings kein Stück zueinander. Der olle Gruselstreifen scheint Ende der 70er/Anfang der 80er entstanden zu sein, zeigt eine gewisse, inszenatorische Kompetenz - bleibt aber ausschließlich handwerklich-bieder und konventionell-schnarchig.
Ho's Rahmenhandlung aus dem Jahr 1992 hingegen brilliert mit wunderbar klobigem Set- & Kostümdesign, forciert-vorantreibenden und surrealen Schwachsinnsdialogen sowie Hackfressen-ziehenden Import-Honkdarstellern (mit knallchargigsten Synchronsprecherleistungen), die einigermaßen ordentlich aber hauptsächlich so plakativ-verspielt und auch ein bisschen blutig fighten wie der spärlich aufgebaute Plot. Einen schicken Showdown in der 'Hölle', wo Hammer gegen Hammer gekämpft wird, gibt es auch dazu. Das hebt die Stimmung dann doch ordentlich an und trägt den Zuschauer wohlig-energiegeladen bis zum Ende durch diese obskure, strunzdoofe Videothekenware.
Mein Tipp allerdings: wenn man schon Godfrey Ho sehen will, dann am besten solche, die komplett von ihm gedreht wurden und sich vollends dem kloppenden Wahnwitz ergeben, wie z.B. UNDEFEATABLE von 1994.
So, letzte Woche habe ich ja einen recht schön-verspielten EXORZISTen-Exploiter aus Italien namens VOM SATAN GEZEUGT gesehen und an dieser Stelle euphorisch besprochen, da war es mir nur recht, dass ich pünktlich zu Beginn dieses Sonntages einen weiteren Knaller aus diesem Subgenre sichtete. Allerdings ist Alberto De Martino's Abklatsch vom Friedkin-Welterfolg eine etwas ernüchterndere und voraussehbarere Geschichte geworden.
Man geht natürlich immer im Vornherein mit gewissen Erwartungen an solche plakativen Rip-Off-Werke heran, vorallem mit dem Auftauchen von neckischem Spaß. In dem Fall hat De Martino eine verhältnismäßig engstirnigere Variante vorgelegt. So verwurzelt er seinen ANTICHRIST in deutlich erzkatholische Gefilde, nimmt den Mythos vom Exorzismus halbwegs für voll und verziert das daraus entstehende Ambiente mit einer guten Menge selbstauferlegten Ernst und ehrfürchtig-seliger Symbolik in handwerklich durchaus gelungener Kompetenz. Auch wenn man beim zweckmäßigen Plotkonstrukt aus einer brav-geradlinigen Konzentration des US-Exorzisten-Handlungsgeflechts mit italienischem Flair & Folklore nicht wirklich von einem geschickten Spannungsaufbau sprechen kann, so ist die formale Gestaltung geradezu stilecht.
De Martino setzt dabei auf prunkvoll ausgestattete Kulissen, geschmeidige Kran- & Dollyfahrten (von Joe D'Amato übrigens), streng-biedere Klamotten, sowie einem beschwörenden Kakophon-Score von Morricone & Nicolai. Die Darstellerführung hingegen...nunja, könnte besser sein, wenn man schon auf ernst versucht. Der Inhalt auf der 'normalen' Ebene wird dadurch aber nicht allzu schwer ins Interessenfeld des Zuschauers gelenkt, bleibt sogar leider recht farblos und konventionell. Umso mehr kann man sich freuen, wenn sich der Film dann doch immer mal wieder an phantastischen Verrücktheiten versucht. Und da hat selbst De Martino in seiner augenscheinlichen Bemühung um Ernsthaftigkeit einige wunderbare Sequenzen herausgezaubert.
Da verzerrt er das Bild mit einem irren Weitwinkel-Objektiv, setzt in intensiven Hypnosesitzungen Bilder vom Inferno des Mittelalters in bizarren Wald-Sets um, wo sich inmitten hässlicher Pickelfratzen, entfärbter Landschaften & Menschen und abgefuckter Satans-Rituale nicht nur eine hitzige, groteske Erotik & Blutschmatzerei verbreitet, sondern natürlich auch noch eine psychotronisch-wirre Dimension des Teufels ausbricht, die auf der realen Ebene eine ganze Menge Unheil - sprich vorsintflutliche Greenscreen-Effekte und billige Budenzauber-Tricks - sowie sexuelle Entgleisungen austeilt.
Das klingt nun durchaus fantastisch und bringt reichlich Höhepunkte für den Film mit sich, man spürt aber im Verlauf der Handlung allmählich, dass trotz reichlich obszönem Sprachgebrauch vieles vom Irrsinn nur allzu brav bleibt, noch unter Friedkin-Niveau. Zwar redet der Teufel durch das besessene Mädel immer wieder vom Ficken und Schwanzreinstecken, lässt sich aber wie ein glattgebügelt-pragmatisches One-Hit-Wonder selten andere Aussprüche einfallen und muss stattdessen wieder irgendwelche Schränke fliegen lassen oder alte Männer mit schwebenden Händen erschrecken - selbst die Kotze wird nur in kleinen, klobigen Mengen verspritzt. Kein Wunder, dass die Männer Gottes da am Ende mit erwarteter Leichtigkeit und faustdickem 1:0 gewonnen haben - vor so einem Teufel haben doch höchstens nur noch die 3 Stooges Angst...oder besonders anfällige Glaubensanhänger.
Dies alles passt auch allzu gut zur Darstellung von Frauen und Sexualität im Film. Wer da aus der Reihe tanzt und ein bisschen 'unabhängig' sein will, wird als Nutte an die heilige Johanna herangezerrt und gezwungen, diese zur Vergebung/Heilung anzutatschen. Das soll auch für unsere Protagonistin gelten, die sich als selbsternannter Krüppel doch so sehnlichst wünscht, wieder laufen zu können (sogar in extatische Frustrationen deswegen verfällt) - nur der Teufel (oder in der ersten Phase: Hypnose in ein früheres Leben) kann ihr im Endeffekt den Wunsch erfüllen. Schließlich entsagt die heilige Statur ihr die Heilung, warum auch immer. Die anderen Hilfesuchenden entlässt die dann ja auch zum selbstmörderischen Sturz von den Treppen, schließlich waren sie schon dem Teufel verfallen. Aiaiai, was für eine echt 'gnädige' Sau...
Ob man die Ideologie vom ANTICHRIST nun an die große Glocke hängen muss, ist fraglich - hängt einzig und allein von der Toleranz des Zuschauers dafür ab, schätze ich mal. Schließlich lässt De Martino's Film als Produkt seiner Zeit und seiner leicht verdaulichen Rip-Off-Mentalität genug Distanz dafür übrig. Ich empfand ihn leider dann doch ein Stück weit zu spießig und provinziell-artig, als dass er wirklich einen so schön verspielten Spaß und erst recht so ein kreatives Aufmischen des ExEx-(Exorzisten-Exploitation)-Genres alà VOM SATAN GEZEUGT vorweisen konnte. Aber wenn er es, neben der allgemeinen Stilsicherheit in Kamera & Ton, mal versuchte - Junge, Junge...dann ging's aber echt gut ab, erst recht im Hinblick auf die überschwängliche, ominös-präsente Architektur-Symbolik. Also bewerte ich das alles mal einfach schließlich so: mit Einschränkungen genießbar.
Selbsttherapie und Bestätigung für den sexsüchtig-charmanten Yuppie von 'heute'. Da erlebt unser Herzallerliebster John Ritter in formgerechter 3-Akt-Struktur zuerst ein irrwitziges, frivoles Seelenfindungs-'Martyrium' durch 1000 Betten und sieht zum Schluss ein, dass man sich ändern muss, um wieder auf den grünen Ast zu kommen.
Das alles gespickt mit bromantischer 'Männergesprächs'-Mentalität und einem schick-&-sinnlich-synthetisierten 80's Score drunter. Ich muss zugeben, inhaltlich hat mich dieses naive Filmchen nicht allzu stark gepackt - griff sogar ein bisschen zu oft ganz knapp am Altherrenwitz-Kasten vorbei, trotz Tonnen an Fucks, aber dafür auch mit im Dunkeln-leuchtenden-Kondomen, die sich Scooby-Doo-mäßige Gefechte liefern, sobald der gehörnte Lover ins Zimmer hechtet. Da denkt man glatt, man wär in STARKE ZEITEN gelandet.
Den entscheidenden Unterschied macht jedoch nicht nur der freche Darling mit Vollbart John Ritter - der als verschmitzt-schlagfertige, unschuldig-dreinblickende und ur-verdorbene Autoreneros eine Frau nach der anderen abschleppt und darüber beim Therapeuten/Barkeeper sinniert - sondern auch die stilecht pointierte und geschickt aufgelöste Inszenierung von Komödien-As Blake Edwards, auch wenn dieser hier Ende der 80er zwischen BLIND DATE, SWITCH und DER SOHN DES ROSAROTEN PANTHERS schon etwas zu sehr in der bieder-gefälligen US-Comedy-Soße steckte.
Da kommen auch so herrlich-freche Drehbucheinfälle und -Dialoge zu Tage, die manchmal auch entweder zu clever oder zu überflüssig profan geraten, aber immer noch seine ausgezeichnete Ader für gelungenes Joketelling beweisen, erst recht im natürlichen Zusammenspiel mit seinem sympathischen Hauptdarsteller.
Von daher habe ich echt kein Problem mit dem Film - ich finde zwar schon, dass er mich persönlich nicht allzu dringlich/peppig angesprochen hat und sich irgendwo auch auf recht naive Macho-mit-Style-Fantasien aufbaute, aber an sich ist SKIN DEEP (mit dem bezeichnenden dt. Untertitel 'Männer haben's auch nicht leicht') eine feine, Self-Help-Salve auf gut angehobenem und schnieke geschriebenem Spaß-Niveau.
Mit knapp 83 Minuten ist die Fahrt durch den Leichentunnel recht schnell vorbei und konzentriert sich in seiner Handlung und Charakteretablierung auf die Essenzen, hält seinen angepreisten Horrorfaktor auch immer etwas zurück, um dann aber mit schön plakativer Härte herauszusprießen. Das kommt ganz gut dem angepeilten Hauptprotagonisten Inspector Calhoun gleich, der sich immer recht manierlich und typisch britisch, aber auch herzhaft-zynisch gibt, wenn's um seinen Beruf und dem Umgang mit Mitmenschen geht. So wird dann auch das allgemeine Bild des zeitgenössischen Londons in diesem Film gezeichnet, wo reiche, narzistische Schnösel meinen, mit Geld jede Frau kaufen zu können und wo junge Leute zweimal hinschauen, ob sie jemandem helfen wollen, der am U-Bahn-Steig herumliegt.
Wie heftig dann dagegen die Einsichten ins Untergrund-Leben des Subway-Kannibalen wirken, der sich als missgebildet-verstörter Maneater, ähnlich Frankensteins Monster o.ä., zwar immer neue Opfer sucht, aber auch ausgeschlossen von der Gesellschaft lebt (wie wir gegen Ende erfahren, aus Gedankenlosigkeit der Bauunternehmen, welche die ungebrauchten Katakomben offenbar über ihn und seine Familie einstürzen ließen), sein finster-verwirrtes Dasein umringt von den dahinvegetierenden Überresten seiner Liebsten und Opfer verbringen muss, während das Leben an der Oberfläche anhand von Unterhaltungsmedien, Sex-Shops und Pubs der Dekadenz frönt. Da zeigt der Film seine größten Stärken, zeigt Mitleid für diese machtlos-angetriebene Kreatur, mit einfühlsamen Plansequenzen durch seine versiffte Behausung, zusammen mit einem schluchzigen Soundtrack. Diese vermitteln geradezu eine makabre Tragik, erinnern an ähnliche Szenarien, wie der Anblick Juan's auf seine massakrierte Familie in Sergio Leones 'TODESMELODIE' oder auch das triste Abschwenken von durch grässliche Experimente verstümmelte Körperteile in Bruno Matteis 'KZ9 - LAGER DI STERMINIO'.
Diese innewohnende Ambivalenz macht TUNNEL DER LEBENDEN LEICHEN durchaus interessant, nur hatte ich fortwährend das Gefühl, dass manchmal allzu uninspiriert mit gewöhnlichen Genre-Charakteristika gearbeitet wurde, das Setting etwas doll verschnarcht und ausschließlich zweckmäßig in die Puschen kommt (siehe: der offensichtlich seperat gedrehte Gastauftritt von Christopher Lee) und mir z.B. der Fokus auf das junge Paar im Film stark am Arsch vorbei ging - erst recht, als das Mädel jener Beziehung von dem Untergrund-Kannibalen gefangen wird und zur kreischenden Hilda verkommt, das 'Monster' in vergewaltigende Ekstase versetzt und somit kurz davor vorbeischrammt, das Herz des Films für diese Kreatur zunichte zu machen (wenn man denn auch akzeptieren will, dass es die Morde aus Notwehr oder aus seinem Überlebenswillen heraus begeht).
Im Endeffekt muss ich die morbid-verstörenden und bitter-traurigen Leichensequenzen natürlich an und für sich als beachtenswertes Highlight im Film anerkennen, sowie auch der Ansatz, Sympathie für das Monster unter den Leichenbergen zu empfinden. Allerdings gibt es Filme aus dem Genre, auch aus früheren Zeiten (wie eben u.a. FRANKENSTEIN), welche diesen Ansatz noch eindrücklicher und zielgerichteter vermittelt haben, mit einer stärkeren emotionalen Resonanz und sogar einem geschickterem Spannungsaufbau. Dennoch ein überraschender Semi-Exploiter mit Herz.
Im Italien der 1930er Jahre wurden unter dem Regime des Mussolini-Faschismus sogenannte 'Telefoni Bianchi'-Streifen gedreht - imposante Nachahmungen von populären, amerikanischen Produktionen, die mit konservativen Botschaften versehen wurden.
In diese Filmindustrie voller überheblicher Chaoten will das quirlig-unbedarfte Zimmermädchen Marcella (Agostina Belli, ein Goldengel allererster Güte) als Schauspielerin einbrechen, die sich für ihre Karriere durch die Betten einflussreicher und taktlos-selbstsüchtiger Politiker, Stars und Produzenten schläft, während ihr alter Verlobter Roberto (Cochi Ponzoni) ihr immer wieder als beleidigte Leberwurst auflauert und berechtigte Schuldgefühle einbläut.
Dabei gerät sie u.a. in ein prunkvoll-versautes Bordell für feine Herren, wo sie durch einen Kunden & Komponisten (Lino Toffolo) zum Schlagerstar wird. Lange aushalten kann sie das Muttersöhnchen jedoch auch nicht und gerät sodann in die verführerisch-charmanten Fänge des Star-Akteurs Franco Denza (Vittorio Gassman in einer verschmitzten Meisterleistung) - zudem beginnt sie auch nach einer Begegnung mit dem Duce selbst, für jenes diktatorische Staatsoberhaupt zu schwärmen, auch wenn sie sich selbst eingestehen muss, noch immer was für Roberto zu empfinden, der allerdings an die Front versetzt wird.
Schließlich schafft sie durch den Segen des Duce's den Sprung in den Studiohimmel Cinecittàs, wo man aus ihr trotz mangelndem Talent an der Seite Denza's - der dann auch ihr jahrelanger Liebhaber wird - einen waschechten, nationalen Star unter dem Pseudonym Alba Doris macht. Doch auch hier kriselt die Beziehung und Denza's Geisteszustand schlussendlich unter dem Exzess der faschistisch-ordinären Unbelehrbarkeit & Egomanie, während allmählich der zweite Weltkrieg in die Wege geleitet wird.
Aufgrund der Koalition mit Deutschland gerät sie schließlich irgendwann auch in deutsche Durchhaltestreifen und deren Produzenten, weshalb ihr ewiger Verlobter Roberto ihr endgültig die Liebe kündigt. Bonjour Tristesse, encore une fois, erst recht am Horizont des Kriegsendes, wo sie im Lastwagen eines stehlenden, buckligen Vagabunden landet, der sie aber schnell für eine Gruppe von flüchtenden Juden ablädt (welche er aber dann doch an die Deutschen verrät).
Auf ihrer trübseligen Odyssee zurück nach Hause begegnet sie wieder alten Weggefährten, die sich nun vor den Widerstandskämpfern verantworten müssen. Mit kleinen Gesangsauftritten und einer Vermählung mit William Berger kann Marcella sich dann doch noch bis nach dem Krieg über Wasser halten. Doch auf einer Reise nach Russland dann...
In diesem turbulenten, liebevoll-ausgestatteten, wunderbar anarchisch-gewitzten und über mehrere Jahre erzählten Lustspiel vergehen die knapp 2 Stunden Laufzeit wie im Fluge. Faschistische Witzfiguren übertreffen sich im karikierten Gesellschaftsbild jener Zeit an perverser Verkommenheit, während die Lebensverhältnisse immer perfider werden, den Krieg herausfordernd heraufbeschwören. Und dennoch kämpft sich dabei durch die Jahrzehnte eine recht süße, leichtlebige 'Liebesgeschichte' durch, die schließlich durch die Wirren des Regimes und des Krieges immer wieder chaotisch auseinanderbricht.
Wie eh und je liegt das aber auch im Grunde am verführerischen Glanz & Glamour der Unterhaltungsindustrie, die einen mitreißen, aufsaugen und zerbrechen kann, wie es ihr gefällt - wie auch hier in diesem semi-fiktiven Biopic von Dino Risi, das sich mit dem morbiden Pomp der 30er Jahre schelmisch auseinandersetzt und unsere liebenswerten, wenn auch fehlgeleiteten Protagonisten durch den Fleischwolf jagt.
Ein toller Film, leider nur schwer zu bekommen - ich hab ihn in seiner exzellenten dt. Synchro gesichtet, die mir durch eine TV-Aufnahme von 2005 auf VHS erhältlich gemacht wurde. So oder so, sei es euch versichert: Wer 'Telefoni Bianchi' auftreiben kann, darf ihn nicht verpassen!
Endlich der ideale Einstieg ins Kinojahr 2014: Tolles konzentriert-effektives Survival-Drama auf hoher, unbarmherziger See. Extrem nah dran am Schicksal dieses einen Mannes, der auf verlorenem Posten ganz langsam vom Wasser eingefangen wird - ums Überleben kämpft und dafür auch trotz aller menschlichen Mühen von seinen seetauglichen Tools Abschied nehmen, irgendwann seine Aufgabe eingestehen muss, je stärker das nihilistische Wesen der Natur auf ihn einschlägt. Das hat zwar alles eine gewisse Murphy's Law-Mentalität, entpuppt sich aber auch nie als zynische Handlungsvorantreibung.
Sowieso macht ALL IS LOST gestalterisch alles richtig und bleibt durchweg angemessen - kein Stück auffallend fancy oder artsy, sondern nüchtern-nachvollziehbar. Da wäre zum Einen die wunderbar-methodische Kohärenz, mit der die Handlungen von 'Our Man' und jene Herausforderungen, die ihm entgegen kommen, vermittelt werden. Daraus entsteht geradezu eine automatische Spannung auf beinahe dokumentarischer, immens greifbarer Grundlage, dass man bei diesem Werk von J.C. Chandor sogar von einem der besseren Action-, sprich AKTIONS-Filme der letzten Jahre sprechen kann. Da bleiben die ARRI ALEXA-Aufnahmen wohlgemerkt roh zurückgenommen, kaum stilisiert aber auch nicht drastisch hardcore.
Auch die musikalische Untermalung passt sich recht gut der Sprachlosigkeit unseres Protagonisten an, wirkt eher als atmosphärische Unterstützung - schwappt als Mischling aus William Basinzki, Popul Vuh und sogar ein bisschen Star Trek zwar auch dezent in melancholischen Pathos über, droht aber nie zu überakzentuieren. Passt sich formgerecht emotionalisierend der Stimmung an und wird mit warmen Umarmungen vom Film empfangen - ein krasser Unterschied zum geradezu verschämten Wechselspiel von Film & Musik in 12 YEARS A SLAVE, welchen ich vorher im Kino sah.
Zuguterletzt muss ich auch loben, wie unaufdringlich der Film sein Sujet vorträgt und behandelt. Solche Survival-Geschichten können immer ganz schnell in Feel-Good-Kitsch umschwingen, wenn zu sehr auf die Tränendrüse gedrückt wird. ALL IS LOST verfällt nicht in solche einfache Fallen - zeigt uns zwar die tief-persönlichen, ratlosen Gesichtsausdrücke und kniffligen Überwindungen seiner Hauptfigur, muss aber nicht noch Massen an Backstory, philosophischen Monologen oder (ganz schlimm:) Familienfotos in der Kabine vorzeigen, um dem Charakter Tiefe zu verleihen.
Wir lernen auch so, was für einen Mann wir da vor uns auf der Leinwand haben. Das ist geradezu erfrischend und fühlt sich einfach richtig an - ganz konzentriert-effektives Storytelling eben, ohne schmückenden Ballast, superb-minimalistisch und gerade darum aufwühlend-ungestüm, erst recht einfühlsam/-bar.
Mit Abstand einer der räudigsten Filme, die jemals das Licht der Welt erblickten - megasiffig, unfassbar-brutal und durchweg-misanthropisch, ein vollends verkeimter Franzosenkrimi, der zu jeder exploitativen, widerlichen Schandtat bereit und kaum frei erhältlich ist. Da wird am Anfang in der Nacht schon eine Gruppe Transvestiten-Huren abgeknallt, deren nackte Leichen sehen wir sodann ausgeweidet auf dem Seziertisch. Die ermittelnden Polizisten in diesen 'Nuttenmorden' haben eine extrem zynisch-kindische Schnauze, verbringen ihre Freizeit in ungemütlichen Sexorgien und behandeln ihre Freundinnen sowieso wie Dreck.
Je mehr sich dann auf die Spur des Verbrechens gemacht wird, desto mehr Leute werden blutigst umgebracht, mit Schrotflintenschüssen ins Gesicht und Äxten quer über die Augenpartie (Nachdem auch schon die Hände aus den Lederjacken abgesäbelt wurden). Die Frauen erwischt es dabei besonders schlimm, werden sie doch von dem erbarmungslosen Gangster-Gesocks vergewaltigt und vaginal verstümmelt - urgh... Und herrje, im Showdown entwickelt sich dann der Drang zur Lösung des Falls so unfassbar fies und eklig, dass man kaum von einem 'Erfolg' sprechen kann, weil sich einfach jeder wie ein Räuden-Arschloch allerbester Güte verhielt.
TODES-BRIGADE klingt auf dem Papier wie eine radikale, widerlich-unmenschliche und konsequent-harte Horrorshow von der Apokalypse der Gegenwart, als ungeschönter Reißerschund, der sich in Widerlichkeit und kotzüblen Nihilismus übt, um die Verkommenheit der zeitgenössischen Kriminalität 'realistisch' darzustellen. Und mal ehrlich, so extrem wie hier einige Bilder und Szenarien umgesetzt sind, wäre heutzutage undenkbar bzw. unverkaufbar (siehe 'A SERBIAN FILM'). Diese Unfassbarkeit über das Gezeigte übt schon einen gewissen Reiz (ähnlich eines Autounfalls) auf den Zuschauer aus, bietet zudem nie wirklich Raum zur Identifizierung an, so verkommen die ganze Situation und deren Figurengefüge hingekotzt wird.
Weshalb der Film dennoch trotz seiner überwältigenden Sleaze-Perversitäten irgendwo sogar tatsächlich unterhält (neben seinem immens rasanten Tempo und immer schlimmer/expliziter auftretenden, 'gewollten' Härten), liegt an der Synchronfassungslage dieses Films, der zwar hierzulande auf Video mit ganz normalem Cast, aber immens gekürzt rauskam, von dem aber auch eine Export-Synchronfassung aus Frankreich existiert, in welcher ein ganzer Haufen unfähiger, aber honkig-aufgedrehter Laien mit dickstem Akzent eine Assi-Vertonung aufs Parkett legen, die sich gewaschen hat und wunderprächtig zum Charakter des Films passt: durchweg ultimativ-ordinäre Dialoge an der Grenze zum prolligen Nonsens, eine lachhaft-aufgesetzte Abmischung und unbeholfene, hysterische Ausdrucks-Abstrusitäten, welche die Sichtung dieses eklig-plakativen Werkes zum himmelschreienden Lachfest verkommen lassen und ihn damit soweit entschärfen, dass selbst die härtesten Gewaltszenen als naives, hingerotztes Böllerwerk daherkommen. Da wird der gewollte, ruppige Ernst mal schnell zur schissigen Halbstarkenparade mit dem beknacktesten Zynismus-Versuchen seit eh und je.
Dass TODES-BRIGADE dennoch eine durchweg abstoßende Aura besitzt und an sich so widerlich mit sadistischen Sex- und Gewaltszenen um sich wirft, wie eines dieser berüchtigten 'Racheporno'-Comics aus dem Italien der 70er Jahre, wird er zwar nicht los und bringt im Endeffekt natürlich keine besonders schöne Seherfahrung, erst recht ungeeignet für Kinder und Jugendliche. Man sollte da schon eine gewisse, distanzierte Toleranz für absolut hohlen Groschenroman-Schund haben, um diesen krank-krassen Film überhaupt durchzustehen. Wer aber auch so krank ist wie ich, über so unfassbar-saftige Vollverhonkungen, wie sie in diesem Film jede Minute vorkommen, gut lachen kann und natürlich die Grässlichkeit des Ambientes als eben solches erkennt, der wird diesen Film nie vergessen, quasi als 'Guilty Pleasure'.
[...] Chris Marker [...] formt [...] sein Portrait von der japanischen Kultur und (in geringerem Anteil) anderen, problematischeren Ländern zu einer freiförmigen Meditation über u.a. die Vergänglichkeit von Zeit, der verzerrten Präservierung von Erinnerungen (eben auch durch Film) und damit auch der Auffassung des Lebens - ausgehend von wahrlich wundersamen, überwältigenden Eindrücken des zeitgenössischen Daseins im modernen, urbanen Japan; so unfassbar greif- und nachvollziehbar, dass man über den Status des reinen Voyeurs hinauswächst. [...]
Wang Yu's Einsatz in Australien, als Martial-Arts-erprobter Polizisten-Roughie gegen Ex-James-Bond George Lazenby - eine rasante, knallige Punch- und Car-Chase-Achterbahnfahrt durch Sydney und Umgebung von Australiens Exploitationmeister Brian Trenchard-Smith, der laut seinen Aussagen in der Doku 'NOT QUITE HOLLYWOOD' sogar vom Frauen- und Ausländer-hassenden Yu höchstpersönlich vermöbelt wurde (schließlich hat er selber auch einen Gastauftritt als hilfloser Thug). Dazu sieht man auch altbekannte Genre-Gesichter wie Sammo Hung, Roger Ward und Hugh Keays-Byrne (beidesamt aus dem ersten MAD MAX), die zusammen mit einer immens kinetischen Bildgestaltung und dem grandiosen Soulfunkschlager-Score (inkl. Titelsong 'SKY HIGH' von Jigsaw) der actionreichen Hatz das spezielle, sinnlich-bombige australische Flair verleihen. Unbedingt auschecken (vorallem in deutscher Sprache, schön stilecht mit Danneberg auf Wang Yu)!
Inmitten des dreckig-eingeschneiten und erdrückend-verschlafenen Americana, dass sowohl vom Schneefolken-durchwanderten Nachthimmel als auch von ätherisch-hoffnungsfreien Trübsalwellen der elektronischen Musik eingehüllt ist, rettet der unscheinbare Abschleppwagen-Fahrer Floyd den bewusstlosen Vertreter Steven aus einem Schneesturm und bringt ihn zu sich nach Hause, in ein weit abgelegenes und chaotisches Anwesen, wo er auch seine Tochter Dolores beherbergt.
Bald stellt sich allerdings in einer behutsam-starken Dollyfahrt heraus, dass sich die transportierten Waren von Floyd's abgeschleppten Kunden in seinem Schuppen stapeln - es wird unmissverständlich suggeriert: hier wohnt ein soziopathischer Killer. Nach einer Nacht will Steven am frühen Morgen, wo nicht mal die glühende Sonne einen Ausweg aufzeigen kann und ein Entkommen eher beschwörend-abwehrt, das Anwesen dann verlassen - doch die Schlüssel zu seinem Wagen lassen sich nicht mehr auffinden.
Floyd überredet Steven also, noch eine Nacht länger zu bleiben und so feiern sie unter manischen Linedance-Geigenspielen und eskalierenden Armdrück-Duellen Dolores' Geburtstag. Langsam offenbart sich Steven das bestialische Gesicht Floyd's, der nicht nur seine eigene Tochter krankhaft sexualisiert, sondern auch noch Bärenfallen vor seinem Haus aufstellt und Steven mit dem Gewehr im Anschlag wie ein Tier wieder einfängt.
Als die recht verblendete Dolores dann allerdings mit Steven doch die Flucht versuchen will, Floyd aber beide resigniert in die Hütte verbannt & gnadenlos anherrscht, zerbricht die letzte Hemmschwelle der emotionalen Sicherheit und Menschlickeit aller Seiten, während das einfallende Licht des Landes immer entfärbter auf diesen nihilistischen Schauplatz falscher Hoffnungen scheint.
Eine perfide, unbarmherzige Psychostudie, nicht unbedingt komplett subtil oder spannend (eher melancholisch-trist) in eine stets finstere Stimmung eingebettet, an der ein gesamtes, missglücktes Familiengefüge brutal scheitert, dafür dennoch ein neues aus letztendlicher Vergebung heraus aufblühen kann.
Anfang der 70er Jahre brechen 3 Schwerverbrecher aus dem Knast aus - 2 von ihnen, die Isaacs-Brüder Carl und Wayne lesen dabei ihren jungen Bruder Billy auf, der sich aufgrund seiner spärlichen Aussichten auf eine Zukunft im entfärbt-herbstlichen Mittelstands-Amerika freiwillig ihrer Flucht anschließt - welche sich in einen wahllosen Zerstörungs- & Mord-Roadtrip innerhalb amerikanischer Familien- und Farmhäuser in Georgia verwandelt.
Bis sich die wahre Durchschlagskraft dieses Szenarios aber wirkungsvoll entfaltet, dauert es knapp 50 von gerade mal 84 Minuten Laufzeit. Vorher muss man viel mäanderndes Standart-Kino durchhalten, dass zwar souverän-photographierte & gespielte (naja, außer Henry Thomas) Outlaw-Abhängerei einfängt, aber auch nur bedingt die anstehende Eruption der Gewalt glaubhaft motiviert - welche dann natürlich erschreckende Dimensionen annimmt und einen bitteren Schatten über unser hassenswertes Ensemble legt.
Das größte Manko des Films stellt leider der platte und billig-gebürstete Score von Mychael Danna dar, welcher das stimmungsvoll-gestaltete Geschehen im zynisch-finsteren 70er Jahre-Hintergrund mit aufdringlich-plumpen 80's-Digitalsynths und spackig-verwunderten Metal-Guitar-Klängen unterlegt und wie der Film an sich erst nach den oben genannten 50 Minuten potenzielle Verstörungskraft, Athmosphäre oder Bedrohung findet, dann aber wie so oft wieder zunichte macht.
Eine Schande, wo seine späteren Scores zu z.B. 'CAPOTE', '8MM', 'LITTLE MISS SUNSHINE', 'MONEYBALL' und wahrscheinlich auch demnächst 'FOXCATCHER' doch so toll sind - selbst seine Arbeit zum zuletzt von mir besprochenen, ähnlich unbekannten Crimedrama 'COLD COMFORT' hat da weit mehr eindringliche Power.
Am stärksten funktioniert 'MURDER ONE', wenn er seine Musik abstellt und in ockerfarbener Kälte die geraubte Unschuld und soziopathische Abgeklärtheit aller feststellt. Bloß schade, dass solche Höhepunkte nicht lange genug gehalten werden und recht schnell wieder in uneindringlichen Belanglosigkeiten, wie dem verrockten Hillbilly-Showdown, ebben. Schade.
Biergesellige Kanadier mit Geheimratsecken und Wildnisbärten erschaffen voller handwerklichem Unvermögen eine abstruse Grusel- & Gore-Mär im Strudel unverständlicher Übernatürlichkeit einer Omaküche und anachronistischer Synthrhythmen, stellen zwischendurch Amber Lynn vor einen Turm von Fernsehern, um belanglose Nachrichten abzulesen.
Hauchen und spucken ihre mündlich vorgetragenen Soundeffekte zusammen mit entrückt-aufgesetzten Nonsens-Dialogen inkl. plattester Genre-Referenzen ins handelsübliche Mikrofon, während die Kamera ziellos durch das ranzige Hüttchen im krankhaften Baustrahlerlicht gehandhabt wird. Sobald die klobigen Monsterkreaturen darin entfesselt werden, scheint ein Entkommen für unsere Proletenhelden unmöglich, weshalb sie genervt und oft zum Alkohol greifen und die Situation verrauscht ausdiskutieren.
Ab und an gehen sie auch gegen die seltsam teilnahmslosen Viecher vor, verlieren sich daraufhin aber erneut in den höllisch-roten Wänden des Anwesens, in denen sie nicht mal mit ihren Taschenlampen zurechtfinden und schlussendlich komplett entgeistert umherirren, dass man als Zuschauer ein fehlerhaft-programmiertes Delirium wahrzunehmen scheint, allen voran wegen der Amateur-psychedelischen, lückenhaft-schrabbeligen Tonabmischung.
Selbst der Einsatz brachialer Bohrmaschinen und Kettensägen, der mit deren beinahe tonlosen Fleischzersetzung einen Ausweg aus der Wahnsinnsdimension der Billigteppiche und Blutorgien garantieren soll, kann nicht gegen die verzerrte Tonspur und Schnittkatastrophen ankämpfen, zu denen sich noch ein grinsender Nachbarsfreund (welcher einen Doktor darstellen soll) hinzugesellt, während das monochrom-melancholische Klavier dahinklimpert und ansonsten von kakophonen Keyboard-Grabbeleien ausgetauscht wird.
Unvermittelt flieht man dann ins Tageslicht eines angenagten Wäldchens, doch es entpuppt sich als vermeintliche Oase des Überlebens - und der Abspann leitet sich sodann mit den Worten ' YOU HAVE JUST EXPERIENCED "THINGS"' ein. Ein Chaos von Horrorfilm, filmisch so unfassbar ungeschickt und bizarr-zerfahren, dass man vor staunender Faszination fast umkommt. Eine schräge, eruptiv-dilettantische Erfahrung mit morbid-veralpträumter Aura. Unmengen an Bier und infantil-sympathische Genre-Ambitionen von perspektivlosen Erwachsenen in den Tiefen kanadischer Hinterwald-Provinzen treffen hier aufeinander - in dem kryptischen, schockierend-unterhaltsamen Ergebnis THINGS. Bedingungslose Empfehlung meinerseits.
Mir fiel kürzlich eine alte RTL-TV-Aufnahme vom Film in die Hände, der in jener Fassung länger ist als auf VHS - aber dort auch nicht ungekürzt ist, was man deutlich merkt.
Olsen inszeniert hier in hart-noirig ausgeleuchtetem Schwarz-Weiß seinen gewohnt reißerischen Milieukrimi mit Erwin-Halletz-Swing um einen jungen Wiener Peter, der in Frankfurt den Messermord an seiner Verlobten/Prostituierten Vera Tschechowa nachzuforschen versucht und dabei an illustre Puffgesellen & Wirtschaftler wie Erik Schumann (späterer Synchronsprecher von Buck Bundy), Fassbinder-Koryphäe Barbara Valentin und Walter Kohut (der Theo aus 'SUPERMARKT') gerät.
Aber auch der abgeklärte Kommissar Konrad Georg ermittelt in der Angelegenheit im Sündenpfuhl herum und wird bei allen ihren Kunden vorstellig, von denen zudem jene aus höheren Positionen ihren Arsch und Ruf zu schützen versuchen, dennoch wegen ihrer Connections zur Vera auf die Schnauze fallen - bei denen wird sodann zynisch intrigiert, geschieden und blamiert.
Olsen nutzt die Starpower der Tschechowa trotz ihres frühen Ablebens im Narrativ so gut es geht aus, erzählt ihre zahlreichen Bekanntschaften mit knalligen Rückblenden, die nach und nach den Hintergrund für die brutale Messertat aufdecken, während in der Gegenwart die beteiligten Parteien untereinander Stunk machen, was sich in einem Bandenkrieg der leichten Damen entfesselt.
Das allgemeine Klima des Streifens ist sowieso durchweg verranzt, obszön und profan, wo sich untereinander einfach niemand wirklich ab kann und Gegenspieler in jeder Gesellschaftsgruppe gleich rotzig entledigt werden. Nur der unruhig-wehmütige Peter glaubt noch an echte Romantik und schwelgt nur allzu gerne in charmanten Erinnerungen an seine Dame. Schließlich knöpfen sich auch die Kollegen aus Vera's Gewerbe aus 'Mitgefühl' nun ihre Kunden vor und machen keinen Halt vor Knüppeleien und Folterung, um anhand neugewonnener Informationen den soziopathischen, sexuell-frustrierten Täter endgültig unschädlich zu machen.
Am Ende ist das Verbrechen gelöst, doch nur auf kriminellem Wege, ein richtig-befriedigender Abschluss für alle Beteiligten ist nicht möglich, was ja auch lediglich die FSK befriedigen sollte, damit das sündige Milieu am Ende ja nicht gut dasteht. Aber Olsen, ich weiß worauf du hinauswillst. Bei dir ist die Unterwelt mit ihren kernigen Typen und kessen Girls, vorallem in deinen St. Pauli-Filmen, doch so unbedarft-menschlich und herzlich wie sonst nirgendwo, auch wenn sie jenseits des Gesetzes arbeiten - und es hat mir wie immer echt gut gefallen.
Aberwitziges, indonesisches Actionabenteuer, dass von seinem hyperfrisierten, übermenschlich-akrobatischen Protagonisten Peter 'The Stabilizer' Goldson und dessen cooler Polizeitruppe lebt, die gegen die bösen Machenschaften des Drogenbarons Greg Rainmaker ankämpft - rabiat-schweißtreibend & mit geballter Feuer-, Faust- und Vehikelkraft.
Recht kurios erscheinen in THE STABILIZER neben der energisch-kurzweiligen und klobig-bunten Hau-Drauf-Exploitation-&-Pyrotechnik-Inszenierung eine ganze Reihe skurril-brachialer Stunts, bei denen manche Beteiligte wie's aussieht mit dem Leben bezahlen mussten (würde mich nicht wundern, nachdem was man alles in der Doku 'MACHETE MAIDENS UNLEASHED' über solche Produktionen gelernt hat), sowie ein besonders fieser Henchman, der vor der Kamera kleine Tiere bestialisch auffrisst.
Und genauso knallig erscheint sodann die allgemein-kostengünstige, aber irrwitzig-wilde Gestaltung des Films, die in ihren Eskapismus-Fantasien so fern von der Realität und gleichfalls so nah an der Welt des Comic-Pulps ist, dass der abstruse 80's-Spaß keinen Abbruch findet (erst recht nicht in einem Handgemenge, dass mit seinen pointierten Schlägen & Tritten recht schön dynamisch zu Synthbeats geschnitten ist).
Aber vertraut nicht nur mir, denn dieses Bild aus dem Film (welches recht merkwürdig den Besitzer wechselt) sagt hoffentlich mehr als tausend Worte:
http://www.internalbleeding.net/wp-content/uploads/2008/08/the-stabilizer-10.jpg
Ein ganz entspannter Italo-Thriller von Manfred Purzer, über einen verblendet-hochkultivierten Schriftsteller Aurelio Morelli (Mel Ferrer), der von Reporter Bossi (Klaus Kinski) umgarnt wird, seine mörderischen Memoiren rauszurücken, für mächtig viele Lire.
Morelli zieht sich zum Schreiben in die verträumte Provence zurück, wo er die Zeit auch gerne damit verbringt, tote Fische aus dem von Kühlwasser verseuchten Fluss zu begraben. Doch die Schlinge zieht sich immer weiter zu, als die Polizei in Rom ihm langsam auf die Spur kommt, obwohl Bossi ihn lange zu decken versucht - um die ganze Story seiner Frauenmorde für seine Gazette zu erlangen.
Purzer inszeniert die eigentlich recht reißerische Krimi-Geschichte mit ganz viel Feingefühl (und toller Kameraarbeit), strahlt eher Leichtlebigkeit und Atmosphäre aus (und lässt eigentlich jeden Mord im Off); gestaltet auch seinen Mörder wehmütig, ruhig und tagträumerisch (selbst das Finale liefert keine richtige Auflösung, eher Fassungs- und Machtlosigkeit). Vergisst dabei aber auch nicht eine gute Portion Sleaze und nackte Haut, die sehr schön zum sonnig-fiebrigem Ambiente passt.
Ein wunderbarer Film, um cinephile Nächte angemessen ausklingen zu lassen.
In der japanischen Frauen-Besserungsanstalt ist die Hölle los! Die korrupten Wärter und Leiter unter dem Deckmantel sozialer Gelehrsamkeit sind zynisch, gewalttätig und sadistisch-diktatorisch wie Sau - die Frauen allesamt zynisch, gewalttätig und miesgelaunt auf stetigen Ausbruch versessen.
Und trotz aller allgemeiner Härte herrscht bei den Insassen, unter den kühlen erdrückend-eintönigen Mauern und Uniformen, noch ein Funken Hoffnung & Solidarität, neben der allgemeinen Aufmüpfigkeit.
Als das System sie aber unverhältnismäßig hart bestraft, weil sie nur angemessene Mengen an Essen haben wollen, entfesselt sich ein gewagt-explosiver Ausbruch unter Ruriko's (Miki Sugimoto) Ägide, welche sie sich durch frühere Abenteuer in einer kriminellen Mädchengang 'würdevoll' verdient hat.
Mit einem gestohlenen Auto entfliehen 5 von ihnen hinein in die bambus-verhangene Nacht und flitzen in alle Himmelsrichtungen zur vermeintlichen Freiheit. Doch die Verhältnisse zuhause sind bei unseren Flüchtlingen alles andere als rosig:
Kyoko, die nur nach Hause wollte, um ihr Kind zu versorgen, findet lediglich ein Trauermal für ihre verstorbene Babytochter vor (diese starb wegen fehlender Brustmilch) und verabschiedet sich für immer tragisch-abgeklärt von ihrer eigenen Mutter. Fortan verkauft sie ihren Körper, unter der beschwörenden Tragik eines poetisch-dramatischen Chansons, an karikativ-aufgegeilte Freier.
Ruriko hingegen sucht das Weite, gerät zufällig beim Trampen an den ebenfalls flüchtigen, LKW-fahrenden Yoichi, der 300.000 Yen erbeutet hat - in welchen sie sich trotz einiger Konflikte (wie eine sexgeladene Version von EIN SELTSAMES PAAR) im abseits-gelegenen, strahlend-weißem-Licht-durchfluteten Hüttchen nach und nach verguckt.
Die resigniert-verstörte Affektmörderin Mina kehrt zu ihrem Vater zurück, der mit seinen Töchtern inzestuöse Verhältnisse pflegt - welcher sie allerdings anbrüllt, dass sie in den Knast gehört, da sie seinen Kollegen abgestochen hat und er ihre Spuren verwischen musste. Und ehe er sich versieht, kriegt er als nächstes das Messer von ihr serviert.
Die 2 restlichen Mädels, Maki und Yuki, fahren auf Mopeds durch die Weltgeschichte, machen sich mit gewieften Klauereien wieder allzu bemerkbar. Die Polizei kommt ihnen deshalb allmählich auf die Spur, auch weil sie Kyoko wegen der Prostitution & Mina wegen dem Mord auf dem Kieker haben.
Ruriko und ihr Yoichi genießen da noch ihre letzten, schönen Augenblicke am zukunfts-versprechenden Strand, ihrem designierten Fluchtort - von welchem aus sie ein Schiff mithilfe von Dynamitstangen besetzen wollen - als dort auch noch Maki, Yuki sowie die gestörte Mina und später natürlich sogar Kyoko auftauchen.
Doch auch die Polizei lauert ihnen auf und so kommt es zum alles entscheidenden, brutalen Showdown von anarchistischer Durchschlagskraft.
Ein archetypischer Pinky-Violence-Reißer aus Japan, mit melodramatischen basisch-sozialkritischen Zügen, gewohnt ausgespielten exploitativen Schlüsselelementen sowie einer souveränen Gestaltung in 2,35:1. Das Teenie-Rebellentum geht hier seinen konsequenten, nachvollziehbaren, aber nie ganz befürwortbaren, in-Gewalt-endenden Weg - wo Mädels der Männerwelt dennoch frech und wütend in den Arsch treten dürfen und jenseits des Gesetzes für ihre Freiheit kämpfen, bis zum bitteren Ende.
Femen-Outlaw-Eskapismus im pursten Sinne - trotz hoffnungsloser Lage mit Aussicht auf nimmer enden wollenden, starken Widerstand gegen die Obrigkeit. Simple Aussage, simple Zutaten, schöner Cast, durchgängige Kurzweilig- & Geradlinigkeit = schnörkelloses Genrekino ohne doppelten Boden, recht sympathisch.
Neben einigen flotten Godzilla-Abenteuern inszenierte Regisseur Jun Fukuda diesen actiongeladenen, globalen High-Concept-Spionagethriller um 2 rivalisierende Geheimorganisationen von telekinetisch-begabten Agenten - darum auch das Wortspiel 'ESPY', eine Mischung aus ESP (Extra-Sensory Perception) und SPY - die sich zwischen St. Moritz, Istanbul, Paris und natürlich Japan um die ganze Welt mit umwerfender, telepathischer Gedankenkraft bekriegen.
Ein astreiner Genrevertreter mit psychotronisch-übernatürlichen Einfällen, der überwiegend überraschend-ernst gehalten wird, dennoch eine gehörige Portion Eskapismus-Potenzial mit sich bringt. Fukuda spricht mit seiner phantastischen James-Bond-Variante zudem ein erwachseneres Publikum, als für ihn gewöhnlich, an - mithilfe einiger recht blutiger Shootouts, nackter Haut, Faustkämpfen, kaltblütigen Attentaten und explodierenden Körpern.
Dennoch besinnt er sich ab und an auf seine Wurzeln im Kaiju-Metier zurück, lässt Modellbauten effektvoll-explosiv einstürzen, spendiert dem sonoren, missanthropen Bösewicht ein mit Fallen gespicktes Spukschloss als Hauptzentrale, dass Konsorten wie Dracula gerecht werden würde und legt seinen Protagonisten melodramatisch-ulkige Dialoge in den Mund, die gut zum Schmunzeln einladen (allen voran: die Erkenntnis, dass der Schäferhund der Gruppe, Caesar, nicht hypnotisiert werden und deshalb unbeeinflusst von Hypnose agieren kann).
Ein kurzweiliger Agentenspaß aus Japan, der in seinen schnörkellosen 92 Minuten Laufzeit keinerlei doppelten Boden anbietet, aber als souveräner und teils schön-rabiater Genre-Pulp mit verblendetem Kitschfaktor und einigen sympathisch-altertümlichen Effektarbeiten angenehm überzeugt und unterhält.
Tom Nolan in der Hauptrolle als sprücheklopfender Schwerenöter Billy, der seinem frigiden Schwarm Judith Hightower an die Wäsche will, aber partout kein Kondom findet. Auf der Suche nach einem penisgroßen Gummimantel gerät er allerdings in einen Autounfall und soll ins Jenseits übertreten.
Doch frech wie er ist, entflieht er vorzeitig dem Sensenmann und versucht mit lockerem Ehrgeiz, endlich zum Schuss zu kommen. Besitzt zudem nun die Fähigkeit, sich unsichtbar zu machen, spielt damit seinen spießigen Widersachern ein paar ulkige Streiche und schaut sich auch mal kichernd-unbemerkt in der Mädchendusche um.
Doch dann verliert er Judith aus den Augen, macht auf seiner Suche nach ihr Bekanntschaften mit mehreren charmant-frivolen Damen, fies-trotteligen Rektoren, Chaos-Cops und verpeilten Buddies, während allesamt durch eine schön-Sprüchegefüllte Blödelsynchro ihr gewitztes Sprachohr in die Welt setzen.
Schlussendlich gerät Billy auf die obligatorische, große Party (wo er selber als großer "Ebermeister" die Wahl zum neuen Ebermeister moderiert - don't ask), teilt Lebensweisheiten an seine latent-verliebten WG-Mitbewohner aus, schießt seine vermiefte Judith off-screen in den Wind und findet schlussendlich seine große Liebe: die französische Schulspenderin Madeleine, die durch ihn inspiriert den Lehrertag in den Partytag umtauft.
Doch muss er letztendlich doch noch in den Himmel? Diese konfliktreiche Antwort liefert nur eine Besichtigung dieses (zumindest auf deutsch) ausschließlich auf VHS erhältlichen Films.
Vollends bekloppter College-Spaß auf unterdurchschnittlichem Budget, mit einem flott-unbedarften Tempo, Budenzauber-Effekten, jugendlichem Esprit, reichlich nackter Haut und ganz viel ausgelassener Abfeierei.
Ein wilder Mix aus Filmmaterial von Teil 1 und auf VHS gedrehten, neuen Szenen der CRAZY FAT ETHEL, vom selben Regisseur, der im Zeitraum zwischen beiden Filmen offenbar lediglich an Unvermögen hinzugewonnen hat, aber dennoch ein unvergleichbares, filmisches Erlebnis für ca. 60 Minuten Laufzeit bereithält.
Ethel verbringt ihr Dasein damit, in der Psychatrie Pudding zu essen und sich an ihre früheren (random aufgeteilten) Abenteuer zu erinnern, wobei sie auch öfters einschläft. Als die Klapse Budgetkürzungen einstecken muss, leiten sie Ethel zusammen mit einigen anderen Verrückten an eine aufnahmefreudige Omi namens Hope weiter (ihr Motto: 'We must never lose hope.'), wo Ethel weiter an ihre früheren Morde zurückdenkt und nun Suppe isst. Natürlich macht sie da auch irgendwann Stunk - während die anderen 'Gäste' entgeistert umherschwirren (einer glaubt, er wäre eine Spinne) - fragt andauernd genervt, wann es wieder was zu essen gibt.
Ein Pfleger jedoch verarscht die Patienten, indem er Hundefutter als Corned Beef ausgibt und vor Ethel's Nase eine Stange Toblerone auffrisst. Sodann muss er mit dem Leben bezahlen. Die Polizei wird darauf aufmerksam und auch einer der Patienten, welcher seine Ehefrau umbrachte, wird Zeuge der Tat - erpresst Ethel damit, dass sie ihm für die nächsten 2 Wochen ihren Nachtisch überlassen muss, sonst packt er aus. Den wiederum will sie mit Strychnin-vergifteten Tee killen, welcher von beiden oft als heiß bezeichnet wird, dann aber nach 30 Sekunden zu kalt ist - also muss sie sich was Neues für ihn ausdenken, während sie einen Apfel isst: 4 Messer in den Rücken.
Danach nimmt Hope ihr die Bretzeln weg: Totschlag (ohne Schlaggeräusche)! Der Leiter der Psychatrie wundert sich, dass niemand mehr in Hope's Hütte dort das Telefon abnimmt und begibt sich zu ihr, wird dann aber auch, nach einigen Rundläufen um den Essenstisch inkl. Hundegebell aus dem Off, von Ethel abgestochen. Sodann tanzt Ethel, nun seltsam befreit wie eine Ballerina, dahergrinsend im Hinterhof herum. Legt sich daraufhin wieder auf eine Couch schlafen und lässt den Film mit einigen weiteren, mörderischen Rückblicken auf Teil 1 ausklingen - History repeats itself.
Was in diesem kurzen Abschnitt meiner vergeudeten Lebenszeit besonders auffällt, sind die abrupten Wechsel der Handlungsebenen. Das 'neue' Material ist ganz simplistisch runtergekurbeltes Amateurmaterial, dass weder externen Ton (dafür schön verrauschten Kameraton) noch ausgeklügelte Beleuchtung benutzt und erst recht keinen Soundtrack aufsetzt - mit hölzernen Schauspielern, die in unglaublich langen Einstellungen ein trostloses Dasein - bis zum Tode - fristen. Schlagartig wiederum hacken sich Ethel's Erinnerungen an Teil 1 hinein, die zwar besser (und auf Zelluloid) gedreht sind, weit mehr schauspielerischen und blutigen Exzess sowie einen kakophonen Horror-Score bieten, allerdings auch an sich knapp am B-Movie-Niveau vorbeischrammen und volle Kanne im SOMETHING-WEIRD-VIDEO-Katalog landen. Und dennoch wird bei diesen Umschnitten die Nacht zum Tage.
Jedoch entwickeln gerade die VHS-Sequenzen eine schon ranzig-hypnotische Wirkung, die in ihrem Dilettantismus eine entrückte Nische der soziopathisch-verwirrten Gedankenwelt und all der erdrückenden Leere um sie herum hervorbringt. Und das Schöne daran ist: fast jeder könnte genau diese Szenen 1:1 nachbilden - werde ich in Zukunft auch mal in Angriff nehmen! Wer dieselbe Inspiration braucht, hier hat jemand den Film auf youtube hochgeladen, viel Spaß! http://www.youtube.com/watch?v=0NQ5RGHBTU4
Wow, wieder mal einer dieser Filme, bei dem ALLE Faktoren schon gegen ihn sprechen :O