ElMagico - Kommentare

Alle Kommentare von ElMagico

  • 6 .5
    über Mad Max

    Da fehlt mir einmal mehr die Ader für das etwas trashige Exploitation-Kino. "Mad Max" ist okay, das was ich mit dieser Figur verbinde, wurde aber samt und sämtlich durch den Nachfolger definiert. Während der Zweitling als VHS-Kopie in meiner Kindheit bzw. Jugend in Dauerschleife lief, brachte es der Erstling nur auf ein paar wenige Durchläufe. Und ich glaub fast, dass die Gründe dafür damals und heute fast deckungsgleich sind: So richtig will "Mad Max" nie durchstarten. Als drehen sich die Reifen am Start durch, es raucht und knallt, aber es geht nicht vorwärts.
    Rein optisch wird hier definitiv alles aus den wenigen Mitteln herausgeholt, der Score verrät oft sogar Ambitionen nach höherem, erzählerisch hinkt "Mad Max" seiner visuellen Kraft weit hinterher. Da fehlt etwas, dass dem ganzen etwas Relevanz und Druck verleiht, etwas, dass "Mad Max" zu mehr macht, als einer steten Reise von A nach B, wo man zufälligerweise immer wieder auf diese Outlaws trifft. Inhaltlich erwartet man dann auch irgendwann nicht mehr allzuviel von diesem Film, sondern hofft einfach, dass die nächsten Actionszenen bald kommen und diese schön heftig knallen. Das ist ja an und für sich nicht mal etwas schlechtes, aber um so einen Film richtig gut zu finden, brauche ich etwas mehr. Irgendwas, dass hinter dieser Endzeitfassade schlummert, irgendwas das mehr liefert als Autocrashs und Vergewaltigungen. Irgendwas, das mich an die Geschichte fesselt, dass mir die Geschehnisse als zumindest für diese 90 Minuten relevant erscheinen lässt. All das kann "Mad Max" kaum bieten. Und so ist auch das Finale eine fast schon biedere Angelegenheit, die selbst ich viel kraftvoller in Erinnerung hatte.
    Natürlich macht das bis zu einem gewissen Punkt Spaß und kann, wie erwähnt, handwerklich durchaus beeindrucken. Aber "Mad Max" bleibt eben auch immer das...ein Handwerker. Kreativität, Virtuosität oder wirkliche Phantasie...das sucht man hier vergebens.

    19
    • 7 .5

      Ich weiß nich inwieweit es hier um das Theater an sich geht, dazu habe ich davon einfach zuwenig Kenntnis. Deshalb bin ich mir auch nicht sicher, ob meine Sichtweise aus diesem Unwissen herrührt, oder der Film tatsächlich die Bühne des Theaters für seine Geschichte benutzt. Denn für mich war dieses Ensemble ein austauschbarer Mikrokosmos. Ein Gruppe Menschen auf engem Raum, bei der sich die schon lange gesponnen Fäden des Zwischenmenschlichen immer enger zusammenziehen. Ein maskiertes Miteinander, das an den Kräften zehrt und diese Schauspieler zu Schauspielern macht. Die Masken der Theaterrollen verwischen immer mehr, da sie kaum noch von den Masen des wirklichen Lebens zu unterscheiden sind. Niemand weiß mehr, wer der andere ist. Was der andere ist. Was er einmal war. Vage Erinnerungen vermischen sich und verfestigen sich als Bild. Macht es den maskierten unmöglich sich noch selbst zu definieren, nimmt jede geistige und emotionelle Bewegungsfreiheit und lässt sie ihren Frieden in der Betäubung suchen. Im besten Falle. Im schlechtesten Falle in der Aufgabe jeglicher Ambition gegenüber sich selbst. Denn auch wenn die alkoholkranke Diva Myrtle vielleicht die bemitleidenswerteste und schwächste Figur in "Opening Night" darstellt...sie ist doch noch die einzige in der sich etwas wehrt, etwas tut. Hoffnung wird hier schnell zur Verzweiflung und endet in Selbstzerstörung. Die Motivation lag für mich immer in ihrem Willen doch noch Glück und Zufriedenheit zu finden, während alle anderen sich schon an die Mechanismen des Maskendaseins gewöhnt und arrangiert haben.
      "Opening Night" wird von Gena Rowlands dominiert, ganz klar. Und der Film steht mit ihr wie ein Fels in der Brandung. Denn dramaturgisch gibt es hier durchaus ein paar Hänger, hat man immer das Gefühl, der Filme könnte ein Stückchen mehr auf den Punkt kommen. Doch Gena Rowlands hält hier alles zusammen. Ist präsent und zurückhaltend, zerbrechlich und roh zugleich. Selbst aus einer rein visuellen Sicht passt sie hier ganz hervorragend, da das Auge oft eine tatsächlich alternde Frau zu sehen bekommt. Das selbe Auge sieht in ein und derselben Person aber auch immer wieder eine schöne Frau. Sie verkörpter also dieses Dilemma nicht nur durch Mimik, Sprache und Gestus, sie scheint wirklich genau in dieser Problematik zu leben. In dieser vermeintlich letzten Chance, ein Glück zu von wahrer Bedeutung zu finden. Wirklich geliebt zu werden. Wirklich zu lieben. Und immer wieder den Fehler zu begehen, mit diesem großen Wunsch die Wirklichkeit zu vergewaltigen...da die Rose ja verwelkt. Schnell und schneller.
      Unbemerkt, im Schatten Rowlands, brilliert aber auch Cassavetes selbst, als eher stilles gegenüber, von dem man nie weiß ober nun kalt ist oder er einfach nur resigniert. Denn auch bei ihm hat man oft das Gefühlt, dass er das Spiel zwar mitspielt, er sich aber in sich selbst sein eigenes Refugieum erschaffen hat, in welchem er noch Mensch sein will. Heimlich und leise, von den anderen ungesehen und unberührt. Auch ihn immt man diese Rolle, die oft nur am Rande steht, vollends ab. Und auch er gibt eine Figur ab, die noch nicht einmal böse ist, die aber verzweifelt um den Selbsterhalt kämpft. Das tut jeder hier, der eine mehr, der andere weniger. Der eine macht es fürs Ansehen, der andere für den Erfolg. Der eine sucht Liebe, der andere Ruhm. Und keiner tut dies mit wirklich bösen Absichten dem anderen gegenüber. Aber wie sie so alle für sich etwas wollen, merken sie lange nicht, dass das Miteinander in keinster Weise mehr funktioniert. Ja, das es mittlerweile oft ein verhülltes Gegeneinander ist und keiner bereit ist, denn einen wichtigen Schritt auf den anderen zu zu tun.
      Ganz eindeutig ist "Opening Night" ein Film, der sehr stimmungsabhängig ist. Ihm geht auch fast jeglicher größere dramatische Gestus ab, wodurch er phasenweise doch etwas langatmig erscheinen mag. Er ist die Summe seiner kleinen Probleme, die sich bündeln und zu einem Schmerz werden...aber auch dieser schlägt keine hohen Wellen...er schmerzt eben sehr.

      15
      • 6 .5

        Einer dieser Filme, die niemals zu den großen Horrorklassikeren gezählt werden, es in Zukunft auch nicht werden, die bei genauerer Betrachtung durch ihre Eigenständigkeit und speziellen, morbiden Charme oft weit mehr überzeugen können, als die Evergreens die uns immer wieder als das Nonplusultra des Genres unter die Nase gerieben werden. "The Hills have Eyes" kämpft dabei mit einem Manko, unter welchen viele seiner Kollegen leiden (wenn man das denn überhaupt Manko nennen sollte): Er liefert nicht. Er funktiontiert nicht auf der Basis "Ich Zuschauer setze mich hin, und du Film erschreckst mich jetzt. Oder machst mir Angst. Hop hop!" Geht man so an den Film heran, ist er erstens wohl weitestgehend recht langweilig, außerdem mag es sein, dass er einem etwas lächerlich erscheint. Begegnet man ihm aber mit einer sarkastischen Grundhaltung, hat man Spaß daran, losen Andeutungen und Verweisen eine ganz eigene und höhere Bedeutung zuzuschreiben...dann kann "The Hills have Eyes" zu einem kleinen, fiesen, aber auch unterhaltsamen Stück Terror-Kino werden.
        Lächerlich wirkt er dann zuweilen immernoch, aber gerade das ist der Kniff an Wes Cravens Frühwerk. Er geht nicht den Schritt in die vollkommene Ernsthaftigkeit, hält sich immer eine boshafte Hintertür des Augenzwinkerns offen und ermöglicht "The Hills have Eyes" erst dadurch seine Langlebigkeit. Denn sie sind schon skurril diese Kannibalen...wie sie reden und was sie so neben dem Leute abschlachten so tun...hmm, es hat einen seltsamen Charme, der gleichzeitig abstoßend und putzig ist. Absolute Kälte und Ernsthaftigkeit würde man den Film nicht mehr abnehmen, durch diesen grinsenden Unterton wertet man den Streifen aber nie nach solchen Kriterien. Ein kleines, böse lachendes Monster, das Spaß daran hat andere zu quälen.
        Nicht mehr, vielleicht aber schon. Ich könnte bei "The Hills have Eyes" nicht wirklich all das unterschreiben, was in den Film interpretiert wird. Ich kann aber das meiste davon verstehen. Craven geht nie sonderlich weit in seinen Aussagen, deutet an, gibt aber letztlich kein definitives Zeichen, welches beim Zuschauer einen Aha-Effekt ausruft. Der Zuschauer darf sehen, was er sehen will. Will er Kritik am Krieg sehen, an der Atombombe, am wackeligen Scheingebilde der Familie, an sozialen Misständen zwischen städtischer und ländlicher Kultur...wenn er will, dann kann er es hier finden. Für mich spricht Wes Craven dies aber nie tatsächlich aus. Er bleiben Andeutungen, die aber manchmal kurze, jedoch großartige subversive Momente erzeugen. Diese Momente, gewollt oder nicht, sind die absoluten Highlights des Films. Schade fand ich persönlich etwas, dass nicht während des ganzen Films diese dröhnenden Düsenjets aus dem Nichts auftauchten. Das hätte dem Film noch etwas weiter ins Abseits gestellt.
        Aber auch so: Ein kleiner fieser Bastard von Film.

        24
        • 7

          Nein, so richtig kam ich nie in den Flow des Films. Das wollte er wohl auch nicht, aber ob er mich so unentschlossen zurücklassen wollte? Ein Abgesang aufs Gangster-Genre, mitten in der Blütezeit desselbigen. Und letztenendes ist es eh nur eine raffinierte Fassade, hinter welcher sich eine Ballade über Außenseiter und Verlierer verbirgt. Der Glanz, der hier ab und an kurz in den Vordergrund geschoben wird, er ist ein zerbrechlicher. Es sind Momente der Imitation eines Gangsterfilms, die "The Killing of a Chinese Bookie" wie einen der üblichen Gangsterfilme erscheinen lassen...danach kommt der alltägliche Aufwasch. Von einem Ziel getrieben, das doch nur noch Illusion ist, stolpert der Barbesitzer Cosmo von einem Problem ins andere. Zu menschlich für das Spiel das er spielt, zu verfangen in seiner Rolle die er dafür spielt. Dabei scheint er, je mehr er das Unheil erwartet, immer mehr den jetzigen Moment zu leben, während draußen sich die dunkle Maschinerie weiterbewegt und sich Cosmo bald einverleibt. Und das weiß er. Der plötzlich eintretende Ernst der Szenerie entfernt in dann nur noch mehr von dem was er denkt zu sein, was er sein will und von all den Menschen um ihn herum. Am Ende treibt Cosmo einsam in einem Meer aus Nichts...welches er selbst aber erst mit Wasser gefüllt hat.
          Das gefällt mir gerade selbst wieder besser, als es der Fall, als ich begannt zu schreiben. Trotzdem...irgendwas fehlt mir da. Manchmal ist mir das sogar zu sehr Kunst, zu sehr Independent. Es mag auch daran liegen, dass ich mir heute die Langfassung zu Gemüte führte, welche sich tatsächlich oft nur schwerlich nach vorne bewegt. "The Killing of a Chinese Bookie" ist aber auch definitiv ein Stimmungsfilm und vielleicht war ich heute auch nur in der falschen. Eigentlich mag ich doch sowas mehr als dieses Schon-gut-aber-Gefühl, das ich gerade habe. Vielleicht einfach recht bald die Editierte Version ansehen...

          22
          • 7 .5

            Zu weiten Teilen packender Paranoia-Thriller aus dem Jahre 1975, der viele positive Aspekte dieses Jahrzehnts in sich vereint. Leider bedient er aber auch unnötige Klischees dieser Zeit, was sich auf die erzählte Story weniger auswirkt, das Gesamtbild des Films aber doch etwas nach unten schraubt.
            Und "Three Days of the Condor" ist ganz klar eine Robert Redford One-Man-Show. Kann man Max von Sydow als mysteriöse Bedrohung noch etwas herausstechen, so sind wirklich alle anderen Figuren völlig austauschbare Schachfiguren. So pendelt der gesamte Film zwischen intelligenter Unterhaltung und dem Dasein als Starvehikel. Indiana Jones im Dschungel der Geheimdienst...oder so ähnlich. Und da gibt es eben eine ziemlich nüchterne Seite des Films, die aber intensiv genug ist und vorallem für all die Spannung des Films zuständig ist. Andererseits gibt es eine unglaubwürdige Liebelei, wird der Film etwas durchsichtig, wenn er meint unbedingt Action-Elemente einbauen zu müssen. Das nimmt man Redford und seiner Figur nur widerwillig ab, gerade weil man genug zu tun hat, sein Playboy-Verhalten mit dem des eher nerdigen Bücheranalysten in Einklang zu bringen. Aber dieser Kerl hat Wirkung...selbst auf mich als Mann und kann so einige Momente des Zweifels locker überspielen. Aber prinzipiell ist das Menschliche hier eigentlich völlig vernachlässigenswert. Es lockert vielleicht diesen oder jeden Moment auf, dient aber nur dazu etwas Lieber, Erotik und Action in "Three Days of the Condor" zu integrieren.
            Um Welten interessanter ist da schon die Kerngeschichte des Films. Ein wirres Durcheinander aus Personen, von denen man nie weiß auf wessen Seite sie stehen, was ihre Pläne sind und woher ihre Motivationen stammen. Phasenweise zweifelt man an, dass es soetwas wie vernünftige Bewegründe überhaupt gibt. Ein Apparat der völlig Autark innerhalb eines Landes operiert und anscheinend keiner funktionierenden Kontrolle zu unterliegen scheint. Ein Geflecht von Institutionen, deren Daseinsberechtigung oft völlig unklar ist, die aber trotzdem befähigt sind, enorme Macht auszuüben. Das ist beklemmend, das ist packend und drückt oft wirklich extrem aufs Spannungspedal. Und da vergibt man Sidney Pollack dann auch gerne, dass mit etwas Abstand vieles doch recht cheesy wirkt, dass er eben auf die Formel "Held gegen bösen, übermächtigen Gegner" allzu leichtfertig zurückgreift. Denn dies nimmt dem Film einiges an Ernsthaftigkeit und Gewicht...aber ein toller Film ist "Three Days of the Condor" trotzdem. Eben irgendwo in der Mitte zwischen reiner Unterhaltung und intelligentem Entertainment.

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            • 8 .5

              Ein Film der permanenten Hilflosigkeit. Voller Fragen, auf die es keine leichten Antworten gibt. Geprägt von einer menschlichen Konstellation, die es auch dem Zuschauer nicht ermöglicht sich auf eine Seite zu schlagen, hier Gut und Böse zu definieren und darauf zu zeigen. Ein Film über die Schatten, die sich langsam über die Familie Longhetti legen und welche anfangs noch mühevoll in den eigenen vier Wänden eingesperrt werden. Doch wie Wasser quillen diese unaufhaltbar nach außen und stellt die Personen vor eine Entscheidung, der sie nie gewachsen sind. Ein Film über die verlorenen Träume und ja, irgendwie ganz simpel darüber, dass es eben nicht nur Gewinner auf dieser Welt gibt. Darüber, dass das Schicksal keine mathematische Formel ist, welche man groß lenken und zu seinen Gunsten beeinflussen kann, sondern oft genung auch ein willkürliches Monster. Obwohl man alles richtig macht. Obwohl die Liebe da ist. Obwohl man sich müht und müht. Manche Leben scheinen einfach nicht viel Glück herzugeben...und die kleinen, aber desaströsen Fehler kommen dann von ganz allein.
              "A Woman Under the Influence" sympathisiert mit seinen Figuren, bemitleidet sie aber nicht. Eine seltsame warmherzige Kälte, der man sich auch als Zuschauer nicht entziehen kann. Der Film suhlt sich nicht in Negativität, ist kein Over-the-Top-Drama mit dem man seinen Schmerz ausleben kann. Genausowenig lässt er aber allzu positive Aspekte zu. Wieviele andere Filmemacher hätten aus der psychisch kranken Mabel ein Figur gemacht, bei der Gutmensch in uns dafür plädiert hätte, dass die böse böse Gesellschaft solche Leute doch einfach akzeptieren soll. Das aber funktioniert hier nicht. Mabel, wirklich genial dargestellt von Gena Rowlands, ist sicherlich oft witzig, putzig, kautzig....aber oft genug sieht man, dass das einfach nicht so weitergehen kann. Sie ist auch Gefahr. Ihr gegenüber steht ein Mann, der so normal ist, wie er nur sein kann. Er ist überfordert und hilflos, genau wie es die meisten von uns wären. Kein Held, ein gesichtsloser Niemand aus der Mitte, dessen vergangene Bilder der Liebe immer schwerer mit der Realität in Einklang zu bringen sind.
              Fast 2,5 Stunden Beziehungsdrama, welches zwar wenig dramatische Schwere besitzt, dafür aber durch die kleinen Stacheln eines sehr nüchternen und realistischen Blickwinkel schmerzt. Ein Paar, dem man immmer wohlwollend gegenübersteht, dem man aber nicht einmal kleine Ratschläge geben könnte...denn sie wollen einen nicht einfallen. Ein Film voller Situation, aus denen man gerne flüchten würde. Weil man sie kennt. Weil man der Verlauf voraussieht. Weil man weiß, dass sie meist unabänderlich sind. Eben weil die Menschen so sind.
              Fast 2,5 Stunden Beziehungsdrama, die wie im Fluge vergehen. Im nachhinein ist schon mehr als nur erstaunlich, wie kurzweilig ein Film mit solcher Thematik sein kann. Vielleicht weil man immer dabei ist, weil das Geschehen, die Figuren, die Situationen alle von der Basis der absoluten Normalität ausgehen. Menschen wie Du und ich. Natürlich haben wir nicht alle eben diese Probleme, die Mechanismen sind jedoch dieselben.
              "A Woman Under the Influence" zieht einen auch nicht unnötig herunter, hat es nicht nötig den Weltschmerz zu bedienen. Keine Künstlichkeiten, keine Übertreibung...die würde hier ja doch niemand helfen. Und seltsamerweise hat man am Ende das Gefühl einen schönen Film gesehen zu haben. Einen warmherzigen Film. Einen menschlichen. Und einen wichtigen...vielleicht nicht für die Welt, aber ganz bestimmt für sich selbst.

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              • 8
                über Serpico

                Eigentlich hätte die Stadt New York City längst einen Ehren-Oscar für ihr Lebenswerk verdient. In sovielen Filmen stiehlt sie den Hauptdarstellern die Show, bleibt durch ihre Performance (klingt seltsam, es fühlt sich aber so an) und Inszenierung mehr im Gedächtnis als all die großen Stars, die sich in ihr herumtummeln. So auch hier in "Serpico": Diese Stadt wirkt wie ein lebender Koloss, gegenüber dem die Menschen immer wie unwichtige Ameisen wirken. Und oft mag man meinen, diese Stadt greift aktiv in Story wie die von dem Polizisten Serpico ein...unbemerkt beeinflusst sie im Hintergrund die Dinge.
                Al Pacino macht hier aber natürlich alles andere als einen schlechten Job, die Geschichte die der Film erzählt scheint aber immer etwas größer als sein Spiel und auch seine Figur an sich. Eine gewisse Dichte fehlt diesem Serpico, zu oft wird Entwicklung nur halbherzig angedeutet, da man oft auch einfach zuviel von ihm zeigen will. So fand ich sein Privatleben, welches hier zeitweise einen doch recht hohen Stellenwert einnimmt, nie so dringend umgesetzt, dass es dem Film weiterbrächte. Da es oft recht große Zeitsprünge gibt, erscheint einem dieser Serpico plötzlich als ein ganz anderer, womit sich kein klares Bild von ihm aufbauen will. Es ist eben die Story, die "Serpico" so prägt. Sie und diese Stadt New York City.
                Dabei scheint auch die Handlung immer wieder darunter zu leiden, dass nicht genügend Zeit vorhanden ist. Tatsächlich hätte dieser Film 4 Stunden Laufzeit verdient, denn man will tiefer in diese Geschichte, diese Abläufe eintauchen. Mehr von diesem Mann wissen und auch, wer hier wie sehr verstrickt ist. Das kann "Serpico" oft nur kurz anreißen, was teilweise schade ist, andererseits aber auch für enormes Tempo sorgt. Das alles klingt eher nacht gutem Versuch als nach einem guten Film, und das wäre es wohl auch geblieben, hätte hier nicht jemand wie Sidney Lumet Regie geführt. Er schafft all dem doch immer irgendwie eine sehr imponierende Form zu geben, hält Ordnung in dieser schnellen Abfolge von Informationen und Geschehnissen. Und man mag ihm dafür danken, dass er einen solch stilsicheren und spannenden Polizeifilm erschaffen hat...andererseits ist man aber auch etwas traurig, da hier eine Menge zusätzlich Potential nicht komplett genutzt wurde. Denn "Serpico" hätte der epische Genreklassiker werden können, hätte das sein für den Polizeifilm sein können, was "The Godfather" für den Mafiafilm ist.

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                • 7 .5

                  Es ist wohl Altmeister Robert Wise zu verdanken, dass sich "The Andromeda Strain" zu keinem Moment in all seiner Technik und seinen Theorien verheddert. Im Gegenteil: Selten hat man das Vergnügen eine solch nüchterne Spannung erleben zu dürfen. Die Wissenschaft steht hier ganz klar im Vordergrund. Und abgesehen vom Anfang des Filmes, gibt es hier keinerlei Actionmomente, duch die der Film aufgelockert wird. Trotzdem kann "The Andromeda Strain" fesseln, gehörig Thrill aufbauen, was wohl dem geschickten verbergen und offenlegen der einzelnen Puzzleteilchen der Geschichte geschuldet ist. Gänzlich kann der Film seine Qualitäten nicht ins Ziel retten, gegenüber den meist auf Krawall gebürsteten modernen Vertretern des Katastrophenfilms, hat dieser hier aber mindestens zwei Nasenlängen vorsprung.
                  Da wird einfach die goldene Mitte aus interessanter Information und funktionierender, spannender Geschichte gefunden. Ein ansprechende und einnehmende Mischung aus Fakten und Theorien. Ein Blick in die Zukunft, dem man auch gerne folgt, weil er eben nicht zu sehr auf den Putz haut, sondern immer mit einem Bein auf dem Boden bleibt. Keine Aliens, kein Raumschiff, nichts...nur die Frage nach dem Was und dem Warum.
                  Insgesamt ein sehr ruhiger Film, der auf jegliche reißerische Mittel verzichtet, der aber eben durch Inszenierung von Robert Wise viel an Bedeutung und eben auch Unterhaltungswert gewinnt. Hinzu kommt ein Cast, bei dem die großen Namen völlig fehlen, was "The Andromeda Strain" ebenfalls gut tut. Denn abgesehen davon, dass sie alle ihre Sache wirklich gut machen, unterstreicht man dadurch, dass man hier eben die Helden hinter verschlossenen Türen beobachtet. Helden, deren Waffen Mikroskope und Computer sind, die aber zumindest im Falle der resoluten Dr. Ruth Leavitt auch verbal ihren Actionkollegen in nichts nachstehen.
                  Als ganzes sicherlich kein Meisterwerk, aber wirklich guter, interessanter und spannender Genrebeitrag.

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                  • 5 .5
                    über Carlos

                    "Carlos" wirkt immer wie eine unbeholfene Version eine klassischen Italo-Westerns, der sein Unvermögen mit oberflächlichem Anspruch kaschieren will. Dabei bleibt der Film immer spürbar ein Experiment, mal mehr, mal weniger gelungen. Letztendlich bricht ihm dann die inhaltliche Schiller-Adaption das Genick, da diese ihre Wirkung in diesem Umfeld einfach nicht entfalten kann. Und ich spreche hier nicht davon, dass diese literarische Vorlage nicht im Western funktionieren könnte. Nein, sie passt nur einfach nicht in dieses hausbackene Setting, dass schon genug damit beschäftigt ist, die Bildgewalt eines Leones zu imitieren...und es doch nie auch nur annähernd schafft.
                    Ein Unterhaltungsfilm aus einer fast schon arroganten künstlerischen Haltung heraus, fühlt sich "Carlos" immer ein bisschen an, als wolle man sich mit Limonade betrinken. Da mag schon zu beginn keine Stimmung aufkommen, da man dem Film immer seine Herkunft ansieht. Nichts riecht hier nach Wilder Westen, kaum einer der Schauspieler will hier optisch den Vorgaben entsprechen. Und auch wenn sich hier durchaus reichlich Prominenz tummelt, es bleibt immer sehr spröde was man hier sieht. Elemente die sonst einen solchen Film ausmachen, nehmen wir exemplarisch einmal die Spannung, sind in "Carlos" nur mit der Lupe zu finden. Also doch zurück zu des Schusters Leisten, zu dem, was wir Deutschen am besten können. Doch Nein, auch die große Erzählung, die Geschichte vom Helden, der Liebe, dem Opfer und dem Mut...sie will hier einfach nicht zünden, gibt nichts her, verpufft oder passt sich der Mittelmäßigkeit an, die um sie herum herrscht.
                    Werden die Ambitionen mal außer acht gelassen, schwelgt man sich mal einfach vor sich hin, immer dann hat "Carlos" seine besten Momente. Wenn die Kamera, unterstützt durch den wirklich schönen, wenn auch etwas zu monumentalen Score, durch die Gegend fährt, dann wirkt immer noch alles als gehöre es eigentlich gar nicht hierher, aber es hat etwas traumwandlerisches, etwas fast bekifftes. Und diese Momente erzeugen eine ganz eigene, interessante Wirkung. Insgesamt zeigt der Film aber vorallem eines: Unterhaltung in der Theorie unterhält nur sehr spärlich.

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                    • 3

                      Ich geb es zu: Irgendwann hab ich meinen Aufmerksamkeitspegel auf etwa die Hälfte heruntergefahren. Dabei dachte ich anfangs noch, dass ich diesen erst gar nicht in Betrieb nehmen muss, da "Città violenta" erstmal einen auf ganz simplen Rachte-Thriller macht. Was ja für mich in Ordnung gewesen wäre...Brutalität im Titel, Charles Bronson, let's go! Dummerweise wurde diesem eiskalten Killer ein Herz spendiert und um dem noch eins draufzusetzen, verliert er dieses auch noch an eine Frau. Hätte bis dahin noch was werden können, obwohl schon dunkle Wolken am Firmament sichtbar waren.
                      Das mit der Liebe ist bei den beiden eine ganz komplizierte Sache, mehr geprägt von Mordversuchen und Vergewaltigungen als von Zuneigung und Zärtlichkeit, so das mit der Zeit all die Gangster und Kriminellen zu Statisten werden. Es ist das durchtriebene Weibsstück, welches die wahrhaft bösen Dinge tut. Ihre schrecklichste Tat: Sie verleitet den Film dazu ein Feuerwerk der Wendungen, Lügenmärchen und Wirrungen abzufeuern. Wenn man das kann, dann ist das ein wirklicher Segen...was jedoch hier passiert nervt mehr, als dass es irgendeinen Nervenkitzel erzeugt. Da bleibt einem phasenweise nur übrig, sich an Charles Bronsons Visage zu ergötzen oder sich bei Gelegenheit dem 70er Charme des Films hinzugeben. Irgendetwas witzig finden, so in Richtung Trashblabla, war nach dem ersten Vergewaltigungsversuch bei mir nicht mehr möglich. Schlimm genug für mich, sowas überhaupt zu sehen...wenn das dann aber durch die Blume so elendig gerechtfertigt wird, dann find ich das einfach nur mies. Zum Glück ist "Città violenta" aber auch sonst weit von einem guten Film entfernt und so brutal ist diese Stadt auch gar nicht. Da gibt es in diesem Bereich bessere Filme...bei denen man vorallem auch keine Bauchschmerzen bekommt, wenn man sie mag.

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                      • 6

                        Das entsprechende Alter, das Maß an Erfahrung, welches ich zur wirklichen angemessenen Rezeption von "Who's Afraid of Virginia Woolf" letztens noch voraussetzte...hier scheint all das mir selbst zu fehlen. John Cassavetes zelebriert 2 Stunden den Zerfall einer Beziehung, die Probleme eines Pärchens und nichts davon will mich wirklich berühren. Ich versteh es einfach nicht, kann den Figuren kaum emotional folgen, alles scheint mir so furchtbar fremd. Ich kenn solche Situationen nicht, solche Menschen, ein solches Milieu. Es erscheint mir oft so skurril was hier passiert. So sehr, dass ich "Faces" oft als sehr gekünstelt empfand, was bei dieser Thematik wohl eine riesige Hürde darstellt.
                        Als würde Cassavetes ungeschönte Gesichter zeigen wollen, dabei aber immer wieder Fratzen zeichnen. Wo er mich visuell durchaus ansprechen kann, da lässt er mich inhaltlich zwischen unbefriedigt und etwas verwirrt zurück. Die dezente Bildsprache des Films, diese Nüchternheit, die sich auch Nähe zutraut, sie hätte dem Wesen des Films auch sehr gut getan. Aber ich erkenne nur Ansätze. Ansätze von Liebe, Hass und Begierde. Vom betrügen des anderen und sich selbst. Vom ewigen Kampf der Körperlichkeit gegen die Seele und davon, dass man immer wieder meint, hier den Pelzebub mit dem Teufel vertreiben zu können. Das war 2000 Jahre vor unserer Zeitrechnung so, das war 1968 so und ja, dies ist auch heute noch aktuell. Das will und kann ich dem Film gar nicht vorwerfen. Die Thematik kenne ich nur zu gut...ich sehe sie tagtäglich. Cassavetes transportier dies aber in einem Mikrokosmos, zu dem ich keinerlei Zugang habe und aus dessen Geschehen ich auch nur schwerlich etwas für mich ziehen kann. Ein völlig distanziertes Verhältnis zwischen mir und diesen Menschen/diesem Film. Fragezeichen bei mir, Selbstverständnis bei ihnen...aber vielleicht wäre das in einer Spiegelwelt genau andersherum.
                        Warum singen die ständig? Warum erzählen sie diese blöden Witze? Warum lachen sie so dumm? Mit sowas will ich den Film nicht runtermachen...ich versteh es einfach nicht. Sieben Siegel. Dabei hat "Faces" jederzeit das Zeug zum guten Film...nur für mich anscheinend nicht. Vielleicht mach ich ja noch die nötigen Erfahrungen. Oder mir passiert etwas, das mich plötzlich verstehen lässt. Aber schöner wäre es, wenn nicht. Denn angenehm ist das alles hier nicht, soviel kann ich schon sagen.

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                        • 6 .5

                          Was die Farbgebung betrifft, und ich schließe da die Beschaffenheit des Filmmaterials mit ein, hätte man hier in die Weiterentwicklung einfach beenden sollen. So will ich, dass Filme aussehen. Irgendwie fühle ich mich da ab dem ersten Moment heimisch. Das sind die Orte, in die ich in meiner Phantasie reise. Die zwar sicherlich nicht hochauflösend sind, manches kaschieren, aber die Realität eben so angenehm verrücken. Ich mag das...und wenn jemand wie Jean-Luc Godard hier manchmal Szenen einfügt, die anscheinend zu nichts weiter nütze sind, als das Auge zu erfreuen, dann darf er das von mir aus gerne solange es so einnehmend ist wie hier. Mit diesen Farben. Dieser Körnung. Dieser visuellen Melancholie in mir.
                          Das Wort Szenen fiel nun schon und genau das ist es, was "Made in U.S.A." für mich ist. Einzelne Szenen, aneinandergereiht und nur spärlich zusammengehalten. Eine billige Pulp-Geschichte, voller Agenten und Mysterien, die als gesamter Handlungsstrang nur sehr wenig bieten kann und will. "Made in U.S.A." lebt im Moment, in der einzelnen Szene, für den roten Faden scheint er sich gar nicht zu interessieren. Da drängen sich mal visuelle Spielereien in den Vordergrund, werden von philosophischen und politischen Exkursen abgelöste und führen durchaus mal in den völligen Nonsens. Da wird auch mal eine Pause eingelegt...einfach, weil man ein Gesicht zeigen oder ein Lied dargeboten wird. Das alles macht diesen Film sicherlich nicht einfach, aber er hat etwas, ist fast wie eine Wundertüte, von der man nicht weiß, was als nächstes kommt. Ein buntes etwas von Film, verziert mit hübschen Frauengesichtern, Politik, herrlichen Bildkompositionen, Absurditäten, Philosophie, Liebe, Verlust und einer Menge Handfeuerwaffen (Das Wort wollte ich ja nun immer unterbringen!).
                          Ist das interessant? Ja, doch! Macht das Sinn? Nun, nicht immer! Ein gewisser Leerlauf stellt sich da unweigerlich ein, da man als Zuschauer ja auch irgendwann merkt, dass die Erzählebene dieses Films kaum etwas wert ist und wohl im Nichts enden wird. Genau dorthin führt sie auch. Aber unterwegs konnte man doch ein paar Anregungen für Auge und Hirn aufnehmen. Zwar spürte man nie Langeweile, aber auch nie Erfüllung. Und, dass Anna Karina schöne Augen hat, davon lässt man sich ja immer wieder gerne bestätigen.

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                          • 9

                            "Who’s Afraid of Virginia Woolf?" hatte ursprünglich eine FSK-Freigabe von 18 Jahren...und so wenig ich diese Alterseinordnungen bei vielen Action- und Horrorfilmen mag...hier macht sie für mich völlig Sinn (das Prinzip einer staatlichen Bevormundung mag deshalb aber immer noch nicht). Bei diesem Film würde ich aber fast noch weiter gehen: Will man "Who’s Afraid of Virginia Woolf?" ganz erfassen, sollte man schon mindestens Mitte 20 sein und eine gewisse Lebenserfahrung haben. Angenehmer macht das den Streifen zwar nicht, eher im Gegenteil, aber man hat doch viel mehr die Möglichkeit den Inhalt des Films persönlich einzuordnen.
                            Mit 16 oder 17 Lenzen, hätte auch ich "Who’s Afraid of Virginia Woolf?" als reines Beziehungsdrama gesehen. Ein gelungenes und packendes, aber auch eines, welches viel von seinen Überschreitungen lebt. Von all den Beschimpfungen und Verletzungen, von den Quälereien und der Folter. Was "Saw" mit der Körperlichkeit macht, das tat "Who’s Afraid of Virginia Woolf?" schon der Seele an. Und mit meinen 40 Jahren kann ich diesen Film nicht mehr nur als konstruiertes Drama sehen, für mich ist das ein Horrorfilm. Ein Film, der die kleinen, heimlichen Gedanken aufnimmt, die jeder irgendwann mal hatte, die vielleicht sogar schon mal ausgebrochen sind und zu einem unschönen Streit führten. "Who’s Afraid of Virginia Woolf?" lässt diesen unterdrückten Bildern jedoch freien Lauf, lässt sie wüten wie ein wildes Tier. Und es tut einem weh dies zu sehen und es macht einen Angst. Man kann sich nur schwerlich in die Sicherheit eines Kunstwerks flüchten, weil dieses zuviel Wahrheit in sich trägt. Man kennt diese Spiele...diese Spiele des verletzens und verletzt werden. Man spielte sie nur in einer unteren, harmlosen Liga bisher. Ein Film, der einen so sehr berührt, dass man selbst sich vornimmt nun besser aufzupassen, immer darauf zu achten eben nicht diesen Weg einzuschlagen. Den dieser Weg erscheint einem als die pure Hölle. Horror eben.
                            Wie so oft und ja eigentlich bei jedem großen Film: Diese Wirkung wäre verpufft, der Inhalt hätte noch so brisant und eindringlich sein, wäre nicht auch die Umsetzung ein funtionierendes Teil dieses Puzzles. Und ich kann hier keine Kritikpunkte finden, außer das vielleicht die naive Honey doch einen Ticken zu plump dargestellt wurde. Ansonsten ist "Who’s Afraid of Virginia Woolf?" ein Film, bei dem man nach 2 Sekunden merkt, dass hier großes kommen wird, dass man es unheimlich mögen wird. Diese lange erste lange Einstellung, in der Martha und George von der Party des Vaters nach Hause schlendern, begleitet von dieser wunderschönen, melancholischen Musik, und in der man noch denkt, man könnte hier etwas warmes und zugängliches finden, sie ist so wundervoll inszeniert und der Film hat allein mit diesen 3 Minuten schon gewonnen.
                            Danach ist es, als werde man in einen Käfig gesperrt. Wirkt dieser anfangs noch geräumig und sieht man das ganze noch als kleine Albernheit, wird es enger und enger. Irgendwann würde man gern flüchten, sich abwenden, nichts mehr von alledem sehen. Dazu trägt einfach alles in diesem Film bei. Das beengende, aber eigentlich gemütliche Setting, das einem immer zeigt, das hier auch einmal Schönheit herrschte. Und zwei Hauptdarsteller, die sich einfach den Teufel aus dem Leib spielen. Da ist kein Unterschied mehr zu erkennen zwischen Figur und Schauspieler und beide, Richard Burton und Elizabeth Taylor, geben dem Film, was ihn so herausstechen lässt: Diese zwei Menschen, die so abscheulich sind und abstoßend, sie wirken immer zerbrechlich, immer getrieben von einem tiefen Schrei der Traurigkeit...und, das ist wohl auch, was mir als Zuschauer am meisten zusetzte, man kann sie nicht verurteilen und als Monster abtun. Ja, man entwickelt in all der Abscheu Sympathien, will helfen und in den Arm nehmen.
                            Ein eindringliches, intensives und hartes Stück Film. Ich wünschte Horrorfilme würden öfter mit mir anstellen, was dieser Film mit mir zu machen vermochte. Unangenehm und großartig!

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                            • 4

                              Ein Italo-Western von Mario Bava.
                              Eine Kombination die Bilder im Kopf erweckt und eine recht hohe Erwartungshaltung beim Zuschauer aufbaut. Tatsächlich verwandeln sich diese Erwartungen aber schon nach 3 Minuten in handfeste Zweifel, nach ca. 5 Minuten beginnt man dann, sich mit der Enttäuschung zu arrangieren. "La strada per Fort Alamo" scheitert aber nicht an diesen Erwartungen, es ist einfach ein absolut unterdurchschnittlicher Western, der das Italo in seiner Genrebezeichnung auch nur deshalb verdient, weil er eben aus Italien ist. Aber irgendwelche Genremerkmale des Spaghetti-Western besitzt er nicht. Ein sauberes Filmchen, das strikt in Gut und Böse unterteilt und der oft wirkt, als wäre seine Story von einem 8 jährigen ersonnen, der gerade im Sandkasten mit kleinen Figuren Cowboy und Indianer spielt. Wobei, die Geschichte des 8 jährigen wäre wohl sogar etwas subtiler und auch brutaler. "La strada per Fort Alamo" will aber ein Bilderbuch-Western sein, ihm fehlt dabei aber an allen Ecken und Enden das technische und inhaltliche Know-How.
                              Denn die Kunst eines Meisterregisseurs muss man hier mit der Lupe suchen. Nichts will passen, alles wirkt so unendlich billig und wenn dann auch noch damit angefangen wird wild zwischen Tages- und Nachtaufnahmen hin- und herzuschneiden, dann wird der Film tendenziell zum Hit der betrunkenen Männerrunde. Diese gesellige Runde wird sich sicherlich auch über die oft hanebüchenen Dialoge amüsieren können...mich irritierten sie meist nur. Nein, an Bava erinnert hier nicht viel. Ab und an gibt es seltsame Farben, Lichtquellen, die man aus Western nicht so kennt...was ein interessanter Ansatz wäre, wären da nicht diese unsäglichen Schnitte zwischen völlig verschiedenem Filmmaterial.
                              Insgesamt inhaltlich eine sehr schwache Angelegenheit und selbst Bavas Inszenierung ist nur mit Wohlwollen mittelmäßig zu nennen. Das sich keiner der Schauspieler für den Oscar empfahl, das muss ich hier wohl nicht noch extra herausarbeiten.
                              Für Komplettisten, wie man so schön sagt.

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                                Man merkt "Shadows" doch sehr an, dass es ein Debütfilm ist. Genauso wie man die Unbedarftheit dieses Films förmlich fühlen kann. Es ist nicht alles Gold was hier glänzt, jedoch macht "Shadows" es einem furchtbar schwer eindeutige Kritikpunkte zu definieren. Denn was John Cassavetes' Erstling zum Nachteil gereicht, das ist im selben Moment oft auch ein höchst positiver Aspekt des Films. Da wirkt die eine Szene etwas hölzern und doch ein Stück zu amateurhaft, da brilliert die nächste, weil sie wie aus dem Leben gegriffen scheint. Und das eben oft aus ein und demselben Grund. Man kann sehen wann die Unerfahrenheit der Macher und Protagonisten zu unschlagbaren Mut mutiert und man jegliche Routine des Filmgeschäfts hinter sich lässt, man sieht aber auch, wenn sich Unsicherheit einschleicht, wenn etwas mehr Erfahrung eine Szene aufgewertet hätte. Aber sichtlich geht es keinem der Beteiligten hier um technische Blickwinkel, selbst inszenatorische werden hier teilweise augeblendet. Ich als Adressat des ganzen kann diese aber nicht komplett ignorieren. Denn, es gibt in "Shadows" spröde Momente. Phasen, in dem der Film seiner Eigenliebe verfällt und nicht mehr darauf reagiert, was um ihn rum passiert. Aber ich denke auch das war John Cassavetes egal.
                                Müsste ich diesen Film einem Jugendlichen im Jahr 2014 erklären, würde ich wohl auf all diese billige Fake-Doku-Soaps zurückgreifen, die uns tagtäglich um die Ohren geschleudert werden. Nein, auf dieses Niveau sinkt "Shadows" nie, die Machart zeigt aber doch viele Parallelen. Man merkt einfach das hier improvisiert wird, vor und hinter der Kamera, man sieht dem Film das minimale Budget jederzeit an. Was ihn aber von heutigen Produktionen unterscheidet ist stets allgegenwärtige Intelligenz, das Feingefühl für die aufgegriffene Problematik und ein Bewusstsein für die eigenen Möglichkeiten. Und eines noch: Viel Herzblut.
                                Immer dann, wenn Cassavetes aufhört einen Film mit einer Geschichte machen zu wollen, dann ist "Shadows" ganz hervorragend. Wenn man das Gefühl hat, man renne Ziellos durchs Nachtleben New Yorks, nur ab und an bei bestimmten Personen kurz anzuhalten. Diese zu belauschen, ihre Probleme zu hören, umreißen zu können, aber doch nie im Kern gänzlich zu verstehen. Fragen die man mit Ja oder Nein beantworten will, einfach weil es doch so logisch erscheint. Fragen aber, für die es kein schnelles Ja oder Nein gibt, weil die Fragen schon so lange im Raum stehen. In diesen Momenten erreicht dieser kleine (und wohl erste) Independent-Film, welcher sich eigentlich nur fragmentarisch und episodenhaft mit einem Mikrokosmos beschäftigt, fast so etwas wie eine allgemeingültige Aussage zur (damaligen) Situation zwischen Schwarz und Weiß. Und ich selbst denke, dass sich seitdem allzu viel nicht geändert hat. Da das Problem eben schon viel zu lange da ist, als dass man es von Heute auf Morgen beantworten könnte. Im Gegenteil: Manchmal denke ich, es ist noch komplizierter geworden.
                                Irgendwo ein toller Film, richtige Begeisterung mag ich gerade aber auch nicht empfinden. Mal sehen, was aus uns zweien noch wird...

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                                • 6 .5

                                  Da hatte ich ein bisschen mehr erwartet, etwas anderes, und ich muss hier wiedereinmal aufpassen den Film nicht negativer darzustellen, als er eigentlich ist. Denn ein schlechter ist "La tête contre les murs" definitiv nicht. Aber irgendwo muss er doch den Vergleich mit "Les yeux sans visage" erdulden, gerade weil ich diesen ja erst vor kurzem sah, und, nun...im Vergleich zu diesem ist er einfach überraschend konventionell. Diese Geschichte, um einen jungen Rebell, der zu Unrecht in eine Psychatrie kommt, ist insgesamt doch sehr vorhersehbar. Georges Franju will hier einerseits Systemkritik üben, das Befinden des Insassen spiegeln und hinzu noch die Reaktion des Umfelds mit einbeziehen. Er scheitert an keinem dieser Punkte, er führt aber auch keinen zur vollen Zufriedenheit aus. Zu oft werden gängige Bilder und Klischees bemüht, was sich vorallem in der Darstellung der Ärzte versinnbildlicht. Dadurch schafft es "Les yeux sans visage" nie den Zuschauer aufzurütteln, sich über den Horizont dieses Films mit dem behandelten Thema auseinanderzusetzen. "La tête contre les murs" bleibt immer innerhalb der Grenzen des Films, bleibt Kunstprojekt und scheint seine emotionelle Aussage selbst nie deuten zu können, geschweigen denn, diese auszudrücken.
                                  Dies wiegt am Ende jedoch nur halb so schwer, da "La tête contre les murs" eine sehr fragmentarische Erzählstruktur besitzt. Franju spannt hier keinen erzählerischen Bogen, springt abrupt nach vorne, so wie er den Zuschauer überhaupt ziemlich spontan in diesen Film wirft. Er betrachtet Situation, arbeitet nur Momente heraus, für die er sich wirklich zu interessieren scheint. Mir als Zuschauer fehlte da aber oft etwas der Vorlauf, die Figur des François blieb immer ein Fremder, für den man nur halbherzig Empathie empfinden kann. Da kann der Mitinsasse Heurtevent, der François' Weg ein Stück lang begleitet, viel mehr Mitgefühl und Sympathien wecken. Wohl weil sein Wesen das viel interessantere ist, vielleicht aber auch nur, weil einen die traurigen Augen des Charles Aznavour gefangen nehmen.
                                  "La tête contre les murs" lebt dadurch von seinen einzelnen Szenen. Davon hat er glücklichweise einige wirklich tolle. Betrachtet man aber, was er als ganzes transportieren will, dann es ist nur ein wirklich guter Versuch, bei dem man die Ambition toll findet, mit dem Ergebnis aber nicht gänzlich zufrieden sein kann.

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                                  • 10

                                    Die verzweifelten Fragen des Menschen ans Leben. Und die Stille die folgt...
                                    "Det sjunde inseglet" ist wie das Leben selbst. So einfach und doch so kompliziert. Furchtbar anstrengend und wundervoll leicht. Oft nur schwer zu ertragen, manchmal das größte Geschenk überhaupt. Auch Ingmar Bergman kann nur die Suche aufzeigen, die Zerissenheit des Menschen, das ewige hin und her. Die Sehnsucht nach einer Entscheidung, nach dem Schwarz oder Weiß. Das warten auf die Antwort, die niemals kommt.
                                    Aber vielleicht steckt die Antwort ja doch in "Det sjunde inseglet". Irgendwo versteckt. Wie sie vielleicht in jedem anderen Film, Lied, Wort oder Gesicht auch steckt. Vielleicht ist sie da und wir Menschen begehen nur den Fehler noch eine Frage zu stellen. Die Sicherheit, die Garantie zu wollen. Vielleicht ist "Det sjunde inseglet" aber doch nur eine Ansammlung verschiedener Wege mit all Zweifeln und der einen Frage nach dem Warum umzugehen. Sanft will uns Bergman am Ende auf eine Antwort hinstoßen, auf seine klitzekleine Antwort. Es ist die einfachste Antwort wohl. Keine Antwort erwarten. Die Sinnlosigkeit anerkennen und ihr Sinn verleihen. Einen kleinen Sinn. Zumindest mir sagt dies dieser Film. Und ich spüre wie "Det sjunde inseglet" selbst schon wieder beginnt zu zweifeln, just in dem Moment, als er mir diese eh nur gehauchte Antwort vermittelt. Und mit ihm beginne auch ich wieder zu zweifeln. Keine Antworten, nirgends. Überall Antworten. Immer nie.
                                    Den Menschen zu verwirren ist ein einfaches. Ihn darauf hinzuweisen, dass er ja doch nichts weiß...es ist allzu leicht. "Det sjunde inseglet" tut dies nicht. Er geht behutsam mit dem Zuschauer um, da er immer Anschein macht, selbst an dieser Fragestellung zu zerbrechen. Der Film scheint einen ständig um Hilfe zu bitten, leicht flehentlich. Gib mir du etwas von deinem Wissen, nur ein kleines bisschen, ich geb dir auch etwas von meinem. Kein Ich-Bin-Klüger-Als-Du-Und-Außerdem-Kunst-Film, sondern ein Wir-Alle-Sind-Menschen-Film. Wischen wir etwas an unserer Oberfläche, dann denken, fühlen wir fast alle ähnlich. Ängste, Bedürfnisse, Hoffnungen, Fragen...sie sind nahezu identisch. Deshalb lädt "Det sjunde inseglet" jeden ein an diesem Roadtrip der Sinnfrage teilzunehmen. Es ist einer der zugänglichsten "schweren" Filme die ich kenne. Er philosophiert, hebt aber nie ab, hält den Zuschauer immer fest an den Händen. Kein Film für immer, sicherlich nicht. Man sollte sich solchen Fragen aber ja auch nicht ständig und nur hingeben. Aber wenn man es von sich aus will, wenn man ein bisschen über sich und das Dasein grübeln will...dann ist "Det sjunde inseglet" ein so grandioser Gesprächspartner. Er ist intelligent, voller Humor, ist von Menschlichkeit geprägt. Er hat wundervolle Bilder, so fulminante Worte. Ein Film der Gesichter. Der Worte. Des Denkens. Des Zweifelns. Aber man fühlt sich nicht allein, nicht verlassen und verzweifelt...das ist die große große Kunst von "Det sjunde inseglet".
                                    Und wenn uns der Film nach 90 Minuten schon leicht zweifelnd zuflüstert: Vielleicht einfach Leben? Dann hab man für einen sehr kurzen Moment, eben bis die Zweifel wieder Überhand nehmen, ein Antwort die man glauben kann. Will. Sollte Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Kurz war es aber so klar. Aber kann man mehr von einem Film erwarten?

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                                    • 6 .5

                                      Das ist mir so auch noch nicht passiert: 3 mal hab ich mir diesen Film gestern angesehen! Jedes Mal verflüchtigte sich aber irgendwann meine Aufmerksamkeit, konnte der Film als Einheit, mich nicht auf seine Seite ziehen. Zwischendurch etwas Bonusmaterial geguckt und gedacht, dass der aber doch gut ist eigentlich und deshalb zweimal einen Neuanfang versucht. "Creature from the Black Lagoon" blieb für mich als Gesamtwerk aber nur charmantes und irgendwie putziges Sensationskino, auch wenn sich bei mehrmaligen Sehen einige Szenen als wirklich brilliant herauskristallisierten.
                                      "Creature of the Black Lagoon" ist reines Popcorn-Monster-Kino und lebt allein von seiner Kreatur. Das Auge ist recht angetan, weil hier alles so sehr nach den 50ern riecht, man sich die spitzen Angstschreie der Zuschauer vorstellen kann, man eine wilde Meute mit Papp-3D-Brillen neben sich sieht. Das Hirn fühlt sich jedoch durchgehend sehr unterfordert. Man weiß wie es weitergeht, kann ziemlich genau voraussagen wie sich die Figuren entwickeln werden, insbesondere die Kreatur. Besonders gut kann man das, wenn man "King Kong" noch präsent hat...denn "Creature of the Black Lagoon" folgt dem Pfad des Riesenaffens erschreckend genau. Dadurch will einfach keine Spannung aufkommen, die sich über den ganze Film zieht, die allem übergeordnet ist. Mann wartet auf die nächste Szene mit der Kreatur und ist mit der Zeit etwas genervt von all den Querelen, die die Wissenschaftler untereinander haben.
                                      "Creature of the Black Lagoon" hat andererseits soviele gute Ansätze und Szenen auf der Habenseite, dass man ihm am Ende doch als ein relativ gutes Stück Film in Erinnerung behält. Er kann eben nur nie mitreissen und fesseln. Aber die Szenen unter Wasser, besonders die berühmte, unterschwellig erotische Schwimmszene von Monster und Frau, die sind wirklich toll umgesetzt. Es gibt einige leise, aber schöne Momente der Kritik, wie überhaupt die Figur der Kreatur recht angenehm angelegt ist, da sie ja niemanden jemals bedroht hat. Die Menschen dringen in den Lebensraum dieser Kreatur ein und führen sich auf, wie die Axt im Walde. Sind die alten Universal-Horror-Klassiker stets Parabeln auf das Wesen und die Wünsche des einzelnen Menschen, so ist "Creature of the Black Lagoon" doch eher so veranlagt, dass er die Gesellschaft als ein ganzes sieht.
                                      In erster Linie bleibt es aber ein Sensationsfilm, in dem es um ein Monster geht, eine Frau und eine Crew von Wissenschaftlern. Ein Film des Moments, und kann man sich vollends auf diesen Moment einlassen, dann ist er wohl sogar großartig. Ich konnte das nicht...eine charmante und auf seine Art liebevolle Angelegenheit bleibt "Creature of the Black Lagoon" aber trotzdem.

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                                      • 7 .5

                                        Ein schöner Film. Das wäre die banale Beschreibung von "The River", müsste man diese bis aufs wesentlichste zusammenkürzen. Der Film ist eine Schönheit. Eine Schönheit, die ihren Glanz aus Äußerlichkeit und innerer Ausstrahlung nährt. Ein Schönheit die erhaben und elegant ist, aber nie künstlich oder elitär. Ein Schönheit, die sich auch mal im Schlamm wälzt...lachend aufsteht und immernoch wunderschön ist. Die Bilder tanzen hier und die Farben kitzeln einem auf den Augen. Traumartig und doch so echt. Und sie sind die einladende Tür zu noch viel mehr...
                                        Was sich jedoch hinter dieser Tür verbirgt, das ist weit weniger eindeutig zu beschreiben. Ein Film vom finden der Liebe und all dem Verlust welcher damit einhergeht. Vom hinüberschreiten aus dem Märchwald der Kindheit in den Jungel des Erwachsenseins. Durchzogen von Szenen des Lebens in Indien, von religiösen Motiven und Ritualen, unterlegt mit fernöstlicher Philosophie. Dies steht aber nie im Kontrast zur Liebesgeschichte dieser 3 Mädchen und dem Objekt ihrer Sehnsüchte, es bedingt sich, vervollständigt sich manchmal, es unterstreicht sich gegenseitig oder streicht auch mal eine Aussage durch. Und so wie das auf eine seltsame Art inhaltlich ineinanderfließt, so ist auch das visuelle Gesamtbild eben völlig homogen. Überhaupt hat man oft das Gefühl, dass "The River" doch eigentlich ein reichlich bebildertes Jugendbuch ist. Eines das die Angst vermindern will...diese aber nicht völlig nehmen will. Ein Buch, dass wenn die Worte versagen, auf die Kraft seiner Bilder setzt und letztendlich durch das Gefühl das es vermittelt, viel mehr sagt als die Bilder und Worte im einzelnen es je könnten.
                                        Irgendwie ein Film der inneren Mitte. Der Ruhe. So ausgewogen und geprägt durch einen monotonen, aber angenehmen Flow. Sicherlich auch langweilig für manche...viel Geschehen an der Oberfläche sollte man hier nicht erwarten. "The River" ist ein gutes Gespräch, ein tolles Bild, ein interessantes Buch...all dies verändert vielleicht nur Nuancen, verschiebt den Blickwinkel nur um Milimeter. Aber solche Veränderungen wiegen schwer mit der Zeit.

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                                        • 8

                                          Frühes, sehr nüchternes Werk von Akira Kurosawa. Ein ärmliches, dreckiges Nachkriegs-Japan, in dem jeder versucht seiner eigenen Existenz Herr zu werden und sich jeder selbst der Nächste ist. Das Ergebnis erinnert dann auch sehr an den italienischen Neorealismus dieser Jahre, wenn auch man die jeweiligen kulturellen Ursprünge doch noch immer spüren kann. Im Falle "Yoidore Tenshi" sind sie aber nur selten vordergründig präsent, sie blitzen nur ab und an auf. In den Kämpfen, im Betrunkensein, da ist dies ein durch und durch japanischer Film. Ansonsten wirkt er in seiner Zurückgezogenheit, seiner Stille und seinem gemäßigten Tempo, irgendwie doch sehr universell und allgemeingültig.
                                          Es ist eine bedächtige, ruhige Erzählung, deren Weg immer leicht abwärts zu gehen scheint. Ein melancholischer Film über das scheitern und tief im Kern auch eine Ode an die Ungerechtigkeit der Welt. Eine Ode, weil eben genau diese Ungerechtigkeit auch die schönen Momente des Lebens ermöglicht. Die Freude, welche dieser Arzt in seinem Leben schon nicht mehr findet, sie aber noch im Herzen des jungen Gangsters Matsunaga vermutet. Und duellieren sich die beiden anfangs noch, wer von ihnen der größere Verlierer sei, bemerken sie doch immer mehr, dass dies keine relevante Frage ist. Dass es nicht wichtig ist, wie sehr und oft man bis hierher verloren hat, sondern wie man weitergeht. Langsam entsteht eine rauhe, aber stützende Freundschaft, welche jedoch immer mehr von der Vergangenheit der beiden bedroht wird, die die beiden nicht aus ihren Fängen geben will.
                                          Hoffnung und Trauer kämpfen in dieser Geschichte durchgängig um die Vorherrschaft und "Yoidore Tenshi" kann daraus sogar Spannung entfalten. Man ahnt dramatische Ereignisse voraus, ist sich aber doch nie sicher wie der Film enden wird. Selbst ein Ende ohne jeglichen Höhepunkt, einfach eine leises Auschleichen, würde einen hier nicht wundern und auch nicht enttäuschen. "Yoidore Tenshi" zeigt ein hässliche Stadt voller zwielichtiger und gescheiterter Menschen, in der Mitte ein dreckiger Sumpf voller Müll und Unrat. Die einzige Schönheit, die Kurosawa hier zeigt, blitzt ab und an in den Herzen, den Augen und in den Taten dieser Menschen auf. Für Momente kann dies die Unvollkommenheit dieser Welt überstrahlen, oft ist bleibt es aber einfach nur Dreck.
                                          Sehr schöner Film.

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                                          • 4

                                            Oh! Selbst wenn ich gerade künstlich alle Erwartungen negiere, die ich vorher an diesen Film hatte, dann bleibt immer noch öde Leere dort, wo eigentlich eine Meinung zu "Phantom of the Opera" sein sollte. Wer hier Horror erwartet der wird bitter enttäuscht werden. Leider aber auch der, der trotzdem recht guten Film erwartet. "Phantom of the Opera" gibt einfach nichts bemerkenswertes her, sieht man mal von den wirklich wunderschönen Farben und einer opulenten Kulisse ab. Das würde meine Mutter viel mehr mögen als ich es kann...aber vielleicht, vielleicht würde selbst sie diesen Film als etwas langweilig empfinden.
                                            Viel fürs Auge, ein bisschen was fürs Herz, einiges an Gesinge und dazu die namensgebende Storyline, welche aber meist seltsam weit in den Hintergrund gerückt wird. Handlungen die völlig übermotiviert oder andererseits völlig sinnlos erscheinen, eine wirklich blöde Dreiecksliebelei und ein Titelheld (ähm, naja), dem man einfach einen guten Arzt wünscht. Das alles wäre schon nicht gut, bei weitem nicht. Aber "Phantom of the Opera" meint dann auch noch lustig sein zu müssen und verliert dabei jegliche Intention, die der Film vielleicht mal hatte, aus den Augen.
                                            Nein, das ist ziemlicher Murks, auch wenn es visuell wirlich etwas her macht. Das "Phantom of the Opera" inhaltlich und vorallem erzählerisch sehr magere Kost ist, das merkt man leider viel zu schnell. Und dann heißt es durchalten....

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                                            • 7

                                              Einer dieser Filme. Man traut sich fast nicht zu kritisieren, da der Film schon fast ein Synonym für das Wort Klassiker ist und sieht ja auch warum. Man versteht es, kann die Begeisterung nachempfinden und ist selbst angetan. Bis zu einem gewissen Punkt. Denn ganz so euphorisch wollen die Finger dann doch nicht über die Tastatur springen, ganz so eindeutig ist der gute Eindruck von "King Kong" nicht. Und für mich leidet er eben teilweise auch seinen Effekten. Damals sicherlich großartig und zeitversetzt wohl auch kaum mit aktuellen Filmen zu vergleichen, da man heutzutage solche Sprünge nach vorne gar nicht mehr erwartet. Und "King Kong" ist ein großer Schritt nach vorne in der Filmgeschichte...es sind aber mit die ersten Schritte auf diesem Gebiet und dementsprechend oft etwas holprig.
                                              Storytechnisch begibt sich "King Kong" auf Abenteuerpfade die streckenweise nicht mehr als ein Vehikel sind für die Sensationen die der Film zu hat. Dies ist nicht sonderlich einfallsreich, dafür aber enorm funktionell. Das funktioniert so gut, dass sich wohl mindestens 90% aller erfolgreichen Abenteuerfilme die danach kamen, grob an diesem Schema orientieren: Führe deine Figuren anständig ein, lasse Nebenhandlungen nie zu dumm sein und lasse sie vorallem nie größer als die eigentliche Abenteuergeschichte werden. Diesen Weg verlässt "King Kong" nie, er variiert nur. Denn ist er Anfangs wirklich überraschend hintersinnig (vielleicht ist Denhams Tirade auf die Maschinerie Hollywoods schon die erste Metaebene der Filmgeschichte? ;) Denn Denham zieht ja genau dieses Spiel von Publikumserwartung und -Erfüllung in den Dreck, welches der Film danach reichlich bedient), muss man im Verlauf des Films manchmal schon damit leben, dass die Logik erst nach der Action kommt. Aber das ist ok und selten störend..."King Kong" ist ein Actionfilm.
                                              Man mag diesem Affen aber eben leider nicht immer das Affendasein abnehmen. Nicht mehr heute, so sehr man von Herzen die Effekte bewundern will. Sie sind ja teilweise auch toll...manchmal aber auch recht durchwachsen. So durchwachsen, dass sie für mich eine bremsende Wirkung hatten. Ich war für Momente raus aus dem Geschehen, raus aus dem Film und für einen Streifen, der von und mit der Fantasie lebt, ist das einer der größten Mankos die es gibt. Und das sage ich als jemand, der alten Filmen eher verzeiht, der lieber im Negativen noch etwas positves sucht.
                                              Andererseits hat "King Kong" bei mir einen großen Stein im Brett, da es keines der Remakes jemals wieder geschafft hat, die Beziehung zwischen Monsten bzw. Affe und Frau so zu definieren. Peter Jackson z.B. ist genau an diesem Punkt gescheitert, hat sich in einem Versuch der Vermenschlichung verirrt, welche es hier eben nie gibt. Kong bleibt der Affe, bleibt Tier. Fühlt, hat Schmerzen, entwickelt Zuneigung, will leben. Wehrt sich, wehrt sich nach seinen Möglichkeiten, verzweifelt, hat Angst, will leben. Wie ein Tier. Und dass das die Menschheit einfach akzeptieren sollte, auch bei Tieren, das ist dann das große Plus an diesem Film: Man muss das Tier nicht zum Menschen machen um Mitgefühl für es zu empfinden.
                                              Die Bewertung ist wiederum eine schwere, denn gefühlt ist das keine 7 für mich. Aber sie sagt, was der Film ist: Sehenswert. Und irgendwie will ich ja auch honorieren, was der Film in die Wege geleitet hat, was er für Möglichkeiten aufgetan hat....auch wenn mir das hier, in seinen Anfängen, noch nicht immer gänzlich zusagt. Profitieren tue ich davon ja trotzdem.

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                                              • 7 .5

                                                Auch wenn es in "The Invisible Man" eine kleine Liebelei gibt, ist es diesemal wieder der Mad Scientist, der im Vordergrund steht. Und das lässt diese kleine Horrorperle weitaus frischer und stringenter erscheinen, als eben z.B. "Dracula" oder "The Mummy". James Whale, der schon vorher bei "Frankenstein" ein sehr gutes Gespür für den Kern der Geschichte und dessen Figur zeigte, schafft es auch hier die Stärken des Films freizulegen und dieses zu betonen. Denn Projektionsfläche für allerlei Kritk bietet auch "The Invisible Man"...aber er ist so flott und, was Filmen dieser Zeit ja oft etwas abgeht, wirklich spannend, so das man über kleinere Mankos einfach hinwegsieht oder erst gar nicht bemerkt.
                                                Natürlich steht und fällt ein solcher Film mit seinen Effekten. "The Invisible Man" ist hier völlig auf der Gewinnerseite. So arg viel besser macht man das heutzutage auch nicht. Im Gegenteil: Es gibt hier richtige Wow-Szenen, die vollends überzeugen, beeindrucken und die auch nach 80 Jahren ihre Wirkung nicht verfehlen. Vielleicht bewegt sich da mal ein Gegenstand etwas seltsam, vielleicht sieht man hier und da mal eine Kontur...alles in allem ist das aber tricktechnisch ganz großes Kino.
                                                "The Invisible Man" scheint in allem etwas lauter zu sein, wirkt um einiges moderner, als es die anderen Universal-Klassiker zu dieser Zeit tun. Der Humor ist um einiges spöttischer als noch in "Frankenstein" und die Geschichte wird ohne Umschweifen straight vorangetrieben. Dadurch geht vielleicht etwas der klassische Charme verloren, "The Invisible Man" wirkt einfach nicht so alt wie er ist, orientiert sich dabei aber vielmehr an alten Stummfilmen als es seine Gruselkollegen tun. Deutlich wird dies in seinem oft überbordenten Humor und den fast slapstickartigen Bemühungen der Polizei. Das ist manchmal etwas zu schrill, manchmal etwas albern, aber kombiniert mit dieser spannenden Geschichte funktioniert das vorzüglich. Neben bei führt James Whale mit "The Invisible Man" den verrückten Wissenschaftler ein, dem es darum geht die Welt zu beherrschen oder zumindest diese zu terrorisieren. Andererseits versäumt er es auch nicht auf moralische Veränderungen einzugehen, die eine solche Außenseiterrolle mit sich bringt, in der man relativ autark vorm Zugriff anderer Menschen ist.
                                                Auch wenn "The Invisible Man" nicht die Reputation der ganz großen Horrorklassiker jener Jahre hat, ebenso sehenswert wie diese ist er auf alle Fälle.

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                                                • 6

                                                  Die große Begeisterung wollte sich bei "The Mummy" nicht einstellen. Zu sehr schien man mir hier die Formel des Erfolgs bedienen zu wollen, zu offensichtlich sind die Einflüsse und Vorbilder. Und oft mag ich solche best-of-Filme sehr...Filme die sich ungeniert nehmen, dadurch aber einen enormen Unterhaltungsfaktor gewinnen. "The Mummy" schleppt sich da eher durch seine Story, welche eben frappierend an "Dracula" erinnert. Addiert man dazu ein Geschöpf, das einige Ähnlichkeiten zu Frankensteins Monster aufweist und das nicht nur, weil Boris Karloff hinter der Maske steckt und garniert das ganze visuell mit Vorbildern des deutschen Expressionismus, ja dann hat man "The Mummy" auch schon fast komplett umrissen. Und dies lässt auch schon erkennen, dass die Stärken dieses Films im optischen liegen, während man sich storytechnisch streckenweise einer dramatischen Schwelgerei hingibt, die mir persönlich einfach zu dick aufgetragen ist.
                                                  So ist es abermals das völlig reduzierte Spiel des Boris Karloff, diese Momente, in denen Mann in diesen zurückhaltenden Blicken eine enorme Kraft vermutet, die diesen Film zumindest ein paar große Szenen beschert. Denn eben just in diesen Szenen setzt man auf dieses wunderbare Spiel von Hell und Dunkel, von Schatten und immer wieder: Boris Karloffs Gesicht. Das dies so vehemment an die großen Stummfilmklassiker aus Deutschland erinnert, ist in diesem Fall auch gar keine Wunder, da Regisseur Freund lange Kameramann für u.a. Fritz Lang oder Murnau war. Ein großer Rest des Films ist aber recht typischer Hollywood-Herzschmerz-Weichzeichnerei, womit ich schon bei Tod Brownings "Dracula" herzlich wenig anfangen konnte.
                                                  Mehr als dieser kann "The Mummy" dann aber doch bei mir punkten. Dieses ägyptische Ambiente macht einfach was her, zu gut sind die Szenen mit Karloff und zu beeindruckend ist teilweise der technische Aspekt. Es ist nur schade, dass der Film anfangs wirklich viel verspricht, an diesen Beginn im Laufe des Films aber nur phasenweise anknüpfen kann.

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                                                  • 8

                                                    Als ich Tod Brownings "Dracula" das letzte mal sah, war ich ziemlich überrascht wie schlecht diese gealtert ist und er wenn, dann nur mit einer unfreiwilligen Komik brillieren konnte. Der kurz darauf entstandene "Freaks" aber kann eigentlich gar nicht altern. Ein Film der scheinbar völlig alleine steht, für den man nur schwerlich Vergleiche findet. Hier treffen Zutaten aufeinander, von denen man eigentlich überzeugt ist, dass sie nicht miteinander harmonieren können. Es wird eine formelhafte Geschichte erzählt, welche voller Klischees ist, platziert diese aber in ein Umfeld das so abseitig erscheint, dass man der simplen Story doch einige neue und unbekannte Aspekte abgewinnen kann. Und das wirklich wunderbare an "Freaks" ist ja dieses: Es harmoniert hier vieles nicht, einiges will nicht so recht zusammenpassen...und trotzdem ist das Ergebnis ein unheimlich faszinierendes.
                                                    Das wirkt auf der einen Seite etwas gestelzt und bekannt, nämlich dann wenn es um die Leben und Pläne der "normalen" Menschen geht, ist aber auf der anderen völlig irritierent, packend und authentisch, eben wenn es um die sogenannten Freaks geht. Das ist unheimlich und im selben Moment findet man ungeheuer gut was man sieht. Das man es sieht. Und ich persönlich habe das Gefühl, dass Tod Browning hier auch gar keinen großen Hintergedanken hatte, dass er diese Menschen weder in ein positives oder negatives Licht rücken wollte. Er zeigt sie, wie sie sind. Das er selber lange Jahre in solchen Zirkus arbeitete spricht dafür, da er hier wohl schon vorher gesehen hat, dass diese Leute genauso normal sind wie jeder andere. Oder auch nicht.
                                                    Die Bilder, die Atmosphäre und ja, natürlich auch die Freaks, sie kämpfen lange gegen diese vorhersehbare Story an, übernehmen aber immer mehr die Hauptrolle des Films und servieren dem Zuschauer ein wirklich schaurig anzusehendes Ende. Interessanterweise sind selbst die Schauspielleistungen dieser körperlich und geistig beeinträchtigten Menschen um einiges besser, als die der wirklichen Schauspieler. Das fühlt sich echt an und das sieht echt aus, während auf Seite der "Normalen" man mit dem für die damalige Zeit vorherrschenden Overacting leben muss.
                                                    Ein wirklich beeindruckender Film, der durch das Zusammenspiel verschiedenster Elemente eine Subversität erzeugt, die die einzelnen Aspekte eigentlich gar nicht besitzen. Schon lange keinen Film mehr gesehen, der sich so "anders" angefühlt hat. Eine Erfahrung, die jeder mal gesehen haben sollte.

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