Fando_Y_Lis - Kommentare

Alle Kommentare von Fando_Y_Lis

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    Fando_Y_Lis 20.05.2025, 08:45 Geändert 20.05.2025, 08:46

    Der Penny rollt....und wir wissen die Protagonisten werden irgendwann ins Gras beissen....aber wie...und in welchem Moment?
    Interessanterweise hat der Reiz von "Final Destination" auch bei Teil 6 nicht nachgelassen. 2 Teile der Reihe fand ich sehr öde, die anderen gut bis toll. Der hier ist aus meiner Sicht der drittbeste.
    Wie immer ist die Eröffnungs-Sequenz weitaus am spektakulärsten, dieses Mal auf einer gläsernen Plattform auf einem Aussichtsturm der (ich glaube) 60er Jahre. Die ganz gut eingeführte und sympathische Hauptfigur überlebt das Ganze (spannend!) und taucht später im Film als alte Frau wieder auf. Zudem gibt es ein freudiges Wiedersehen mit Tony Todd (der leider Ende 2024 verstarb, was im Abspann besondere Erwähnung findet) dessen Charakter ziemlich früh im Film vorkommt, was wir aber nicht wissen in jenem Moment.
    Die Kills sind wieder überaus phantasievoll, kreativ & derbe. Das die Zuschauenden manchmal etwas an der Nase rumgeführt werden macht Spaß. Natürlich sind die Todesursachen ziemlich konstruiert, aber das macht den Reiz der Serie aus, und ganz unwahrscheinlich sind solche Vorkommnisse nicht.
    Richtig nice fand ich den Einsatz "verräterischer" Lieder wie z. B. "Ring of fire" und die Hints auf frühere FD-Teile (ich sage nur LKW mit Baumstämmen beladen).
    Im Gegensatz zu vielen anderen Horror-Franchises sind die Charaktere nicht nervig, sondern relativ sympathisch, auch wenn die Figurenzeichnung eher an der Oberfläche bleibt.
    Vieles richtig und gut gemacht...möge der siebte Teil bitte kommen!

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    • 7

      Ernest Cole hat in Südafrika viele Bilder zum Thema Apartheid fotografiert, die zum größeren Teil in einem Buch namens "House of Bondage" veröffentlich wurden. Dsa Buch wurde in Südafrika sofort verboten, wurde international aber ein ziemlicher Erfolg.
      Danach ging Cole nach Stockholm und anschließend nach Amerika, konnte aber nicht an seine Anfangserfolge anknüpfen. In New York hörte er auf zu fotografieren, verarmte schließlich und starb Anfang der Neunziger Jahre an Krebs. Im Jahr 2016 wurde in einem Stockholmer Bankschließfach 60.000 (!) Negative von unbekannten Cole-Fotos gefunden.
      "Ernest Cole : Lost and found " schlägt den Bogen von seinen Anfängen in Südafrika bis zu seinem Tod. Zwischendurch gibt es Geschichtsunterricht zum Thema Apartheit, was teilweise erschütternd ist, aber mit der Freilassung von Nelson Mandela endet und für Südafrika einen neuen Weg einschlägt.
      Ein Teil des Films beschäftigt sich mit dem Neffen von Cole, der auch die Person war welche nach Stockholm reiste, um die wertvollen Negative aus dem Bank-Fach entgegen zu nehmen. Dies wurde dokumentarisch festgehalten.
      Bis heute ist unklar wer dieses Bankfach eingerichtet und vor allem wer all die Jahre dafür gezahlt hat. Die Bank hüllt sich in Schweigen.
      Es ist damit zu rechnen das der Film dazu beiträgt, Ernest Cole einem größeren Publikum bekannt zu machen, da wohl der gehobene Schatz aus Schweden dazu führen wird, das es (hoffentlich interessante...die im Film gezeigten Fotos sehen schwer danach aus) Ausstellungen geben wird.
      Es ist schade das der Fotograf in dem Glauben gestorben ist, das er nach seinem Anfangserfolg fast schon in Vergessenheit geriet und nicht mehr mitbekommt, wie sich das gerade aktuell ändert.

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      • 3

        Was wie eine vielversprechende Idee klingt (hochrangige G7-Teilnehmer:innen treffen sich irgendwo in Deutschland in einem abgeschotteten Hotel und im Wald lauert etwas Böses) wird in seeehr langen und langweiligen 103 Minuten zu Grabe getragen. "Tanz der Titanen" (im Original "Rumours") ist nicht lustig und nicht spannend. Es ist kein Horror und kein Drama und keine Komödie. Es gibt keine Special Effects und keinen Gore. Schauspielerisch wird auch nicht viel geboten. In den ersten 10 Minuten hatte ich die Hoffnung auf eine B-Film-Satire im Stil von "Mars Attacks", aber es wird weit über anderthalb Stunden nur dummes Zeug gelabert, das überhaupt keinen Sinn ergibt, und die so genannte Handlung (selbst für einen Kurzfilm zu knapp und zu unausgegoren) schleppt sich ermüdend voran.
        Der Film wird ganz gern damit beworben das Ari Aster ("Hereditary", "Midsomar") seine Hände mit im Spiel hatte. In seiner zukünftigen hoffentlich großartigen Vita wird dieser Film wohl keinen bemerkenswerten Platz einnehmen. Das gleiche gilt leider für die sonst so tolle Cate Blanchett in einer Hauptrolle, wo ich mich fragte wie sie dazu kam sich für diesen Film zu verpflichten.

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          Fando_Y_Lis 07.04.2025, 14:32 Geändert 07.04.2025, 14:35

          Gleichzeitig wegweisend...und doch alles zusammengeklaut. Das muss jemand erst mal hinbekommen...sei es auch zufällig.
          "Friday the 13th" durfte ich als Jungspund nicht gucken. Natürlich war ich wie der Teufel hinter den Seelen bzw. wie Jason hinter den kiffenden und poppenden Teenagern her, um diese Slasher-Perle sehen zu können. Tatsächlich erlebte ich das mit Freunden und einer ausgeliehenen Videotheken-VHS, irgendwann in den 80ern, sogar uncut. Immerhin.
          Inzwischen hab ich eine Box mit sämtlichen Filmen aus der Reihe (wobei ich finde das außer den ersten beiden keiner davon wirklich sehenswert ist).
          Die hauchdünne Story wird angereichert mit dämlichen Dialogen von nervigen Teenagern. Um die Zielgruppe anzufeuern gibt es hie und da Softsex-Szenen. Internet in dem sich junge und auch jüngste Leute einfach so Pornos reinziehen können, gab es damals noch nicht.
          Es ist möglicherweise der erste von sehr vielen Filmen, wo die Zuschauer und Zuschauerinnen sich vielleicht sehnlichst wünschen, dass den Doofnasen der Garaus gemacht wird. Bis auf das genre-typische Final Girl erwischt es dann auch alle.
          Der Schluss scheint die Zusehenden zu spalten (haha).
          Mir gefällt er sehr gut: die Szene mit Mutter Voorhees, wobei ihr Pullover auf jeden Fall furchterregender ist als alle Kills des Films zusammen. Und damit ist nicht mal Schluss: es gibt noch einen wirklich sehr erschreckenden Final Point, mit dem ich nicht gerechnet hatte und der mich nach wie vor abholt. Echt gut inszeniert! Lässt sich vom Rest des Films nun wirklich nicht sagen.
          Pluspunkt: die an "Psycho" erinnernde sehr nervös machende Streicher-Musik.
          Weiterer Pluspunkt: Tom Savini ist für die Effekte verantwortlich. Das hat er gut gemacht. Und so viel rumgeschnibbelt an dem Film wie bei den späteren "Meisterwerken" der Reihe wurde auch nicht: bei denen gibt es bis heute teilweise keine wirkliche Uncut-Version (falls meine diesbezügliche Info nicht mehr aktuell ist, freue ich mich über Benachrichtigungen).
          Aus heutiger Sicht (insbesondere wenn Leute ihn zum ersten Mal sehen) wird "Friday the 13th" ziemlich altbacken und langweilig rüberkommen. Es ist zudem für Youngsters nicht mehr nachvollziehbar, das Menschen in den 70ern bis 90ern teilweise gut was auf sich nahmen, um so einen Film zu sehen (Autofahrten in andere Städte usw.), denn das Content jederzeit und überall verfügbar war, schien damals noch undenkbar.
          7 "Ksch Ksch Ksch....Aaah Aaah" für das Original (die gleiche Anzahl für Teil 2).

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            Fando_Y_Lis 07.04.2025, 13:46 Geändert 07.04.2025, 13:49
            über Decoder

            Zuerst kam der Gedanke "Aprilscherz" auf, als ich las das in einem favorisierten Programmkino ein Film läuft, in dem Mufti und Alexander von Einstürzende Neubauten mitspielen, sowie Christiane F., William Burroughs und Genesis P. Orridge. Mit Musik von Soft Cell, Mufti und Dave Ball. Aha. Konnte es kaum glauben, bis ich im ausverkauften Saal saß...denn die gedroppten Names sind alles Leute die ich entweder bewundere oder sehr interessant finde...meistens beides.
            Also: "Decoder" ist ein Avantgarde Film von 1984 (der Q & A Gast Klaus Maeck berichtete von einem 500.000 DM-Budget) der in einem wunderbar altmodisch zeitgeistigen 80er-Jahre-Berlin spielt: düster, grau, finster dreinblickende Menschen....aber: geile Musik, geile Szene. Zwischen Spätis, verranzten Wohnungen, Burger-Buden und Peepshow entwickelt sich eine Story, die so ungefähr davon handelt das Mufti der sich selbst zu spielen scheint (der Soundtüftler vorm Herrn!) eine Anarchie herbeiführt, weil er verfremdete Musik auf Cassetten spielt und die z. B. in besagten Hamburger-Brutzelbuden in den Rekorder schiebt...woraufhin Jugendliche im ganzen Land seinem Handeln folgen.
            Der Film besticht durch ein nicht sehr konsequentes Drehbuch im Schlingerkurs, was aber auch als Cut Up Technik bekannt sein dürfte. Je nach Sichtweise. Toll ist auf jeden Fall die Musik und der Berliner Zeitgeist der Mauerjahre, welcher in fast jeder Einstellung zu spüren ist. Mit am besten sind tatsächlich die Monologe (oder Dialoge) mit P. Orridge und Burroughs. Maeck erzählte er hat den beiden gesagt sie sollen sagen was sie möchten, ohne ihnen etwas vorzugeben. Besonders P. Orridge hat gut in die Glaskugel geschaut, was unsere aktuelle Gegenwart angeht. Seine Botschaft kurz zusammengefasst lautet "Wissen ist Macht".
            Hervorzuheben ist auch Christiane F., die nicht zufällig eine Rolle hat wo sie in einer Peepshow arbeitet, denn ungefähr zeitgleich kam die Uli Edel Verfilmung ihres Buches heraus, und sie war plötzlich eine öffentliche Person, was ihr teilweise gar nicht gefiel. Die Peepshow ist eine ganz gute Analogie.
            Es ist nicht einfach den Film zu bewerten, an liebsten würde ich es gar nicht tun.
            Auf jeden Fall gut geeignet für Fans von Buttgereit, Leute die den "B-Movie" über Berlin´s Musikszene der 80er mögen, oder abgedrehte Sci-Fi-Klassiker wie "Liquid Sky".
            Laut Maeck hat ihn in Deutschland kaum jemand gesehen, während es in anderen Ländern wohl ganz leicht besser lief.
            Möge der Film gut 40 Jahre später einem größeren Publikum bekannt werden. Verdient hat er es.

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              über Eden

              Vom Trailer war ich zuerst abgeschreckt: die Befürchtung eine Art Auswanderer-Hochglanz-Dschungelcamp zu sehen war hoch. Entwarnung kann gegeben werden: zwar sieht der Film äußerst...."schön" aus durch Kamera und deren Fahrten, monochrom runtergedimmte Farben und...nun ja, so schlimm wie der Doktor es am Anfang darstellt sieht die Insel nun wirklich nicht aus. Dieser Abenteuerfilm ohne Abenteuer und Actionfilm ohne Action besticht fast ausschließlich durch die Interaktionen der 1 bis 2 Handvoll Protagonisten und Protagonistinnen und wie sich die Relationen teilweise überraschend in den 2 Stunden Laufzeit verschieben. Das wird erstaunlicherweise nie langweilig. Teilweise hab ich mit den Sympathieträgern (falls es welche gibt....) mitgelitten.
              Beim Abspann wo Footage von den Original-Charakteren gezeigt wird (es handelt sich schließlich um eine wirklich stattgefundene Geschichte) haute es mich fast vom Stuhl. Wie weit die Realität gebogen wurde in der filmischen Umsetzung bleibt offen, denn der Film basiert auf diversen Quellen, die sich teilweise widersprechen. So haben die Frau des Doktors wie auch die Frau des deutschen Einwanderers jeweils ein Buch über ihre Erlebnisse geschrieben, in denen teilweise ganz andere Sachen drin stehen.
              Zu den Darstellern möchte ich sagen das mir besonders gut Daniel Brühl und Vanessa Kirby gefallen haben, von denen ich noch nicht viele Filme gesehen habe.
              Interessant ist auch das neben der ganzen Robinsonade zwei andere wichtige Themen mitschwingen, die ständig als unsichtbare Charaktere präsent sind: politisch wirre oder schlimme Zeiten (wie sie aktuell auch sind bzw. möglicherweise auf uns zukommen) sowie das was Nietzsche mal sagte: "Der Mensch ist des Menschen Wolf". Das zeigt der Film überdeutlich, und ich denke es ist kein Zufall das der Film mehr oder weniger eröffnet wird mit einem (anderen) Nietzsche-Zitat, welches der Doktor erwähnt.

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              • 7 .5
                Fando_Y_Lis 27.03.2025, 09:01 Geändert 27.03.2025, 09:02

                Ziemlich gewagt, das Ganze. Ein Drama um eine so genannte typisch deutsche dysfunktionale Familie, "Teorema" von Pasolini auf den Kopf gestellt, dazu ein wilder Genre-Mix, wo getanzt und gelitten wird und Berlin wieder einmal eine wunderbare und zum großen Teil realistische Kulisse abgibt.
                Tom Tykwer macht es den Zuschauern nicht einfach. Die Figurenzeichnung fällt eher knapp aus. Die tiefer liegenden Probleme werden damit eher oberflächlich berührt. Nichts wird wirklich auserzählt und so werden die Kinobesucher in das Gefühl reingeschoben, welches jede/r in der Familie wohl hat: eine gewisse Orientierungslosigkeit und Verlorenheit. Das ist nicht immer leicht auszuhalten und wird aufgelockert durch Dinge die Tykwer vorher schon tat: ein kurzer Teil des Films wird als Comic erzählt. Wie oben erwähnt: Berlin als Hauptdarstellerin im Hintergrund. Als Stilmittel wird zwischendurch getanzt und gesungen, um die einzelnen Personen zu charakterisieren.
                Neben der etwas kaputten Familie wird der Fokus auf aktuelle Geschehnisse und Probleme gelenkt. Ich fand z. B. sehr interessant wie mit dem Thema "Im Mittelmeer sterben jährlich Tausende Geflüchtete, und so gut wie niemanden interessiert es" umgegangen wird.
                "Das Licht" ist ein ziemliches Brett. Wir waren zu dritt im Kino, und danach waren alle erst einmal paar Minuten still. Würde ich nicht nach einem langen Arbeitstag oder vor einem langen Ausgeh-Abend schauen. Ansonsten: Empfehlung!

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                • 6

                  Verfilmungen nach Vorlagen von Stephen King sind so eine Sache: häufig geht es komplett daneben, oder das Ergebnis ist durchwachsen. Gelungene Filme sind eher selten. "The Monkey" siedelt sich ungefähr in der Mitte an: nicht vergurkt, aber auch kein großer Wurf.
                  Kinderspielzeug wie Puppen, Stofftiere & Clown-Figuren bieten sich für Horror-Szenarien gut an, und ein mechanischer Spielzeugaffe, der sich mittels Schlüssel aufziehen lässt, um dann auf seine Trommel zu schlagen, ist nicht besonders innovativ. Schon hundertmal Ähnliches gesehen. Dazu die teilweise sehr an "Final Destination" erinnernde Dramaturgie (kommt allerdings in keinem Moment an das Vorbild ran) und ein paar eklige Splatter-Effekte, die das Publikum eher zum erstaunten Lachen animierten statt zu gruseln.
                  Immerhin ist der Film kurzweilig und die Darstellerinnen und Darsteller sind ganz ordentlich. "The Monkey" nimmt sich zum Glück nicht allzu ernst, sondern wirkt teilweise wie eine Satire über Horrorfilme, auch weil die Charaktere (z. B. die Maklerin) völlig überzeichnet sind. Da macht es auch nichts aus, das wirklich wenig erklärt, dafür um so mehr an den Haaren herbeigezogen wird.
                  Und ein paar knallige Pointen und überraschende Momente (die Schluss-Szene!) hat der Film auch.
                  Ganz gut anschaubar, aber Innovation oder Grusel ist kaum zu erwarten.

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                    Fando_Y_Lis 28.01.2025, 19:07 Geändert 28.01.2025, 20:26
                    über Sieben

                    Nach der erneuten Sichtung (hab ihn auch schon beim Original-Release im Jahr 1995 im Kino gesehen) und 2 DVD-Begutachtungen ungefähr in der Mitte dieser Zeit heute die restaurierte Fassung im Kino angeschaut. Die Bewertung hab ich raufgesetzt (da bin ich wohl nicht die einzige Person, wenn ich die Kommentare lese...) An diesem Film ist wirklich alles toll: der Cast (besonders Pitt, Freemann, Spacey), Kamera, Licht, Atmosphäre, Un-Farben, Score, Titelsequenz, die ultradüstere und sehr brutale Story (wobei vieles der Fantasie der Zuschauer überlassen bleibt, aber nicht alles....und einen direkten Kill gibt es zumindest bei den Opfern nicht zu sehen),
                    Dieses Mal fiel mir auf wie extrem ruhig der Film die meiste Zeit ist. Es gibt nur eine wirkliche Action-Sequenz in der Mitte der gut 2 Stunden, als die beiden Cops zufällig auf den vermeintlichen Killer stossen. Ansonsten wird sehr viel erzählt, analysiert und gefahndet. Trotzdem ist "Se7en" die ganze Zeit extremst spannend.
                    David Fincher hat mit diesem Film die Meßlatte für Serienkiller-Filme und Cop-Buddy-Filme und Thriller (falls "Se7en" einer ist) unendlich hoch gelegt, da ist niemals wieder jemand rangekommen, und die vielen Nachahmer sind alle gescheitert und haben höchstens Mittelmaß produziert. Gehört für mich zu den 3 Fincher-Meisterwerken, neben "Fight Club" und irgendwie auch "Alien 3"......der natürlich sehr wahrscheinlich noch viel besser wäre, wenn die Produzenten ihn nicht völlig verhunzt hätten.
                    Den wirklich krassen düsteren Schluss (in dem Brad Pitt grandios spielt) haben wir übrigens ihm zu verdanken, denn die Produzenten wollten lieber so etwas wie ein Happy End fabrizieren, weil sie dachten das finstere Ende sei "too much" und könnte dafür sorgen das "Se7en" ein Kassengift wird. Pitt hat dafür gekämpft das der Film genau auf die jetzige Weise endet und somit ist das Meisterwerk perfekt!

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                    • 8 .5
                      Fando_Y_Lis 25.01.2025, 19:10 Geändert 25.01.2025, 19:19
                      über Jupiter

                      Der erste Gedanke als ich von "Jupiter" und dem Inhalt hörte war: "Das kann nur gegen die Wand gefahren werden". Wie falsch...!
                      Der Film macht ganz viele Sachen richtig: die Kamera ist gut. Die Locations und Settings sind toll (z. B. der Ort wo der Kult sich für die große Reise trifft und vorbereitet). Die junge Hauptdarstellerin Mariella Josephine Aumann ist großartig: sie verkörpert die hin -und her gerissene Tochter fabelhaft, und es ist einfach sich in sie hineinzuversetzen... gerade weil sie in dem Alter ist wo Menschen mitten in ihrer Persönlichkeitsentwicklung stecken und sie in dieses etwas abgedrehte Szenario hinein gezogen wird....nämlich von denen die für ihr Wohlergehen verantwortlich sind: ihre Eltern. Die Familienkonstellation wird durch einen jüngeren Bruder mit einer kognitiven Beeinträchtigung ergänzt, was wenigstens zum Teil der Motor für das seltsame Verhalten der Erziehungsberechtigten ist, da sie nicht wissen, wie sie mit dem Jungen umgehen sollen und überfordert sind.
                      Ganz toll wie immer ist Ulrich Matthes, der generell mit Charisma gesegnet ist wie ein Intercity-Wagen voller Charakter-Darsteller. Das passt hervorragend zu seiner Rolle als Sekten-Leader. Die Szenen wo er mit Mariella J. A. zu zweit im Dialog ist, gehören zu den ganz starken Momenten des Films...auch weil zu spüren ist wie er als erfahrener Erwachsener mit sehr schräger Weltsicht das junge Mädchen manipuliert.
                      Diese muss sich entscheiden ob sie mit ihren Eltern (& den anderen Mitgliedern des Kults) in der selbst gebauten Raumkapsel Richtung Jupiter fliegt oder ob sie sich auf ihren eigenen Willen verlässt und gegen den der Eltern auf der Erde bleibt. Diese ist nämlich dem Untergang geweiht, bzw. die Menschen welche auf ihr wohnen. Das dies bei der aktuellen politischen und klimatischen Weltlage plus Überbevölkerung nicht gerade unwahrscheinlich scheint, macht die Story ziemlich perfide.
                      Wie das Ganze nun endet möchte ich nicht spoilern. Aber ich bin begeistert aus dem Kino gekommen. Das ältere Ehepaar hinter mir äußerte sich ebenfalls so, und der weibliche Part meinte: "Jetzt brauche ich erstmal einen Schnaps" :-)
                      P. S.: Der Film-Score ist auch richtig gut und passt wunderbar zu den Bildern und der Story.

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                        Fando_Y_Lis 25.01.2025, 15:19 Geändert 25.01.2025, 15:24

                        Zum 60. Geburtstag von Hape Kerkeling entstand diese Doku mit ihm im Mittelpunkt, aber es kommen Weggefährten die kürzer oder auch lange an seiner Seite waren zu Wort: Angelika Milster, Judy Winter, Campino, Günter Jauch, Isabel Varell...um nur einige zu nennen. Der mehr oder weniger bekannte Lebensweg von Hape (nicht zuletzt durch zwei autobiographische Bücher und Filme) wird aufgerollt und durch äußerst unterhaltsame Goldstücke deutscher TV-Kultur illustriert: ganz von den Anfängen mit "Känguru" bis hin zu Horst Schlämmer. Der Königin-Beatrix-Sketch darf natürlich auch nicht fehlen. Bisher unbekannt war mir der extrem lustige und gelungene Viva-Prank, wo Hape einen finnischen Hip Hop Künstler gibt und die Moderation fast in den Wahnsinn treibt (sie reagiert relativ gelassen und cool). Es gibt auch düstere Episoden in der Doku, wie z. B. das Zwangs-Outing im Jahr 1991 (ich hatte immer das Gefühl es hat Hape letztendlich mehr genutzt als geschadet und ihm noch mehr Energie und Esprit verliehen), sowie Themen wie Homophobie und Antisemitismus. Neu war mir seine Familienbiographie, die er mehrere Jahrhunderte selbst zurück verfolgt hat und weswegen er ein besonderes Verhältnis zu Amsterdam hat.
                        Es ist wirklich schade das Hape Kerkeling sich mehr oder weniger aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hat, aber wer weiß schon ob das eine gute oder auch nicht so gute Entscheidung war? Wenn er es so möchte...! Für den Humor in diesem Land ist das gar keine gute Nachricht, denn so lustig und talentiert wie er ist in meinen Augen nur noch Loriot. Ich weiß das dieser Vergleich öfter angestellt wird, aber er trifft es ziemlich gut.
                        Und ich hab wieder Lust bekommen, die DVD Box mit fast all seinen Shows, Streichen, Filmen und Sketchen erneut zu begutachten. Anscheinend hab ich eh noch nicht alles gesehen (siehe finnischer Hip Hop).
                        Gratulation für 60 Jahre, von denen die meisten schon von Kindesbeinen an im Rampenlicht stattfanden, was bei Hape tatsächlich Humor, Risiko, Skurilitäten, Trash oder eine Karikatur dessen., eine gute Beobachtungsgabe...aber auch super-viel Menschlichkeit bedeutet: letztendlich hat er besonders durch Pranks und anarchistisches TV den Mut gehabt, (auch) sich selbst zuweilen als Honk darzustellen.
                        Toller Mensch!

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                          Fando_Y_Lis 15.01.2025, 11:42 Geändert 16.01.2025, 11:03

                          Wunderschöner Film (wenn sich das bei einem so finsteren Thema sagen lässt) um einen idealistischen jungen Lehrer, der aus seiner Heimat in ein weit entferntes Dorf zieht, wo jeder jeden kennt und seine progressiven Unterrichtsmethoden nicht immer auf Gegenliebe stoßen...besonders dem konservativ-steif und streng erscheinenden katholischen Priester/Ex-Lehrer ist der sympathische Kerl ein Dorn im Auge. Die anfangs teilweise skeptischen Kinder mögen ihn und blühen im Unterricht auf. Da der Film zu Beginn der Franco-Diktatur spielt, bleibt der Ärger nicht lange aus.
                          Allerdings startet der Film in der Jetztzeit mit einer Frau, die ihren Großvater im Altenheim besucht und gleichzeitig aufs Land fährt, um dessen Vater zu suchen, der anscheinend - wie viele zehntausende spanische Bürger während der Diktatur - ermordet und irgendwo verbuddelt wurden...um Jahrzehnte später gesucht und ausgegraben zu werden, oft auf Initiative von Institutionen, aber auch mit Hilfe von privaten Leuten und Familien.
                          Was Pedro Almodóvar in seinem vorletzten Spielfilm als Rand-Handlung zeigte, rückt hier (mit sehr ähnlichen Bildern) in die Mitte.
                          Der Film switcht häufiger zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart und ist zu jeder Sekunde interessant und spannend.
                          Das Ende wird durch die Erzählweise schon vorweggenommen, haut einen aber dennoch aus den Schuhen, wie ich es zuletzt bei del Toro´s "Pan´s Labyrinth" erlebt habe, der damit jener schlimmen politischen Zeit ebenfalls ein düsteres Werk widmete.
                          Was besonders gut rüberkommt ist die Ambivalenz, mit der in Spanien bis heute mit diesem Thema umgegangen wird: von Verleugnung und Verdrängung bis hin zur Aufarbeitung und Suche, was teilweise in einen politischen Generationskonflikt mündet und z. B. Familien manchmal spaltet, aber auch häufig näher zusammenbringt.

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                            Fando_Y_Lis 06.01.2025, 19:28 Geändert 06.01.2025, 19:30

                            Robert Eggers hat 2 Filme gedreht, die zu meinen liebsten gehören, nämlich "The Witch" und "The Northman". War sehr gespannt und erfreut als ich hörte, er wird eine neue Version über den Dracula-Mythos drehen. Das ist leider etwas enttäuschend geworden. "Nosferatu" fehlt sowohl die Wucht als auch die Düsterkeit, welche die beiden anderen Filme und teilweise auch sein "The Lighthouse" ausmacht.
                            Technisch ist das Ganze wirklich sehr gut bis herausragend: Sound, Setting, Farben, Un-Farben, Kamera. Aber der Film wirkt so als ob ihm etwas fehlt...das Gleiche was der böse Graf vermisst: eine Seele. Vielleicht gibt es zu viel CGI, beim über hundert Jahre alten Original natürlich nicht vorhanden, deshalb aber umso wirkungsvoller und unmittelbarer.
                            Der Umstand das Eggers sich relativ nah an die Originalstory hält, macht den Film tatsächlich ein bisschen langweilig, weil keine neuen Akzente gesetzt werden und sich vieles zu häufig wiederholt, was Dialoge und Bilder angeht. Dazu ist die Länge von über 2 Stunden viel zu ausufernd.
                            Bill Skarsgard spielt gut, auch seine leicht verfremdete Stimme ist prima. Allerdings sieht er wirklich seltsam aus: eher wie ein Proll aus dem naheliegenden Dorf und nicht wie der meist furchteinflössende, aber bisher in allen Versionen fast immer stylish erscheinende Graf. In einer Szene ist sein Muskelkörper gut zu sehen, dadurch wirkt seine Erscheinung noch eigenartiger. Also doch ein neuer Akzent? Ja...aber einer über den sich wahrhaftig streiten lässt.
                            Alles in allem immer noch 7 Punkte, aber für einen Eggers-Film ist das nicht besonders viel.

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                              Erstaunlich gut und sehr kurzweilig wird die (bisherige) Lebensgeschichte und Erfolgsstory von Robbie Williams in Szene gesetzt, wobei einige Risiken eingegangen werden, die "Better Man" zu einem tollen Film macht. Robbie wird nämlich von einem Affen gespielt. Bei "Planet of the apes" hat die seltsame Vermenschlichung schon prima funktioniert, und auch hier klappt das richtig gut. Nach 10 Minuten hat man vergessen das Robbie ein Affe ist oder ein Affe Robbie ist. Dagegen fallen die anderen 4 Mitglieder von Take That richtig auf, weil keiner von ihnen den Originalen ähnlich sieht. Der Film gönnt sich eine Menge Schlenker, Experimental-Momente und vor allem sehr schöne Bilder. Damit wirkt er verspielt und lebensfroh, genau wie der Musiker um den er sich dreht. Doch auch die dunkle Seite von Robbie bekommt viel Platz eingeräumt: sind es bei anderen Leuten Dämonen die ihnen die Schulter hochkrabbeln, so sind es hier feindlich gesinnte andere Affen, die anfangs einzeln und später vermehrt auftauchen. Ein interessantes Bild, um psychologische Probleme zu zeigen. Mir ging das ehrlich gesagt noch eine ganze Weile nach dem Film durch den Kopf. Es gibt einige der Hits in neuen Varianten zu hören, und die Liedtexte ergeben beim Betrachten eindeutig mehr Sinn. Der Film zeigt einen Superstar der gleichzeitig super-selbstbewusst und zerbrechlich ist, der eine krasse Drogenzeit durchlebt (& hoffentlich überwunden) hat und wie ein kleiner Junge aus einem nördlichen britischen Kaff es schafft zum Weltstar zu werden. Das letzte wirkt ein bisschen random, wird durch die interessante Persünlichkeit von Robbie Williams aber spannend. Als wichtiger Faktor kann angesehen werden das hier kein Musiker-Biopic entstand, was sich anfühlt wie ein Wikipedia-Eintrag mit Bildern (davon gibt es schon genug) sondern verspielt und mit etwas Risiko (wie hat der Regisseur die Affen-Idee den Produzenten untergejubelt?) ein 130minütiger Spaß entstand, der gut zum dargebotenen Künstler passt.
                              Let him entertain us!

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                                über Queer

                                James Bond hat Sex mit mehreren halb so alten Typen? Wer hätte das gedacht?
                                Es ist gar nicht so einfach, Stoff von William Burroughs zu verfilmen. David Cronenberg hat das ganz gut hinbekommen, und auch Luca Guadagnino verhebt sich nicht. Die etwas tragische und traurige autobiographische Story ist in 3 Teile gegliedert: zuerst spielt eine lange Episode in Mexiko. Das sieht sehr hübsch aus: eine kleine Modell-Stadt, prima ausgeleuchtet, aufgebaut in Cinecitta, dem berühmten Filmstudio in Rom. Der Protagonist verliebt sich in einen der viel jüngeren Typen und überredet diesen mit ihm in den Dschungel zu reisen, um eine geheimnisvolle Pflanze namens Yage zu finden, die telepathische Fähigkeiten verursachen soll. Die Reise wird im zweiten Teil des Films beschrieben, inklusive eines Drogen-Entzugs des Hauptprotagonisten. Teil 3 spielt am Ziel der Expedition: im Dschungel. Hier dreht "Queer" ab in eine halluzinierende frei drehende Welt, was wohl auch als Highlight des Films gelten kann. Neben Daniel Craig, natürlich. Es ist toll den letzten Bond in einer komplett anderen Rolle zu sehen. Die einzige Gemeinsamkeit ist das er in beiden Rollen einen ziemlich kaputten Typen spielt. "Queer" wirkt ein bisschen sperrig, die lange Laufzeit ist gut zu merken, aber gleichzeitig ist der Film unterhaltsam und interessant geraten.

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                                  Systemkritik hat wohl noch nie so schön ausgesehen....jedenfalls wenn jemand so wie ich auf abgehalfterte (Ex-)Industrieanlagen steht, die wunderbar gefilmt werden, während der fast nie sprechende Anti-Held mit einem Motorbike durch diese Eastern-Western-Peking-Postapokalypse fährt. Da es kurz vor der Olympiade ist, sollen alle herumstreunenden Hunde eingesammelt werden, auch diverse Wohnblöcke fallen dem schöner machen für das teure Sportereignis zum Opfer. Die Vorstädte sehen aus als ob ein Kururlaub im Bitterfeld der Achtziger Jahre sinnvoller wäre, als nur 10 Minuten in dieser Tristesse zu verbringen.
                                  Der Antiheld beteiligt sich an der Hundejagd, freundet sich aber ausgerechnet mit dem Tier an, welches am schwierigsten zu fangen ist, wodurch "Black Dog" im zweiten Teil etwas ins märchenhafte abdriftet. Interessanterweise funktioniert das sogar sehr gut. Wenn Filme davon handeln wie Menschen sich mit Tieren (insbesondere Hunden) anfreunden, wird das sehr oft kitschig & zu stark Lassie- oder Black-Beauty-belastet. Dies ist hier überhaupt nicht der Fall.
                                  "Black Dog" ist ein vielschichtiger Genuss für die Augen, die Sinne und das Gehirn. Fabelhaft!

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                                    Fando_Y_Lis 26.11.2024, 08:46 Geändert 26.11.2024, 08:56

                                    Auf diese Veröffentlichung hab ich mich lange gefreut: endlich gibt es den knallbunten Sci-Fi-Film von Mario Bava (der fast so viele Arbeitstitel hatte wie der Film Minuten dauert) auf einer vernünftigen Bluray (Import). Der italienische Maestro hat wieder mit keinem Geld der Welt (umgerechnet 100.000 Euro, was auch in den 60er Jahren nicht viel für einen Film war) ein visuelles Meisterwerk erschaffen: in einer Turnhalle auf dem legendären römischen Cinecitta-Gelände wurde nicht unbedingt mittels modernster Technik, sondern mit dem was irgendwo gefunden wurde, eine Fantasie-Landschaft gebaut, super in knallbunten Farben ausgeleuchtet und mit waberndem Nebel garniert. Wie in anderen Filmen trickst Bava mit Kamerafahrten, gut ausgestellten Objekten und dem besonderen Licht so herum, das der Film nach unendlichen Weiten, riesigen Raumschiffen und wilden Planeten ausschaut.
                                    Story? Ziemlich dünn. Darsteller: Wirklich nicht besonders gut. Einer erzählte im Nachhinein (was fast alle sagen die ihn kannten) Bava sei sehr herzlich, warmherzig und geduldig, habe sich aber nicht sehr für die Schauspielkunst interessiert, sondern wollte das die Darsteller gut in Bilder und Atmosphäre integriert sind. Und das ist gelungen!
                                    Es gibt etliche Vergleiche zu "Alien" von Ridley Scott, der behauptet "Planet of the vampires" nie gesehen zu haben. Allerdings sehen einige Dinge frappierend ähnlich aus. So oder so hat "Planet of the vampires" spätere Filmemacher besonders in puncto visuelle Effekte geprägt.
                                    Alle Szenen, auf die es ankommt, wie aufstehende Zombies (wobei zwei Fragen auftauchen: warum sind die in durchsichtiges Plastik gewickelt? Warum heißt der Film "Planet of the vampires", wo doch gar keine Vampire drin vorkommen?) die Landschaft außerhalb des Raumschiffs, einige Effekte innerhalb des Raumschiffs, glibberige Riesen-Skelette) sehen auch auf unseren heutigen grossen LCD-Glotzen makellos und gut aus.
                                    Deshalb 8 von 10 blinkenden "Ich weiß nicht für was sie gut sind aber sie sehen toll aus und wir haben sie draußen in einem alten Lager gefunden"-Raumschiff-Cockpit-Lämpchen´.

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                                      Fando_Y_Lis 17.11.2024, 23:03 Geändert 18.11.2024, 10:19

                                      Saoirse Ronan kam mir irgendwie bekannt vor....ach ja....das ist die tolle Darstellerin aus "Ladybird"....auch in "The Outrun" ist sie toll, und ich finde: sogar noch besser. Das Drama, welches sich zwischen Alkoholismus, Naturerlebnis, London-Nightlife, Familien- und Beziehungs-Liebe und -Krisen bewegt, bietet in 2 Stunden keine Langeweile: die sehr unterschiedlichen Szenerien und häufigen Zeitsprünge (zum Glück hatte sich die Hauptperson irgendwann die Haare blau gefärbt, so ist am Herausgewachsenen-Status zu erkennen, wann der Film ungefähr spielt) lassen keine Langeweile aufkommen. Ein sehr guter Cast, ein toller Score (das betrifft die in Auftrag gegebene Filmmusik sowie die coolen tollen Techno-Tracks, die sehr laut gespielt werden (die Hauptprotagonistin hört sie derweil auf Kopfhörer, während sie durch wilde Natur spaziert) und eine berührende Story machen dem Film zu einem kurzweiligen Erlebnis. Vor allem Leute die ein kleines oder größeres Problem mit Alkohol haben dürften dem Film auch etwas abgewinnen.
                                      Ich mag Filme, in denen nicht absolut alles bis ins kleinste Fitzelchen erklärt wird, sondern auch Raum für Interpretationen und eine verspielte Liebe beim Storytelling stattfindet.
                                      "The Outrun" ist so einer.
                                      Und damit einer der Höhepunkte des Jahres.
                                      Und zudem weiß ich jetzt was ein Wachtelkönig ist.
                                      Der hat im letzten Moment des Films einen ganz besonderen Auftritt, bei dem der halbe Kinosaal jauchzte bzw. aufkreischte.

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                                        über Flow

                                        "Flow" ist ein sehr schöner Anime-Film, der in seiner Darstellung der Natur ein bisschen an Ghibli erinnert. Sonst ist der Film aber eigenständig: wir erleben wie Tiere einen Zusammenhalt finden und so etwas wie eine soziale Ordnung innerhalb der sehr unterschiedlichen Truppe etablieren, nachdem eine nicht näher geschilderte Naturkatastrophe hereingebrochen ist. Menschen kommen keine vor, gesprochen wird demnach auch nicht. Es ist um so interessanter zu sehen, wie die Tiere sich (vor allem auf einem gemeinsam geenterten Schiff) verständigen. Das Ganze findet hauptsächlich aus der Sicht einer Katze statt, die sowas wie den Hauptcharakter verkörpert. Ich sah den Film in einem so genannten Kiez-Kino was am Internationalen Tag des Kinos (oder so ähnlich) komplett ausverkauft war...es wurden sogar extra Stühle in den Saal getragen, damit etliche Leute nicht vergebens zu der Vorstellung aufgebrochen sind.
                                        Als ich den Saal verließ, sagte ein circa 7jähriges Mädchen zu seinem Vater: "Der Film war ja lustig. Aber auch traurig".
                                        Dem ist so.
                                        Sehenswerte sehr interessante Sache.

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                                        • 8 .5

                                          Nachdem die beiden Vorgänger-Filme von Veronika Franz schon sehr gut waren, bleibt sie auf diesem hohen Level: dieses Mal findet außergewöhnlicher Spuk (oder außergewöhnliches menschliches Verhalten) aber nicht in der Jetztzeit, sondern um 1750 statt: behandelt wird im allgemeinen Religion und im speziellen wie (Aber-)Glaube Berge versetzen bzw. wohl eher: Menschen ins Unglück stürzen kann. Basierend auf wissenschaftlichen Untersuchungen über diese Zeit wird in langsamen Bildern eine wahrhaft grauenhafte Geschichte erzählt, die auf einen noch schlimmeren Höhepunkt zusteuert. Es ist gut zu sehen wie ernst und genau der Film sein Thema nimmt: jede Einstellung sieht toll aus, die Darsteller bis hin zu allen Statisten sind hervorragend ausgesucht, und es wird sich viel Zeit genommen, um die Bräuche aus dieser Zeit (wie z. B. Fische fangen, Wäsche waschen, Feste feiern) authentisch darzustellen. Die Hauptdarstellerin Anja Plaschg ist außergewöhnlich gut, vor allem bei der Beichtstuhl-Szene hab ich Gänsehaut bekommen. Sie ist nicht nur Schauspielerin, sondern auch die österreichische Künstlerin Soap & Skin, die ich bisher über ein sehr schönes Lied der Band Tocotronic ("Ich tauche auf") kannte. Zudem hat sie den Score des Films geschrieben . Ulrich Seidl hat (mit) produziert. Es gibt eine einzige Szene (diese Sorte von Standbild welche er gerne in seinen Filmen zelebriert) die an seine Werke erinnert. Und natürlich das die geniale Maria Hofstätter mitspielt. Sie dürfte vielen Filmfreunden vor allem aus "Hundstage" und "Paradies : Glaube" deutlich in Erinnerung geblieben sein. Und auch hier spielt sie eine ambivalente Person, bei der es weder leicht ist sie zu durchschauen noch sie zu mögen.
                                          "Des Teufels Bad" ist ein etwas anstrengender, aber sehr sehenswerter und ungewöhnlicher Film.
                                          Ein bisschen wie Bergman, reloaded.

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                                          • 9

                                            Die Hitze, die schwüle Luft und die aufgeladene sexuelle Energie tropfen förmlich von der Kino-Leinwand. "Motel Destino" schafft es, alle Trigger und "Versprechen" des Kino-Plakats während der knapp 2stündigen Laufzeit zu erfüllen: ein knallbunter brasilianischer Film-Noir, erinnert mehr als einmal an (Argento-) Giallo-Farbgebungen...in satte rot-blau-gelb-grün-rosa Welten getaucht erleben wir eine Dreiecksgeschichte, die sich fast komplett in und um einem brasilianischen Motel abspielt. Sex, Crime, Gewalt und Liebe sind die Zutaten für eine Story, bei der ich nach 10 Minuten wusste wie sie sich bis zum Ende weiter entwickeln wird (und genau so tat sie es) aber der Weg ist das Ziel: es gibt viel Sex....und wenn er nicht gezeigt wird, dann wird darüber gesprochen. Der Hauptdarsteller ist nicht nur überirdisch attraktiv, sondern offensichtlich auch ein sehr guter Schauspieler. Die beiden anderen Main-Charaktere sind ebenfalls total gut, und der lichtbeflackerte ebenfalls bunte Techno-Abspann setzt dem Ganzen die Krone auf. Bin gespannt von den Darstellern und dem Regisseur mehr zu hören.

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                                              Ich bin keim amerikanisches Schulkind, welches seinen Beitrag dazu geleistet hat, das "Wild Robot" nach einigen Wochen Abwesenheit plötzlich (nach "Terrifier 3") erneut fast an der Spitze der Kino-Charts ist, indem ich eine Karte für den Kinderfilm kaufte und mich dann in den krassen Horror-Splatter geschlichen habe.
                                              Teil 2 sah ich ebenfalls im Kino. Teil 3 fällt aus meiner Sicht ganz leicht ab, da er die gleiche Grundidee in wieder mehr als 2 Stunden in eine grausame Schlachtplatte verwandelt, wobei Art the Clown schon ein "Uster Kunde" ist, wie früher Leute in Ostberlin vielleicht gesagt hätten. Denn die eher dünne Story wird eindeutig von der Mimik, den Bewegungen (und auch Faxen) des Hauptdarstellers getragen. Das hebt ihn von anderen Slasher-Ikonen wie Jason oder Michael M., ab, die immer schweigend hinter ihren Masken versteckt sind.
                                              Die vielbeschworenen brutalen Szenen aus Teil 3 finde ich im Ganzen nicht so krass wie im zweiten Teil (von der Duschszene natürlich abgesehen) da die Kamera doch manchmal nicht hin- sondern weghält...was bei der Anfangsszene mit der Familie durchaus mehr als in Ordnung geht. Der Regisseur erzählte das es selbst ihm zu weit geht, oncreen kleine Kinder durch Art um die Ecke bringen zu lassen.
                                              Unterm Strich finde ich "Terrifier 3" sehr unterhaltsam (was vor allem an Art the Clown liegt). Für einen vierten Teil sollte vielleicht etwas frischer Wind in das Storytelling kommen.

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                                                José Mojica Marins inszeniert sich in seinen Filmen am liebsten selbst, so auch bei "Das Erwachen der Bestie". Und zwar gleich doppelt: als Coffin Joe und als er selbst. Das krude s/w Teil von 1969 springt ein bisschen auf den damaligen Drogenexperimente-Zug auf und zeigt neben Psycho-Dialogen einzelne Szenen von sexueller Übergriffigkeit unter Leuten die mit Drogen hantieren. Es folgt ein Experiment das so aussieht: 4 von ihnen bekommen LSD. Die letzte halbe Stunde des Films ist dann zum großen Teil in Farbe und wirkt ziemlich trippig. Die Moral von der Geschicht ist das Drogen einen eher negativen Einfluss auf Menschen ausüben & Dinge verstärken, die schon vorher in ihnen geruht haben.
                                                Der Film wirkt sehr experimentiell und hat eine sprunghaft fragmentarische Handlung, bei der aber auch ein roter Faden zu erkennen ist. Am ehesten fällt mir Alejandro Jodorowsky als Referenz ein. Marins hat das Talent schöne Bilder zu filmen und Atmosphäre zu erschaffen, so wie er es bei seinen Coffin-Joe-Filmen tat. Allerdings ist das Ganze über 93 Minuten lang doch etwas sperrig.

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                                                  Fando_Y_Lis 03.11.2024, 10:52 Geändert 03.11.2024, 11:41
                                                  über KILL

                                                  Lakshya Lalwani und die vierzig Räuber:
                                                  Die FSK hat "Kill" die Freigabe verweigert. So etwas kommt inzwischen nicht mehr oft vor. Der indische krasse Actioner ist sehr brutal. In knapp 110 Minuten Laufzeit ohne wirkliche Handlung kommt trotzdem keine Langeweile auf, da zumindest graduell mit den "guten" Figuren mitgelitten wird & die Fights schon toll und kreativ aussehen. Einige wenige "romantische" Momente wirken eher unpassend, was vom Kinopublikum teilweise mit Lachen goutiert wurde.
                                                  (Ich sah den Film bei einer Sondervorführung).
                                                  Handlung? Ein (Ex-?) Soldat und sein Buddy prügeln sich quer durch einen Zug, der von Banditen unter Kontrolle gebracht wurde. Eigentlich ist der Main-Act nur auf dem Weg, um eine ungewollte Hochzeit seiner Traumfrau zu verhindern. Die und ihre Familie sind allerdings auch im Zug.
                                                  Warum 40 Räuber? Der Oberbösi sagt kurz vor Ende zum Soldaten, der habe 40 seiner Leute getötet, & er selbst hätte "nur" 4 auf dem Gewissen von seiner Gegenseite.
                                                  "Kill" ist ein kurzweiliger Hochglanz-No-Brainer. Nicht mehr und nicht weniger.

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                                                    Fando_Y_Lis 28.10.2024, 16:35 Geändert 28.10.2024, 18:20

                                                    Ein wirklich sehr schlechter Slasher, bei dem sowohl Kosten als auch Mühen gescheut wurden. Das Monster sieht völlig lächerlich aus...wie mit einer Karnevals-Verkleidung von KiK. Außer einem dämlichen Raunen und Leute zerfetzen kriegt es nichts zustande. Die Protagonisten wirken durch die Bank unsympathisch, können absolut nicht spielen und wirken so, als würden sie ihren Text bekifft von einem Blatt ablesen.
                                                    Ab der Hälfte verwandelt sich der Film für eine Weile unerwartet in einen Redneck-Familiendrama-Exorzisten-Budenzauber.
                                                    Die so genannte Musik ist ein auf Fail runtergedampftes Synthie-Billig-Horror-Waber- Süppchen.
                                                    Die vielen Gore-Szenen könnten ein Anguck-Grund sein, sind aber teilweise äußerst schlecht inszeniert und mies mit der Kamera festgehalten. Die Pimmel- sowie die Gedärme-Szene sind heftig, retten den 97 minütigen Schlamassel aber nicht in puncto gähnende Langeweile.
                                                    Sie sind eventuell verantwortlich für 131er hüben und Video Nasty drüben und damit auch für die Reputation.
                                                    Auf meiner Doppel Bluray mit vielen Bonus Features wird der Regisseur von einem Journalisten zu seinem ersten (Kurz-)Film befragt, der ein schwuler Sexstreifen ist. Das gezeigte Footage lässt offen ob Soft- oder Hardcore. Dieser Content (Filmchen und Regisseur-Reaktion) sind auf jeden Fall die besten Momente auf den Blurays.

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