FumerTue - Kommentare

Alle Kommentare von FumerTue

  • 10

    Nachdem ich zurzeit Eugene Vales Klassiker* "Die Technik des Drehbuchschreibens für Film und Fernsehen" lese, stechen mir so Stilmittel und Kleinigkeiten jetzt immer ins Auge. Und "Sideways", kann man sagen, ist mit einer Menge Fingerspitzengefühl bis ins letzte Detail angegangen worden.
    Jeder noch so kleinen Nebenrolle, jeder Bedienung und jedem entfernten Verwandten wurde so viel Leben eingehaucht, in jeder Kulisse glaubt sich man als Zuschauer tatsächlich zu befinden, jede Requisite, jedes Mini-Accessoire ist authentisch. Hinzu kommt die perfekte Dosierung von spannenden Momenten und Konflikten, das Spiel mit den Emotionen, die perfekte Länge der Szenen, die den Film zu keiner Sekunde langweilig werden lassen und ihn zu jeder Sekunde am Leben erhalten.
    Jetzt langt es natürlich noch lange nicht, ein Musterbeispiel in all den vielen "Nebensachen" zu sein. Auch die Charaktere sind nicht nur ausgezeichnet ausgearbeitet und - man verzeihe die Wiederholungen - voller Leben, Authentizität und Originalität, sondern sie sind dazu noch perfekt verkörpert, allen voran Paul Giamatti als Miles.
    Jede Zeile ist ein Genuss:

    (Kleiner Spoiler)

    "It's not about the quality of the books anymore. It's only about the marketing."

    oder

    "Hemingway, Sexton, Plath, Woolf... You can't kill yourself before you've even been published..." - "What about the guy that wrote Confederacy Of Dunces? He committed suicide before he was published. Look how famous he is!"

    (/spoiler)

    Dieser Streifen hier ist definitiv unterbewertet! Er zeigt gekonnt, dass man sehr wohl auch eine Komödie mit sehr viel Leidenschaft und Können drehen kann, was (gerade) bei diesem Genre ja leider kaum notwendig für Erfolg ist. Neben "Juno" vielleicht das beste Beispiel für eine Komödie, die nicht nur unterhält, sondern... zu jeder Sekunde liebenswert ist. ♥

    *__________________________________________*
    *"Klassiker" laut mehreren Angaben; auch wenn das Buch, das ursprünglich 1944 erschien, in seiner 1987er-Überarbeitung, die mein Vater sich aus irgendeinem Grund irgendwann mal zugelegt hat, nach heutigem Stand in manchen Belangen überholt und altbacken wirkt, auch wenn es für den Einstieg in die Filmerei definitiv lesenswert ist.

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    • Dramödie?! o.O Ja, seid's ihr narrat? :D

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        • 1
          • 9 .5

            Nachdem ich zwei mal den Film "Fear and Loathing in Las Vegas" gesehen habe, habe ich endlich die Romanvorlage gelesen und dann nochmal diese Verfilmung angeschaut. Übrigens ist es glaube ich ganz gut, das Buch auf Deutsch zu lesen. Zum einen ist die Übersetzung echt gelungen und zum anderen frage ich mich, wie man bei so vielen Wortneuschöpfungen und "Insider"-Anspielungen auf Englisch den Überblick behalten will, egal wie gut man es als Fremdsprache auch beherrschen möge.

            Nun, "Angst und Schrecken in Las Vegas" würde ich jetzt zu meinen 7 Lieblingsbüchern zählen, und wie ist der Film? Der Film wird dem Buch nicht gerecht, aber wie auch? Lest das Buch! Dann erfahrt ihr selber, dass es unmöglich ist, das irgendwie zu verfilmen. Und angesichts dieser Tatsache ist "Fear and Loathing in Las Vegas" wirklich das bestmögliche Ergebnis des Versuchs einer Leinwandisierung des Gonzo-Journalismus. Und wenn man "Fear and Loathing" einfach als Film, der für sich steht, betrachtet - Literatur/Verfilmungs-Vergleiche sind eh nur was für Spießer - wie man es in der Regel ja wohl oder übel tut, wenn man die Romanvorlage noch nicht kennt, dann ist er schon ein recht geiler Streifen.
            Das Buch sollte aber jeder lesen. Jede Zeile ist ein Genuss, man wird ganz wirr im Kopf dabei und genießt diesen kranken Trip.
            Im Film kommt meiner Meinung nach die Persiflage auf den "American Dream" sogar besser zum Vorschein, während Raoul Dukes Verfolgungswahn in diesem eigentlich zu kurz kommt, obgleich der Schreiberling hier noch meschuggener wirkt, seine Gedankenströme sind natürlich unmöglich auf das Medium Film zu übertragen.

            "Fear and Loathing in Las Vegas" ist ein super Streifen, der auf einem Roman basiert, der unverfilmbar ist.

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            • Ich find's ein bisschen schwach, dass in dem Artikel mit keinem Wort der Meisterregisseur Richard Linklater genannt wird. So als hätte sich der Film von alleine gemacht...

              • 9

                Im Zuge der Vorbereitung auf mein Französisch-Kolloquium hab ich gerade diesen Film noch einmal angeschaut. Und er ist, wenn man ihn schon kennt, sogar noch "schöner" oder intensiver. Zuvor hatte ich mir noch mal die Wikipedia-Zusammenfassung durchgelesen, sodass ich den ganzen Film über ganz "frisch" im Kopf präsent hatte, wie er ausgehen würde. Und mir war noch einmal vor Augen geführt worden, dass die Handlung auf sehr wahren Ereignissen beruht.
                "Au revoir, les enfants" ist so ein ehrlicher, natürlicher, authentischer Streifen.
                In erster Linie ist er einfach ein Film über Freundschaft, nicht viel anders als "Stand by me". Über zwei 12-Jährige, die sich anfreunden. Ein Film über eine Freundschaft, der abrupt ein Ende gesetzt wird.

                Natürlich ist es unmöglich, den Schmerz je nachzuempfinden, der Louis Malle nach diesen Erlebnissen wohl sein Leben lang geplagt hat, aber er hat es mit diesem Film geschafft, einem zumindest annähernd dieses Gefühl zu geben, wenn man weiß, dass es kein "Wiedersehen" gibt.
                Kein Wiedersehen, Kinder.
                Kinder.

                Da spielen natürlich eine Menge Faktoren wie auch die aktuelle Stimmung und so mit rein, aber ich hab vorhin zum ersten mal seit "Findet Nemo" bei einem Film eine Träne weinen müssen.

                (PS: Jetzt hab ich noch nicht einmal Lust, mich über die hanebüchene Darstellung der deutschen Soldaten zu echauffieren, weil der Film dafür dann doch zu schön war.)

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                • Aber bitte mit Ketzup!

                  • 7

                    Die meiste Zeit langweilig, aber stellenweise, vor allem die "Musik-Szenen", sehr intensiv und gut gemacht! Die Szene zum Lied "Ballad of a Thin Man" (Do you, Mister Jones?) ist wirklich sehr sehr sehr gut gemacht! Aber ansonsten ist "I'm Not There" leider oft zäh wie Kaugummi (aber zum Glück auch nicht IMMER, falls das jetzt arg negativ geklungen hat).
                    Hier die wirklich saugute, intensive Szene: http://www.youtube.com/watch?v=nXATMhdKqT8#t=67m33s

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                    • 9
                      über Tape

                      "Tape" spiegelt meinen wirklich vollkommen absoluten und unbekannten Lieblingsregisseur Richard Linklater (bekannt aus meinem absoluten Lieblingslieblingsfilm Waking Life, Before Sunrise, Dazed & Confused undundund) sehr gut wider.
                      Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.
                      Immer gut eignet sich ja eine Inhaltszusammenfassung, wenn man einen Film rüberbringen will. Wobei ich ja am liebsten nicht nur "Tape", sondern den ganzen Philosoph und Filmemacher R. Linklater "vermitteln" würde. Dafür empfehle ich meinen alle Rahmen sprengenden XXL-Kommentar zu "Waking Life".

                      "Tape" spielt in genau einem Raum: in einem Motel-Zimmer in Michigan, wo zwei alte Schulfreunde sich um die 10 Jahre nach der Highschool wiedersehen. Die beiden heißen Vincent und John und werden von Ethan Hawke beziehungsweise Robert Sean Leonard verkörpert. Vince ist ein Drogenverticker und in den Augen des Filmemachers John also ein "Versager", der doch was aus seinem Leben machen solle. Die beiden rauchen einen Dübel und es folgen Gespräche über den Zweck von Arbeit und über den Beruf des Filmemachers, der etwa Missstände aufzeigt, aber eigentlich nichts "Konstruktives" macht. Es geht um zwischenmenschliche Beziehungen und das Verhalten von Leuten, um soziologische, philosophische, psychologische Themen, und Vince unterstellt John, dass er vor zehn Jahren Amy vergewaltigt habe, als die beiden auf einer Feier miteinander schliefen [also John und Amy, nicht Vince und John ;-) ]. Dann kriegt Vince mehr oder weniger ein Geständnis aus ihm raus - und hat es auf Kassette aufgezeichnet. Jetzt fordert er, dass John sich bei Amy entschuldigt. Sie wird dazugerufen, weil sie wohl auch in der Nähe des Motels ist. Seht selbst.
                      Der Cast ist mit Ethan Hawke und Uma Thurman nun wirklich nicht unprominent, der Regisseur hat mit der Besetzung der drei einzigen Rollen echt nix verkehrt gemacht. Die Regiearbeit ist einwandfrei und markant: Rick Linklater halt.

                      "Tape" ist so typisch Linklater: Coolness & intellektuelle Themen so nebeneinander. So stell ich mir Linklater vor: total cool und total intelligent.
                      Im Film gibt es fast nur Dialoge, aber die werden nie langweilig! Es geht um die Weiterentwicklung von Freundschaften nach der Schule, die Veränderung in menschlichen Beziehungen; Freundschaften, Beziehungen generell.

                      Noch so typisch Linklater: Der Charakter Vince ist eine verrückte Gestalt, aber doch "aus dem Leben gegriffen".

                      Jeder Linklater-Film ist ein "Präzedenz-Werk". Jeder sucht Seinesgleichen, Vergleichswerke. "Waking Life" ist buchstäblich ein Traum über den Sinn des Daseins und sonstige philosophische Fragen in nie dagewesener rotoskopischer Atmosphäre. "Slacker" ist einfach ein Streifzug durch Austin, ein Porträt der Stadt, in dem von den einen Leuten bald zu den nächsten gewechselt wird. In "Dazed & Confused" begleitet man 70er-Jahre-Jugendliche intensiv und authentisch durch eine durchfeierte Nacht. "Before Sunrise" ist auch ein einziger nie langweilig werdender Dialog. Jeder Linklater-Film ist ein Experiment und jeder ist ein glückendes, gelingendes, ein perfektes Experiment. Deshalb ist der Mann mein Lieblingsregisseur.

                      Ach und das Ende des Filmes. Nein, ich verrate nix. Aber es ist so herrlich, es zaubert - vergleichbar mit Kubricks "Die Rechnung ging nicht auf", finde ich - so ein hämisches, schadenfrohes Grinsen ins Gesicht. Vor allem, als dann noch die Abspannmelodie, "I'm sorry" von Brenda Lee, dazu ertönt, die einzige Musik im Film. Das hat den Film für mich von 8,5 auf 9 Punkte erhöht.
                      Ein Paradebeispiel für diesen typischen Linklater-Humor, die "Linklater'sche Ironie der Dinge". Ja, das Leben ist so oft so verrückt und witzig, da muss man mit diesem absurden Humor antworten! Wer wen in der Hand hat, wer wen an der Nase herumführt. Selbstreflexion und Selbstironie.

                      Jetzt bin ich euch eine Erklärung schuldig, was denn dieser (von mir geprägte) Begriff "Linklater-Humor" heißen soll. Es geht dabei darum, die Verrücktheit und Absurdität der Welt ebenso grotesk aufzunehmen. Wenn sich zum Beispiel in "Waking Life" jemand über die Medien beklagt, die vom Leid in der Welt profitieren, weil das Schlagzeilen gebe, dass die Medien dazu da seien, uns damit abzufinden, dass die Welt schlecht sei, und sich im nächsten Moment anzündet; durch die Medien gehen die Bilder von brennenden Menschen um die Welt. Das Ende von "Tape": Oh, das Leben kann so scheiße, so frustrierend sein. Diese Ironie. Hahah.
                      Dann denkt man sich:
                      »Das hat ihm vielleicht jetzt einen Denkzettel gegeben. Aber einen sehr drastischen...«
                      »DAS wollte er jetzt aber auch nicht damit erreichen. Und sie etwa?«
                      »Aber irgendwo haben sie's ja verdient.«
                      ...
                      Oder schaut euch den zweitneuesten Film des Regisseurs, "Bernie - Leichen pflastern seinen Weg", an. Auch da haben wir so ein absurdes Moment, das dem an sich schon verrückten Film noch eins draufsetzt.
                      Aber wenn man drüber lachen kann, dass das Leben so verdammt absurd ist und dass so absurde und bisweilen paradoxe Dinge passieren, wenn Sysiphos darüber lacht, was für ein sinnloser Schmarrn sein Stein-den-Berg-hoch-Schieben ist, dann ist das zunächst merkwürdig, aber irgendwie ist halt alles halb so schlimm, wenn man (trotzdem) lacht.
                      Oder wie der Schreiberling Alfred Lichtenstein wusste: »Wenn die Traurigkeit in Verzweiflung ausartet, soll man grotesk werden. Man soll spaßeshalber weiter leben.«
                      Und so lacht man bei "Tape" und findet sein eigenes Schicksal nur noch halb so tragisch, dämlich, frustrierend und bedrückend, sondern man lacht über die Absurdität der Welt. Linklater-Humor. Die Linklater'sche Ironie der Dinge.
                      When life gives you lemons, make lemonade.
                      »Life's a piece of shit, when you look at it.« (Monty Python)

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                      • Was Atmosphäre-Erzeugen angeht, ist Aronofsky weltklasse! Ich kenne jetzt Requiem For A Dream, Pi und Black Swan. In jeder Sekunde merkt man denen an, dass Aronofsky genau weiß, was er macht und was er will. Black Swan hätte mich thematisch zunächst null angesprochen, und am Ende saß ich fasziniert vorm Fernseher.

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                        • Schlussmacher. Nirgendwo nominiert aber Publikumspreis. Das spricht sehr für die Kluft zwischen Breiter Masse und "Cineasten" ;)

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                            • Hat dich denn in deinem Schneidehandwerk der Film Fight Club in irgendeiner Weise "beeinflusst" oder inspiriert, dir mal einen kleinen Streich zu erlauben? ;)

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                              • Kann es eigentlich sein, dass es die Kategorie "Kommentar der Woche" fast ein Jahr gibt und das heute der erste Kommentar von doctorgonzo in ihr war? Ich mein, wenn es nach mir ginge, dann stünde hier jede Woche ein Kommentar von dem ;)

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                                    Ich bin zwiegespalten. "Wir waren Helden" kann man ästhetisch keinen Vorwurf machen, er ist sehr ansehnlich. Und inhaltlich hätte er so viel Potenzial. Denkste; am Anfang. Es könnte ein Film werden über einen Soldaten, der enthusiastisch in einen Krieg zieht, dann zu zweifeln beginnt und am Ende seinen Job hinschmeißt, weil er die Absurdität von Krieg, vielleicht sogar die von Gewalt, aufgespürt hat.
                                    Denkste. Du hast ja auch gedacht, am Anfang, als der Katholik gebetet hat, als er gebetet hat, dass der undurchschaubare Gott einen Plan haben möge, damit er - auch wenn die Gegner ebenso beteten - lebend herauskommen würde, da hast du ja auch gedacht, das sei irgendwie zur Entlarvung gedacht, um zu zeigen, wie absurd und widersinnig Krieg ist und Beten im Krieg.
                                    Dabei, das hast du dann herausgefunden, soll das in der Tat eher eine Rechtfertigung für Krieg sein. Der Eindruck entsteht, als seien es nicht die Soldaten, die morden und welche Menschen töten, sondern als sei all dies nur Teil von "Gottes undurchschaubarem Plan". Ich bin ja alles andere als ein gläubiger Mensch, aber das ist Gotteslästerung!
                                    Als wüsste mensch, dass der liebe Gott im Kriege auf einer bestimmten Seite steht, und zwar je nachdem, wer gerade betet, auf dessen Seite.
                                    Man muss ja nicht gerade Jesu Bergpredigt gelesen haben, um zu wissen, dass Jesus Pazifist war, und dass man seine andere Wange hinhalten sollte, wenn man eine Watschen kriegt, anstatt zurückzuschlagen.

                                    Eine erste Ahnung, dass der ganze Film eine zurückgebliebene Attitüde vertritt, hatte ich, als der "Aufbruch" in der Früh so romantisch dargestellt wurde. Ich mein', ich liebe auch die Atmosphäre, wenn man noch vor Sonnenaufgang irgendwohin aufbricht, auf eine Reise oder so. Aber in den Krieg? In die Hölle? Zum Morden und Schlachten?

                                    Und als dann irgendwann zum zweiten mal die US-Flagge durchs Bild geweht ist, da war mir klar, dass der Film kein bisschen von dem Potenzial zu einer Friedensbotschaft ausschöpft, und dass der Protagonist sich keiner Wandlung unterzieht, sondern dasselbe Arschloch bleibt, das er zu Beginn gewesen ist, nur mit ein paar Menschen mehr auf dem Gewissen, der selbe scheiß uniformtragende Befehlsausführer.

                                    Ästhetisch muss man sagen, ist der Film wirklich nicht schlecht.
                                    Nur, manchmal ist keine Botschaft doch besser als eine Scheißbotschaft.
                                    Ästhetik/Atmosphäre/Umsetzung: 7,5/10
                                    Message: 0/10
                                    --> [(7,5)*1+0*3]/4 = 1,88

                                    Ich habe dann versucht, den Film in einem Gedicht zu verarbeiten. Ich deklamiere:

                                    »IHR WART KEINE HELDEN

                                    Dein Mann war ein Mörder
                                    und jetzt ist er gestorben
                                    Und du weinst

                                    Er ist für sein Land gestorben
                                    für sein Vaterland
                                    Und wäre er in einem anderen Land geboren
                                    dann hätte er für dieses Land gekämpft

                                    Er hat zum lieben Gott gebetet
                                    weil er ganz fest daran glaubt
                                    und er wusste
                                    dass Gott auf seiner Seite
                                    stehe und die Gegner hasse
                                    selbst wenn diese an ihn glaubten

                                    Da war dein Mann sich schon ziemlich gewiss

                                    Und wenn es Jesus gäbe
                                    und den lieben Gott
                                    dann wär dein Mann jetzt ziemlich in der Hölle
                                    Jesus sagte "lieb dein Feind!
                                    Halt die andre Wange hin!
                                    und nimm nie eine Waffe in die Hand!"«

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                                    • 8 .5

                                      In der Bulgarischen Hauptstadt? In Sofia? Was macht das Hotel denn da?

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                                      • Hahah, der schaut aus wie eine Mischung aus Jörg Pilawa und Brad Pitt in jung.

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                                        • 9

                                          Wow kranke Scheiße ich meine wenn ein Film es schafft, dass ich ihn nach 30 Minuten abbrechen will, weil er eh nicht über 4 Punkte kommen würde... und dann sitz ich am Ende da, Gänsehaut, blicke gebannt auf den weißen Abspann, kann mich nicht bewegen. Am Anfang dachte ich, nur unsympathische Menschen und warum machen die das und Ballett hat mich noch nie die Bohne gejuckt, und am Ende Gänsehaut, ich blicke gebannt auf den Fernseher, der weiße Abspann, ich kann mich nicht bewegen, in Trance, und ich bin mir ziemlich sicher, - UND DIE MUSIK! - dass die Ursache meiner Berauschtheit nicht der Augustiner Edelstoff sondern Darren Aronofskys umwerfende und selbst größte virile Machos mitreißende Inszenierung ist.

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                                              "Wie wir noch ganz klein waren, da haben sie Krieg gemacht. Und als wir größer waren, da haben sie vom Krieg erzählt. Begeistert. Immer waren sie begeistert. Und als wir dann noch größer waren, da haben sie sich auch für uns einen Krieg ausgedacht. Und da haben sie uns dann hingeschickt. Und sie waren begeistert. Immer waren sie begeistert. Und keiner hat uns gesagt, wo wir hingingen. Keiner hat uns gesagt, ihr geht in die Hölle. O nein, keiner. Sie haben Marschmusik gemacht und Langemarckfeiern. Und Kriegsberichte und Aufmarschpläne. Und Heldengesänge und Blutorden. So begeistert waren sie. Und dann war der Krieg endlich da. Und dann haben sie uns hingeschickt. Und sie haben uns nichts gesagt. Nur - Macht's gut, Jungens! haben sie gesagt. Macht's gut, Jungens!"
                                              - Wolfgang Borchert: Draußen vor der Tür

                                              In der Filmvorbesprechung von "Unsere Mütter, Unsere Väter" in unserer Zeitung hieß es, der Film könne es mit "Der Soldat James Ryan" aufnehmen. Das ist natürlich Blödsinn, weil "Der Soldat James Ryan" pathetische Monsterkackscheiße ist.
                                              Ein Deutscher Film. Über den Zweiten Weltkrieg. Ein... FERNSEH-Film.
                                              Für die meisten Freunde der Filmkunst langt bereits die erste Information, damit sie beschließen, dass sie diesen Film niemals anschauen werden. Und hätte es nicht in der Zeitung geheißen, dass dieser Film (der vom Inhalt her zweifelsohne nur deutsch sein kann) geradezu hollywoodesk sei, hätte auch ich ihm alleine schon wegen des albernen Titels keine weitere Beachtung geschenkt.
                                              Eine Fahrlässigkeit, der manch Moviepilot-Herumflamer, der sich selber als Polemiker der Nation, als die Stimme der "Cineasten" sieht, gerne geradezu töricht anheimfällt, ist es, einen solchen Film anzuschauen mit dem Vorsatz: Der Film ist absolut scheiße und ich guck den jetzt nur, damit ich dann einen schönen, narzisstischen Herumtrampelkommentar dazu verfassen kann und damit ich meine Hassfilmesliste endlich hämisch grinsend wieder um ein weiteres Machwerk bereichern kann. Würde man in jeden Film mit der Einstellung gehen, würde ja kein Film jemals die 5 Punkte knacken, sind wir ehrlich, oder?
                                              Jetzt war der Film hier aber in der Tat gut. Ich frage mich zwar, warum man gute 270 Minuten nicht als Serie aufbaut, es gibt ja Serien mit 6 oder 7 Folgen pro Staffel, und eigentlich war ja der "Film" eine Serie, mit Cliffhangern und "Was bisher geschah" und so.
                                              Eigentlich ist der Titel tatsächlich das einzige wahrlich Bescheuerte an diesem Film, zum Glück macht der Titel bei mir nie viel an der Bewertung aus und allenfalls, wenn er besonders gut ist. Was zählt, sind ja, höhö, die inneren Werte.
                                              Auch wenn ein Steven Spielberg meint, man könne es riesig aufblähen, so ist ein US-amerikanischer Film über den zweiten Weltkrieg ja schnell erzählt: Die Deutschen tyrannisieren die Welt. Die Amis kommen nach Europa. Die Amis befreien Europa. Die Soldaten kämpfen quasi für'n guten Zweck. Zwischendrin haben sie aber noch ein paar Hindernisse. Die Soldaten sind Helden.
                                              [ACHTUNG! EINSCHUB, DER NIX MIT DEM FILM ZU TUN HAT! Eigentlich sollte doch jeder Mensch spätestens nach dem Zweiten Weltkrieg endgültig begriffen haben, dass ein Befehlsausführer unmöglich ein Held sein kann. Denn wer tumb Befehle ausführt, der ermöglicht jederzeit den nächsten Holocaust. Und Soldaten sind Befehlsausführer par excellence.//EINSCHUB]

                                              Das - wenn man so will, auch wenn's durchaus zynisch klingt - "Tolle" am deutschen Film... na ja, eher das EIGENTLICH Tolle, weil deutsche Filme, ja man muss es sagen, häufig nicht toll sind... also: Das potenziell Tolle am deutschen Kriegsfilm ist, dass man Soldaten zeigt beziehungsweise zeigen muss, die keineswegs für einen guten Zweck kämpfen, die irgendwann selber zweifeln an ihrem "Ziel", die gefangen sind in ihrer Nationalität und in der Armee und im Krieg. Soldaten, die entweder töten oder tot sind.
                                              Menschen hinter den deutschen Waffen.
                                              Dass amerikanische Soldaten auch nur Befehle ausführen, und dass amerikanische Soldaten, wenn sie im "falschen" Lande geboren wären, vermutlich auch nicht rebellieren und dessertieren würden, vergisst der US-Film vor lauter Fahnenschwenken und Patriotismus.
                                              Er zeigt nur amerikanische Helden, aber er zeigt nicht etwa, wie es dazu kommen kann, dass "Schwächlinge" in einen Krieg ziehen, von dem sie eher nicht so viel halten, und als Killermaschinen wiederkehren; wie anfällig der durchschnittliche Mensch ohne besonders viel Intelligenz für Manipulation ist. Wie Menschen Menschen denunzieren, diffamieren, töten, Freunde.
                                              Jetzt muss ein deutscher Film das natürlich aber auch erst mal schaffen und "Unsere Mütter, unsere Väter" schafft das.
                                              Da exekutiert ein 20-jähriger Bursche einen 20-jährige Burschen, weil der in einem anderen Land mit einer anderen Armee geboren wurde. Da gibt es wenig Gnade. Keine so Happy-End-Rotze nach dem Motto "Während wahllos gemordet wurde, gibt es hier Helden und Verschonte, damit der Zuschauer doch noch ruhig schlafen kann".
                                              Wie menschlich sind wir, wenn wir sonst selber draufgehen?
                                              Ganz ohne prätentiös oder pathetisch zu werden, stellt "Unsere Mütter, unsere Väter" den Krieg erschreckend realistisch und nahegehend und eindringlich dar.
                                              Wie Soldaten Tag für Tag im Schützengraben ein Stück mehr von ihrer Menschlichkeit, ihrer Unschuld ablegen.
                                              Ich muss ehrlich sagen: es gibt nicht viele US-Filme, die mir ähnlich nahegingen. (Nur zu Beginn des dritten Teils schimmerte mal kurz die Deutschheit des Streifens durch.)
                                              Na geht doch, deutsche Filmemacher! Ihr müsst nur wollen. Oder besser gesagt, liebe Rundfunkräte, liebe Produzenten: Warum habt ihr nicht öfters den Mut, ein bisschen mehr Schotter zu lockern, wenn es mal um ein Nicht-Schema-F-Projekt geht? Oder muss es dazu immer unbedingt irgendwas mit deutscher Vergangenheitsbewältigung zu tun haben?

                                              Die Inszenierung war herausragend im wahrsten Sinne des Wortes. Keine konventionelle Scheiße, aber auch nicht zwanghaft "anders". Teure Kulissen und Action. Brillante Kameraführungen.
                                              Und auch der Cast - normalerweise der letzte Stolperstein, praktisch das Stalingrad des deutschen Films - war hier sorgfältig auserlesen. In den Nebenrollen hatte man es zwar nicht immer mit Profis zu tun, aber das gibt's ja in fast jedem Film. Die Protagonisten wurden wirklich ausgezeichnet verkörpert, allen voran Ludwig Trepte als der Jude Viktor, Tom Schilling als Soldat Friedhelm und Miriam Stein als Lazarettschwester Charlie.

                                              Das Schicksal der fünf Jugendlichen im Film steht exempelhaft für die Schicksale der "verlorenen Generation", der frühen 1920er-Jahrgänge.
                                              Und er hat es geschafft, unserer jungen Generation die Erlebnisse unserer Urgroßeltern zumindest einigermaßen zu veranschaulichen. Ob man nun gerne deutsch ist oder nicht, aber wenn es um den zweiten Weltkrieg geht, kann man nicht so nonchalant wie die Amerikaner einfach einteilen: Nazis böse, müssen sterben, Amis töten Nazis, also gut. Denn die "Nazis", die da starben, waren, ob man nun will oder nicht, unsere Urgroßväter, und oft keine Nazis, sondern jugendliche Burschen, noch nicht mal erwachsen, die, gehörig manipuliert, vom versprochenen Endsieg träumten und keine weiteren Fragen stellten.
                                              Der Film führt die Entwicklung vor: am Anfang kämpfst du fürs Vaterland, dann für deine Kameraden, dann tötest du nur, um selber zu überleben, und am Ende glaubst du trotz allen Zweifeln noch an den Endsieg: aus Angst vor der Bestrafung.

                                              Ich möchte abschließend noch meinen Eltern danken, dass sie durch ihre GEZ-Zahlerei dieses große Kino (bzw. Fernsehen hehe) ermöglicht haben.

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                                              • Hahah, wie geil ist das denn eigentlich? Am besten gehen die Armen gleich vor den Gerichtshof für Menschenrechte.
                                                Vielleicht sollte man denen einfach mal erklären, was "Fiktion" bedeutet. Oder man weist sie freundlich darauf hin, dass "westliche" Regierungen auch keine verzerrende oder gar satirische Darstellung und Kritik an ihrer Politik und ihrem Lande gleich gerichtlich bestrafen?
                                                Vor welchem Gericht wollen die das eigentlich machen? Ich meine, dann müssten sie sich im Gegenzug ja auch von einem internationalen Gericht was sagen lassen können.
                                                Und was hat 300 bitte über die aktuelle Lage im Iran zu sagen? Oder ist das prä-islamische Persien bereits dasselbe wie der heutige Gottesstaat Iran?

                                                Ach, die Fragen sind so zahlreich, dass man zur Vermeidung unnötigen Kopfzerbrechens diese Aktion, die unmöglich ernst gemeint sein kann (was nicht heißt, dass ich Achmadi-Nidschad so viel Sinn für Humor und Selbstironie und Realsatire tatsächlich zutrauen würde), am besten einfach ignoriert.

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                                                • 6 .5

                                                  Oh je. Klasse! Einer von diesen tollen Arthouse-Streifen, die in einer Nacht den Sinn des Lebens und der Kunst und der Musik und das tragische Schicksal des Lebens von irgendwem offenbaren, in einer Nacht, in der Menschen aufeinandertreffen, die nur wegen bizarrer Umstände und deren schicksalhafter Verkettung überhaupt zueinander gefunden haben, und die sich super verstehen. Mit etwa 80 Minuten Länge befindet sich "Die Band von Nebenan" zwar noch so weit von der Schmerzgrenze, dass die (in der Tat gelungene) Ästhetik des Filmes ihn doch noch rettet, da ein Film trotz "Transformers"-hafter Inhaltsleere in 80 Minuten noch nicht langweilen kann.
                                                  Aber die Preise gab es auch nur wegen Arthouse und voll mal was anderes und so und so.

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                                                  • Der Kern dieses Artikels ist ein sehr guter und das Anliegen ist definitiv richtig. Aber ein paar Sachen muss ich schon "richtigstellen".
                                                    Jeder Depp, der so einen Preis in deutschen Landen präsentiert, dürfte Worte wie die Josef Haders aussprechen, ohne "um seine Karriere fürchten" zu müssen. Es ist nur so, dass nicht gerade viele Menschen eine Veranlagung zu derbem schwarzem Humor haben und sich auch noch trauen, ihre Satire genau dem kritisierten Publikum zu präsentieren, welches mehr aus "Pflichtbewusstsein" (weil es sonst arrogant wirke) sogar lachen/schmunzeln würde.
                                                    Dass in den USA Serien aufgrund des Wettbewerbs qualitativer und anspruchsvoller seien, ist eine gewagte Aussage. Der Ansatz ist richtig. Aber diesen Umstand das hauptverantwortliche Moment für die Unterschiede zu nennen, geht, denke ich, zu weit.
                                                    Da ist zunächst die US-amerikanische (Film-)Kultur. Die Amis brauchen mehr Action (liegt in ihrem "abenteuerfreudigen" Charakter begründet). Die Amis produzieren viel mehr Serien als die Europäer, weil dort bewegten Bildern viel mehr Stellenwert zukommt. Das, was über den großen Teich schwappt sind lediglich die "Gewinner" des Wettkampfes in den USA, dessen "Verlierer" nie europäisches Festland erreichen werden. Die USA haben eine viel bessere Film- und Fernsehbranche und -infrastruktur, was daran liegt, dass fast jeder US-Streifen den nordamerikanischen Kontinent verlassen wird. Die Sender haben mehr Budget, weil das Land und proportional dazu die Werbeeinnahmen viel größer sind. Ich denke, es sind - wenn bestimmt auch in gewissem Maße - weniger der Kapitalismus, der Markt, der Wettbewerb Ursache für die deutliche Qualitätskluft, sondern tatsächlich die Tatsache, dass deutsche Serien nicht exportiert werden; dass in Deutschland der Markt durch US-Serien so gesättigt ist (oder besser gesagt: wäre, wenn denn die Sender mal mehr importieren würden als die Sitcoms), dass die einzige Mangelware hierzulande die ZDF-Nachmittags-Telenovelen sind, die man eben von nirgendwo importieren kann und die der Omi nicht gefallen würden, wenn sie in Iowa und nicht in Niedersachsen spielten. Viele wären - auch wenn das wohl mehr Befürchtung als empirisch belegt ist - überrumpelt von Action und intelligenten Stories und langsamem Erzähltempo und ausführlich gezeichneten Charakteren. Entweder die Senderverantwortlichen oder die Zuschauer (welche ja meist wirklich alte Menschen sind. 1. wegen: demographischem Wandel; 2. wegen: Jugend kriegt heute alles im Internet, wer schaut da noch so oft fern?) sind da so konservativ, dass sie mit sowas Neuartigem nicht umzugehen wüssten.
                                                    Der Kapitalismus kann nicht der Hauptgrund für den Unterschied zwischen USA und Deutschland sein, denn die Privatsender hierzulande kriegen ja auch nichts Besseres als K11, Alarm für Cobra 11 und Familien im Brennpunkt auf die Reihe - obwohl sie theoretisch in Konkurrenz zueinander stehen.

                                                    Aber eigentlich ein guter Text mit interessanten Links, jp@movies! =)

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