OUROBOROS - Kommentare

Alle Kommentare von OUROBOROS

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    Durch Zufall habe ich den Film im ARD Programm gesehen ohne Werbung. Leider war ich zu müde, um alles zu sehen, aber ich weiß, dass der Film sehr traurig wird, sobald die beiden geheiratet haben. Bis zur Hälfte habe ich also geschaut und ich muss sagen, dass das getragene Tempo der Inszenierung mir einfach soviel besser gefällt, als bei so manchen Filmen heute. Es gibt hier temporeiche Szenen, geniale Szenen bei der Büffel-Jagd und Kämpfen, aber die tempoarmen Passagen habe ich genossen, den sie waren wunderbar kontemplativ und beschaulich. Die Art wie das Tempo wechselt finde ich durchaus passionsartig.

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      OUROBOROS 09.06.2025, 22:00 Geändert 09.06.2025, 22:13

      Episode 5: EDUCATION - 9 Punkte / ARTE Mediathek

      Kingsley ist ein schwarzer Schüler, der gut in Mathe ist, aber nicht lesen kann. Schnell entscheidet die Schulbehörde den Jungen auf eine weiter entfernte Sonderschule zu schicken, angeblich für besondere Kinder, dabei ist die Schule offiziell eine Schule für Lernbehinderte.

      Ich bin grundsätzlich für Sonder- bzw. Förderschulen, wenn es für ein Kind passt. Regelschulen können für Kinder grausam sein, wenn sie keinen Anschluss finden und es an symmetrischen Beziehungen zu anderen Schülern mangelt. So kenne ich viele Fälle von Kindern, die nach ein zwei Jahren Förderschule wieder die Regelschule besuchen konnten, weil sie Entwicklungsverzögerungen aufgeholt haben.

      Doch in dem Film EDUCATION, der in den 1970er Jahren spielt, sind Sonderschulen ganz neu und es ist wohl politisch so gewollt, dass man die Regelschulen von Ballast befreien will, von dem man glaubt, dass er die Qualität der Bildung für die Eliten gefährdet. Es ist keine Überraschung, dass zu dieser Zeit Margaret Thatcher - die später Premier-Ministerin wird - hier Bildungsministerin ist. So phänomenal eine Frau in diesem Amt zu dieser Zeit auch ist, sie steht für eine elitäre autoritäre neoliberale Politik der konservativen Partei Groß Britanniens.

      In diesem Film machen sich schwarze Bürgerrechtler, Lehrer, Psychologen, vor allem Frauen stark gegen die Sonderschulen, welche rein gar nichts "besonderes" sind, sondern größtenteils einfach Abstellgleise für Schüler sind, die nicht mit anderen Schülern mithalten können. An diesen Schulen wird nichts gelehrt, die Kinder werden nicht gefördert, sie werden allein gelassen und sind abhängig von Lehrern, die Lust auf ihren Job haben oder eben nicht. In meisten Fällen werden die Kinder allein gelassen und lernen nichts, so dass sie am Ende auf dem Arbeitsmarkt Hungerlöhne verdienen werden. Wer einmal auf solch einer Schule ist, der hat in der Gesellschaft keine Chance mehr. Das war auch in den frühen Jahren der Sonderschulen in Deutschland ein oft gehörtes Urteil. Zum Glück ist das heute anders, wenn auch nicht perfekt. So wie es damals war, das das muss aufhören, denken sich engagierte gebildete Frauen und fangen an die arglosen Eltern aufzuklären und eigene Förderprogramme auf die Beine zu stellen.

      SMALL AXE ist eine 5-teilige Filmreihe unter der Regie von Steve McQueen, der auch die Drehbücher verfasst hat. Sie kann derzeit in der ARTE Mediathek gesehen werden. Ich habe bisher 2 Filme der Reihe gesehen und muss sagen, dass ich die Machart sehr angenehm finde. Es ist wie eine Zeitreise in das Britannien vor Jahrzehnten. Immer geht es um spezielle Probleme der Diskriminierung und des Rassismus gegen Schwarze. Für den Zuschauer eröffnen sich spannende Einblicke in die schwarze Community Englands, die so ganz anders ist als die US-amerikanische. Man wird mit Problemen und Dramen konfrontiert, aber in jedem Fall werden Strategien gezeigt, wie man sie lösen kann.

      Die Film-Reihe ist beileibe kein feelgood-Erlebnis, aber durch die Zuversicht und den Langmut der Akteure, ihren Mut und ihre Lebensfreude, habe ich als Zuschauer auch die Möglichkeit Erkenntnisse zu gewinnen, wie man resilienter werden kann. Das ist Entwicklungs- und Bildungsfernsehen, wie es sein soll, auch wenn die Adressaten hier eher Schwarze sind.

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        Der Skandal ist real. Corby ist die britische Kleinstadt, die in den 80ern entschied, den Strukturwandel von Stahlhütten-Stadt zum idyllischen Örtchen anzugehen.

        Das Problem war, dass das komplette Areal der Stahlhütte voll mit giftigen Schwermetallen war und man diese zunächst irgendwo verklappen musste. Jahrelang fuhren Muldenlaster ohne Abdeckung den giftigen Schlamm quer durch die Stadt und verteilten damit alles breitflächig. Der getrocknete Schlamm wurde zu Staub und bedeckte Straßen, Autos und Häuser. Eine unbekannte Anzahl von Menschen entwickelte dadurch gesundheitliche Schäden. Doch nur ein paar Dutzend Mütter schafften es den Fall vor Gericht zu bringen, weil ihre Kinder Missbildungen bei der Geburt erlitten. So manches Kind starb, andere hatten mit ihren Behinderungen der Gliedmaßen zu kämpfen.

        Die Geschichte hat sich so real abgespielt, aber die Dramaturgie finde ich grauenhaft. Ohne Vorwarnung springt die Geschichte von Zeitpunkt zu Zeitpunkt von Ort zu Ort und das durcheinander. Entwicklungen die spannend hätten werden können, sind in der letzten Folge bei der Gerichtsverhandlung fast schon dokumentarisch aneinandergereiht ohne jeglichen Spannungsbogen, während man im Mitteteil unnötige Längen hat.

        Trotzdem hat mir Aimee Lou Wood mit ihrer Performance in manchen Szenen die Tränen in die Augen getrieben und einen Klos im Hals verursacht. Es gab diese dramatischen Momente, auch authentische Szenen, aber ich tat mir sehr schwer bei dieser miserablen Dramaturgie.

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          OUROBOROS 29.05.2025, 22:27 Geändert 29.05.2025, 22:28

          Diese Coming-of-Age Jugendserie vom Landleben hat eigentlich noch gefehlt. TSCHAPPEL ist aber für Norddeutsche wohl kaum zu verstehen, hab auch ich als Süddeutscher schon manchmal Probleme mit dem Dialekt von Bodensee.

          Die Episoden sind sehr kurzweilig, erinnern vom Humor an DOPPELHAUSHÄLFTE oder DISCOUNTER nur eben thematisch im tiefsten Bauernland. Es ist sehr beschwingt und kurzweilig anzuschauen. Es gibt bekannte Gastauftritte von Harald Schmitt usw.

          Eine dramatische Tiefe sehe ich jetzt nicht, außer eventuell bei dem Thema Fernbeziehung. An HOW TO SELL DRUGSs ONLINE (FAST) reicht das ganze von der Innovation nicht heran. Ich würde mir ein deutsches ROD KNOCK wünschen, eine norwegische Serie, aus dem Hinterland mit Jugendlichen, die dramatisch und komödiantisch etwas zu bieten hat.

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            Die Sachen im Wahlkampf waren ganz lustig und eigentlich mochte ich die Vorentscheidung zum ESC. Da waren coole Acts dabei. Leider haben sie fast den schlechtesten Beitrag ausgewählt.

            Aber jetzt habe ich heute Abend eine Stunde geschaut und muss mir Minutenlange Ausschnitte aus dem Unterschichten-Fernsehen anschauen, mit den angeblich dümmsten Szenen. Aber leider ist seine Show genauso dumm, wie diese Ausschnitte. Ich frage mich, ob das Publikum nicht merkt, dass es mit dem Lachen über das Unterschichtsprogramm selbst nicht besser ist.

            Ich finde selbst die lustigsten dümmsten Szenen daraus unansehbar. Wundert mich nicht, dass er damit kein Geld verdient und RTL die Show absetzt. Der Humor ist verbraucht, auch nach der langen Zeit bis zum Comeback.

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              Die Sachen im Wahlkampf waren ganz lustig und eigentlich mochte ich die Vorentscheidung zum ESC. Da waren coole Acts dabei. Leider haben sie fast den schlechtesten Beitrag ausgewählt.

              Aber jetzt habe ich heute Abend eine Stunde geschaut und muss mir Minutenlange Ausschnitte aus dem Unterschichten-Fernsehen anschauen, mit den angeblich dümmsten Szenen. Aber leider ist seine Show genauso dumm, wie diese Ausschnitte. Ich frage mich, ob das Publikum nicht merkt, dass es mit dem Lachen über das Unterschichtsprogramm selbst nicht besser ist.

              Ich finde selbst die lustigsten dümmsten Szenen daraus unansehbar. Wundert mich nicht, dass er damit kein Geld verdient und RTL die Show absetzt. Der Humor ist verbraucht, auch nach der langen Zeit bis zum Comeback.

              • 9

                Tina, eine junge Regisseurin aus Finnland, sympathisiert mit dem Kommunismus und so entscheidet sie sich ihren Lebensmittelpunkt nach Riga zu verlegen, die lettische Hauptstadt, die 1979 noch zur UdssR gehört. Es ist anzunehmen, dass sie eine der Reformgläubigen ist, die glauben, dass der Kommunismus sein Gesicht ändern könnte.

                Sie möchte "Hamlet" neu inszenieren, doch sie merkt recht schnell, dass sowohl der Theaterdirektor als auch Maris, von der Kulturbehörde (Tarnname für KGB), ihr bei jeder Gelegenheit reinreden wollen, so dass sie ihr Stück widerwillig anpassen muss, wie zu erwarten so weit, dass es völlig von der ursprünglichen Message entstellt ist. Interessant ist, dass man das Stück ein wenig deuten kann und die Paranoia der Kulturwächter nachvollziehen kann.

                Im Ensemble tätig als Schneider ist Renars. Er ist äußerst talentiert und ein Fan von Rock-Musik aus dem Westen, wie auch von der Mode. Bekannte von ihm, darunter der Boss Apollo, betreiben einen illegalen Handel mit Westartikeln von Lebensmitteln, Hosen, Schuhen über Küchengeräten bis zu Fernsehern. Renars fährt sofort auf die westlich gekleidete Tina ab und eine Liebesbeziehung entsteht, die schon nach kurzer Zeit jäh unterbrochen wird.

                Der Agent Maris und Renars sind gemeinsam zur Schule gegangen. Eigentlich waren sie sowas wie Freunde. Aber wie zu erwarten kann man mit einem Agent nicht wirklich befreundet sein, schon gar nicht, wenn man westliche Kunst und Kultur liebt. Maris hatte ebenso ein Auge auf Tina beworfen, die er eigentlich beschatten soll. Nachdem Renars erwischt wird, wie er den Ekel Maris offen in einem selbst gedichteten Song beleidigt, sorgt Maris dafür, dass Renars in die Psychiatrie eingewiesen wird.

                Tina und Renars' Großmutter, seine einzige lebende Verwandt wissen nicht warum Renars verschwunden ist. Renars' Großmutter hatte sich im 2. Weltkrieg viele Orden verdient, aber ihr Flehen wird abgeschmettert. Währenddessen geht es Renars' eigentlich gar nicht so schlecht in der Psychiatrie, nachdem er die anfängliche Folter mit Medikamenten überstanden hat. Auch andere Patienten sind gar nicht psychisch krank. Sie sind eben Systemkritiker, die man mundtot machen wollte und derer man sich so leichter entledigt hat als über einen richterlichen Beschluss. In der Näherei kann Renars seiner Beruf nachgehen und wird nicht zu entwürdigenden Arbeiten abgestellt. Irgendwie schaffen sie es trotz der harten Klinikrealität Spaß zu haben.

                Der Irrwitz kommt dann recht schnell. Renars hat die Idee Levis-Jeans zu fälschen. Den Klinikleiter Strautmanis, der auf Westprodukte steht, kann er zu dem Deal überzeugen. Der ist auch scharf auf die anderen Westprodukte, die Renars' Freund Apollo vertreibt. Tina schmuggelt den Jeansstoff und die Nieten aus Finnland über die Grenze. Sogar das Label von Levis fälschen sie. Apollo bringt dann die Hosen in Umlauf für 200 Rubel. Das muss früher viel gewesen sein. Heute sind das nur noch 2 Euro.

                Alle verdienen daran, doch der stellvertretende Klinikleiter Fjodorovs ist ein unangenehmer linientreuer eitler Typ, dem das nicht sehr lange verborgen bleibt. Schon bald sind die fake Jeans so beliebt, dass sie fast jeder Jugendliche in Riga trägt. Dem Kulturamt-KGB fällt das natürlich auf und Maris versucht dem ganzen auf die Spur zu kommen. Wenn er nur wüsste. Die Sache fängt an heikel zu werden.

                "Sowjet Jeans" ist eine Dramödie mit satirischer Qualität, wobei die besten Pointen im Hintergrund und zwischen den Zeilen zu finden sind. Insgesamt ist das Geschehen nicht ganz so brutal und fies, wie es hätte maximal sein können, wenn es eine Tragödie wäre. Dafür ist es aber immernoch fies und gemein genug, dass es nah dran ist. Im Vordergrund steht aber das Überleben unter strikter Überwachung und wie man dem Überwachungsstaat doch ein Schnippchen schlagen konnte. Harmlos war das Leben mit dem Anspruch einen freien politischen Willen zu haben nicht. Schnell war man weg vom Fenster. Große Verhandlungen gab es da nicht. Überall gab es Verräter in der Nachbarschaft, Verwandtschaft und unter Freunden. Ein Zeuge genügt und man war für immer verschwunden.

                Lustig ist die Sprache. Vieles hört sich nach Russisch bzw. Lettisch an, was ich nicht so unterscheiden kann, aber es wird auch manchmal Deutsch gesprochen - wohl aufgrund der ehemaligen Deutschen Kolonisation - und Begrüßungen gibt es hin und wieder mit einem italienischen Ciao. Hose heißt auf lettisch Biks und erinnert mich an die Bux im Saarländischen. Englisch wird viel gesprochen, wenn Ausländer mit Letten kommunizieren müssen. Es gibt für alles Untertitel, wobei ich mit dem Englisch keine Probleme hatte.

                Ich habe die Serie an einem Stück in zwei Tagen durchgebinged. Ich fand die Darstellung der Sowjet-Zeit sehr realistisch und ein bisschen hat es was von einem Prequel zu "Good Bye Lenin". Es ist zwar erst 1979, aber in diesen Jahren wird der Widerstand immer größer und wohlmöglich bezieht sich diese Story in weiten Teilen auf mehrere ähnliche Vorfälle.

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                  Es gibt ja epische Film-Intros, für mich SOLDAT JAMES RYAN oder SPIEL MIR DAS LIED VOM TOD, RESERVOIR DOGS, CASINO ROYALE... okay das sind meine, doch mit FINAL DESTINATION:BLOODLINES ist für mich heute eines dazugekommen.

                  Ansonsten bietet der Film ein paar lustige Tode, wovon einige nicht überragend sind, aber das Konzept funktioniert. Das Intro ist eine 10, der Rest schwankt zwischen 5 und 7,5.

                  Viel zu sagen gibt es dafür nichts. Es hat keine Tiefe, außer man will ein psychologisches Referat über den Rosenthal-Effekt halten, das den Film zu Unrecht adeln würde.

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                    OUROBOROS 18.05.2025, 20:12 Geändert 18.05.2025, 20:15

                    - Neue deutsche Kriegstüchtigkeit -

                    Sucht ihr einen passenden Film für den neuen deutschen Veteranentag am 15. Juni - ein Sonntag - dann könnte das der richtige Film dafür sein.

                    Wer könnte besser eine Bundeswehr-Veteranin spielen als Jeanna Gourseaud, die man schon kampferprobt aus BARBAREN kennt. Sara war im Kommando Spezialkräfte und eine ganz krass ausgebildete Kampfsportlerin. Dank ihres Könnens beansprucht sie das Faustrecht, um ihren Sohn zurückzubekommen, der im US-Konsulat verschwunden sei. Ist das wirklich geschehen? Sara muss Tabletten nehmen, denn sie leidet unter PTBS und hat dissoziative Momente, wo sie Realität nicht von Wahn unterscheiden kann. Hat sie vergessen die Tabletten zu nehmen? Hat sie ihren Sohn schon vorher im Stich gelassen und gibt es ihren Sohn Yosh überhaupt?

                    Der ganze Film spielt in den Konsulats-Kulissen in Frankfurt und da wird einiges geboten. Die Tour de Force hat kaum längen, aber beim Ende habe ich als erfahrener Cineast den richtigen Riecher.

                    Film, mit Veteranen, die um Recht und die Realität kämpfen, kannte man bisher zahlreich aus den USA, weshalb die deutsch-US-amerikanische Neuinterpretation hier nichts großartig falsch macht, aber jenen nicht gefallen wird, die sowie so ein Problem mit zuviel Gewalt und Militarismus haben.

                    Ich bin mir sicher, dass dieser Film entstanden ist, weil man die Zeitenwende aufgreifen wollte und für weibliche Soldatinnen wirbt. Jeanne Gourseaud wird damit zur Stil-Ikone für Soldatinnen. Ich war Soldat im Wehrdienst und ich bin froh, wenn andere bereit sind das Land zu verteidigen. Ich werde es nicht sein.

                    Jeanne Gourseaud als Sara ist entsprechend toll anzuschauen, aber die Kampf-Choreographie ist für mich von der Illusion nicht sehr gelungen, d. h. kraftvolle Schläge und Tritte sehen anders aus. Auch die Kletterszenen waren nicht sehr überzeugend inszeniert. Da fehlte der Suspense mit den richtigen Kameraeinstellungen. Oft hat man bestimmte Kletterszenen einfach ausgespart. Diese Mogelei ist mir nicht entgangen.

                    Die Story ist am Ende viel zu absurd, um einem seriösen politischen Thriller gerecht zu werden. Nachdem ich das alles geschrieben habe, werte ich noch auf 6 Punkte. Unterhaltsam fand ich es schon vom Pacing und der Emotionalität. Viel geistiges Niveau ist nicht gefordert.

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                      OUROBOROS 17.05.2025, 20:03 Geändert 17.05.2025, 20:10

                      Der Film „Butcher’s Crossing“ (2022), basierend auf dem gleichnamigen Roman von John Edward Williams (1960), spielt in den frühen 1870er Jahren im amerikanischen Westen, genauer gesagt in Kansas und den Rocky Mountains. Die Geschichte dreht sich um einen jungen Harvard-Studenten namens Will, der auf der Suche nach dem „wahren“ Leben eine gefährliche Bisonjagd begleitet.

                      Für einen Zufallsfund hat mich der Film mit Überlänge von 105 min keine Sekunde gelangweilt, obwohl das langsame Pacing auf einer Skala 3 von 10 wäre. Aber das braucht der Film auch, um nachdenklich zu stimmen und genauer hinzuschauen. Dafür gibt es mehrere Gründe.

                      Zum einen kann man die Landschaft beobachten, die toll in verschiedenen Jahreszeiten panoramatisch auf den Zuschauer wirkt. Die Beschwerlichkeit weite Reisen in der Wildnis zurückzulegen, wird dabei deutlich. Wie man Gefahren begegnet hat dazu noch ein angenehmes Abenteuerfeeling versprüht. Auch erfährt man eine Menge über die Jagd unter anderem, wie Bisonherden gejagt wurden. Ich habe mir das schwierig vorgestellt, denn die Tiere sind schon gefährlich. Aber sie wissen selbst nicht welche Macht sie hätten. So ist es ganz leicht. Wenn man zuerst die Leittiere erschießt, kann man im Prinzip die ganze Herde - gleich wie groß sie auch ist - komplett ausrotten. Unvorstellbar! Ein Massaker über 4 Wochen in Zeitlupe.

                      Zum anderen hat mich die Figur des jungen Will aka Fred Hechinger interessiert. Ich wollte wissen, wie das Greenhorn es schafft durch die harte Realität von Wildnis und gefährlichen Menschen sowie Gaunern durchzukommen. So ist der Film eine allegorische Erzählung über Besessenheit, Naturzerstörung und den Verlust von Unschuld. Nicolas Cage mimt mal wieder überzeugend den Besessenen. Manche werden sagen, dass Cage die Rolle übertrieben hat, aber es gibt eben auch übertriebene Persönlichkeiten in der Realität. Vorallem am Anfang empfand ich sein Schauspiel schon nah am Overacting, aber Menschen overacten eben auch, ohne dass sie im Film mitspielen. Solche Persönlichkeiten gibt es. Jedenfalls habe ich später gemerkt, dass sein Spiel im Ganzen auch zur Figur im Film passt, wie sie sich später zeigt.

                      "Butcher's Crossing" ist ein Film mit einem ethischen Anliegen, was ich grundsätzlich bei jedem Film in meine Wertung mit einfließen lasse. Das ist mir viel Wert, manchmal sogar mehr als alles andere. Die Message muss stimmen.
                      Filmisch hat man hier auch absolut nichts falsch gemacht. Die Szenenbilder lassen einen eintauchen in Zeit und Raum. Der Film ist nicht dokumentarisch, aber historisch sehr glaubwürdig. Er bildet den Geist und die Realität der frühen 1870er im Westen der USA auf eindrucksvolle Weise ab. Dazu gehört auch, dass Menschen sich über eine Milchmädchenrechnung große Profite ausgemacht haben. Aber die Geschichte und das Schicksal meinte es nicht gut mit allen.

                      Im Fokus von "Butcher's Crossing" steht vor allem die Grausamkeit und Tragik des Bison-Schlachtens und die inneren Konflikte der Menschen, die daran beteiligt waren. Das Bild vom heldenhaften Jäger, das zunächst erzeugt wird, weicht einem moralischen Verfall und sinnloser Gewalt. Aber auch von staatlicher Seite hat man das Bisonschlachten befördert. Unter anderem wollte man die Lebensgrundlage der indigenen Bevölkerung ausmerzen.

                      In einem Schlusskommentar wird darauf hingewiesen, dass von 6.000.000 Bisons in 20 Jahren nur 300 überlebt hatten. Heute solle es wieder 30.000 geben.

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                        OUROBOROS 16.05.2025, 21:13 Geändert 16.05.2025, 21:16

                        Hochglanzoptik und vortreffliche Schauspieler. Dänemark in der Sonne sieht Top international aus. Viel Wasser, viel Grün, ein Urlaubsparadies, das hinter den tropischen Konkurrenten nicht zurücksteht, allerdings nur im Hochsommer. Geboten ist viel mondäne Luxus-Optik, mit Szenenbildern zum Träumen.

                        Marie Bach Hansen ist natürlich die Top-Blondine bei der man mehr als einmal hinschauen möchte. Besonders Danica Curcic ist diabolisch unterwegs, wie fast einst Juliette Lewis.

                        Die Story kommt mir bekannt vor. Da gab es mal einen deutschen Film über den Umgang mit Aupairs aus Drittwelt-Ländern. Hier wird aber viel differenzierter gezeigt, wie es in verschiedenen Familien aussehen kann. Die reiche Gesellschaft kann und muss es sich leisten, wenn Ehegatte und Ehegattin ihre Karriere vorantreiben wollen. Für Aupairs von den Philippinen ist das eine Möglichkeit Geld zu verdienen, aber unter Umständen müssen sie ihre Heimat und ihre Familie dafür zurücklassen.

                        Manche erhoffen sich irgendwie bleiben zu können und das führt dazu, dass so mancher Ehegatte sich an ein Aupair rangemacht hat, mit drastischen Folgen. Wie es hier genau ausgeht, nachdem Ruby vom Erdboden verschluckt scheint und man annehmen muss, dass ihr Gewalt angetan wurde, will ich nicht vorwegnehmen, sondern nur einige Alternativen aufzeigen. Da wäre der Ehegatte, ein anderer Ehegatte, der Sohn des einen oder anderen oder etwas völlig unvermutetes oder auch eben der Gärtner. Niemand kann vorher sagen, was da so rauskommt. Man kann höchsten durch Glück die eine oder andere Alternative treffen. Es ist Glück, denn die Autoren hätte jede andere Alternative wählen können.

                        Mir hat gefallen, dass neben den polizeilichen Ermittlungen, die Aupairs von den Philippinen mit ihrer Situation gewürdigt wurden. Die Philippinerinnen haben sehr emotional gespielt. Und schließlich wird man am Ende allein gelassen mit der Frage, wie man anstelle von bestimmten Personen gehandelt hätte.

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                          OUROBOROS 15.05.2025, 07:47 Geändert 15.05.2025, 07:49

                          Wegen Nicolas Cage braucht man den Film nicht zu schauen, aber wegen den Jungschauspielern. Wer keine Liebe in einem Horrorfilm will, der sollte auch die Finger weglassen. Mir hat das gut gefallen, wobei man sagen muss, dass der Film eher Indie mäßig rüberkommt, da die hauptsächlich von der ländlichen Gegend geprägt sind. So richtig neu war da nichts. Es ist halt so wie es in apokalyptischen Filmen. Aber ich fand von der Spannung war viel geboten und die vielen ruhigen Momente habe ich auch genossen und die Monster waren interessant. Gore gibt es in Maßen, nicht genug für Gore-Fans. Für EudoraFletcher sind hier die Kakerlaken interessant.

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                            Diese Ausnahme gibt es, weil Heranwachsende noch nicht wissen, was sie nicht wissen bzw. dass sie nicht wissen können, dass zum Beispiel Filme, für die sie kein Interesse hatten, nach Ansicht die Sicht darauf verändert haben, indem sie doch interessant sind. Nicht selten werden solche Filme nicht mehr vergessen. So erging es mir früher auch bei Schulfilmen, die unsere Lehrer ausgesucht hatten.

                            Ohne Zumutung würde ich selbst solche Filme wie BARRY LYNDON, BREAKFAST CLUB oder THE DAY AFTER nicht geschaut haben, weil sie ältere Filme sind. Aus vielen Gründen wählen Schüler von heute - wohl auch früher - gezielt die neuesten Filme. Oder sie wählen Filme, die ihre Interessen ansprechen.

                            So ging es mir jetzt mit "Die Fotografin". Ich sah den Film im Angebot und dachte nur. Auf Fotografie habe ich keinen Bock. Ich habe auch nichts über den Film gelesen oder in der Werbung mitbekommen. Trotzdem sagte ich mir, dass ich den jetzt schauen muss.

                            Es war im Nachhinein eine sehr gute Entscheidung, denn die Protagonistin ist Lee Miller. Sie war Model, wurde wegen des Alters ausrangiert und entschied sich dann für den Beruf als Fotografin. Anfangs fotografierte sie für VOGUE Modefotografie, doch dann kommt sie auf die Idee den 2. Weltkrieg zu fotografieren. Ihre Fotos sind weltberühmt geworden und haben den Krieg kreativ pragmatisch und unorthodox abgebildet und das in Momenten unter Einsatz ihres Lebens. Es auch zig Szenen in denen sie als Frau gegen die Bevormundung von Männern kämpfen muss, wo sie sich für andere Frauen einsetzt, die diskriminiert, misshandelt oder sogar als Beute vergewaltigt werden sollten. In Hitlers Wohnung - kurz nachdem er mit Eva Braun Selbstmord begangen hatte - ließ sie sich von einem Kollegen in Hitlers Badewanne ablichten. Da kann man denken was man will. Aber es gibt auch Aufnahmen aus befreiten Konzentrationslägern, mit ernsten Fotos, die das Leid und die Traumatisierung der Überlebenden zeigen und Berge von verrotteten Leichen achtlos aufeinander gelegt, wie Material.

                            Der Kniff an dem Film ist auch das Ende, bei dem klar wird, dass ihr Sohn erstmals erfährt, was seine Mutter alles geleistet hat, eine Mutter die kaum für ihn da war. Der tolle Abgang des Films hat ihn für mich zu einem besonderen Erlebnis gemacht.

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                              Wer noch nicht genug hat von Endzeit-Serien, der wird hier mit einem kostspielig aussehenden Szenario in und um die Hauptstadt von Argentinien bedient. Mich stört gar nicht, dass man halt kein New York, London oder sonst eine Hauptstadt aus der nördlichen Hemisphäre zu sehen bekommt. Die Schauspieler sehen alle wie Spanier aus und spielen routiniert. Die Spezial-Effekte sind sehr gelungen und die Spannung bleibt hoch. Bis zur letzten Folge kann man nur ahnen, was passiert sein könnte. Ist es die Natur oder ein anderer Feind. Solange das nicht geklärt ist, ist der Mensch sich selbst der Feind.

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                                Wahrscheinlich würden meine Großeltern, wenn sie noch lebten, mit Schrecken auf die neue Art Heimatfilme reagieren. Zu einem der ersten neuen Heimatfilme, den ich sah, gehört "Schlafes Bruder". Man sieht das einfach und abgeschiedene Leben der ländlichen Bevölkerung. Ob man jetzt 125 Jahre oder 275 Jahre zurückgeht. Es macht kaum einen zivilisatorischen Unterschied. Man lebt ohne Strom, ohne Einkaufsläden, Ärzte und Justiz sind weit weg und nach heutigen Maßstäben unbrauchbar. Die Menschen leben von dem was die Natur hergibt und niemals fehlt der Glaube/Aberglaube.

                                Die blutjunge Agnes ist ein seltsamer Charakter, man würde heute wohl neurodivers sagen, wobei ihr geistiger Zustand von den Zwängen einer Gesellschaft, in der jeder seine Rolle erfüllen muss, damit man gemeinsam überlebt, in den Wahn getrieben wird. Anders als "The Witch", "Hagazussa" oder "You won't be alone" ist hier das Hexenmotiv nicht so stark ausgeprägt. Vielmehr erlebt die Gemeinschaft den Wandel von Agnes, ohne dass sie selbst dazu religiöse Wertungen abgeben. Man ist sich schon klar, dass es hier eine Krankheit ist.

                                Die Vorgenannten Filme, finde ich deshalb prägnanter, was das Thema Hexen angeht und weil mir der Mythos am Herzen liebt. Aber auch bei diesem Heimat-Film Exemplar sieht man Versatzstücke einer Hexen Mythen- und Legendenbildung.

                                Ich musste mit Untertitel schauen, obwohl ich den österreichischen Dialekt doch eigentlich sehr gut verstehe, aber der es wird eben sehr stark genuschelt und der Ton ist schlecht. Gebraucht hätte ich den Untertitel auch nicht unbedingt, weil der Film kaum Sprache braucht, denn die Bilder reichen vollkommen aus, um zu sehen, was da vor sich geht. Das zivilisatorische Niveau ist so niedrig, dass es kaum interessiert, was in einer Gruppe von 12 Personen geredet wird, wenn sie gemeinsam Karpfen aus den Teichen schöpfen. Das tägliche Leben ist so einfach, dass es keiner Reden bedarf. Es bedarf nur der feinen Beobachtung von Gestik, Mimik und dem Verhalten allgemein. Es könnte also auch eine Indio-Sprache sein, wie bei Mel Gibson "Apocalypto" und man würde verstehen um was es geht.

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                                  OUROBOROS 20.04.2025, 22:47 Geändert 20.04.2025, 22:49

                                  Mit mehr als 6 Stunden Laufzeit ist DER GRAF VON MONTE CHRISTO aus dem Jahre 1998 die längste Verfilmung und damit liefert sie viele Inhalte des Romans, wenn auch so manches in veränderter Form, dass ich die Version mit Richard Chamberlain nicht mehr ernst nehmen kann. Inhaltlich übersteigt die Miniserie sogar die aktuelle Verfilmung von 2024.

                                  Ich wünschte man könnte das Beste aus der 1998er und 2024er Version nehmen und es zu einer Serie mit mehren Staffeln machen. Alleine die Vorgeschichte von Edmond und Mercedes sowie der Aufenthalt im Chateau d'If könnte man auf eine Staffel ausbreiten. Mit Staffel 2 könnte man die Schatzsuche, seinen Aufstieg, mit seinen Abenteuerreisen und mit Staffel 3 die Rache in ein würdiges Erlebnis verpacken.

                                  Gerard Dépardieu habe ich gerne gesehen und Ornella Muti war eine meiner ersten Lieblingsschauspielerinnen. Das Ende der Miniserie hat mir besser gefallen, mit einem geläuterten Edmond, der vergeben kann und wieder Lebensfreude empfinden kann, während die 2024er Interpretation in Einsamkeit endet. Letztere hatte aber mehr Dramatik und schilderte die Vergeltung Edmonds pointierter, wo man bei der Miniserie viel zu lange warten musste, so dass man zwischenzeitlich vergas, welche Rachepläne jetzt wen treffen sollten. Es war schon schwierig den Überblick zu behalten. Ich konnte diese 3er-Verschwörung in der 2024er viel besser folgen, aber da hätte ich mir ruhig längere Passagen gewünscht, denn es vergeht viel erlebte Zeit und dagegen wenig Spielzeit.

                                  Ich würde es begrüßen, wenn man tatsächlich eine Serie daraus macht, die mehrere Staffeln hat.

                                  Die 1998er Version wirkt nicht so angestaubt und es gibt mannigfaltige Kulissen, doch die 2024er Version bietet derlei mehr an authentischen Kostümen und Kulissen u.a. das echte Schloss des Grafen von Monte Christo, das der Autor Dumas hat bauen lassen und in dem der Graf in der 2024er Version lebt, als er in Paris verweilt. 3 Stunden, wie in der 2024er Version sind trotzdem sehr kurz, aber dafür ist die Handlung dicht und klar und ordentlich Tempo und Dramatik.

                                  Um mehr darüber sagen zu können, was für mich die beste Neu-Adaption enthalten müsste, die dem Roman aber auch der Moderne gerecht wird, sollte ich das literarische Werk Dumas' analysieren. Eventuell wird daraus ein Artikel, der die schönsten Bilder aus vielen Adaption herausnimmt und die verschiedenen Interpretationen gegeneinander abwägt.

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                                    Mit mehr als 6 Stunden Laufzeit ist DER GRAF VON MONTE CHRISTO aus dem Jahre 1998 die längste Verfilmung und damit liefert sie viele Inhalte des Romans, wenn auch so manches in veränderter Form, dass ich die Version mit Richard Chamberlain nicht mehr ernst nehmen kann. Inhaltlich übersteigt die Miniserie sogar die aktuelle Verfilmung von 2024.

                                    Ich wünschte man könnte das Beste aus der 1998er und 2024er Version nehmen und es zu einer Serie mit mehren Staffeln machen. Alleine die Vorgeschichte von Edmond und Mercedes sowie der Aufenthalt im Chateau d'If könnte man auf eine Staffel ausbreiten. Mit Staffel 2 könnte man die Schatzsuche, seinen Aufstieg, mit seinen Abenteuerreisen und mit Staffel 3 die Rache in ein würdiges Erlebnis verpacken.

                                    Gerard Dépardieu habe ich gerne gesehen und Ornella Muti war eine meiner ersten Lieblingsschauspielerinnen. Das Ende der Miniserie hat mir besser gefallen, mit einem geläuterten Edmond, der vergeben kann und wieder Lebensfreude empfinden kann, während die 2024er Interpretation in Einsamkeit endet. Letztere hatte aber mehr Dramatik und schilderte die Vergeltung Edmonds pointierter, wo man bei der Miniserie viel zu lange warten musste, so dass man zwischenzeitlich vergas, welche Rachepläne jetzt wen treffen sollten. Es war schon schwierig den Überblick zu behalten. Ich konnte diese 3er-Verschwörung in der 2024er viel besser folgen, aber da hätte ich mir ruhig längere Passagen gewünscht, denn es vergeht viel erlebte Zeit und dagegen wenig Spielzeit.

                                    Ich würde es begrüßen, wenn man tatsächlich eine Serie daraus macht, die mehrere Staffeln hat.

                                    Die 1998er Version wirkt nicht so angestaubt und es gibt mannigfaltige Kulissen, doch die 2024er Version bietet derlei mehr an Kulissen u.a. das echte Schloss des Grafen von Monte Christo, das der Autor Dumas hat bauen lassen und in dem der Graf in der 2024er Version lebt, als er in Paris verweilt.

                                    Um mehr darüber sagen zu können, was für mich die beste Neu-Adaption enthalten müsste, die dem Roman aber auch der Moderne gerecht wird, sollte ich das literarische Werk Dumas' analysieren. Eventuell wird daraus ein Artikel, der die schönsten Bilder aus vielen Adaption herausnimmt und die verschiedenen Interpretationen gegeneinander abwägt.

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                                      Wegen der Neuverfilmung habe ich die Version von DER GRAF VON MONTE CHRISTO gesehen, die mir als Kind vor 40 Jahren in Erinnerung geblieben ist.

                                      An viele Szenen konnte ich mich kaum erinnern und die Szene - als Mercedes und Edmont während der Hochzeitsvorbereitungen getrennt wurden - welche ich seit Jahrzehnten im Kopf habe, hatte ich viel dramatischer in Erinnerung. Vielleicht war es die Überraschung, aber ich hatte alles viel bunter und aufwendiger in Erinnerung.

                                      Trotz der vielen schönen Bilder, läuft die 2024er Version diesem alten Schinken audiovisuell den Rang locker ab und noch mehr. Ich empfand die Story sehr fragmentarisch und fast schon wie ein Schnelldurchlauf. Was will man von 100 min. auch anderes erwarten bei diesem Roman als eine Kurzversion. Da hat einfach vieles gefehlt, was die 2024er Version jetzt bietet. Einiges ist anders als im Roman, sowohl bei der 1979er Version, als auch ei der 2024er, doch die Handlung ist viel verstrickter.

                                      Dann ist die 1979er Version deutlich unhistorischer vom Verhalten der Charaktere. Das ist weit weg vom Sittengemälde des 19. Jahrhundert. Deutlicher besser ist die 2024er Version schon, auch wenn hier moderne Elemente ebenfalls zu erkennen sind.

                                      Viel geiler ist bei der 2024er, dass es sich um den Tempel-Ritter-Schatz handelt, der in den Besitz einer italienischen klerikalen Familie (da sind wir wieder beim Original) gekommen war, die nun Hüterin des Schatzes fungierte, nachdem den Templern der Schatz am Freitag den 13. vom französischen König entrissen worden war. Als Edmond in der Neuverfilmung den Schatz auf der Insel sucht, ist das schon sehr mega pseudo-historisch gemacht.

                                      Ich bin nun auf die 1998er Version mit Gerard Depardieu gespannt, die mehr als doppelt so lang ist, als die Neuverfilmung.

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                                        OUROBOROS 16.04.2025, 13:08 Geändert 16.04.2025, 13:12

                                        Für manche ist Arthouse die größte Strafe, für mich ist YOU WONT BE ALONE ein toller Neo-Heimatfilm mit viel authentischer Folklore und Aberglauben, der ganz und gar nicht langweilig ist.

                                        Genau genommen handelt sich bei diesem Film um ein Hexen-Coming-of-Age. Dort wo THE WITCH aufhört beginnt dieser Film, der einen anderen Verlauf nimmt als HAGAZUSSA.

                                        Die Closeups schulden dem naturalistischen Ansatz - Schönheit und Grausamkeit der Wellt - dem auf den Zuschauer eklig wirkenden Szenen nahezukommen, denn die Protagonistin benutzt Fleisch wie Kleidung. Ich weiß nicht, in wie weit die "Wolfsfresserin" tatsächlich Teil der mazedonischen Volksmärchen ist, aber ich habe noch nie von so einer Art Hexe gehört.

                                        Die Frage ist auf was der Mythos basiert, also welche realistisches Phänomen man aus dem übernatürlichen ableiten kann. Man kann psychologisch wie religionswissenschaftlich an die Auflösung herangehen, um praktischen den übernatürlichen Anteil umzuwandeln. Menschen konnten sich früher oft besondere Phänomene nicht erklären, also haben sie es in übernatürliche Geschichten gekleidet, sog. Ätiologien.

                                        So habe ich erzählt bekommen, dass in einem Bergdorf in Sizilien noch im 20. Jahrhundert Menschen, die Familie und Ehepartner nicht wiedererkennen konnten, sie bezichtigt haben angeblich verhext worden waren z. B. der Ehemann von einer jüngeren Frau, der dann seine Ehefrau nicht mehr erkannte. Der entmythologisierte Hintergrund ist aber nicht Hexerei, sondern ganz einfach Demenz.

                                        Der Mythos in diesem Film ist sehr viel komplexer zu entschlüsseln und vermischt wohl mehrere Phänomene in einem. Ein Baby, das plötzlich verstummt und nicht mehr sprechen können wird ist Opfer einer Hexe geworden, die der Mutter das Kind neidet. Die Mutter fleht, dass die Hexe das Kind nicht ganz tötet und verspricht ihr es zu übergeben, wenn sie 16 Jahre alt ist. Dann wird sie tatsächlich zur Hexen-Schülerin. Das läuft jedoch ganz übel, was wiederum mit der Legende der "Alten Jungfer" verbunden ist. Alte Jungfern wurden eher aus der Dorfgesellschaft ausgeschlossen und Mythen rankten sich um sie. Das war auch so bei HAGAZUSSA.

                                        Interessant an dem Film sind die Möglichkeiten sozial-emotionales Handeln in Gruppen zu beobachten und natürlich die Selbstfindung einer ganz andersartigen Person in der Welt.

                                        Ich kann den Film nur wenigen Menschen empfehlen, aber mich hat er abgeholt.

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                                          OUROBOROS 15.04.2025, 22:11 Geändert 16.04.2025, 08:41
                                          über 1923

                                          Wow was für eine Abenteuer-Romanze. Man bereist mit den beiden Hauptcharakteren Spencer und Alexandra die halbe Welt und erlebt tolle Schauplätze, die so geil inszeniert sind, dass ich an die alten Monumentalfilme erinnert wurde.

                                          Die 1920er Jahren werden überall par Exellence abgebildet, in Kulissen, Klamotten und Requisiten, dass einem Tränen in die Augen kommen von der Pracht. Leider mündet die Odyssee des zwangsgetrennten Paares nach unzähligen Kämpfen in tiefe Bitternis. Helen Mirren und Harrison Ford geben das ältere Paar und holen noch mal das beste aus sich heraus. Noch unbedingt zu erwähnen ist die Geschichte über die christlichen Umerziehungs-Schulen für die amerikanischen Ureinwohner.

                                          Schade, dass 1923 definitiv zu Ende ist, doch ich durfte die Geburt von John Dutton erleben. Und zuletzt darf ich nochmal den überragenden Score loben. Von mir aus kann es ruhig noch weitere historische Ableger geben.

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                                            Heinz Hellmich arbeitet seit 30 Jahren in einem großen Telekommunikations-Unternehmen, das nun versucht sich modern aufzustellen - digital und divers -.
                                            Schon nach diesem Satz hören die meisten auf zu lesen, weil sie eben zu dem nicht fähig sind, was der Film am Ende als Moral vermittelt: Debattieren statt Canceln.

                                            Bestimmt ist die erste Hälfte des Films nicht so zum lachen, aber man bemerkt schon gleich, dass hier sowohl den Woken, aber auch den den "alten weißen Männern" der Spiegel vorgehalten wird. Im letzten Viertel hebt der Film fast ab bei einer geselligen diversen Runde, wenn Geschlechter, Generationen und Ethnien sich Vorurteile an die Köpfe ballern. Dann hat der Film so etwas screwball-mäßiges, nimmt immer mehr Fahrt auf, weshalb ich 8 Punkte geben will.

                                            Jan Josef Liefers sehe ich hier zum zweiten Mal in einer komischen Rolle, die bei mir ankommt. An die skurrile coen'sche Minisere ARTHURS GESETZ kommt die Performance nicht ran, aber die Serie hat das lustiger Drehbuch.

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                                            • OUROBOROS 06.04.2025, 11:57 Geändert 06.04.2025, 11:58

                                              SKETCH HISTORY von ZDF hat mich mehr zum Lachen gebracht als das. Man kann hier lachen, aber wie schon vom Vorkommentator knusperzwieback gesagt, mehr als für "Schenkelklopfer" reicht es nicht. Es ist also kein Ersatz für mich. Teilweise fühlte ich mich von manchen Witzen derb minutenlang am Stück genervt. Die haben sich hier mit der Kulisse und den Rückblenden Mühe gegeben, weshalb ich versucht habe das auszuhalten. Ich konnte es aber nicht länger als zwei Episoden ertragen.

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                                                Das ist die Geschichte von Frank Griffin und seinen 40 Räubern, die im Jahre 1884 im mittleren Westen der USA Massaker in verschiedenen Kleinstädten anrichten.

                                                Das ist auch die Geschichte von Roy Goode, seinem Ziehsohn, der dabei nicht mitmachen will, die Beute stiehlt und nach LaBelle flüchtet, wo er auf der Farm der Witwe Alice Fletcher unterkommt.

                                                Und es ist auch die Geschichte von 50 tapferen Witwen aus LaBelle, die ihre Männer bei einem Silberminen-Unglück verloren haben und versuchen ihre Stadt wieder aufzubauen.

                                                Sehr feministisch kommt dieser Western daher, obwohl auch "echte" Männer die Screenetime bis zur Hälfte füllen. Sie sind für die ruchlose Gewalt zuständig, ohne die die Welt ein Hort des Friedens wäre. Der selbsternannte Räuber-Priester Griffin glaubt der Heiland persönlich zu sein, weiß er schon genau wann und wie er stirbt und hat er immer ein Zitat auf Lager, das so in der Bibel nicht zu finden ist. Er sammelt die Waisen ein, adoptiert sie als seine Kinder und bildet sie aus in Mord, Raub und Totschlag. Roy Goode will da nicht mehr mitmachen, nachdem sie hunderte Menschen einer Kleinstadt massakriert haben. Sie sind ihm auf den Versen und töten jedem der ihm Unterschlupf gewährt.

                                                Immer wieder gibt es Gewaltausbrüche, wie Prügeleien, Messerkämpfen und Schießereien, doch es gibt einige sozial-emotionale Entwicklungsdramen mit Aspekten von Feminismus, Rassismus und Homophobie, welche die Serie langsam aber gehaltvoller machen. Schließlich mündet das Ganze in der letzten Folge in eine sehr ausgiebige Gewaltorgie in mehreren Akten.

                                                An 1883 reicht die Inszenierung hier nicht heran, aber die Geschichte ist eine völlig andere und hat mich emotional herausgefordert. Gefallen haben mir sämtliche Schauspieler und ich habe mich gefreut meine alte Liebe aus der britischen Serie SKINS-HAUTNAH Jessica Sula wieder zu sehen. Es ist bestimmt 10 Jahre her, dass ich sie gesehen haben, aber ich habe sie gleich erkannt. Das passiert auch nicht so oft.

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                                                  "Gefühlvoll mit Zombies umgehen" ist das Thema von HANDLING THE UNDEAD. Herausgekommen ist ein Film, bei dem einige Vorredner schon treffend konstatierten, dass zu viel nur angeschnitten wird. Was wäre wenn diese Untoten einen nicht gleich auffressen wollen, was würde man dann mit wiederauferstehenden Verwandten machen. Was macht man mit der Mama oder dem Sohn und wie verhalten sich solche Untoten? So wie sie sich hier verhalten, läuft die Moral der Geschicht' hier auf das unvermeidbare hinaus. Sie wären besser tot geblieben. Und jetzt muss man das noch selbst erledigen. Ist das überhaupt strafbar, wenn man einen Wiederauferstandenen tötet? Genauso wie diese Frage bleibt auch vieles andere unbeantwortet.

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                                                    OUROBOROS 21.03.2025, 15:24 Geändert 21.03.2025, 15:27

                                                    In manchen Gegenden Frankreichs ist es zwar hübsch, aber gegen die Küsten, Strände, Gipfel haben sie keine Chance. So regiert auch in der Bourgogne die Landflucht und die Dörfer verschwinden zunehmend von der Landkarte.

                                                    Lehrerin und Mutter Chloé will aus der Stadt flüchten, denn unter ihrem toxischen Ex-Mann haben sie und ihr Sohn sehr gelitten. Freudig begrüßt werden sie Bürgermeister der Gemeinde, ein kleines Häuschen dürfen sie bewohnen.

                                                    Für Städter könnte die Stille der Nacht sehr gruselig werden, meint der Bürgermeister, jedenfalls zu Anfang. Man würde sich daran gewöhnen. Aber es ist tatsächlich so, dass man als Zuschauer ein ungutes Gefühl hat. Eine Bedrohung ist spürbar, sogar eine Präsenz. Chlo´´es Sohn Jules ist jedenfalls in seinem Grundschulalter sehr empfänglich. Zeitgleich werden nachts Schafe gerissen. Die Dorfbewohner laden den Wolf bzw. wilden Hund als Monster mythisch auf. So mehren sich die Ängste des kleinen, der nachts Erscheinungen hat. Alles wird nur noch schlimmer, als der mittelalte Dorfarzt mit Jules' Mutter anbandelt. Jules glaubt, dass der Mann das Monster ist, weil er zu ihm sagte "dass er ein bisschen mehr essen sollte". Jules denkt, er soll essen, damit er schön fett wird, damit das Monster was zu beißen hat. Es gibt in dem Dorf so manche schräge Typen, aber auch freundliche Menschen, so dass man glauben will es ist authentisch. Die Integration von Mutter und Sohn gestaltet sich schwierig, aber es gibt Entwicklungspotential.

                                                    Es kommt zu sehr unglücklichen Zufällen und Situationen und die stetige unheilvolle Atmosphäre ist eine große Kunst. Ich fand die Geschichte sehr spannend und der besondere Charme kommt durch die französischen Landschaft und Lebenskultur. Der mystische Touch geht nicht so weit, dass er völlig übernatürlich und unglaublich erscheint, vielmehr kann man das ganze auch sehr leicht psychologisch deuten.

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