Tim Dobbert - Kommentare

Alle Kommentare von Tim Dobbert

  • 8
    über Ozark

    Staffel 1-3: 8-8,5, Staffel 4: 6-6,5, Enthält Spoiler!

    Gute Serie. Der Vergleich zu Breaking Bad tut beiden Serien etwas unrecht, da sie tonal und auch von den Charakteren sehr unterschiedlich sind. Finde den etwas realistischeren Ansatz bei Ozark durchaus spannend. In beiden Fällen wird die Selbstgerechtigkeit der Hauptprotagonisten irgendwann sehr anstrengend. Außerdem werden die komplexesten Rollen oft umgebracht und gegen langweiligere Versionen ausgetauscht. Beispielsweise der psychopathische aber lustige Agent Petty durch den absolut nichtssagenden Privatschnüffler oder die Kartellanwältin Helen durch den lächerlichen Neffen vom Boss. Harris Yulin ist auch wie immer ein absolutes Hightlight. Durch seinen Auftritt in Scarface, ergibt er auch das Bindeglied zu Breaking Bad mit Mark Margolis (oder Steven Bauer). Jason Bateman spielt sehr gut, seine Figur hat aber auch das Problem viel zu passiv zu sein. Das mag in den ersten Staffeln noch Sinn machen, wird aber irgendwann unglaubwürdig und wenig unterhaltsam. Zumal nachdem alle wirklich gefährlichen Kontrahenten ausgeschaltet sind. Auf Laura Linney trifft dies noch mehr zu. Seit der Truman Show oder einer ähnlichen Rolle in Mystic River weiß man wie brilliant sie diese doppelzüngigen Ehefrauen spielen kann, die eigentlich hauptsächlich egoistisch handeln, dies aber so charmant tun, dass es faszinierend anzuschauen ist. Julia Garner ist wie für die Meisten, so auch für mich, das darstellerische Highlight. Sie ist aber bis zum bescheuerten Ende sicherlich der geprügelte Hund der ganzen Serie. Insgesamt muss man aber sagen, dass die Serie gut ist, an meine persönlichen Netflixfavoriten Mindhunter oder auch Stranger Things aber nicht rankommt. Trotzdem liegt es Meilen über der üblichen hochglanz teeny Netflixgrütze.

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    • 6
      über Tenet

      Warum wird der Plot als kompliziert angenommen. Der Plot ist der gleiche wie bei fast jedem Bond Film oder wie bei Frantic von Polanski. Wie hatte mal ein Kritiker dazu geschrieben: "Trotz des frenetischen Titels nimmt der Film an keiner Stelle Fahrt auf" Das gleiche ließe sich auch zu Tenet sagen. Die Machart ist natürlich erstklassig. Das europäische Setting ist auch erfrischend, aber der Rückwärtskrempel wirkt irgendwie lächerlich. Man kann Nolan nur wünschen, dass er mal von diesem ganzen verkopften Zeitquatsch Abstand nimmt. Meiner Meinung nach ist er ein sehr fähiger Regisseur aber ein relativ durchschnittlicher Drehbuchautor. Die Filme, die ich von ihm am liebsten mochte (Prestige und Dunkirk) basieren auf anderen Werken bzw. historischen Ereignissen. Die Dialoge wirken auch oft sehr pathetisch und unrealistisch. Es muss natürlich alles auch immer bierernst sein. Naja ich hoffe das nächste Werk zündet etwas mehr, sonst kann man ihn langsam als Architectural Digest Regisseur bezeichnen.

        • 10

          Wat ein Meisterwerk!!

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          • 9

            Nachdem ich diese Woche, auf Grund der derzeitigen Situation, mal die Muße hatte mir die 5 Stunden Versionen der beiden Ingmar Bergman Klassiker "Szenen einer Ehe" und "Fanny & Alexander" anzusehen, wurde diese kleine Schwedenwoche nun mit "Midsommar" abgeschlossen. Ich habe gerade mal ein paar vorherige Kommentare überflogen und kann die negativen Kritikpunkte durchaus nachvollziehen. Mich hat dieser Streifen von Beginn an in seinen Bann gezogen. Obwohl man eigentlich ahnt worauf es hinausläuft, hat er für mich konstant die Frage gestellt, wie es wohl weitergehen mag. Der Film hat durch seine Bilder, die eindringliche musikalische Untermalung und die Soundeffekte eine sehr hypnotische Wirkung. Ob der Film jetzt ein Horrorfilm ist oder nicht, sei dahin gestellt. Es gibt schon anleihen bei "Texas Chainsaw Massacre" oder "Deliverance", aber wer einen lupenreinen Gruselschocker erwartet, könnte schnell enttäuscht werden oder sich langweilen. Ich denke wenn man Asters Vorgänger "Hereditary" oder auch "It follows" mochte, kann man hier wenig falsch machen, denn das ganze ist schon recht gestört.

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            • 10

              Geiler Scheiß!

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              • 5
                über 1917

                Keine Frage, 1917 ist sehr gut gemacht, aber leider hat er mich auch zu sehr an Videospiele erinnert. Wirklich immersiv fand ich ihn auch nicht, das hat man mit ähnlichen Mitteln bei "The Revenat" oder bestimmten Terrence Malick Filmen besser hinbekommen. Alleine die Dünkirchen Plansequenz bei "Atonement" fand ich emotionaler und ergreifender als diesen Streifen hier.

                ACHTUNG STARKE SPOILER: Die alte Leier vom Kriegs- oder Antikriegsfilm muss man leider auch wieder abspielen. Denn falls dies ein Antikriegsfilm sein soll, kann das nur ein Scherz sein. Der eine kleine Soldat, der einem ständig was von dem tollen Orden erzählt, den er "verdienen" möchte. Ich meine 3 Jahre des bis dahin blutigsten Konfliktes der Menschheitsgeschichte sind bereits rum und der labert solchen stuss. Addi bei "Hitler- Aufstieg des Bösen" wäre stolz auf ihn. Oder das ist erst sein zweiter Tag an der Front, das würde auch seine pummelige Statur erklären. Feldpost Soldaten bewegen sich natürlich auch nicht viel, ist klar. Und natürlich wird er von dem bösen Deutschen Piloten abgestochen. Ach wie traurig. Das war dann wohl der "Mrs. Miniver" mini Sublot, nur das dies ein Propagandafilm war im 2. WK. Außerdem zielen die Deutschen so schlecht, wie der Vietcong in "Rambo 2". Ich weiß nicht, ob man heute noch so plakativ die Gegenseite darstellen sollte, zu mal der Krieg auf beiden Seiten provoziert wurde. Wie gesagt, es ist der erste Weltkrieg. Da erfordert die Analyse der Kriegsschuldigen etwas mehr Hirnschmalz als beim Zweiten Weltkrieg. Aber gut, ist halt ein Hollywoodfilm. Man wurde ja auch durch die ständig bummernde Filmmusik dran erinnert.

                Letztendlich ist der Film nett anzusehen, erzählt aber meines Erachtens nichts Neues oder verschafft einem eine neue Perspektive auf das Thema Krieg. Er versucht die gleiche hypnotische Wirkung wie "Dunkirk" zu erzielen, scheitert dabei aber kläglich. Das Sam Mendes gute Antikriegsfilme drehen kann hat er mit dem hervorragenden und vielschichtigem "Jarhead" bewiesen. Aber der hatte auch eine erstklassige Buchvorlage.

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                • Tim Dobbert 06.01.2020, 14:03 Geändert 06.01.2020, 14:03

                  Sehr cool, dass Sam Mendes gewonnen hat, da er doch gefühlt immer etwas unterbewertet wird, obwohl er fast ausnahmslos Meisterwerke gedreht hat. Ich fands auch sehr nett, dass er Thomas Newman mit auf die Bühne gebracht hat am Ende. Generell war die Regie-Kategorie dieses Jahr sehr stark und erinnerte auf Grund der hohen Qualität der Regisseure an die besten Zeiten in den 90ern. Obwohl meines Erachtens weder Tarantino noch Scorsese Karrierehöhepunkte geliefert haben.

                  Etwas nervig fand ich die Dankesrede von Michele Williams. So sehr ich sie als Schauspielerin schätze, aber sich dann immer als die große Kämpferin für Frauenrechte hinzustellen, naja. Ich finde es generell etwas grenzwertig, wenn irgendwelche Hollywoodstars zum Wählen aufrufen etc. Mein Gott die Frau ist durch Dawson's Creek bekannt geworden.. Ich denke die (meißten) Leute wissen selbst was sie zu tun haben und haben vermutlich auch mehr Allgemeinbildung. Zum Glück war R. Gervais da, um die ganze Eierschaukelei etwas auszugleichen.

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                    Tim Dobbert 16.12.2019, 23:29 Geändert 16.12.2019, 23:34

                    Irgendwie interessant, irgendwie zäh. Schwer zu sagen. Ich mochte The Lobster sehr, zumindest rede ich mir das ein... The Killing of a Sacred Deer war schon schwächer aber dennoch gut. Was mir jetzt bei The Favourite nicht wirklich gefallen hat, war der GoPro Kamera Look und die abrupten Szenenschnitte. Prinzipiell finde ich es ja gut, wenn mal mit der Kostümschinken Bildsprache gebrochen wird, aber es hat einen etwas aus dem Film gerissen. Erinnerte mich in dieser Form etwas an Public Enemies mit seinem Videolook in der Prohibitionszeit. Trotzdem bleibt Lanthimos ein nach wie vor außergewöhlicher Filmemacher, dessen Werke schwer zu greifen sind und der sich mit seinen "Feel Not Good Movies" in einer ähnlichen misantropischen filmischen Realität aufhält wie Michael Haneke und Lars von Trier.

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                      Tim Dobbert 10.11.2019, 21:33 Geändert 10.11.2019, 21:36

                      Mittlerweile zum dritten oder vierten Mal gesehen und ich muss sagen, dass der Film eindeutig zu den großen Meisterwerken der Filmgeschichte gehört. Der Film wird einfach durch die großartige Chemie zwischen Liz Taylor und Rock Hudson getragen. Beide gehen in ihren Rollen dermaßen auf, dass man ihr Eheleben mit all den Höhen und Tiefen jederzeit nachvollziehen kann. Gerade Liz Taylor mit der starken Persönlichkeit ihrer Figur hebt den Film von ähnlichen Filmen spürbar ab und lässt ihn zeitlos erscheinen.
                      Manch einer ist eventuell enttäuscht, dass James Dean hier im Vergleich zu seinen anderen zwei großen Filmen nur eine Nebenrolle spielt und im weiteren Verlauf der Handlung sogar zu einer Art Gegenspieler mutiert.
                      Doch meiner Meinung nach zeigt Giganten, als der einzige seiner Filme, die volle Bandbreite seines Könnens und bietet die vielschichtigste Charakterrolle seiner zu kurzen Karriere.
                      Wie für viele Hollywoodfilme dieser Ära oder früher typisch, ist auch die Charakterisierung und Besetzung der Nebencharaktere sehr gelungen und der Film wirkt nur im letzten Drittel ein wenig in die Länge gezogen. Dafür sorgt hier ein extrem junger Dennis Hopper nochmal für einen darstellerischen Höhepunkt.

                      Alles in allem muss man natürlich diese Art von epischen Familienfilm mögen und man sollte sich genügend Zeit nehmen um den Film auf sich wirken zu lassen.
                      Regisseur George Stevens bekannteste Vorgängerfilme "Mein großer Freund Shane" und "Ein Platz an der Sonne" (auch mit Liz Taylor und Monty Clift, quasi das Original von Match Point) kann ich an dieser Stelle auch nur wärmstens empfehlen.

                      Ursprüngliche Bewertung: 8.5 Punkte (16.09.2011)

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                      • 8

                        Angenehm anzusehender kleiner Film von Eastwood. Die Dramatik hält sich trotz mexikanischer Drogenkartelle in Grenzen, was vor allem daran liegt, dass auch mal die Chicos südlich der Border halbwegs mehrdimensional gezeichnet sind.
                        Das Ende ist auch recht emotional. Nicht nur wegen der Filmhandlung, sondern auch weil es vermutlich Clints letzte Rolle sein wird. Aber es würde mich auch nicht wundern, wenn er mit 99 noch einen raus haut. Der Mann ist schon ne Nummer für sich.

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                        • Warum sieht Kathleen Turner mittlerweile aus wie Jennifer Aniston in einem Fat Suit? Da guck ich lieber nochmal Body Heat.

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                            Tim Dobbert 27.08.2019, 23:09 Geändert 18.01.2020, 13:15

                            Genialer und sehr unterhaltsamer Film über Gier. In diesem Fall die Gier nach Gold beziehungsweise dem damit verbundenen Reichtum. Von daher wirkt der Film auch heute noch sehr modern und aktuell. Der Film diente auch gewissermaßen als Vorlage von "There Will Be Blood" und ist in gewisser Weise sein geistiges Prequel. Die Verzweiflung Bogarts am Anfang ähnelt auch etwas der von Joaquin Phoenix am Anfang von "The Master". Bogart hätte hier auch klar den Oscar verdient gehabt, zumal ihn John (Regie) und Walter Huston (Nebendarsteller) auch bekommen haben. Aber gut, der von ihm gespielte Freddy Dobbs ist ein sehr ambivalenter Charakter und streckenweise nicht sehr sympathisch und das mag die Acadamy ja leider nicht so sehr. Aber Hut ab vor dem Mut sowas zu spielen und vor allem so facettenreich und menschlich. Immerhin hat er ihn dann noch für "The African Queen" bekommen, ebenfalls unter der Regie von John Huston. Der war auch wesentlich massentauglicher und auch bei weitem kein schlechter Film. Doch der Schatz der Sierra Madre bleibt länger haften und gibt gut wieder, was zu viel Gier mit den Menschen anrichten kann.

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                            • Tim Dobbert 27.08.2019, 21:17 Geändert 27.08.2019, 21:18

                              Hat mich als Quentin-Fanboy relativ stark enttäuscht. Das nicht viel passiert und Alltag der Beiden gezeigt wird, sollte kein K.O. Kriterium sein. Der Film ist ja letztendlich ein Slacker Film, aber irgendwie haben das der von Tarantino oft genannte Dazed and Confused oder auch so ein netter und leider auch sehr ähnlicher Streifen wie Nice Guys besser hinbekommen. Die Andy MacDowell Tochter taucht auch mit ählicher Rolle in beiden Filmen auf.

                              Der Film wirkt ja leider teilweise auch wie selbst parodiert. Die gewählten Songs zum Beispiel sind allesamt natürlich zeittypisch top, aber man wird einfach mit Musik zugeballert. Da werden Tracks drei Sekunden angespielt um dann vom nächsten übertönt zu werden. Und der nervtötende DJ, den Tarantino beispielsweise so gekonnt in Reservoir Dogs einsetzt, wirkt hier einfach nur aufgesetzt. Ähnlich ging es mir auch mit der Erzählerstimme von Kurt Russel. Auch die kontextualisierte Wirkung der Musik fehlt hier völlig, außer bei der Szene mit Brad Pitt und der Neil Diamond Mucke vielleicht. Aber das ist irgendwie auch zu wenig für einen Regisseur seines Kalibers..

                              Selbst die Kameraarbeit. Oh Mann, welch visuelles Fest waren die anderen Kolaborationen mit Robert Richardson. Inglourious Basterds, Kill Bill und die tolle Ausleuchtung in der Hütte von The Hateful Eight. Aber hier haben wir gefühlt 10 mal die gleiche Einstellung von 2 Leuten von hinten im Auto gefilmt und das in den ersten 20 Minuten. Naja vielleicht war das auch seine "Hommage" an die Nouvelle Vague, die hatten ihre Kamera auch fast nie außerhalb des Autos. Das lag aber am Budget und dieser Streifen hier hat fast 100 Mille gekostet. Nach der kurzen Szene mit Steve McQueen dachte man sich auch, dass ein Film über ihn wohl spannender gewesen wäre. Er als Held und Roman Polanski als Bösewicht um die Gunst von Sharon Tate. Dann geht er zu Charlie und seinen Bitches und fordert seine Rache...

                              Die interassanteste Randnotiz ist ja eigentlich, dass dieser Film ja quasi das 8 1/2, Die Amerikanische Nacht oder Stardust Memories von Tarantino ist. Also sein Film im Film über das Filmemachen, wie ihn ja fast jeder namhafte Regisseur früher oder später mal macht. Aber um was geht es hier: Einen abgehalfterten B-Movie/Seriendarsteller und seinen Stuntman. Was hat das eigentlich mit Tarantino persönlich zu tun. Zumal die Regisseure in dem Film sehr überzeichnet und klischéemäßig rüberkommen. Ich frage mich da immer was so eine Darstellung mit der Realität zu tun hat, denn ich kann mir nicht vorstellen das solche Clowns überhaupt irgendeinen Film/Serie zu Stande gebracht hätten. Zumal die Regisseure ja damals noch viel eher strenge Handwerker und weniger Künstlertypen waren. Das begann ja damals erst in Form des New Hollywood. Das der Regisseur überhaupt so stark in den Vordergrund rückt. Aber wer weiß, vielleicht trauert Quentin auch immer noch seiner Schauspieler-Karriere hinterher. Vielleicht spart er sich das auch für seinen 10./letzten Film auf. Ich denke eine gewisse Selbstreflexion würde ihm hier mal ganz gut tun und mehr persönliches aus seinem Leben zu Tage fördern.

                              Najut ich werde mir den Film zu gegebener Zeit nochmal zu Gemüte führen und vielleicht kann er dann seine Wirkung besser entfalten. Deshalb vertage ich meine entgültige Bewertung.

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