Die nackte Kanone mit Liam Neeson ist das beste Reboot seit Ewigkeiten: Wirklich jede Sekunde ist mit Gags gefüllt

30.07.2025 - 15:01 UhrVor 6 Stunden aktualisiert
Die nackte Kanone
Paramount/Sony
Die nackte Kanone
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Ausgerechnet Action-Star Liam Neeson führt die lustigste Komödie seit Langem an. Die nackte Kanone läuft ab morgen in den Kinos. Warum Neeson ein würdiger Erbe von Leslie Nielsen ist, verrät dieser Film-Check.

Denkt man an Liam Neeson, dann zischt es übers Trommelfell: "Ich werde dich finden. Und ich werde dich töten." Mit dieser Drohung begann in 96 Hours aus dem Jahr 2008 Neesons zweite Karriere als Actionstar. Entsprechend abwegig klang sein Casting im Reboot des Komödien-Kults Die nackte Kanone, der am Donnerstag in den deutschen Kinos startet. Viel zu ernst ist er, die Würde in Person, selbst während er Menschenhändler in den Boden rammt.

Liam Neeson erweist sich in Die nackte Kanone jedoch als perfekte Besetzung. Er liefert nicht nur eine seiner mutigsten Darstellungen ab, sondern wird von einem Drehbuch unterstützt, das dank einer enormen Dichte an irrwitzigen Gags mit seinem Elan mithalten kann.

Jede Sekunde von Die nackte Kanone ist mit Gags gefüllt

Vor dem Kinobesuch lohnen sich Atemübungen. Wärmt das Zwerchfell auf, putzt eure Brillen, lehnt euch zurück. Es gilt: ganz genau hinschauen und zuhören. Der schlanke 85 Minuten lange Film ist dermaßen vollgestopft mit Witzen, dass einem zwischen den Lachern der ein oder andere Gag durchrutscht.

Frank Drebin Jr. (Liam Neeson) ist der Sohn von Leslie Nielsens Kult-Cop aus der Serie Die nackte Pistole und den anschließenden drei Kinofilmen. Papa ist schon längst ins Jenseits entschwunden, der verwitwete Sohnemann schreibt das Erbe als Cop in Los Angeles fort. Genau genommen hinterlässt Frank Jr. eine Spur der Zerstörung. Natürlich nicht absichtlich, zumindest nicht immer.

Während Frank in Gedanken übers harte Polizisten-Dasein versinkt und Kaffee bechert, überfährt er achtlos Fahrradfahrer und Passanten. Er reißt Elektro-Ladestationen aus dem Beton und befreit den ein oder anderen Handlanger von dessen Gliedmaßen.

Franks leidgeprüfte Vorgesetzte Chief Davis (CCH Pounder) hat die Alleingänge satt, denn sie gehen mit Klagen wegen Körperverletzung einher. Auch der Rest der Welt ist im Wandel. Elektro-Auto-Magnat Richard Cane (Danny Huston) weist mit seinen Erfindungen den Weg in die Zukunft. Da taucht die trauernde Beth Davenport (Pamela Anderson) in Franks Büro auf, deren Bruder gerade in einem Elektroauto in den Tod gestürzt ist. Alles weist auf einen Selbstmord hin, doch Beth ist sich sicher: Cane steckt dahinter.

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Liam Neeson ist die Idealbesetzung für Frank Drebin Jr.

Man nehme einen für ernste Rollen bekannten Schauspieler und versetze ihn in die irrsinnigsten Situationen, die man sich ausdenken kann. Besser noch: Seine Figur produziert diese Situationen am Fließband, verhält sich aber so, als wäre alles vollkommen normal. Das war das Erfolgsrezept des Produzententrios ZAZ (Jerry Zucker, Jim Abrahams, David Zucker) vor 40 Jahren. Leslie Nielsen füllte diesen Typus mit einer charmanten Ahnungslosigkeit aus, wenn er bei seinen Ermittlungen durch Oscar-Verleihungen stolperte oder – Bauch zuerst – auf die nichtsahnende Königin von England sprang.

Nielsen parodierte mit Frank Drebin die hartgesottenen Cops aus 50er- und 60er-Jahre-Krimis. Liam Neeson und das Autoren-Team um Regisseur Akiva Schaffer (Popstar: Never Stop Never Stopping) verpassen Familie Drebin anno 2025 ein gelungenes Action-Update. Dieser Frank prügelt sich durch Reihen von Bösewichten, sticht sie mit knallbunten Lollis ab und wirft sie wie Puppen durch die Gegend. Schaffer choreografiert diese Eskapaden dermaßen überzogen, dass Köpfe abgerissen werden, als hätte Frank es mit Ken und Barbie zu tun, nicht mit echten Menschen.

Betritt Frank Drebin Jr. einen Raum, dann verwandelt er seine Umgebung mit todernster Miene in einen Live-Action-Cartoon. Plötzlich sind die Regeln der Schwerkraft und des guten Geschmacks aufgehoben. Die Blödelei regiert und Liam Neeson ist ihr König.

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Die nackte Kanone kriegt ein Update, aber bleibt sich treu

Neeson hängt sich rein in diese Rolle und spricht die entzückend hirnrissigen Dialoge mit der Inbrunst eines Shakespeare-Sonetts auf. Unterstützt wird er von einer zu jeder Albernheit aufgelegten Pamela Anderson. Deren Beth ist eine Art Seelenverwandte für Frank Drebin, unter anderem weil sie jeden Satz viel zu wörtlich nimmt – genau wie er. Als Gegenspieler darf sich Danny Huston austoben. Er reiht sich in den 2025er-Kader rücksichtsloser Konzernvertreter ein, der bereits von Mark Ruffalo in Mickey 17, Rupert Friend in Jurassic World 4: Die Wiedergeburt, Tobias Menzies in F1: Der Film und zuletzt Nicholas Hoult in Superman aufgestockt wurde.

Die Parallelen zu Tesla-Chef Elon Musk sind in Die nackte Kanone offensichtlich und Canes Masterplan wirkt erstaunlich zeitgemäß für eine harmlose Komödie. Trotz aller aktueller Bezüge, etwa auch zur Polizeigewalt, wirkt dieses Update von Die nackte Kanone nicht erzwungen. Im Vordergrund steht der tumbe Spaß, der erst in den letzten 20 Minuten an Energie einbüßt, wenn die Handlung die Oberhand gewinnt.

Wenig ist lustiger in einem vollbesetzten Kinosaal, als dem Action-Recken aus der Taken-Reihe oder Non-Stop dabei zuzusehen, wie er vor einer Wärmebildkamera extrem anzügliche Posen einnimmt. Wie er sich als Schulmädchen verkleidet oder mit seinem entblößten Allerwertesten ins Scheinwerferlicht eines Stadions stolpert. Natürlich mit Würde. Mit Ernst. Und erfreulicherweise ohne jede Selbstironie.

Die nackte Kanone mit Liam Neeson startet am 31. Juli 2025 in den deutschen Kinos.

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