Endlich Nichtraucher - Verbot im Film macht's möglich

24.01.2015 - 08:59 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Ein Gesetzes-Entwurf in Italien sieht vor, das Rauchen vor laufender Kamera zu verbieten.
Buena Vista
Ein Gesetzes-Entwurf in Italien sieht vor, das Rauchen vor laufender Kamera zu verbieten.
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Es geht um die Gesundheit unserer Kinder, an die schließlich auch jemand denken muss: In Italien wollen Politiker verbieten, in Filmen zu rauchen. Nicht im Kinosaal, sondern auf der Leinwand. Das halte ich für keine gute Idee - aber ich bin auch Raucher.

In Italien soll ein neues Nichtraucherschutzgesetz eingeführt werden. Der Gesetzesentwurf sieht unter anderem vor, dass in Parks, an Stränden und in Autos, in denen Kinder sitzen, nicht mehr geraucht werden darf. So weit, so gut. Aber auch vor laufender Kamera sollen künftig alle auf den Konsum von Tabak verzichten. Dahinter verbergen sich zwar gute Absichten, aber die Idee schießt meiner Meinung nach weit über das Ziel hinaus. Ein derartiges Gesetz bewegt sich gefährlich nah an der Zensur und würde einen Einschnitt in die künstlerische Freiheit bedeuten. Im Film sind Zigarette, Pfeife oder Zigarre doch viel mehr als nur Requisite, Zeichen der Zeit, Kulturgut oder Stilmittel - sie definieren einen Charakter und geben Rollen eine zusätzliche Nuance. Im Akt des Rauchens und seinen unterschiedlichsten Ausprägungen kann im Film Bedeutung transportiert werden. Rauchen kann stilvoll, ekelhaft, cool oder verführerisch sein: Tabakrauch ist fast immer ein Statement.

Darum rauche ich auch genüsslich, während ich diese Zeilen schreibe. Richtig, ich bin Raucher und somit in dieser Angelegenheit nicht ganz unvoreingenommen. Zugegeben: Als das Nichtraucherschutzgesetz in Deutschland eingeführt wurde, habe ich mich darüber geärgert, dass ich im gastronomischen Betrieb meiner Wahl nicht mehr rauchen durfte. Im Nachhinein betrachtet, halte ich das aber für eine sehr gute Sache. Ich wundere mich vielmehr immer noch darüber, dass dort vorher der Nichtraucherbereich überhaupt nicht vom Raucherbereich abgetrennt war. Im Winter war dadurch eigentlich immer überall Raucherbereich und das war einfach ganz normal. Was ich damit sagen will: Es könnte sein, dass ich in ein paar Jahren fest davon überzeugt bin, dass es eine gute Idee war, Rauchen in Film und Fernsehen generell zu unterbinden. Ich wage es allerdings zu bezweifeln.

Was Thailand, Indien, Wales & Italien vielleicht bald gemeinsam haben

Mit diesem Aufreger bin ich eigentlich auch schon ganz schön spät dran. Ich habe es bisher nämlich einfach nicht mitbekommen, dass in Indien (2005-2009), Thailand (seit 2000), und Wales (2007) das Rauchen vor laufender Kamera schon längst verboten ist beziehungsweise war. Indische Regisseure dürfen anscheinend wieder Zigaretten zeigen, müssen aber vor dem Film auf die Gesundheitsrisiken hinweisen. Die Restriktionen und deren Durchsetzung sollen von Bundesstaat zu Bundesstaat variieren. Die Türkei hat vor gar nicht allzu langer Zeit zwei Sender sogar zu einer Geldstrafe von jeweils 28.000 Euro verbrummt, weil diese die Zigaretten in Mad Men nicht verpixeln wollten. (Eine Serie, die in den Sechziger Jahren spielt - in der quasi ununterbrochen geraucht und gesoffen wird.) Leider scheint es zu den Auswirkungen dieser Vorschriften noch keine Studien zu geben. Es dürfte allerdings auch ziemlich schwierig sein, da eine Kausalität nachzuweisen.

Nun sorgt sich also auch Italien um die Gesundheit seiner Kinogänger und Fernseh-Zuschauer. Ich sehe darin eine Einschränkung der künstlerischen Freiheit und bin zum Glück nicht allein mit dieser Einschätzung: Italienische Regisseure laufen derzeit Sturm gegen die Initiative der Gesundheitsministerin Beatrice Lorenzin. Dabei betonen Oscar-Preisträger Paolo Sorrentino, Mario Martone, Gabriele Muccino und Paolo Virzì in ihrer in der Zeitung La Repubblica veröffentlichten Streitschrift, dass sie mit den anderen Punkten des Nichtraucher-Gesetzes kein Problem haben. Im Gegenteil. Gegen das Rauch-Verbot in Parks, an Stränden und in Autos mit Kleinkindern an Bord haben sie überhaupt nichts einzuwenden. Aber „welchen Sinn hat es, eine fiktive Figur in ihrem Handeln einzuschränken?

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