Hacksaw Ridge - Der Höhenflug des Andrew Garfield

28.01.2017 - 09:10 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Andrew Garfield in Hacksaw RidgeUniversum
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Der seit dieser Woche laufende Hacksaw Ridge brachte Andrew Garfield eine Oscarnominierung. In diesem Artikel prophezeie ich dem aufstrebenden Star eine große Zukunft.

Die Karriere von Andrew Garfield legt derzeit einen beachtlichen Höhenflug hin. Als er das Spider-Man-Kostüm an Tom Holland abgeben musste, verlor er seine bis zu diesem Zeitpunkt prestigeträchtigste Rolle. Doch etwas Besseres hätte dem Schauspieler, der mit The Social Network seinen Durchbruch feierte, wohl kaum passieren können. Noch im selben Jahr zeigte er mit 99 Homes an der Seite von Michael Shannon ein weiteres Mal seine Qualitäten als ernstzunehmender Darsteller außerhalb des Superheldenkostüms. Danach widmete er sich zwei absoluten Mammutaufgaben, Hacksaw Ridge und Silence.

Ersterer läuft seit dieser Woche im Kino und ist nicht irgendein Film, es ist der erste seit zehn Jahren, bei dem Mel Gibson Regie führt. Der Film also, mit dem der einst gefeierte, nun gehasste Regisseur wieder Fuß in Hollywood fassen möchte. Doch in all dem Trubel um Mel Gibson gelingt Andrew Garfield in dem Kriegsdrama als pazifistischem Soldaten Desmond Doss eine beachtliche Leistung, die ihm eine Nominierung als Besten Hauptdarsteller bei den kommenden Oscars einbrachte. Auch in Martin Scorseses langjährigem Herzensprojekt Silence, der bei uns Anfang März in den Kinos erscheint, überzeugte er die Kritiker.

Es ist wohl auch dieser Höhenflug, der Andrew Garfield dazu verleitete, seinem Ärger über die Produktion großer Blockbuster Luft zu machen . Wenn Andrew Garfield konsequent ist, wird er sich in Zukunft von den teuren Mega-Blockbustern fernhalten und eher auf Produktionen mit mittlerem Budget setzen. Warum er sich damit einen Status als großer Star der nicht ganz so großen Filme erarbeiten könnte, erfahrt ihr hier.

Kleinere Filme bieten größeren Freiraum

Sowohl Hacksaw Ridge als auch Silence sind Filme mittleren Budgets. IMDb schätzt diese auf je 40 Millionen US-Dollar, eine offizielle Angabe gibt es nicht. Die genauen Zahlen sind auch gar nicht so bedeutend, wichtig ist, dass sich die Filme ungefähr in der mittleren Preiskategorie befinden und damit dort, wo der gestalterische Freiraum eines Filmemachers am größten ist und ein Schauspieler wie Andrew Garfield sich optimal entfalten kann. Um das kurz zu verdeutlichen: Je mehr Geld ein Regisseur für einen Film zur Verfügung hat, desto mehr Visionen lassen sich umsetzen. Zwar lassen sich mit kreativen Ideen und filmhandwerklichem Geschick fehlende finanzielle Mittel ausgleichen, doch nur bis zu einem gewissen Grad. Ein Kriegsfilm mit dem Bombast eines Hacksaw Ridge kostet eben ein paar Millionen, um ihn glaubwürdig auf die Leinwand zu bringen.

Andrew Garfield in The Amazing Spider-Man

Viel Budget hilft zwar diesbezüglich, doch zu viel schafft wiederum neue Probleme. Große Blockbuster mit ihren neunstelligen Dollarsummen haben beinahe unbegrenzte finanzielle Möglichkeiten, doch irgendwie muss das Geld auch wieder erwirtschaftet werden. Der Kreativität der Filmemacher werden Schranken gesetzt, indem sie ein möglichst breites Publikum ansprechen müssen. Wie eingangs erwähnt hatte Andrew Garfield genau das bereits bei The Amazing Spider-Man kritisiert. Visionäre Ideen haben in diesem Preissegment eben kaum eine Chance. Es sind daher gerade die Filme, die zwischen diesen Extremen liegen, die einem Schauspieler die größte Anerkennung bringen, eben Filme wie Hacksaw Ridge.

Andrew Garfield in Hacksaw Ridge

Ob Andrew Garfield sich alleine durch Hacksaw Ridge die Oscarnominierung sicherte oder ob er die Academy im Kombination mit Silence so sehr überzeugte, können wir nur spekulieren. Wer Hacksaw Ridge sieht, wird jedoch feststellen, dass Andrew Garfield perfekt in die Rolle des pazifistischen Querdenkers Desmond Doss passt. Ob bei seinen naiven Flirtversuchen zu Beginn des Films oder mit seiner noch viel naiveren Vorstellung, er könne am Krieg teilnehmen, ohne auch nur ein einziges Mal eine Waffe abzufeuern. Andrew Garfield quillt sein unschuldiges Gemüt bei jedem verschmitzten Lächeln aus den Mundwinkeln.

Andrew Garfield in Hacksaw Ridge

Der Volksmund würde Menschen wie Desmond Doss etwas abfällig als treudoof bezeichnen. Andrew Garfield schafft es, dies wunderbar darzustellen. Es ist seine schlacksige Art, sein verschmitztes Lächeln und sein Leuchten in den Augen, das ihn zugleich sympathisch, aber auch irgendwie bemitleidenswert macht. Wie ein Kind, das noch an den Weihnachtsmann glaubt, glaubt er an seine Ideale. Dass er es dennoch schafft, diese auch noch in die Tat umzusetzen, ist erstaunlich. Andrew Garfield fängt auch diese Seite seines Charakters wunderbar ein. Das schüchterne Lächeln verschwunden, die Mundwinkel versteinert, das Leuchten seiner Augen erloschen, der Kampfgeist, er bleibt. Diese Darbietung macht Lust auf mehr.

Die Zukunft von Andrew Garfield

Auch die kommenden Auftritte Andrew Garfields klingen vielversprechend. Hier in Deutschland warten wir noch auf das Glaubensdrama Silence, das ab dem 02.03.2017 in den Kinos läuft. Darin begibt sich der Ex-Spider-Man als strenggläubiger Jesuit gemeinsam mit Adam Driver nach Japan, um seinen ehemaligen Mentor, gespielt von Liam Neeson, zu finden. Dort stellen sie jedoch fest, dass die Regierung systematisch Christen verfolgt und sogar foltert. Die beiden Glaubensbrüder sind dadurch ebenfalls in Gefahr.

Andrew Garfield in Silence

Zwei weitere Projekte mit Andrew Garfield stecken schon in der Post-Production-Pipeline. Under the Silver Lake ist ein moderner Film noir von der noch jungen Produktionsfirma A24, die sich in den letzten Jahren den Ruf einer hochwertigen Independent-Filmschmiede erarbeitet hat. Ebenso gespannt dürfen wir auf das Regiedebüt der Performance-Capture-Koryphäe Andy Serkis blicken: In Breathe spielt Andrew Garfield einen glücklichen, abenteuerlustigen Mann, der eines Tages mit Polio diagnostiziert wird und so einen tiefen Schicksalschlag verarbeiten muss. Wir dürfen gespannt sein, ob Andrew Garfield seinen guten Lauf mit seinen kommenden Leinwandauftritten fortsetzt. Wenn ja, könnte er schon bald der große Star der nicht ganz so großen Filme sein.

Was haltet ihr von Andrew Garfield?

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