Inzest, Stasi, tote Oma - Typisch Tatort Bremen

31.05.2010 - 04:00 Uhr
Ob du IM warst oder nicht, sagt dir gleich das Licht.
ARD / RB
Ob du IM warst oder nicht, sagt dir gleich das Licht.
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Inga Lürsen und Stedefreund versanken im Stasi-Sumpf.

Die Zuschauer sollten schon einen gewissen Faible für überlebensgroße Stories mitbringen, wenn sie sich an den Bremer Tatorten um die Ermittler Lürsen (Sabine Postel) und Stedefreund (Oliver Mommsen) erfreuen wollen. Denn mit Kleinkram wie einem normalen Mord geben sich die Bremer nicht zufrieden. Unter einem James Bond-Bösewicht, Ehrenmorden oder Nazi-Regierungsumstürzlern macht Inga Lürsen gar nicht die Augen auf.

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Da wunderte es nicht, dass auch im gestrigen Tatort: Schlafende Hunde wieder die ganz große Verschwörung herhalten musste. Ausgebeutete Rebellen, Waffenschmuggel, Fair-Trade, Vergangenheitsbewältigungen, Inzest aus Versehen und abgetauchte Stasi-Seilschaften, die hinter den Kulissen die Fäden zogen und munter meuchelten und mordeten.

Während Kommissarin Lürsen diesmal fast zur Nebenrolle verkam, durfte Oliver Mommsen mal zeigen, was er drauf hat. Er mimte einen verzweifelten Stedefreund, der von den bösen Alt-Stasis manipuliert wurde zu glauben, seine langjährige Kollegin könnte auch IM bei der DDR-Staatssicherheit gewesen sein und heimlich die Ermittlungen sabotieren.

Da wurden dann die ganz großen Gefühle fällig, wenn er Lürsen mit dem Verdacht konfrontiert und es zur emotionalen Aussprache auf offener Straße kam. Doch Stasi-Konspiration alleine reichten natürlich nicht aus, es musste auch noch der etwas unappetitliche Inzest zwischen Vater und Tochter enthüllt werden, den beide aus Versehen begingen. Denn die Stasi plant nicht nur heimlich die Weltherrschaft, sondern verkuppelt auch unwissende Väter mit ihren zur Zwangsadoption ausgesetzten Töchtern – und ermordet widerspenstige Omas mit supergeheimen Gift-Cocktails.

Die Stasi als Illuminati für Kleingarten-Besitzer – daran hätte wahrscheinlich auch Konspirations-Spezi Oliver Stone seine Freude gehabt. Und Regisseur Florian Baxmeyer, der ansonsten auf RTL die Heilige Lanze suchen lässt und die Drei Fragezeichen über die Kinoleinwand scheucht, hatte sichtlich diebischen Spaß dabei, diese überdrehte Story zu inszenieren.

Wenn sich am Ende rausstellt, dass der böse Ex-Stasi-Mann Schröder (wunderbar gespielt von einem kaum wiederzuerkennenden Heinz-Werner Kraehkamp) die Rentnerin ermordet hat und er dafür selbst vom betrogenen Rodenburg (Jürgen Prochnow) per Giftspritze entsorgt wurde, wenn es einen hektischen Showdown im Hafen gegeben hat und die unschuldige Tochter tränenreich die Wahrheit über ihre Eltern erfährt, dann war das – bei aller fehlenden Glaubwürdigkeit – doch ein unterhaltsames Stück Sonntagskrimi.

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