Eine alte Sportlerweisheit besagt, dass ein gutes Team nicht nur aus Häuptlingen bestehen kann – es braucht auch Indianer. Dies gilt auch für den Film. Da gibt es eine Riege von Darstellern, die meist einige Minuten weniger auf der Leinwand zu sehen sind als die Hauptdarsteller. Und auf den Filmplakaten stehen ihre Namen in etwas kleinerer Schrift unter den Namen der Stars. Trotzdem sind sie für den Film ungemein wichtig – sie bieten den Hauptdarstellern die Grundlage, um glänzen zu können. Wie im Sport kriegen sie dafür meist nicht die verdiente Aufmerksamkeit des Publikums, auch wenn ihre Trainer/Regisseure und Mitspieler/Ko-Darsteller ihre Wichtigkeit gebetsmühlenartig wiederholen.
Ein Musterbeispiel für einen solchen Indianer ist Richard Jenkins, der heute 65 Jahre alt wird. Besonders angetan hat er es mit seinen Qualitäten zwei Brüderpaaren: den Farrellys und den Coens. Die Farrelly Brüder Peter und Bobby, bekannt für ihre eher brachialen Komödien, platzierten ihn gleich in fünf Filmen: Verrückt nach Mary, Outside Providence, Ich, beide & sie, Ohne Worte und Alles erlaubt – Eine Woche ohne Regeln. Für Joel und Ethan Coen stand er in The Man Who Wasn’t There, Ein (un)möglicher Härtefall und Burn After Reading – Wer verbrennt sich hier die Finger? vor der Kamera.
Meist spielte er die etwas ängstlichen, zurückhaltenden Charaktere oder die alten, lebenserfahrenen Ratgeber. Das gilt auch für weitere bekannte Nebenrollen wie in der Serie Six Feet Under – Gestorben wird immer, in Eat, Pray, Love oder Freunde mit gewissen Vorzügen. Irgendwie ist Richard Jenkins ein Mann, bei dem sich das Publikum schwer vorstellen kann, dass er einmal jung war. Alle weiteren wichtigen Nebenrollen aufzuzählen, würde diesen Rahmen sprengen – zum Nachschlagen gibt es ja sowieso Wikipedia. Nur so viel: Der Mann kennt mindestens halb Hollywood.
Die oben geforderte Ausmerksamkeit hat Richard Jenkins übrigens doch noch bekommen: Im Jahr 2008 war er für den Oscar als bester Hauptdarsteller nominiert. In Ein Sommer in New York spielt er einen vom Leben frustrierten Wirtschaftsprofessor, der durch die Bekanntschaft mit zwei illegalen Einwanderern seine Lebenslust wieder entdeckt.
Auf seine alten Tage wurde Richard Jenkins also doch noch zum Hauptdarsteller. Wir gratulieren zum 65. Geburtstag und wünschen ihm, dass sein Name noch einige Male in ganz großen Lettern auf Filmplakate gedruckt werden wird.