South Park und der Zorn der realen Radikalen

27.04.2010 - 14:30 Uhr
Religionen und Sekten aller Couleur bekommen bei South-Park ihr Fett weg. In der Jubiläums-Doppelfolge jedoch nehmen die Southpark-Macher Drohungen religiöser Extremisten sehr ernst.

Dass religiöse Extremisten aus ihren Drohungen gegen konfrontative Filmemacher auch bitteren Ernst machen können, bewies der medienwirksame Mord an dem niederländischen Filmemacher Theo van Gogh. Matt Stone und Trey Parker, die Macher von South Park, erhielten kürzlich von extremistischer Seite Hinweise, dass ihre Darstellung des Propheten Muhammad in der Jubiläumsdoppelfolge alles andere als witzig empfunden würde (wir berichteten hier). Die erste Folge lief in den USA am 15. April 2010. Für die Ausstrahlung der zweiten Folge griff man nun zu einer Zensurmaßnahme.

Stein des Anstoßes: 2 mal 22 Minuten
Der Prophet Muhammad war nicht zum ersten Mal zu Gast bei South Park. Doch diesmal hat seine überspitze Darstellung in der beliebten Serie manche Gemüter wohl zu stark erhitzt. In der umstrittenen Jubiläumsdoppelfolge geht es mal wieder um allerhand Prominente, auch Scientology-Lichtfigur Tom Cruise spielt eine zentrale Rolle. Die Stars und Sternchen, darunter Mickey Mouse und George Lucas, wollen South Park ob ihrer Behandlung in der Serie verklagen, um damit das Ende der Stadt einzuläuten. Tom Cruise stellt sich schließlich doch auf die Seite der Stadtbewohner unter der Bedingung, dass er den Propheten Muhammad, seinen “Liebling” im Bärenkostüm, ausgeliefert bekommt. Cruise will ihm sein “Wesen” absaugen, da man sich über Muhammad als einzigen nicht lustig machen darf. Der Islam und der Prophet an sich wurden mit keinem einzigen Wort erwähnt.

Die Drohung im Wortlaut
Auf der Plattform RevolutionMuslim.com lautete es noch bis vor wenigen Tagen wie folgt: „Wir müssen Matt und Trey warnen, dass das, was sie machen, dumm ist und sie wahrscheinlich enden werden wie Theo van Gogh“. Daneben wurden gleich noch die Büroadresse von Parker und Stone und die ihres Senders „Comedy Central“ angegeben. Der holländische Filmemacher Theo van Gogh wurde im November 2004 von einem Fundamentalisten im religiösen Wahn in aller Öffentlichkeit ermordet. Als Reaktion auf die Drohung wurde die Ausstrahlung der Folgen 200 und 201 für alle Länder untersagt. Auch auf den Internetseiten der Sender findet sich kein Hinweis mehr darauf. In der Folge 201, die in den USA am 21. April noch gezeigt wurde, streifte man einfach über den Propheten im Bärenkostüm einen Zensurbalken und überpiepte die Nennung seines Namens.

MTV nimmt Stellung
Der Sender MTV stellt die Sicherheit der Serienmacher in den Vordergrund. Der Wortlaut der Stellungnahme des Senders ist wie folgt: “Wir haben diese Entscheidung mit großem Widerstreben getroffen. Wir glauben fest an die kreative Meinungsfreiheit: Wir alle profitieren davon, wenn es einzigartigen und tiefgründigen Kreativen wie den Machern von South Park erlaubt ist, sich frei auszudrücken. Allerdings steht die Sicherheit unserer Angestellten für uns stets an erster Stelle und so haben wir uns zu diesen Vorsichtsmaßnahmen entschlossen.”

Sympathie vom Serienkonkurrenten
Die Macher der die-simpsons, die sich eigentlich als Konkurrenten zu South Park verstehen, sympathisierten mit South Park, indem sie in einem Tafelgag darauf Stellung nahmen: Bart Simpson schreib im Vorspann: “South Park Macher – wir stünden hinter euch, hätten wir nicht selbst so viel Angst”.

Die Zensur der Folge ist nur ein weiterer Sieg von durchgeknallten Radikalen. Verständnis für ihre Ziele, wenn es außer medialer Aufmerksamkeit solche überhaupt gibt, bekommen sie dadurch sicher nicht. Satire und Pardodie dürfen bei uns einfach alles, und intolerante Fundamentalisten, die nicht rational argumentieren können, sind einfach nur Spielverderber. Vielleicht wollten die rauschebärtigen Betreiber der oben genannten Internetseite ja auch einfach nur ihre Klickzahl erhöhen.

Wer sich über Sendetermine der Serie informieren möchte, kann sich unser Fernsehprogramm etwas näher anschauen.

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