Sozialer Abstieg - Vom Millionär zum Tellerwäscher

04.06.2013 - 15:01 Uhr
Die Königin von Versailles
SWR
Die Königin von Versailles
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Wenn ihr plötzlich einen Mietwagen ohne Chauffeur fahren müsst und den guten Pelzmantel verscherbeln müsst, weil ihr sonst kein Geld mehr für den Kaviar habt, dann wisst ihr: Jetzt ist Finanzkrise. Das musste auch die amerikanische Königin von Versailles erfahren.

Finanzkrisen sind nicht zum lachen. 2007 platzte in den USA die Immobilienblase, die Zinsen für Kredite wurden teurer, Unternehmen der Finanzbranche mussten Insolvenz anmelden und September 2008 folgte dann der Zusammenbruch der US-amerikanischen Großbank Lehman Brothers. Plötzlich standen nicht nur ehemalige McDonalds Angestellte auf der Straße, sondern auch Bänker mussten ihre Topfpflanzen in die berühmten Pappkartons packen. Vom Millionär zum Tellerwäscher, auch das geht in Amerika. Heute empfehlen wir euch die Dokumentation Die Königin von Versailles.

Zu Beginn der Dokumentation im Jahr 2008 sitzt Milliardär David Siegel auf einem Thron, auf seinem Schoss Jacke, seine Frau und ehemalige Miss Florida. Er ist um die 70, sie angeblich Anfang 40. Es ist Siegels dritte Ehe und Jackie hat ihm sieben Kinder geschenkt. Denn es gibt ja genügend Nannies. Ohne die, so Jackie, hätte sie auch nicht so viele Kinder bekommen. Für David war es Liebe auf den ersten Blick, als er Jackie an dem Abend traf, als sie zur Miss Florida gekürt wurde. Sie gibt zu, dass es mit der Liebe bei ihr ein wenig gedauert habe. Sein Geld hat Siegel mit einem der größten Timesharing-Unternehmen der Welt gemacht: mehrere Geringverdiener schließen sich zusammen und kaufen gemeinsam ein Objekt (in diesem Fall in Las Vegas), dort dürfen sie dann jeweils zwei Wochen pro Jahr leben, die Schulden zahlen sie natürlich wesentlich länger ab. Wenigstens fühlten sie sich in diesen Tagen nicht so arm, meint Siegel, denn schließlich sind sie in Las Vegas.

Auf einer Postkarte sieht David Siegel irgendwann ein Bild von Versailles und stellt fest; die 2500qm Behausung in Orlando Florida ist für neun Familienmitglieder, zehn Angestellte und zwei Hunde zu klein. Ein Schloss soll es sein. das größte Einfamilienhaus Amerikas: 8000qm, 35 Badezimmer, eine Sushibar, Tennisplatz und Empore für ein Orchester. Der Bau wird begonnen, doch dann die Immobilienpleite. Lehman Brothers, alles aus. Aus dem Umzug nach Neu-Versailles wird nichts, umgezogen sind die Siegels dennoch. Alles muss nun etwas kleiner und bescheidener sein. “Finger weg vom Thermostat”, steht auf Klebezetteln für die Angestellten. Jackie muss das Licht löschen, wenn sie sich nicht im Raum aufhält. Sie verkauft altes Spielzeug der Kinder und einige ihrer Sachen. Danach fährt sie shoppen.

Die Siegels sind immer noch reich. Aber aus den Milliarden sind Millionen geworden. “Zu meinen Hoch-Zeiten habe ich für eine Million Dollar im Jahr geshoppt”, sagt Jackie. Jetzt bekommt sie zu Weihnachten eine Dose Kaviar. Sie findet, das alles habe sie und ihren Mann enger zusammen geschweißt, er findet, sie gibt zu viel Geld aus. “Wenn es sein muss, werde ich auch 150 Jahre, wenn es so lange dauert, um wieder ganz oben zu sein”, sagt David Siegel.

Zwei Jahre lang hat Autorin Lauren Greenfield die Familie Siegel begleitet und beim Sundance Festival 2012 den Preis für die beste Regie gewonnen. Sie war beim Shoppen dabei, während der Massenentlassungen in Davids Firma, während er seinen angestellten Sohn nicht mehr bezahlen kann, während er von Freunden Geld fordert, wenn sie denn Rolly Royce benutzen wollen, während aus dem bunten Papier plötzlich ein Wert wird. 90 Minuten lang. Arme reiche Menschen.

Was: Die Königin von Versailles
Wann: 22:45 Uhr
Wo: ARD

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