Tatort rockte den Sonntagabend

21.09.2009 - 07:00 Uhr
NDR
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Der NDR-Tatort Borowski und die Sterne war endlich mal wieder ein Tatort, bei dem man sich hinterher nicht wünschte, der Fernseher wäre kaputt. Regisseurin Angelina Maccarone machte aus dem drögen Borowski einen erstaunlich sympathischen Lover. Weiter so!

Na endlich! Irgendwann musste es ja zum romantischen Höhepunkt zwischen dem Kommissar und seiner Psycho-Gehilfin kommen. Gott sei Dank, dass dies im gestrigen borowski-und-die-sterne erstaunlich romantisch und glaubwürdig geschah. Der schönste Kuss in einem Tatort belohnte eine einfach stimmige Chemie zwischen Borowski (Axel Milberg) und Frieda Jung (Maren Eggert). Wenn Borowski nach dem gemeinsamen Aufwachen beschwingt über den Flur ging und Jung gleichzeitig auf dem Balkon in den Morgen lächelte, war das allein schon fast den ganzen Tatort wert.

Foto-Show: die Bilder zu “Tatort: Borowski und die Sterne”

Aber es gab da ja auch irgendwo noch eine Geschichte: Abgehalfterte Rockerbraut (Helen Schneider) lag tot zwischen Mülltonnen. Was wie ein Selbstmord aussah, entpuppte sich als Mord und alle waren eingeladen, Täter zu sein. Bei Borowski und die Sterne tauchten Schauspieler auf, denen man durch die Bank jedes Wort abnahm. Borowskis Understatement und trockener Humor waren bei Angelina Maccarone in guten Händen.

“Das sieht gut aus – auch wenn’s wieder zynisch klingt.”

Selbst die Tochter (Esther Zimmering), die auf den ersten Blick langweilig erschien, entpuppte sich bei genauerem Hinsehen als ausgefeilter Kniff der Drehbuchautorin und Regisseurin: Gerade ihre verklemmte und beißend öde Art hob sie von ihrer Elterngeneration ab. Die Rocker waren gestern – Spießigkeit ist heute. Das Ganze ergab ein herrlich verkehrtes Generationenbild zu sonstigen TV-Produktionen, die so etwas höchstens als Komödie zulassen.

Mitunter vielleicht ein bisschen zuviel Hochglanz, aber selten wurden Figuren so genau getroffen, und zwar von allen Beteiligten. Bei Hugo Egon Balder, der den ehemaligen Rockstar darbot, dachten die Zuschauer wohl gleich an Tutti Frutti und platten Humor – und vergaßen dabei, dass der Mann ausgebildeter Schauspieler ist. Irgendwo hinter der Sonnenbrille sah man das dann gestern auch.

Das Hotel, im schrecklichen 50er-Jahre-Möchtegern-Dekor, war an sich schon Horror. Die Zitate von Shining wirkten spärlich genug, um nicht wie eine peinliche Hommage daherzukommen, welche vom eigenen Film so weit entfernt ist wie Scooter von Musik. Ein paar hübsche kleine Momente, die man in einem Tatort garantiert nicht erwartete. Aufblitzende Flashbacks, flackernde Lichter – und im richtigen Moment ein Zwillingspärchen im Hotelgang. Gruselig. Bei anderen kann sowas aufgesetzt und lächerlich wirken. In diesem Tatort passte alles zu den skurrilen Figuren und der unrealistischen Stimmung.

“Nicht das Atmen vergessen, bei so viel Eifer!”

Am Ende wurde der Mörder in der Person aufgedeckt, von der es am wenigsten erwartet wurde. Rockstar und Tochter versöhnten sich, der Witwer (Hermann Beyer) konnte sich rächen, und der Jugendfreund (Hans-Uwe Bauer) wurde als Mörder entlarvt. Und Borowski und Jung? Die flirteten nach getaner Arbeit munter weiter:

“Ist das jetzt privat oder beruflich?”
“Sehr privat.”
“Das wird sich zeigen…”

Was meint ihr: Haben Euch die Kieler Turteltauben und ihr Ausflug in die Rockmusik aus borowski-und-die-sterne gefallen?

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