Videospiel-Entwickler widersprechen reichem Industrie-Veteran

28.04.2016 - 18:45 Uhr
Bioshock Infinite
2K Games/Irrational
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Alex St. John glaubt, mit der Videospiel-Branche sei alles in Ordnung: Diejenigen, die sich über unbezahlte Überstunden, Crunch Times und derlei mehr beschweren, seien zu wehleidig. Das rief entsprechende Reaktionen hervor, unter anderem von seiner Tochter.

Wer als Entwickler in der Videospiel-Industrie arbeitet, kämpft unter Umständen mit sehr schlechten Arbeitsbedingungen: Die Angestellten sind zum größten Teil nicht gewerkschaftlich organisiert und von ihnen wird erwartet, in den sogenannten Crunch Times unbezahlte Überstunden abzuleisten. Wenn das Spiel fertig werden muss, arbeiten die Entwickler, insbesondere bei großen Unternehmen, oft um die 80 Stunden in der Woche. Und zwar nicht nur eine oder zwei Wochen, sondern manchmal sogar über Monate.

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Das wirkt sich negativ auf die Gesundheit aus, sowohl auf die körperliche als auch auf die geistige. Alex St. John sieht das anders und hat in einem Artikel  dargelegt, warum Spiele-Entwickeln seiner Meinung nach kein Job, sondern Kunst sei. Seiner Meinung nach sei es keine Belastung, eine Computer-Maus hin und her zu schieben. Ebenso verhalte es sich mit der Arbeit an Videospielen. Nach seiner Aussage ist sie "die großartigste Tätigkeit, für die man bezahlt werden kann". Er schlägt unzufriedenen Spiele-Entwicklern außerdem vor, ihre Jobs zu kündigen und ein Spiel auf eigene Faust zu entwickeln.

Jetzt widersprechen ihm jede Menge Entwickler und auch seine eigene Tochter, Amilia St. John, meldet sich zu Wort. Ihr Artikel heißt: "Ich bin Alex St. Johns Tochter und was er über Frauen in der Tech-Branche sagt, ist falsch ". Sie bezeichnet die Aussagen ihres Vaters unter anderem als "brennenden Giftmüll". Alex St. John reagiert darauf mit einem geradezu bizarren Artikel über seine Katze  und deren Arbeitsbedingungen. Er setzt darin tatsächlich den Alltag seiner Katze mit dem von Spiele-Entwicklern gleich.

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Kate Edwards – ihres Zeichens Executive Director der International Game Developers Association (IGDA) – macht sich seit jeher für eine ausgeglichene Work-Life-Balance stark. Ein Gamesbeat-Interview  mit ihr hatte Alex St. John erst zu seinem vielbeachteten Artikel bewegt. Gegenüber GameSpot  fordert sie von den Unternehmen, ihren Mitarbeitern die Wahl zu lassen, ob sie Überstunden machen und diese dann auch zu bezahlen. Vor allem aber müsse Transparenz geschaffen werden und außerdem könnten Crunch Times durch bessere Planung ganz verhindert werden. Die IGDA führt Umfragen zu dem Thema durch  und will die Ergebnisse veröffentlichen.

GameSpot  hat außerdem eine Übersicht der Reaktionen von Entwicklern auf Alex St. Johns Aussagen zusammengestellt. Neben Rami Ismail von Vlambeer kommen dort auch Kepa Auwae von RocketCat Games und Alexis Kennedy von Failbetter zu Wort, die sich allesamt (und in dieser Reihenfolge) gegen Crunch Times aussprechen:

Ich sage es euch hier und jetzt: Struktureller Crunch ist schlecht und Burn-out gibt es wirklich.
AAA-Entwickler zum Crunch zu zwingen, ist nur das Anzeichen eines größeren Problems: Die großen Unternehmen wissen, dass sie ihre Angestellten wie Dreck behandeln können.
Es ist wirklich deutlich. Wenn du für eine oder zwei Wochen Überstunden machst, siehst du einen Anstieg der Produktivität. Wenn du vier Wochen, acht Wochen oder sechs Monate lang Überstunden ableistest, fällt die Produktivität.

Wo steht ihr in dieser Debatte?

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