Wir müssen Amazons Herr der Ringe-Abklatsch endlich ernst nehmen: So gut ist die Fantasy-Rückkehr von Das Rad der Zeit Staffel 3

13.03.2025 - 07:53 Uhr
Das Rad der ZeitAmazon
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Wie in einem Webstuhl laufen in Staffel 3 der Amazon-Serie Das Rad der Zeit die Fäden zu einer überzeugend eigenständigen Fantasy-Erzählung zusammen.

Licht fällt ins Innere eines strahlend weißen Turms. Zwischen filigranen Steinornamenten thront der Rat der magischen Aes Sedai. Wie Speichen eines Spinnrades strahlen die farbigen Roben der Magierinnen in dem runden Raum. Die klare Struktur regelt den gesitteten Umgang ... bis eine Speiche bricht und peitschendes Licht und spritzendes Blut das ehrwürdige Zimmer in ein Schlachtfeld verwandelt. Willkommen in Staffel 3 von Das Rad der Zeit.

2021 startete die Fantasy-Serie bei Amazon Prime *. Obwohl sie die gleichnamige Romanreihe von Robert Jordan als Vorlage mitbrachte, eiferte Staffel 1 noch unangenehm stark Der Herr der Ringe nach. Doch seitdem hat Das Rad der Zeit einen beachtlichen Weg zurückgelegt, wie der Blick auf Staffel 3 beweist. (Achtung, es folgen Spoiler für Staffel 1 und 2.)

Fantasy-Rückkehr bei Amazon: Das Rad der Zeit zeigt sich in Staffel 3 selbstbewusst

Von den allzu Mittelerde-ähnlichen Gefährt:innen, die in Staffel 1 mit düsterem Ziel losmarschierten, löste sich Das Rad der Zeit zum Glück schon in der letzten Season. Den Qualitätssprung in Staffel 2 verdankte die Amazon-Serie vor allem der Trennung ihrer Hauptfiguren, die durch ihre eigenen Missionen endlich die zuvor fehlende Tiefe erhielten.

Worum geht's in Staffel 3? Moiraine (Rosamund Pike) hat in Rand (Josha Stradowski) den auserwählten "wiedergeborenen Drachen" gefunden, der die Welt vor der Bedrohung des Dunklen Königs und seiner Schergen retten soll. Nachdem die Verbündeten die Schlacht gegen die invadierende Seemacht der Seanchan mit dem Horn von Valere gewonnen haben und Rand seinen Gegenspieler Ishamael (Fares Fares) besiegte, währt die Wiedervereinigung allerdings nur kurz. Sie zerstreuen sich erneut in alle Winde:

  • Rand reist mit Moiraine, Behüter Lan (Daniel Henney), Kriegerin Aviendha (Ayoola Smart) und Freundin Egwene (Madeleine Madden) in der Aiel-Wüste, um dort das Drachenkriegervolk als potenzielle Armee zu rekrutieren.
  • Während Bösewichtin Lanfear (Natasha O'Keeffe) sich in Rands Träume stiehlt, schmieden auch die anderen "Verlorenen", also die 13 größten Diener:innen des Dunklen Königs, wie Moghedien (Laia Costa), düstere Pläne.
  • Aes Sedai-Neulinge Nynaeve (Zoe Robins) und Elayne (Ceara Coveney) sollen für den Amyrlin-Sitz, also Magie-Chefin Siuan Sanche (Sophie Okonedo), den gefährlichen Orden der Schwarzen Ajah ausfindig machen, nachdem die Weiße Burg von Liandrin (Kate Fleetwood) und Co. infiltriert wurde.
  • Min (Kae Alexander) und Mat (Dónal Finn) versuchen vor dem feindlichen Lager die mächtigen Artefakte zweier Armreifen und eines Halsbandes zu finden, das den Drachen versklaven könnte.
  • Perrin (Marcus Rutherford) kehrt mit Ogier Loial (Hammed Animashaun), Aes Sedai Alanna (Priyanka Bose) und deren Behüter Maksim (Taylor Napier) sowie zwei Aiel-Kriegerinnen zurück in die Heimat der Zwei Flüsse, wo ein Angriff der Schattenarmee und Weißmäntel gleichermaßen droht.

In Staffel 3 hat Das Rad der Zeit eine Figurenbandbreite von Game of Thrones-Ausmaßen erreicht. Die Amazon-Serie bietet zu Beginn der 3. Staffel eine kurze Zusammenfassung voriger Geschehnisse. Trotzdem muss man nach anderthalb Jahren Pause tief in den eigenen Gehirnwindungen wühlen, um sich zu erinnern, wer welche Ziele verfolgt und warum. Dass die Serie (anders als Amazon-Nachbar Die Ringe der Macht) nicht alles bis ins letzte Detail erklärt, zeugt zugleich von einem erfreulichen Selbstbewusstsein zu einer eigenen Gangart.

In Staffel 3 hat Das Rad der Zeit zu sich selbst gefunden

Ohne langatmige Einführung wirft Staffel 3 uns zurück in die Handlung. Doch auch, wer kein Super-Fan der Fantasy-Buchvorlage ist, versteht genug, um nicht völlig abgehängt zu werden. Mit opulenten Kostümen, exotischen Namen und verhüllten Andeutungen durchdringt das Gefühl für eine größere Fantasy-Welt die Serie.

Das Rad der Zeit findet in den neuen Folgen zu einem straffen Rhythmus und einer dichten Erzählung. Längeren Gesprächen folgen immer wieder Ausbrüche herzklopfender Action. Etwa, wenn die Freundesgruppe in Folge 1 von einem Grauen Mann angegriffen wird, der als seelenloser Assassine zwischen fliegenden Äxten und brechenden Spiegeln das Adrenalinlevel urplötzlich in die Höhe peitscht.

Selbst, wenn bei den vielen jonglierten Figuren nicht alle in gleichem Maß auftreten, erhält jede früher oder später einen Moment zum Strahlen. Der in Staffel 2 ausgetauschte Mat-Darsteller Dónal Finn hat diesmal beispielsweise weniger zu tun und bleibt in Staffel 3 trotzdem ein Fanliebling: Ob er nun mit mächtigen Artefakten posiert, mitten im Satz versehentlich in eine neue Sprache wechselt, ungeahnte Kampffähigkeiten entdeckt oder einfach nur Witze über phallische Gebäude reißt.

Das Rad der Zeit zahlt in Staffel 3 die Zinsen einer Fantasy-Investition aus

Die Dune-Vibes, wenn Rand als gefährlicher Auserwählter in der Wüste nach Verbündeten sucht, lenken zum Glück nicht von der eigentlichen Geschichte ab, sondern bauen mit Details wie dem Schimpfwort "Feuchtländer" die Glaubhaftigkeit des Kontinents nur weiter aus. Mit Herr der Ringe-Parallelen weit im Rückspiegel wartet Staffel 3 zudem mit visuellen Highlights auf, die neue Wege beschreiten.

Wenn etwa in Moiraines Rhuidean-Vision in Folge 4 die Kamera als Kreisel (wie schon im ersten Trailer kurz erkennbar) den Titel der Serie wörtlich nimmt, trieft die Lust an eigenständiger Fantasy aus jeder Pore. Und da haben wir noch nicht einmal die abgedrehten Fuchsmenschen der Eelfinn getroffen.

Wie schon in den letzten Staffeln schwankt die Qualität der visuellen Effekte auch in Staffel 3 enorm. In einem Moment lässt einen die entfesselte Magie webender Aes Sedai ehrfürchtig den Mund offenstehen, im nächsten sorgt eine schlecht animierte Kette nur für Kopfschütteln. Doch mit den Charakterentwicklungen im Zentrum sind alle Fantasy-Effekte zum Glück zuallererst imposantes Beiwerk statt der Hauptgrund, um einzuschalten.

Staffel 3 von Das Rad der Zeit mag nicht ganz so pointiert wie noch Staffel 2 daherkommen, ist aber dennoch die Reise wert. Sie braucht (und verdient) Aufmerksamkeit beim Schauen. Wer mit ganzem Herzen einsteigt, erhält zum Lohn einen einnehmenden Fantasy-Ausflug, der sich mit mutigen Ausfallschritten beim Wandern durch malerische Landschaften hoffentlich auch noch eine 4. Staffel verdient.

Die ersten drei Folgen der 3. Staffel von Das Rad der Zeit wurden am 13. März 2025 bei Amazon Prime veröffentlicht, die restlichen Episoden folgen wöchentlich immer donnerstags. Grundlage für diesen Serien-Check waren alle acht Folgen von Staffel 3.

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