Wir schauen Homeland - Staffel 3, Folge 10

03.12.2013 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Homeland
Showtime
Homeland
10
4
Nachdem Homeland den Warp-Antrieb eingelegt hat, um ungeliebte Plot-Längen zu überspringen, hat es sich die Serie wieder im gewohnten Thriller-Terrain gemütlich gemacht. Und der Sturm nach der Ruhe tut ihr gut.

In der ersten Hälfte der dritten Staffel von Homeland tauchte die Serie wie gewohnt ganz tief ins Seelenleben Carries ab, einer Heldin, mit der wir durchs Feuer und unglaubwürdige Twists gehen würden, was zu einem Großteil an Claire Danes liegt, aber auch der ungewöhnlichen Anlage ihrer Figur. Nun, tief in der zweiten Halbzeit, bleibt unserer Lieblings-CIA-Analystin nichts weiter, als zuzuschauen. Zuschauen, wie Saul Brody in eine vermeintliche Selbstmordmission schickt, zuschauen (oder eben nicht), wie die Drohne die attackierten Schemen im Grenzland verfolgt; zuschauen, wie Brody Befehle verweigert und gen Iran rennt. Selbst ihre Überredungskünste am Satellitentelefon laufen in Good Night ins Leere. Carrie, die in Staffel 2 noch dem gefährlichsten Mann der Welt in der Dunkelheit hinterher jagte, muss sich einer kaum gekannten Erfahrung stellen: der Ohnmacht. Die Fäden ziehen in dieser Phase der Handlung andere. Homelands partielle Lähmung seines wichtigsten assets, um CIA-Sprech zu bedienen, könnte zur größten Hürde im Staffelfinale werden. Davor können wir uns aber erst einmal über eine hochspannende Stunde Fernsehen freuen.

Was passiert: In One Last Time waren die Autoren zum zweiten Mal in der aktuellen Staffel gezwungen, ihre widerspenstige Serie durch einen Taschenspielerdrehbuchtrick auf den gewünschten Kurs zu bringen. So musste Brodys Transformation vom Trainspotting-Komparsen zum Super-Marine fix in einer Folge abgehandelt werden, damit sie sich in Episode 10 eine Stunde dem diffizilen Akt der Grenzüberschreitung zwischen Irak und Iran widmen können. Das ist ihnen ebenso wenig elegant von der Hand gegangen wie bei der Enttarnung von Sauls und Carries Plan, aber Eleganz gehörte sowieso nie zu den großen Stärken der Show. Was ihr aber (immer noch) liegt, ist die Arbeit in the field und wie schon The Smile legt Good Night davon Zeugnis ab.

Brody lagert mit seinen neuen bärtigen besten Bros (BBB) im Irak und wartet auf die Dunkelheit. So einfach gestaltet sich der Grenzübergang allerdings nicht. Eine irakische Patrouille muss dran glauben, um die Deckung als al-Qaida-Mitglieder zu wahren. Eine explodierende Mine lockt noch mehr Soldaten an und schon bald steht die Aktion kurz vorm Abbruch (absolut subtil doppeldeutig:“In other words we have to abort.”). Doch Brody gibt so leicht nicht auf. Er hechtet durch die Steppe und läuft mit einem BBB mitten in die Arme iranischer Soldaten. Im Treffen mit dem eingeweihten Javadi scheint der Plan aufzugehen, doch der Geheimdienstler kündigt mit der Hinrichtung des BBBs an, dass er trotz des Deals mit Saul seinen “Eigenheiten” treu bleibt und zumindest für mich gilt: Je mehr Javadi, desto besser! Brody allerdings ist nun auf sich allein gestellt.

Denkt er! Denn Carrie, um wenigstens nicht die ganze Folge über vor einem Bildschirm stehend zu wimmern, überredet Fara dazu, ihre iranischen Familienkontakte zur Etablierung eines Safe Houses in Teheran spielen zu lassen. Das geht für alle Beteiligten sicher glimpflich über die Bühne. Versprochen!

Home Sweet Home: Das traute Heim haben wir zwar lange nicht mehr gesehen, aber mit seiner Rückkehr in den Plot von Homeland hat sich Nicholas Brody seine eigene Kategorie wieder redlich verdient. Wie erwähnt, hätte das “Wie” durchaus glaubwürdiger umgesetzt werden können. Der Bogen, den die Autoren mit Brodys Charakterentwicklung schlagen, ist neben seinem frühzeitigen Ableben trotzdem einer der vernünftigeren, der ihnen zur Verfügung steht.

Staffel 2 und 3 konfrontierten den Veteranen und Terroristen mit seiner Schuld, was eindrücklich im fatalistischen Drogenschlummer kulminierte. Die Rückbesinnung auf seine Anfänge als Marine in dieser Mission, auf die Ideale und Hoffnungen, die einst damit verbunden waren, als er vor seiner Familie in den Krieg floh, erinnert an eine zweite Chance, an den Versuch der Rehabilitation, wenn nötig im ehrenvollen Tod. In der Kameradschaft mit dem Special Ops-Team fühlt sich Brody wie zu Hause und in einer weiteren Spiegelung früherer Ereignisse findet er sich nach dem (diesmal echten) Tod seines Begleiters allein in der Höhle des Löwen wieder. Der ganze Iran-Plot mag an den Haaren herbeigezogen und vom Zeitgeschehen überholt sein. Sofern Carrie in der nächsten Folge nicht ins Land stürmt und die Welt rettet, ist Brodys Bemühen um sein Seelenheil in der konkreten Aktion und nicht der Wiederherstellung seines Rufs durch Carrie eine pointierte Lösung von Seiten der Autoren. Schuld hat der Marine in den vergangenen Folgen genug auf sich geladen. Es wäre zu wünschen, dass die Showtime-Oberen ihm in den letzten beiden Episoden der Staffel die ersehnte Erlösung gewähren. Denn Brodys Tatendrang wirkt sich nicht sonderlich positiv auf die Entwicklung Carries aus.

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