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1959 - Der Hund von Baskerville

19.10.2014 - 16:00 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Sherlock Holmes (Peter Cushing) im In-Fight mit Cecile Stapleton (Marla Landi)
MGM / United Artists
Sherlock Holmes (Peter Cushing) im In-Fight mit Cecile Stapleton (Marla Landi)
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"So hört denn, Ihr Leute, die Sage von dem Hund von Baskerville..."

War die Rolle in Beherrscher der Meere auch nicht gerade groß ausgefallen, so hatte sie dennoch eine gute und eine schlechte Seite für Peter Cushing.

Die gute Seite war, dass er schon immer von einem Abenteuerfilm auf See geträumt hatte (diese kleine Rolle hatte dafür schon vollauf genügt, denn Cushing war mit persönlichen Wünschen immer sehr bescheiden), die schlechte Seite war, dass ihm die Verpflegung am Set in Spanien nicht bekommen war. So schmal er auch damals schon immer war, als er am Set von Hammers neustem Film, Der Hund von Baskerville, erschien, fiel sofort auf, dass er noch ein wenig schmaler geworden war. Auf das Lob, dass er seinen Job so ernst nähme, extra für die Darstellung von Holmes noch ein paar Pfund zu verlieren, erzählte er die Geschichte von der spanischen Verpflegung... und Montezumas Rache... die sollte er auch 15 Jahre später noch nicht vergessen haben... um das ganze noch schlimmer zu machen, war Cushing aufgrund der Rolle auch noch gezwungen, emsig eine Pfeife zu schmeuken... und Pfeife rauchen hasste er wie die Pest, weshalb stets ein großes Glas Milch ausserhalb der Kameraperspektive versteckt war, um nach dem Take den Geschmack zu töten.

Die Unterstellung der Kollegen am Set beweist es einmal mehr, wie emsig und hartnäckig sich Cushing auf viele seiner Rollen vorbereitete. Besonders diese sollte da auch nicht hinten anstehen, denn Cushing war nach eigenen Aussagen bereits als junger Bursche ein riesiger Fan der Geschichten von Conan Doyle. Als Hammer ihn also fragte, ob er Holmes spielen würde, kam ein Nein für ihn nicht einmal ansatzweise in Betracht... alleine schon, weil es dreizehn Jahre nach der letzten Holmes-Verfilmung mit Basil Rathbone und Nigel Bruce die erste Verfilmung der Geschichten in Farbe werden sollte... ganz recht, Hammer hatte eine Serie von Filmen mit dem rasiermesserscharf kombinierenden Detektiv aus der Baker Street geplant. Leider kam man nach dem Kinostart des ersten Abenteuers wieder von dieser Idee ab, denn er war bei weitem nicht so ein Kassenmagnet wie es Frankensteins Fluch und Dracula gewesen waren.

Die Gründe dafür auszumachen, ist nicht schwer. Einerseits hatte man bei Hammer wieder sehr großzügig an der Geschichte herumgeschrieben, um die gruseligen Pasagen etwas mehr zu begünstigen, andererseits hatte man sich aber dafür auch ausgerechnet die eine Geschichte von Conan Doyle ausgesucht, in welcher der Hauptdarsteller etwa die komplette erste Hälfte der Geschichte fehlt... Dazu kam noch der relativ ungruselige Hund gegen Ende des Films, der die im Vorfeld geschürten Erwartungen noch zusätzlich massivst enttäuschte. Da konnte auch das ganze viktorianische Setting und das schön gebastelte Moor der Bray-Studios nichts mehr retten, der Film ging gnadenlos unter.

Für diejenigen, die bislang noch nicht mit einer der zahllosen Verfilmungen des Romans kollidiert sind, einmal die Handlung in Kürze: Sherlock Holmes wird gebeten, Sir Henry Baskerville zu schützen, der das Erbe seines vor Kurzem verstorbenen Onkels Sir Charles antreten soll. Der Auftraggeber glaubt an einen alten Familienfluch und wäre beruhigt, wenn Holmes hier Licht ins Dunkel bringen könnte. Nach einem beinahe tödlichen Vorfall in Sir Henrys Hotelzimmer übernimmt er den Fall, schickt jedoch zuerst nur Watson mit ihm nach Dartmoor, da er selbst noch einen Fall in London zu Ende bringen muss. Dort angekommen, lernen sie bald die Nachbarn, Vater und Tochter Stapleton, kennen und langsam beginnen die Ereignisse aus dem Ruder zu laufen. Bald gibt es im Nebel von Dartmoor einen Toten. Ist es Sir Henry? Und was hat es mit diesem Jaulen im Moor auf sich? Soviel zur Handlung in aller Kürze.

Was die Tiere betraf, so hatte man während der Dreharbeiten ständig Pech, beinahe, als wären die Dreharbeiten verflucht... Die Szenen mit dem Hund klappten überhaupt nicht so, wie es geplant war (ein großer Hund mit Kindern in den Kostümen der Darsteller, um den Hund gigantisch erscheinen zu lassen, war der Plan), die Zeit wurde knapp, also verfiel man auf die Lösung, die nun im Film zu sehen ist. Auch die im Film vorkommende Tarantel war überhaupt nicht der angenehme haarige Geselle, der sie sein sollte... im Gegenteil... besonders auf Christopher Lee, der die Rolle von Henry Baskerville spielte, hat das Tierchen einen tiefen Eindruck hinterlassen (halten wir es an dieser Stelle einmal fest - Saruman/Graf Dracula ist Arachnophobiker... Willkommen im Club, sag ich da nur).

Zitat aus Lees Biographie Tall, Dark and Gruesome: "[...] I observed that its legs were hairy and about the thickness of my fingers. It was not at ease in the studio and shed its entire skin on the floor. When it walked towards them the intrepid people round the camera fled for their lives, led by our director Terence Fisher. [...] I said I hated the thing. I wouldn't have it on my neck. A compromise was reached whereby it only strolled on my arm and shoulder. This was enough to turn me green with nausea. The realism of my performance was universally commended." 

Seit ihr neugierig geworden? Dann gönnt diesem alten Schätzchen ein Auge. Vielleicht zu Halloween... mit Bier, Popcorn und einer lustigen Freundesrunde werdet ihr garantiert Spaß haben, ungruselig, heute vielleicht sogar unfreiwillig komisch, aber mit einem Peter Cushing in Topform, der mit diesem Film und der ein paar Jahre später folgenden Fernsehserie der BBC die Messlatte sogar so hoch legte, dass erst Jeremy Brett mit der Serie von Granada in den Achtzigern sie überspringen konnte (Meinung eingefleischter Holmes-Fans, nicht meine persönliche).

Seid beim nächsten Mal wieder dabei, dann erzähle ich euch etwas über Die Rache der Pharaonen von (1959).

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