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Pep Talk der epischen Art

14.10.2014 - 12:00 Uhr
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Warner Bros.
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Aragorns Abschied von Frodo

Aragorns große Hände umfassen Frodos kleine, schließen sie und den Ring, der darin liegt, ein. Die zarten Finger des Halblings fühlen sich kalt an und die Wärme seiner eigenen scheint keinen Einfluss darauf zu haben. So klein. So verletzlich. Und doch fühlt er, dass er ihnen sein Leben anvertrauen würde, das Leben aller freien Völker. Erst jetzt versteht er, warum Gandalf immer solch eine hohe Meinung von den Halblingen hatte: In diesem Moment kann er den Willen und die Kraft hinter dem zerbrechlichen Äußeren fühlen. "Ich wäre bis zum Ende mit dir gegangen", sagt er, "bis in die Feuer Mordors hinein". Er entlässt die Hände des Hobbits, entlässt den Ring, widerstrebend im tiefsten Inneren, aber er kämpft den Impuls nieder und blickt Frodo mit noch größerer Bewunderung an, fassungslos, dass dieses kleine Geschöpf den Verlockungen des Rings gewachsen zu sein scheint. "Ich weiß. Kümmere dich um die anderen, besonders um Sam. Er wird es nicht verstehen", antwortet Frodo, selbst in der größten Not mit den Gedanken bei seinen Freunden.

Später hätte Aragorn nicht sagen können, ob es der Geruch war, dieser Geruch wie von Eiter und faulendem Fleisch oder ob das entfernte Scharren der groben Eisenrüstungen seine von den Jahren in der Wildnis geschärften Waldläufersinne aufgeweckt hatte, aber als er wieder zu dem Halbling hinabblickt, leuchtet ihm bereits der blaue Glanz von Frodos Elbenklinge entgegen. Orks. Mehr als einer. "Geh", schreit er, wissend, dass er Frodo nicht wiedersehen wird. Wissend, dass er das Schicksal Mittelerdes aus der Hand gibt. Frodo steht nur da. Hilflos. Schwach. Wenn die Orks den Hobbit erreichten, wäre alles vorbei. "Lauf!" fleht Aragorn beinahe. "Lauf!" Als Frodo davonrennt, sein Elbenmantel flatternd wie eine dunkelgrüne Fahne, wendet Aragorn sich um, dem Feind entgegen. Und obwohl seine Hand ruhig sind und seine Miene nichts verrät, als er das Schwert herausfordernd vor sein Gesicht hebt, hat er Angst. Nicht nur ist die Horde ihm zahlenmäßig überlegen - was ihm gegenüber steht, sind auch nicht die kleinen, missgebildeten, krummbeinigen Orks, von denen er im Laufe seines Lebens mehr getötet hat,  als er zählen kann - dies sind Orks so groß wie er selbst und mindestens so stark.

Dann überlässt er sich seinen Instinkten, die alle anderen Gefühle und Gedanken verdrängen.

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