Abschied tut weh und gut gleichzeitig

31.03.2018 - 08:50 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
Cap und Capper - Lebwohl, das heißt, sich trennen
20th Century Fox
Cap und Capper - Lebwohl, das heißt, sich trennen
Huch, drei Monate sind ja nichts. Jetzt ist meine Zeit als Praktikantin bei moviepilot auch schon wieder vorbei.

Der wohl dramatischste Abschied der Filmgeschichte ist für mich der zwischen der Witwe Tweed und dem Fuchs Cap in Disneys Cap und Capper (das stimmt nicht ganz, aber man kann ja auch nicht immer über Der Herr der Ringe schreiben). Jedes Mal, wenn ich mich verabschiede, denke ich an die dicken Tränen, die der alten Dame über die Wangen kullern, als sie noch ein letztes Mal zurück auf ihren Waisenfuchs blickt. Meistens ist der tatsächliche Abschied für mich dann aber gar nicht so dramatisch, wie ich ihn mir vorher ausgemalt habe.

Genauso geht es mir heute mit moviepilot. Heute ist mein letzter Tag hier als Praktikantin, und der Erste kommt mir vor wie gestern und vor einem Jahr gleichzeitig, dabei waren es nur drei Monate. So dramatisch wie erwartet fühlt sich nun also auch mein Abschied von Berlin nicht an, das liegt aber nicht daran, dass die Zeit nicht großartig war. Abschied von einer guten Zeit tut weh, ja, aber ist es nicht auch irgendwie was Schönes, wenn man weitergeht, zurückschaut und sagen kann: Ja, das war gut. Jetzt gehe ich. Und das ist auch gut.

Cap und Capper

Jeden Tag hier in der Redaktion zu sitzen und über Texten zu brüten hat mir so vieles beigebracht, und dafür bin ich wahnsinnig dankbar. Ich habe gelernt, dass ich trotz vier Jahren Filmstudium eigentlich gefühlt keine Ahnung habe, über was ich rede. Versteht mich nicht falsch, das ist irgendwie cool. Meine versnobte Einstellung zu Filmen habe ich durch meine Arbeit hier auf jeden Fall ein bisschen ablegen können. Komödien und Superheldenfilme mag ich zwar vielleicht trotzdem noch nicht, aber ich habe ein bisschen mehr verstanden, dass Filme einfach prinzipiell schon was Tolles sind, wenn sie nur eine Person auf der Welt begeistern können. Dann haben sie schon ihre Daseinsberechtigung. Das habe ich vorher auch schon so gesagt, aber nicht so wirklich so gemeint, glaube ich.

Ich habe gelernt, dass es so viele verschiedene Arten gibt, Filme zu bewerten. Ich habe gelernt, dass man Filme gar nicht unbedingt bewerten muss, wenn man über sie berichtet. Ich kann mein versnobtes, analytisches Filmgehirn auch einfach mal abstellen und einen Film für das feiern, was er gut gemacht hat, auch wenn es meiner Meinung nach nicht viel ist. Ich kann mich auch einfach mal daran erfreuen, dass sich andere Leute für etwas begeistern können, womit ich nichts anfangen kann. Ich mag vielleicht noch immer keine Komödien, aber will mich zum Beispiel für das Mitarbeiter-Screening von Tommy Wiseaus The Room bedanken. Ich hab selten so gelacht bei einem Film und ich werde jetzt immer an Jurassic Park denken, wenn ich Tommy Wiseau sehe.

Cap und Capper

Wie jeder Abschied ist nun auch der von der moviepilot-Redaktion und von Berlin irgendwie seltsam und traurig, aber eigentlich eben wie gesagt auch was Schönes, weil er einen Zeitraum markiert, in dem ich so vieles lernen durfte. Ich schaue heute zurück und es fühlt sich ganz richtig an, hier gewesen zu sein. Genauso richtig fühlt es sich jetzt aber auch an, weiter zu gehen und mich in irgendetwas ganz anderes zu stürzen, was auch immer das sein mag. Mein Ausblick auf die Spree ist dabei aber bestimmt nicht das Einzige, was mir von Zeit zu Zeit fehlen wird. Es ist doch irgendwie ein Privileg, den ganzen Tag über Filme nachdenken zu dürfen, und Berlin wird für mich ab jetzt für immer ein kleiner Filmkosmos sein. In diesem Sinne:

Goodbye may seem forever
Farewell is like the end
But in my heart is a memory
And there you'll always be

Tschüss Berlin, tschüss moviepilot und Danke für alles!

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