„Der Weltraum, unendliche Weiten.“ - Sorry, falsches Universum. Musste aber sein, denn scheinbar nimmt sich die Star Wars-Saga diesen Spruch als Leitmotiv für den Ausbau des Franchises , wohl zukünftig mit immer mehr Spin Offs, Origins oder Trilogien. Disney hat gekauft. Disney hat gefunden. Wie die Sache schlussendlich ausgehen wird, weiß nicht einmal Meister Yoda.
Ich will nicht darüber philosophieren, ob die so betitelte "Ausschlachtung" der Galaxie weit weit weg von uns jetzt positiv oder negativ bewertet werden sollte, denn das kann jeder mit sich selbst ausmachen. Ich will sie nur versuchen, positiv zu beleuchten.
Die Frage ist allgemeiner: Wie würde unsere Welt aussehen, hätte Disney nicht die Rechte an Star Wars erhalten? Dann hätten wir nicht das schöne, langatmige Thema, ob Han in seinem Solo-Streifen entmystifiziert wird und die Story ins Nichts dahinplätschert, weil der Held vom Kultstatus in die Belanglosigkeit abgeschoben wird. Wir würden nicht darüber sprechen, ob die nächste Identifikationsfigur der alten Generation, Boba Fett, es vielleicht nicht doch verdient, als eigenständig agierender Charakter auf die Kinoleinwand zu gelangen, statt als immer währender blasser Helmträger sein irgendwie doch halb-nebensächliches Dasein in den Köpfen der Nerds zu fristen.
Noch dazu hätten wir keinen animierten Tarkin, keine Mary-Poppins-Leia, keinen innerlich zerrissenen Kylo Ren und keine (möglichweise) vergangenheitslose Rey. Wir hätten keinen Rian Johnson, der die größten Kontroversen schafft oder keinen Fanboy-Abrams. Wir hätten… ja, was hätten wir?
Würde es uns besser gehen, ohne das Star Wars des 21. Jahrhunderts?
Kleiner Exkurs: Meine Frage bezieht sich auf die ständige Kritik am Ausschlachten des Franchises durch den so übermächtigen Konzern, der noch den letzten Cent aus jeder einzelnen Darth Vader-Puppe pressen möchte, auch noch Jahrzehnte nach dem filmischen Tod desselben. Nebenbei werden neue Universen geschaffen, nehmen wir nur Marvel. Denn so werden Merchandise-Imperien aufgebaut, die darin gipfeln, dass vierjährige Kinder in Avengers-Badeschlappen Größe 27 herumlaufen, ohne auch nur einen einzigen Superheldenfilm gesehen zu haben.
Gut, aber wir leben in einer kapitalistischen Gesellschaft und in dieser soll nun einmal Kapital erzeugt werden. Und: Gäbe es keinen Hype um diese Franchises, gäbe es dennoch Merchandise. Als Fan kann man der Machinerie dafür doch teilweise sogar dankbar sein, mehr und mehr und mehr zu bekommen. Außerdem: Aufgrund der dadurch stattfindenden Verlagerung in den Mainstream ist die Akzeptanz für diverse ehemalige Randgruppen-Nerd-Franchises und den damit zusammenhängenden Bereichen gestiegen. Und weil wir heute sowieso in einer Gesellschaft leben, die die Auflösung der Subkulturen beinhaltet, ist man als Freund des Nerdtums nicht mehr gleich ein Außenseiter. Her mit den Star Wars-T-Shirts also!
Himmel, sehen wir es doch mal positiv! Oder, falsch, denn hier muss ich mich selbst kritisieren: Sehen wir positiv, was als positiv zu betrachten reicht. Also: Wenn etwas gut ist, sollte man nicht versuchen, die negativen Körner herauszupicken. Um wieder zum Ursprung zurückzukommen, ein Beispiel: Wenn „Rouge One“ ein bildgewaltiger, spannungsgeladener und düsterer Actionstreifen mit guten Darstellern ist, sollte man nicht jammern, dass es nur noch mehr Franchises geben und das Star Wars-Universum damit übersättigt sein wird.
Es gibt sehr viele fähige Menschen in Hollywood, was einige Meckerer scheinbar vergessen.
Ein Hype kann quälend sein, denn wer möchte schon als Mensch, der nicht ansatzweise interessiert ist, ständig weitere Neuigkeiten über ein Thema hören, auf dass er keinen Bock hat. Andererseits wollte ich auch nie weitere News zum neuesten „Transformers“-Debakel hören, dass Michael Bay alle paar Jahre verzapft hat, und wurde dennoch mit Headlines zum Thema konfrontiert - die ich einfach ignorieren und mein Leben weiterleben konnte, ohne mich belästigt zu fühlen. Und wer bin ich, anderer Leute Interessen zu verhageln?
Ein Hype kann zäh sein, wenn man etwas, dass man eigentlich mochte, so oft vorgesetzt bekommt, dass man die Lust daran verliert. Aber liegt das dann nicht vielleicht auch einfach daran, dass das eigene Interesse sowieso erschöpft ist? Dass man im Leben eben Phasen unterläuft und diese Phasen sowieso irgendwann vorbei sein und man sich für etwas Neues interessiert? Als Hardcore-Fan wird man zwar Kritik an vielem üben, denn das ist jedermanns gutes Recht. Aber man wird nicht sein Herz von etwas abwenden, dass man mag (Ein gutes Beispiel: Friedsas, User auf Moviepilot).
Es gibt immer Licht- und Schattenseiten. Hayden Christensen würde auch niemand für seine Rolle als Anakin loben, aber Ewan McGregor hat seine Sache recht gut gemacht. Dennoch waren die Filme damals nicht das Gelbe vom Ei. Jetzt gibt es Menschen, die sich diese Trilogie zurückwünschen, obwohl sie damals den Kopf geschüttelt haben. Das ist etwas zwiespältig. Sorry.
Mein Kernpunkt ist aber, dass man nicht wollen kann, dass eine Sache ausstirbt und zu einem verblassten Mythos wird, dessen Fortführung sich im Endeffekt anzustreben gelohnt hätte.
Natürlich bezieht sich das Star Wars-Universum auf Bücher, Spiele, Cons, unglaublich viele Bereiche, die die Saga weiterführen und dem oberflächlichen Betrachter teils verborgen bleiben. Aber ist das nicht einer der Punkte, warum ein gelegentlicher Hype wichtig ist, an alten Strukturen zu rütteln und frisches Blut herbeizuschaffen, damit der Kult erhalten bleibt? Was würde in ein paar Generationen aus Star Wars, gäbe es keine weiteren Blockbuster oder Serien? Gäbe es dann eine kleine eingefleischte elitäre Untergrundcommunity, die einander eingeschweißte Figuren verschickt und sich in Jediroben in einer Kellerkneipe zum jährlichen von außen belächelten Fanmeeting trifft? Ist so ein trauriges Elitedasein nicht der Gipfel dessen, was eben nicht erreicht werden sollte? Ich meine, dafür, dass damals mit dem Star Wars-Universum etwas so Großartiges und Globales geschaffen wurde, hat es mehr verdient, als irgendwann so zu enden. Warum nicht also eine Weiterführung und dann eine Weiterführung der Weiterführung mit Seitenstraßen zu Nebenplots und neuen Charakteren? Warum nicht lieber mit knirrschenden Zähnen das Franchise einem Unternehmen mit unendlichen Möglichkeiten in die Hand legen, statt es verkommen zu lassen? Warum nicht mit meinem Bein aus dem konservativen Fan-Denken heraustreten und abwarten und sich freuen, mehr Menschen auf der Straße zu sehen, die Star Wars-T-Shirts tragen?
Aber würde es uns besser gehen, ohne das Star Wars des 21. Jahrhunderts?
Sicher würde es uns nicht schlechter gehen. Aber es würde an frischem Stoff fehlen, an frischen Charakteren, neuen Charakterzügen und neuen Geschichten.
Der Kult um dieses Franchise ist einer der größten der Filmgeschichte und muss sich ebenso Änderungen und dem Fortschritt unterwerfen wie alles andere auch. Das muss nicht schlecht sein. Das kann ihm sogar sehr hilfreich sein. Schließlich erhält er am Ende die Legende weiter.