Armee der Finsternis: Wie sich ein Franchise ständig neu erfindet

22.04.2018 - 10:15 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
Armee der Finsternis mit Bruce CampbellUniversal Pictures
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Vor 25 Jahren feierte der dritte Evil Dead-Film Armee der Finsternis in Deutschland Premiere und heute ist es Zeit, sich den Dämonen der Vergangenheit zu stellen.

Mit Tanz der Teufel begann 1981 eine der bis dato erfolgreichsten, bekanntesten und langlebigsten Horror-Filmreihen, die mit drei Sequels die Popkultur des 20. und 21. Jahrhundert maßgeblich prägte. Auf der andauernden Jagd nach Dämonen und übernatürlichen Bösewichten zeigt uns der Protagonist Ash, gespielt von Bruce Campbell, wieder und wieder, wie viel Spaß das Horrorgenre bereiten kann, und wie ein Horrorfilm trotz - oder gerade durch - sein trashiges Format überzeugen kann. Besonders interessant wird die Untersuchung der Kult-Reihe allerdings, wenn man in Betracht zieht, dass für viele Fans gerade der erste Film der Reihe gar nicht den Anfang darstellt. Erst mit dem zweiten Film, Tanz der Teufel 2 - Jetzt wird noch mehr getanzt, beginnt der Trash-Horror so wie wir ihn kennen und lieben und beim zweiten Sequel, Armee der Finsternis, können wir mit Fug und Recht behaupten, den wahren Ash vor uns zu haben. Genau dieser Film feiert heute in Deutschland sein 25. Jubiläum und soll der Anlass dafür sein, die Wandlung der Reihe näher unter die Lupe zu nehmen.

Tanz der Teufel

Was passierte mit der Filmreihe vor Armee der Finsternis?

Nach dem Kurzfilm Within the Woods machte Regisseur Sam Raimi den darauf basierenden Spielfilm Tanz der Teufel, auf Englisch: The Evil Dead. Trotz erkennbaren Masken und unmöglichen Wiederauferstehungen lässt sich nicht leugnen, dass das Gruseln im Vordergrund steht. Bruce Campbell spielt hier, nach Within the Woods, zum zweiten Mal den Charakter Ash und wirkt in Tanz der Teufel eher wie ein schüchterner, introvertierter Nebencharakter - ganz und gar nicht so, wie wir ihn heute kennen. Und das ist der springende Punkt. Es ist so, als würde die Geburtsstunde der wahren Evil Dead-Filmreihe, mit ihren Kubikmetern an falschem Blut, fliegenden Augen, Kettensägenhänden und kichernden Dämonen, erst mit Tanz der Teufel 2 - Jetzt wird noch mehr getanzt richtig eingeläutet werden. Erst dort begrüßt Ash das Element der Komik mit offenen Armen und verwandelt sich vom schüchternen Jungen in einen hartgesottenen Dämonenjäger. Genau wie ihr Hauptcharakter unterzieht sich die Filmreihe einer kompletten Wandlung, doch erreicht diese erst im zweiten Sequel, Armee der Finsternis, ihren Höhepunkt.

Armee der Finsternis

Worum geht es in Armee der Finsternis?

In Armee der Finsternis reist Ash nach den Ereignissen in Evil Dead 2 in der Zeit zurück und landet im tiefsten Mittelalter, genauer gesagt in England des 14. Jahrhunderts. Dort wird er von den Männern des Königs gefangen genommen und soll zum Tode verurteilt werden. Schnell jedoch erkennen die Burgbewohner, dass Ash kein normaler Zeitgenosse ist und senden ihn auf eine Mission: Er muss das Necronomicon finden, bevor eine Armee der Finsternis entfesselt wird. Auf seine sehr spezielle Art und Weise nimmt Ash den Kampf mit dem Dämonenkönig auf und zeigt ihm, was die Moderne so alles mit sich bringt.

Was macht Armee der Finsternis so besonders?

Während Tanz der Teufel noch ein "wahrer" Horrorfilm ist, setzt Tanz der Teufel 2 eher auf Splatter und Comedy. Trotzdem spielen sich die Ereignisse im Sequel wieder in der altbekannten Hütte im Wald ab und natürlich - wann sonst - zum Großteil nachts. Bestimmte Tropen des Horror-Genres werden damit weiterhin eingehalten, auch wenn sie vom Trash-Format des Films untergraben werden. Doch da geht noch mehr. Dies beweist dann endlich Armee der Finsternis, in dem es zur völligen Auflösung des Horror-Genres kommt und nicht nur der Horror-, sondern auch der Historienfilm durch den Kakao gezogen werden. Schnell stellt sich die Frage, ob es noch übertriebener geht.

Wir sehen Ash in einem mittelalterlichen Folterinstrument, vor ihm humpelt ein stöhnender Ritter, hinter ihm trottet ein rothaariger Schotte. "Mein Name ist Ash und ich bin ein Sklave. Wenn ich mich nicht irre, ist es 1300 nach Christus und ich werde zu Tode gezerrt." Der Name Renaissance Pictures erscheint auf dem Bildschirm und spätestens jetzt sollte der Zuschauer wissen, dass ihn nichts auf diese Filmerfahrung hätte vorbereiten können. Es kommt alles auf einmal: falsche, britische Akzente, ein wunderschönes Burgfräulein, ein zweiter, untoter Ash, eine Armee aus Toten - die Liste ist endlos. Es hat ganz den Anschein, als versuchten die Macher des Films, dem schon hyperbolischen Tanz der Teufel 2 noch einen daraufzusetzen, indem man den Protagonisten Ash nicht nur mit lustigen One-Linern ausstattete, sondern gleich ins Mittelalter katapultierte. Der Film beruht fast ausschließlich auf Slapstick, Splatter und Action - nicht, dass ich mich beschweren würde.

Armee der Finsternis mit Bruce Campbell

Die Evil Dead-Filmreihe findet mit Armee der Finsternis einen gelungenen Höhepunkt und scheint hier ihre wahre, verselbstständigte Form gefunden zu haben, die danach den Werdegang und das Image von Ash & Co. bestimmte. Dass sich das Format dieses lachhaften, überhöhten Horrors durchsetzen konnte, beweist die Tatsache, dass der Kettensägen-schwingende Ash nach 37 Jahren immer noch unterwegs ist, wenn auch nicht auf der großen Leinwand. 3 Staffeln lang konnten wir das blutige Spektakel nämlich auf dem heimischen Bildschirm verfolgen und zwar mit der Serie Ash vs Evil Dead, deren baldiges Ende kürzlich bekanntgegeben wurde. Doch, wie Ash, werfen wir vorerst einen Blick in die Vergangenheit - wenn auch nicht gleich bis ins Jahr 1300. Uns reicht nämlich erstmal der deutsche Filmstart von Armee der Finsternis am 22.04.1993.

Was haltet ihr von Armee der Finsternis und seiner Position im Evil Dead-Franchise?

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