"Ionesco trifft auf Jim Thompson", fasst es J. Hoberman in seiner Kritik zu Aurora zusammen. Denn obwohl Cristi Puiu in seinem 2010er Film die Geschichte eines Mörders erzählt, sollten Zuschauer keinen konventionellen Thriller erwarten. Die Hauptrolle in dem 175 Minuten langen Film des neuen rumänischen Kinos spielt der Regisseur gleich selbst, was die Abläufe in unserem eigenwilligen heutigen TV-Tipp nicht unbedingt transparenter gestaltet.
Puiu spielt Viorel, der nach seiner Scheidung den verantwortlichen Notar und eine anwesende Frau ermordet. Dabei bleibt es nicht, als Viorel durch Bukarest streunt und weitere Morde vorbereitet. Deutlich schwerer zugänglich als Puius Meisterwerk Der Tod des Herrn Lazarescu von 2005, beweist Aurora trotzdem Puius einmalige wie kompromisslose Stellung innerhalb der sogenannten Neuen Welle des rumänischen Kinos, der beispielsweise auch 4 Monate, 3 Wochen, 2 Tage und Police, Adjective zugezählt werden. In seiner Kritik bei der Village Voice beschreibt J. Hoberman die beobachtende Haltung des Films, der seinen ausdruckslosen Hauptdarsteller ohne konventionelle formale oder narrative Einführungen durch die rumänische Hauptstadt verfolgt: "Der Film ist weniger eine psychologische Fallstudie als vielmehr eine philosophische Abhandlung - oder besser, er ist eine Fallstudie als philosophische Abhandlung." Heute Abend läuft Aurora bei 3sat.
Heute im TV: Aurora (2010)
Sender: 3sat
Zeit: 22:25 Uhr