Robin Wright spielt Pippa Lee, eine Frau in mittleren Jahren, die glücklich verheiratet mit ihrem 30 Jahre älteren Ehemann (Alan Arkin) ist. Ihre Kinder sind erwachsen, ihr Mann fast 80 Jahre alt und so zieht die noch immer schöne Pippa aus New York in ein komfortables Rentnerparadies in Connecticut. Obgleich Pippas Leben in sämtlichen Aspekten “perfekt” zu sein scheint, rebelliert etwas in ihr gegen diese Welt. Pippa war nicht immer die gut situierte, glückliche Hausfrau. In frühen Jahren nahm sie Drogen, war sie aufmüpfig, feierte sie Parties und ging ganz und gar nicht unschuldig in die Ehe. Langsam kehren die jugendlichen Muster zurück: Sie beginnt wieder zu rauchen und interessiert sich für einen jüngeren Mann.
Keanu Reeves, Maria Bello, Monica Bellucci, Winona Ryder und Julianne Moore sind in Nebenrollen in Pippa Lee zu sehen, Millers dritten Regiewerk. Für Keanu Reeves könnte dies die Chance bedeuten, wieder von den Kritikern ernst genommen zu werden, nachdem er zuletzt in Der Tag, an dem die Erde stillstand Hiebe einstecken musste. Als Ehefrau von Daniel Day-Lewis, mit dem sie zurückgezogen in Irland lebt und als Tochter des renommierten Dramaturgen Arthur Miller und der Fotografin Inge Morath (die Miller bei einem Fotoshooting seiner vorherigen Ehefrau Marilyn Monroe kennenlernte), erlebt Rebecca Miller die Diskrepanz zwischen rebellischem Künstlerleben und Bourgeoisie in eigener Anschauung.
Miller schrieb den Roman, anschließend das Drehbuch und verfilmt die Geschichte der Frau in Midlife-Crisis nun selbst. Ob Miller die Gratwanderung gelingt, eine Frau zwischen äußerer und innerer Hülle zu porträtieren, erfahrt ihr wahrscheinlich im Sommer, wenn der Film ins Kino kommt (allerdings ist noch kein deutscher Starttermin bekannt). Rebecca Miller ist es zuzutrauen, mit Pippa Lee ein künstlerisch anspruchvolles Werk vorzulegen. Nach einem Studium der Malerei arbeitete sie als Schauspielerin in den USA, inszenierte Theaterstücke ihres Vaters und verfilmte ihre ersten Kurzfilme. 2005 war sie zum ersten Mal auf der Berlinale mit The Ballad of Jack and Rose zu sehen, 2008 erschien ihr erster Roman Pippa Lee auf deutsch im Fischer Verlag.
In einem Interview in der Welt erklärte Miller im vergangenen Jahr ihr Interesse an der Figur der Pippa Lee: “Als ich aufwuchs, kannte ich ein paar solcher Frauen. Nicht, dass meine Mutter eine von ihnen gewesen wäre, aber dennoch schaffte sie ein schönes Zuhause, kümmerte sich um alles Gesellschaftliche und kochte und machte das Leben schön. Es ist fast, als ermögliche man ein Künstlerleben. Diese Frauen schaffen ein ganzes Universum um einen Mann herum, der ohne sie in einem kalten Studio bibbern würde. Das wird unterbewertet. Frauen schauen heute darauf herab und sagen: Na ja, eigentlich tut sie ja gar nichts. Aber auch diese Frauen tun etwas – sie schaffen eine ganze Welt. Sie sind eine aussterbende Art.”
Pippa Lee feierte gestern abend auf der Berlinale seine Premiere.