Beste Regisseure aller Zeiten - Platz 1: Christopher Nolan

31.05.2017 - 09:00 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Der beste Regisseur aller Zeiten - Platz 1: Christopher Nolan
Warner Bros.
Der beste Regisseur aller Zeiten - Platz 1: Christopher Nolan
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Christopher Nolan ist auf Platz 1 der 250 besten Regisseur aller Zeiten - und das vollkommen zu Recht. Nolans Art, Blockbuster zu organisieren, überfliegt die Möglichkeiten des aktuellen Pop-Kinos.

Die zurückliegende Liste der 250 besten Regisseure aller Zeiten war keine des Konsens. Sie brüskierte, verschmähte, sie verblüffte, sie erboste. Papst wird am Ende aber der, auf den sich alle einigen können. Dass diese Liste mit ihren bestimmten Maßstäben am Ende Christopher Nolan als Sieger hervorbringen sollte, nun, es war zu erwarten. Moviepilot liebt Christopher Nolan, es war ein Heimspiel. Wahrscheinlich aber hätte Nolan auch unter anderen Wettbewerbsvoraussetzungen und auf anderen Spielfeldern gewonnen. Er ist der unter Filmfans populärste Filmemacher, weil er dem Pop (seine Filme sind zweifellos Pop) das Infantile so erfolgreich ferngehalten hat wie kein anderer Blockbuster-Regisseur der Gegenwart, ausgenommen vielleicht Steven Spielberg, aber der macht ja eigentlich auch keine Blockbuster mehr. Nolan arbeitet tief im Geflecht des Mainstreams und gegen die Zwänge der Studios. Die liegen ihm zu Füßen, obwohl Nolans Filmen noch immer die widerspenstigen Wurzeln seiner harten Independent-Schule anzumerken sind, er trug sie hinein in den Mainstream wie ein trojanisches Pferd. Der Mann, der den Blockbuster rebootete, wurde Nolan 2014 genannt , während ähnliche Einführungsversuche wie die von Josh Trank (Chronicle - Wozu bist du fähig?Fantastic 4) oder Marc Webb (500 Days of SummerThe Amazing Spider-Man) scheiterten.

Nur weil die Erfahrung nicht großartig ist, gehen die Leute nicht ins Kino.

Christopher Nolan versteht es bis heute, sich seine ambitionierten Sujets und Ideen zu erhalten und sie mit dicken Etats einkleiden zu lassen, wie sie sonst nur Franchise-Produktionen genießen. Er ließ sich sein scharfes Regisseur-Profil nicht verwischen, er bezahlte die Budgets nicht mit Kompromissen. Nolan behält die Disziplin und den Willen bei, etwas Großes für sein Publikum zu schaffen. Diese Ambition duldet Nachlässigkeiten in den Feinheiten. Aber sein Genie hat Nolan durchaus eine gewisse Narrenfreiheit beschert. Das Weglassen wichtiger Details wird einem wie ihm als Eleganz, nicht als Mangel ausgelegt. Die schluffigen Erklärungsstrecken, die mit den Jahren und den komplexer werdenden Stoffen zahlreicher und länger geworden sind, werden zu Recht kritisiert.

Interstellar

Aber dafür nehmen seine Werke auch an Schauwerten zu. Die Andock-Szene in Interstellar ist von einmaliger Schönheit, der ganze Film eine haptische Kopfnuss, was auch daran liegt, dass Christopher Nolan seine Budgets nicht für klebriges CGI verbuttert, sondern für Sets. Die Produktionsprozesse organisiert er wie ein Ballett, loben Studiobosse Nolans Effizienz. Er lässt sich bei einer Multi-Millionen-Dollar-Produktion den Kostendruck einer 10.000 Pfund-Produktion spüren, ohne sich von ihm auspressen zu lassen. Er sei ein Mann auf einer Mission, sagt der Neue im Nolan-Club, Hoyte Van Hoytema, der ihm die Andock-Szene drehte, während Hans Zimmer mit seinen Orgeln zerebrale Genusszentren umgrub.

Christopher Nolans Filme richten sich an ein Publikum, das überwältigt, nicht unterhalten werden will. Die Überwältigung, das versteht Nolan, verlangt die vollständige Einnahme des Zuschauers, also auch das isolierende Habitat des Kinos selbst, möglichst in seiner traditionellen Ursprungsform, weshalb er die Digitalisierung des Kinos verabscheut . Das Publikum soll das Kino, den Film und die Geschichte lieben. Das erfordert eine musische Gegenleistung.

Memento

Following mit seinem strengen Look, dem gescheitelten Schwarzweiß und dem hölzernen Noir-Plot zeigt Nolans unbedingtes Interesse an avantgardistischen literarischen und filmischen Konzepten. Seine Skripte sind listig, bluffen und zerhacken die Kontinuität auch in späteren Filmen mit Rückblenden, die Figuren durchscheint die Neugierde des Auteurs. Das verkompliziert das Eintauchen in die erschaffene Welt und missfällt Major Studios eigentlich. Viel erträglicher war in der Hinsicht auch Memento nicht, der einen Plot, dem der Zuschauer folgen könnte, und Charaktere, mit denen er sympathisieren möchte, schlicht wegließ - und dennoch so genussreich ist. Wie alle darauffolgenden Filme belastet Memento mehrere direkt übereinander geschobene Rezeptionsstufen, die wir einzeln oder allesamt gleichzeitig erklimmen können. Memento faszinierte als Hirnwindungen krümmender Sudokufilm und diskutierte dabei wirklichkeitskonstruierende Fragen. Prestige - Die Meister der Magie ist genauso fordernd wie Memento, aber viel teurer, amüsanter und profitabler.

Die Geschichte als Struktur, ob rückwärts, geradlinig, non-linear, ummantelt bei Nolan immer noch den größeren Gedanken, ein tieferes Etwas. Dieser Wille um Komplexität gibt seinen Blockbustern jene Tiefe, die dem gegenwärtigen Blockbuster-Kino fehlt. Nach Insomnia - Schlaflos, der Christopher Nolan vor allem den Umgang mit großen Stars lehrte, winkte ihm der erste Blockbuster-Vertrag. Den Zuschlag hatte er nach 15 Minuten in der Tasche und überzeugte Michael Caine daraufhin in dessen Wohnzimmer, in Batman Begins einen Comic-Butler zu spielen. Nolan stieg 2004 in den Comic-Zug ein, als die Verwertungsansätze hier noch relativ unerschlossen waren. Marvel und Disney hatten mit ihrem MCU noch keine Sprache etabliert, die eine Comic-Verfilmung so amüsant macht wie den Besuch eines Freizeitparks, und nicht aufwühlend wie eine The Dark Knight Rises-Erfahrung, diesen wahnsinnigen Endpunkt der Batman-Trilogie, die Nolan noch keiner nachmachen konnte. Nolan produziert gegen den Markt - und so für ihn. Sein Stil ist akzeptiert, allerdings als Ausnahme und Exzellenz. Einen zweiten Nolan, wenn es den gibt, kann das derzeitige Franchise-System im US-Kino nicht tragen.

The Dark Knight Rises

Sein Blockbuster-Ballet verkörpert das einsame Ideal der Postmoderne: die Verschränkung von Hoch- und Popkultur, oder anders: die Emanzipation des Blockbusters in Zeiten der Infantilisierung des Kinos. Christopher Nolan will großes Kino machen, für das Publikum und für die Kunst.

Ich habe immer geglaubt, dass, wenn du versuchst, einen großen Film zu machen, keinen guten Film, einen großartigen Film, dann musst du Risiken eingehen. Wenn du einen Film namens Interstellar machst, muss er extrem ambitioniert sein. Du drängst in alle möglichen Richtungen. Nicht um seiner Selbst willen, aber weil du weißt, wenn du dem Kanon etwas hinzufügen willst, wenn du dem Versprechen des Titels und dem Ausmaß des Titels Rechnung tragen willst, musst du in diese Gegenden vordringen.

Was sagt ihr zu den Filmen des Christopher Nolan und zu seinem 1. Platz unter den Top 250 der besten Regisseure aller Zeiten?

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