Charismatischer George Clooney in Venedig gefeiert

01.09.2011 - 10:27 Uhr
In The Ides of March kandidiert George Clooney als Präsident der USA
TOBIS
In The Ides of March kandidiert George Clooney als Präsident der USA
8
5
Gestern wurde das Filmfestival Venedig zum zweiten Mal von George Clooney eröffnet. Bereits vor drei Jahren präsentierte er mit Burn After Reading den Eröffnungsfilm, dieses Jahr hat The Ides of March das Festival eingeleitet.

The Ides of March – Tage des Verrats, zu deutsch “Die Iden des März”, spielt auf den Mord Cäsars durch seinen Zögling Brutus an. Und so spielt auch der Film von George Clooney, für den er das Drehbuch geschrieben, Regie geführt und selbst vor der Kamera gestanden hat, in der Politik. Doch es ist nicht der demokratische Präsidentschaftskandidat Morris (George Clooney selbst), der im Mittelpunkt der Geschichte steht, sondern sein junger Pressechef Stephen Meyers, gespielt von Ryan Gosling. Der muss sich im Laufe des Films entscheiden, ob er seinen Idealen treu bleiben, oder den nicht immer moralisch integeren Weg des Erfolgs beschreiten will.

Das Publikum feierte nicht nur George Clooney selbst, dessen Auftritt auf dem roten Teppich natürlich einen fulminanter Auftakt für das 68. Filmfestival Venedig darstellte, sondern auch sein viertes Regiewerk The Ides of March – Tage des Verrats. „Einen gelungeneren und im besten Sinn moderneren Auftakt hätte es kaum geben können", schreibt Anke Westphal für die Berliner Zeitung. George Clooneys Film führe über bisherige Politdramen hinaus, so die Kritikerin, “indem er das Getriebe des politischen Betriebs auf eine Art freilegt, die faktisch und dabei doch so universell ist, dass es Leute wie Bill Clinton nachhaltig irritieren dürfte. (…) Die kalte Pragmatik, mit der die Figuren ihre Zwecke superorganisiert verfolgen, lässt einen als Zuschauer atem- und fassungslos.” Auch Peter Zander (Die Welt) sieht in The Ides of March – Tage des Verrats eine gekonnte Darstellung politischer Vorgänge: “Politische Inszenierungen und Machtmechanismen werden so in einfache, aber bleibende Bilder gebrannt.” Auch sei es “eine Lust”, George Clooney dabei zu beobachten, “wie er als Regisseur immer besser, immer stilsicherer” werde.

Voll des Lobes waren die Kritiker auch für die Schauspieler. Christoph Huber (Die Presse) beschreibt The Ides of March – Tage des Verrats als „durchwegs gut gespielt (insbesondere von Philip Seymour Hoffman und Paul Giamatti als Wahlkampfleiter in gegnerischen Lagern) und kompetent inszeniert“. Für Frédéric Jaeger von critic.de ist es aber gerade das Schauspiel von Hautpdarsteller Ryan Gosling, das die Defizite des Regisseurs offenbart: „Es ist ein Glück für Clooney, dass er für seinen Film Gosling verpflichten konnte. Doch an seinem Spiel, das gerne Ambivalenzen auslotet, das Zerbrechliche und das Naive mit dem Arroganten und dem Verzweifelten verbindet, lässt sich auch recht deutlich ablesen, was dem Regisseur Clooney im Vergleich zu anderen fehlt.“ George Clooney geriere sich mehr denn je als Message-Filmer, so der Filmkritiker weiter. Die Figuren blieben „reine Vektoren, die eine Storyentwicklung bedingen, aber kaum über sie hinausweisen, außer eben auf die Message.“

Dennoch kommt Günter H. Jekubzik auf seinem Blog zu dem positiven Schluss: „Wäre dieses Filmfestival ein politisches Wettrennen, die Gegner hätten durch den Auftakt von George Clooney eine schmerzliche Niederlage erlitten und würden in den Meinungsumfragen weit hinten liegen.“

Das klingt doch viel versprechend. Vielleicht hat George Clooney ja Chancen auf eine der Venedig-Trophäen. Mein persönlicher Schluss aus der Vielzahl an Kritiken ist, dass es sich bei The Ides of March – Tage des Verrats um einen gut gespielten und durchaus spannenden Film handelt, der (unmoralische) Machenschaften in der Politik zwar gekonnt aufzeigt, teilweise aber in seiner Analyse zu sehr an der Oberfläche bleibt. Ab dem 22.Dezember 2011 könnt ihr euch übrigens selbst ein Bild machen, dann dann kommt der Polit-Thriller in unsere Kinos.

Wie stehen eurer Meinung nach die Chancen von The Ides of March beim Festival?

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News